
Anmerkung: Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug mit wichtigen Details, der für eine Internet-Fassung auf slashCAM umgeschrieben wurde. Den kompletten 40-seitigen Bericht (ohne Anhang) wird es in Kürze auf der Internetseite von CoM .production zu lesen geben. Ein Link wird folgen. Es handelt sich um einen Bericht über die komplette Preproduktion (Vorplanung) des Filmprojektes und damit verbundene Schwierigkeiten am Drehort. PS - Es handelt sich oben nicht um das original Filmplakat...
// von Constantin Müller //
Bei Via Herculaneum handelt es sich um ein Filmprojekt von jungen Filmemachern über den
Vesuvausbruch 79 n. Chr. Eine ganz besondere Herausforderung!
Die Idee fällt wie aus heiterem Himmel, setzt sich in einem Kopf fest, und wenn sie gut ist, dann beginnt man zu träumen. Man arbeitet kreativ und überlegt, wie man seine Idee umsetzen könnte. Ich bin der Meinung, ein Traum darf größer sein, als man es in Realität umsetzen kann. Natürlich muss man dabei in einem gewissen Maße auf dem Boden bleiben; aber nur so kann man sich selbst übertreffen. Ich habe meinen Traum als eine Aufgabe gesehen. Eine Aufgabe, die ich überwinden wollte: Ich habe mit 17 Jahren davon geträumt, endlich einen Kurzfilm zu produzieren. Heute bin ich 18 Jahre alt, Schüler am Gymnasium zu St. Katharinen in Oppenheim und habe die Dreharbeiten von „Via Herculaneum“ abgeschlossen, ich befinde mich nun in der Postproduktion.
Der Vesuvausbruch -- Drehbuch und Storyboard
Ich spreche gerne davon, dass ein Film bestimmte Dinge „erlebbar“ machen soll.
Plinius beschreibt in den bisher zwei bekannten Briefen über den Vesuvausbruch von 79 n. Chr. detailliert die Form der Wolke, den Ascheregen und den Tod seines Onkels. Doch Emotionen bleiben, ähnlich eines wissenschaftlichen Bericht, eher außen vor. Doch gerade diese Emotionen sind es, die uns bewegen. Ich wollte aus einem theoretischen Bericht einen emotionsgeladenen, spannenden Kurzfilm produzieren, der die tragischen Tage und Wochen beschreibt, in einer Mischung aus Fiktion und Realität. Er sollte sich abheben von bisherigen Dokumentarfilmen. Der Kurzfilm sollte zwar am 24. August 79 n. Chr. spielen, aber nicht die Realität schildern, sondern die Realität benutzen, als Hintergrund, vor dem die Geschichte stattfinden kann. So standen mir zu Beginn des Filmprojektes enorme Recherchen vor.
Wichtig beim Drehbuchschreiben erscheint mir, nicht an den späteren Film, sondern nur an seine Geschichte zu denken. Man muss vollkommen den späteren organisatorischen Aufwand und auch Gedanken an den eventuellen Erfolg, den man mit dem Film erreichen möchte, außen vor lassen. Nur so kann man frei und kreativ arbeiten. Je mehr Fakten ich durch verschiedene Museumsbesuche, Bücher, lateinische Quellen, von Experten, die sich mit Vulkanausbrüchen oder der damaligen Zeit beschäftigten, oder aus dem Internet bekam, umso mehr Ideen konnte ich aufbauen. Ich konnte zwar viele Fakten im Drehbuch einbringen, jedoch wirkten dadurch die Dialoge sehr aufgesetzt. Wie so oft galt auch hier: „Weniger ist mehr!“ Schließlich war die Überlegung wichtig, über was die Menschen sich damals unterhalten haben und was davon im Film spannen beim Zuschauer ankommt.

Drehortsuche + Preproduction
Ich hatte meine eigene, genaue Vorstellung davon, wie jede Szene im Film aussehen sollte. Die schattige Seitengasse, in der ein Mädchen Liebesbotschaften in eine verdreckte Wand ritzt, der sandige Marktplatz mit vielen Händlerständen oder die äußert prachtvoll verzierten Wände in der Pliniusvilla baute ich in meinem Kopf auf - ein Teil des Träumens. Dass ich von dieser Traumvorstellung früher oder später abkommen musste, war klar. Der Kompromiss, den ich aufgrund der finanziellen Situation eingehen musste, sollte jedoch so klein wie möglich sein.

Kaiser Wilhelm II. interessierte sich für griechische und römische Geschichte sehr, und zu seiner Zeit begann erstmals die wissenschaftlich-archäologische Erforschung diese Zeit. Neben einer Vielzahl an Bodenfunden und sichtbaren Hinterlassenschaften wurden viele Bauwerke rekonstruiert -- dazu zählt das Pompejanum in Aschaffenburg, ein Schloss das im Stil der Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum errichtet wurde, oder auch die Villa Borg. Nachdem ich nach einem viertel Jahr alle Drehorte besucht hatte, erschien mir letztere sehr geeignet, da die Rekonstruktion sehr gut erhalten ist und die Innenräume sehr verschiedenen gestaltet sind. Es gibt prunkvoll eingerichtete Räume, aber auch sehr minimalistisch gehaltene (im Film: Häuser von ärmeren Menschen). Hinzu kam, dass die Innenausstattung im Stil von 79 n. Chr. ebenfalls vorhanden war.

Nachdem ich Frau Dr. Birkenhagen, Leiterin der Villa Borg, Storyboard und Drehbuch, sowie weitere Informationen zur Verfügung gestellt habe, haben wir hier die Drehgenehmigung als Förderung kostenlos erhalten. Wir haben lediglich für Strom und Wasser je 100€ (für zwei Tage) ausgegeben. Selbst das Personal, das von 18 bis 22 Uhr länger in der Villa Borg vor Ort war, arbeitete ehrenamtlich. Uns wurde hier ein eigener, alarmgesicherter Raum für die Schauspieler und Technik, eigene Toiletten, Platz für Maske, große Tische zum Essen und gemütliche Sessel für Pausen zur Verfügung gestellt. In der Therme wurde uns für eine Szene in ein Becken Wasser gefüllt, im kompletten Innen- und Außenbereich hatten wir Starkstromanschlüsse.

Nachdem ich die Drehgenehmigung schriftlich erhalten habe, plante ich weitere Fahrten auf die Villa Borg. Dieses Mal jedoch mit zwei weiteren Mitgliedern aus dem „Via Herculaneum“-Team (Aufnahmeleitung, Kameratechnik, Spezialeffekte). Das Schöne: Wir mussten bis zum Dreh keinen Eintritt bezahlen. Gemeinsam besprachen wir auf der zweistündigen Hinfahrt viele Kameraeinstellungen und Inhalte von Szenen, die dort gedreht werden sollten. Mit einer Kamera haben wir dann bestimmte Positionen fotografiert, um zu wissen, wie sich die Einstellungen im Film machen.
Wir haben uns auch an komplett neue Einstellungen getraut, die im Storyboard so nicht zu sehen sind. Ich musste mir genau den Sonnenstand überlegen, um zu wissen, in welche Richtung wir filmen können, damit wir geeignetes Licht haben. Außerdem habe ich Spezialeffekte eingeplant. Fragen, wie: „Wo soll der Vesuv stehen?“ oder: „Wenn die Sonne rechts von der Kamera steht, wo muss dann die dunkle Rauchwolke hinziehen?“ haben mich beschäftigt. Beim nächsten Besuch haben wir diese Gedanken versucht umzusetzen und sind mit einer Kamera Szenen durchgegangen. So konnte ich mich als Regisseur perfekt auf den Dreh vorbereiten.

Schauspieler
Sowohl in Deutschland, als auch in benachbarten Ländern (Frankreich, Luxemburg, Österreich, Schweiz) suchten wir Schauspieler und Statisten. Ziel war es nicht nur, möglichst viele Bewerbungen zu erhalten, um eine große Auswahl an Schauspielern zu bekommen, sondern auch das Filmprojekt möglichst weit publik zu machen.
Etwa 340 Bewerber wurden in einer Datenbank vorgemerkt. Die 70 Bewerber, die in die engere Auswahl gekommen sind, kontaktiere ich telefonisch, damit sich beide Seiten ein besseres Bild machen konnten. Letztlich habe ich mich für 20 Schauspieler und Statisten entschieden. Sechs Personen rekrutierten sich aus dem Gymnasium. Die größte Freude hatte ich damit, dass mein kleiner Bruder Maximilian sich mit viel Freude dazu bereit erklärte, beim Film mitzuwirken.
Da wir weder Fahrtkostenerstattung noch Gage anbieten konnten, war mir von Anfang an der Service am Schauspieler sehr wichtig. Dazu zählte die komplette Verpflegung an allen Drehtagen am Drehort. Außerdem zählt dazu ein spezieller „Hotelservice“: Durch meine Besuche der Villa Borg konnte ich in der Nähe mehrere Hotels empfehlen, und über ein Sponsoring eines Hotels in der Nähe der Villa Borg konnten unserem Filmteam Zimmer für gerade 50€ p.P. inkl. Frühstück angeboten werden. Die restlichen Kosten übernahm das Hotel. Dieser Service am Schauspieler kostete mich (ohne Maske und ohne Kostüm) 500€.
Das Arbeitsklima am Drehort war für mich sehr wichtig. Jeder Schauspieler sollte trotz starkem
Zeitdruck das Gefühl bekommen, dass ich jederzeit für ihn erreichbar bin. So nahm ich mir in kurzen
Pausen die Zeit, mit Schauspielern besondere Details an ihren Rollen zu besprechen oder gab den
Schauspielern vor jeder Szene genug Zeit, sich in Ruhe in die Rolle einzufinden.
- Eine „goldene Regel“ für Regisseure heißt: „Der Regisseur hat den größten Stress am Set und auf ihm lastet die größte Verantwortung. Trotzdem ist er derjenige, der seinen Stress am wenigsten zeigen darf!“ Während die Techniker im Hintergrund in Hektik arbeiten, geht es also darum, dem Schauspieler ein Umfeld zu bieten, in dem er sich wohlfühlt. Nur so kann der Schauspieler aus sich herausgehen und gute Leistungen abliefern.
Bühnenbild, Requisiten und Kostüme
Um die Stände möglichst authentisch nachbilden zu können, war die Auswahl der Materialien enorm wichtig. So sollte man keinen Nagel sehen, der Hölzer zusammenhält, man durfte ebenso wenig schöne Sonnentücher verwenden, die es in der damaligen Zeit noch gar nicht gab. Mit Hilfe von Hanfseilen wurden die Marktstände aufwendig hergestellt. So konnten auch Nägel problemlos versteckt werden. Damit die Hölzer nicht zu neu erscheinen, haben wir mit Hammer und Meisel die Hölzer an wenigen Stellen gespalten und dann im Freien stehen gelassen. Doch was im Bühnenbild noch fehlte, war alles rund um die Stände herum: Was macht einen Markt „wirklich“ authentisch? Was sind die kleinen Details, auf die es ankommt? ... zum Beispiel Strohballen in der Größe, wie sie damals auf römischen Märkten zu sehen waren, Hölzer, Obstkörbe und sonstige Requisite.


Dass ich mit den Kostümen vor ein größeres Problem gestellt werde, war mir schon seit der ersten Idee für das Filmprojektes klar. Neben dem Bühnenbild ist nämlich hauptsächlich das Kostüm in historischen Filmen ein Detail, das eine Produktion authentisch macht. Daher ist der historische Hintergrund sehr wichtig um genau zu wissen, wie die Kostüme geschnitten werden sollen, welche Stoffe und welche Farben verwendet werden dürfen, aber auch welche Personen welche Kleidungsstücke getragen haben.
Schon durch die bewusste Wahl der Kostüme möchte ich dem Zuschauer eine Geschichte erzählen, sodaß er einen Eindruck der Verhältnisse bekommt, in denen die Person gelebt hat. Wir versuchten besonders intensive Stofffarben (etwa als Rottöne) zu vermeiden und stattdessen natürlichere Farben einzusetzen. Die Sklaven sollten dunkle Stoffe, reiche Personen hingegen helle, gebleichte Stoffe bekommen. Um den Eindruck zu verstärken, verschmutzen wir manche Kostüme mit Sand und Erde vor dem Dreh. Wenige reiche Personen haben außerdem farbige Kostüme bekommen, um sie im Film hervorzuheben.

So ging es bei der Wahl der Stoffe und deren Farben immer um den Eindruck, der beim Zuschauer hervorgerufen wird: Ein greller, roter Streifen auf einer Tunika wird auf einer Theaterbühne viel authentischer wirken, als in einem Film vor einer Kamera. Das liegt unter anderem daran, dass der Betrachter dem Schauspieler im Film deutlich näher kommt, als im Theater, aber auch an der Lichtsetzung und den Farben des Films. Wichtig für die Wahl der Stoffe ist letztlich auch zu wissen, wie die Farbkorrektur im fertigen Film aussehen soll.
Dank günstiger Preise und zusätzlichen Rabatten konnten wir die benötigten Stoffmengen von insgesamt über 2000m² budget-gerecht bei Ikea bekommen. So haben wir für die Stoffe, inklusive Nähgarn und Goldverzierungen lediglich 430€ ausgegeben.
Aus einer riesigen Auswahl an Schuhen konnte mir Herr Zehmisch vom „schauspielfrankfurt“ exakt die passenden Paare aussuchen, die wir zwei Tage vor Drehbeginn abgeholt haben. Durch ein Sponsoring des Theaters bekamen wir über 30 Paare Schuhe für 10 Tage kostenlos auch für den Außenbereich zur Verfügung gestellt.

Maske
„Eine gute Filmmaske darf nicht mehr machen als notwendig, sonst leidet der Ausdruck des Schauspielers. Sie soll das Gesicht der Schauspieler optimal für die Filmaufnahme vorbereiten, und gegebenenfalls Akzente setzen, die der emotionalen Befindlichkeit in der jeweiligen Szene entsprechen, das können Augenringe, Hitze, Ausgezehrtheit, Müdigkeit, Alter, Angst etc. sein.“
(Quelle: www.movie-college.de)
Ann-Christin Klein ist eine international prämierte Friseurin, die uns an einem Tag unseres Filmprojektes unterstützen konnte. Sie kreierte Hochsteckfrisuren, stylte Haare für die Fluchtszene im Film besonders durcheinander, versteckte Haargummis unter Tüchern und achtete zusammen mit Angelika Neiber auf das Gesamtbild der Schauspieler.
Die aufwendigste Arbeit in der Maske war das Modellieren einer blutenden Platzwunde. Der Schauspieler David Mayer saß dafür ca. eine halbe Stunde in der Maske, während ihm verschiedene Schichten aus einem Spezialwachs auf die Stirn aufgetragen wurden. Mit Hilfe verschiedener Instrumente wurde das fertige Wachs auf seiner Stirn so auseinander geklafft, dass es die Form einer Platzwunde hatte.

Seine Hautfarbe konnte man aus verschiedenen Puderfarben mischen und dann auf das Wachs auftragen. Mit einem speziellen Schwamm wurden erst kleine Blutspritzer an Davids Stirn und in seine Haare gemacht, Bluttropfen danach aus der Wunde laufen gelassen. Durch ein kleines Tonstück, das in die Wunde gelegt wurde, wirkte die Maske realistisch.

Für viele Szenen haben wir weinende Menschen gebraucht. Damit Tränen realistischer wirken, ist es vor allem bei Anfängern wichtig, einen „Tränenstift“ einzusetzen. Ein Tränenstift erinnert von Form und Konsistenz an einen Lippenstift, ist aber durchsichtig. Durch das Auftragen unter den Augen reizt der Stift diese leicht und verursacht echte Tränen. Schädlich sind die Inhaltsstoffe nicht. (Mit diesem Stift zeichnet man keine künstlichen Tränen!)
Technik
Die Technikwahl ist ein komplexes Kapitel. Ohne zu sehr in den technischen Bereich (Funktionsweisen von Kameras etc.) einzusteigen, sei nur soviel gesagt: Oft sind es nur kleine Funktionsunterschiede, die in der Praxis einen sehr großen Unterschied ausmachen. Einerseits wollte ich im technischen Bereich mit professionellem Equipment arbeiten, andererseits wollte ich eine Technik haben, mit der ich (Großteils) schon gearbeitet habe und kostengünstig produzieren kann.
So kam für mich nur die digitale Technik in Frage. Ich habe mir verschiedene Kameras angeschaut und mit Kameramännern über diverse Produkte diskutiert, bevor ich mich für ein Gerät von Sony entschied. Die Kamera Z7 hat mich in vielen Bereichen beeindruckt (Farbumfang, Schärfe, Schärfentiefe uvm.), auch lassen sich bei dieser Kamera verschiedene Optiken anbauen. So kann man ein Tele-Objektiv (mit Zoom-Möglichkeit) anbauen, aber für bestimmte Aufnahmen auch ein sehr weitwinkliges Objektiv benutzen.

Da wir in der Dämmerung gefilmt haben, war es wichtig, weitwinklige Objektive zu benutzen, die lichtstärker sind (das bedeutet, dass, aufgrund der Verarbeitung, mehr Licht durch die Linse gelassen wird und der Film danach heller belichtet ist. Je heller ein Film belichtet wurde, umso naturgetreuer sind die Farben.) Verwendet haben wir außerdem einen Kamerakran, eine Steadicam, die wir günstig über den Indycine Kameraverleih in Berlin mieten konnten und ein Schienendolly.


Um die Lichttechnik zu planen, setze ich mich lange vor den Dreharbeiten mit Marcel Sauerwein zusammen. Er betreut gemeinsam mit Herrn Peter Grosz die Lichttechnik am Gymnasium. Da wir vor allem im Außenbereich drehen wollten, waren sehr helle Scheinwerfer nötig.
Scheinwerfer, die man im Theater einsetzt haben ein warmes, rötliches Licht („Kunstlicht“). Das Licht der Sonne entspricht kaltem, weiß-bläulichem Licht („Tageslicht“). Möchte man im Außenbereich filmen, benötigt man eigentlich Tageslichtlampen, mit einer der Sonne ähnlichen Farbtemperatur. Da wir die Scheinwerfer unserer Schule als Unterstützung von Herrn Peter Grosz (Lehrer am Gymnasium zu St. Katharinen) kostenlos benutzen durften, haben wir kostensparend mit Kunstlichtlampen und speziellen Folien gearbeitet.
Wir haben uns für 5 Scheinwerfer entschieden, mit denen wir jede Szene gut ausleuchten konnten. Lichtzubehör, wie Stative und Verlängerungskabel, sowie Dimmer und Reflektoren mussten wir extern mieten. Gemeinsam mit einem Lichttechniker vom ZDF (Charly Braun) ist es mir gelungen, ein Lichtkonzept zu überlegen. Er erklärte detailliert, wir man die Scheinwerfer in den verschiedenen Szenen stellen musste. Leider konnte er aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht am Drehort erscheinen.

Alles in alles beliefen sich die berechneten Technikkosten für diesen Film (und die wichtigsten zwei Drehtage) auf ca. 2000€ -- Kosten, die ich auf keinen Fall zur Verfügung hatte. So gab es nur zwei
Möglichkeiten: Von meinen Traumvorstellungen abzukommen, oder - die für mich attraktivere Möglichkeit - Sponsoren zu suchen; die hier vorgestellte Technik konnte ich schließlich erfolgreich mieten.
Ton und Filmmusik
Wir wollten aus zeitlichen sowie finanziellen auf eine Nachvertonung der Stimmen verzichten. Zudem wäre es für Amateurschauspieler unheimlich schwer gewesen, den Text genauso im Studio wieder zu betonen. So haben wir uns dazu entschieden, den Ton zu „angeln“. Das macht natürlich eine Nachvertonung der Atmosphäre nötig. Dafür werden Töne am Drehort, aber auch in der Natur oder in Städten aufgenommen. Manche Töne erzeugten wir im Studio mit Hilfsmitteln: Etwa mit einer Rassel, Hölzern, Sandsäcken oder einer Flöte. Töne, die wir selbst nicht in hoher Qualität aufzeichnen konnten (z.B. Meeresrauschen), müssen bei speziellen Firmen eingekauft werden.
Neben der Ton-Atmosphäre wird viel intensiver durch Filmmusik eine Stimmung erzeugt. Das machte mir die Arbeit bei der Suche eines Filmmusikkomponisten sehr schwierig. Über Herrn Gernot Klein, einen Musiklehrer am Gymnasium zu St. Katharinen, habe ich den Kontakt zu einem Komponisten herstellen können, der unter anderem viele Coachings für Lehrer angeboten hat. Markus Detterbeck hat aber schon zusammen mit anderen Produzenten für Hollywood Filmmusiken komponiert. Nachdem ich mich über seine Internetseite informiert habe, wusste ich, dass er sich bei seiner Arbeit auf afrikanische Musiken spezialisiert hat. Da auch das Marktleben in Herculaneum afrikanisch angehaucht war, konnte ich meine Vorliebe für diese Art der Filmmusik sofort gewinnen.
Nach langen, vielen Telefonaten und Bereitstellen vieler Informationen konnte ich Markus Detterbeck von einer professionellen Herangehensweise überzeugen. Gemeinsam mit einem Produzenten in München nahm er bereits vorher komponierte Stücke in einem Tonstudio auf. Über bestimmte vertragliche Klausel, die ich unterzeichnen musste, habe ich einen Teil der Rechte an den Filmmusiken. Markus Detterbeck arbeitet für den Helbling Verlag (Rum/ Innsbruck; Esslingen), weswegen ich die Lizenz für eine nichtkommerzielle Nutzung kostenlos erhalten habe. Die komplette Arbeit des Studiobesitzers, der Musiker, des Filmmusikkomponisten war ehrenamtlich. Mir sind durch das aufwendige Produzieren der Filmmusik so keine Kosten entstanden.
Beteiligte Musiker waren:
• Amadou Aziz Kuyateh (Kora),
• Djeli Modou Kouyate (Ballaphon),
• Kotey Niikoi (Trommeln, Flöte, Bass, Gitarren, Vocals),
• Kathrin Werner (Percussion, Kpanlogo),
• David Kojo Acquaye (Vocals),
• Christoph Unterberger (VSL-Programming, Cello)
• Und Markus Detterbeck (Kayboards, Percussion, Vocals, Gesamtleitung)
Bereits bekannte Filmmusiken kann man zur freien Verwendung zusammen mit einer Lizenz und Gema-Rechten (je nach Verwendung) pro Titel bereits für ca. 50€ einkaufen. Wenige Titel haben wir zusätzlich eingekauft. Für dramatische Stellen konnten wir in einem Tonstudio von Matthias König außerdem einzelne Instrumente (etwa ein dramatisches Klavier, eine Geige oder Percussion) selbst aufnehmen.
Tonaussteuerung
Damit die Lautstärke im Film nicht stark schwankt, man Stimmen optimal verstehen kann, sich Bässe gut durchsetzen können und um Akzente zu setzen, ist es nötig, den gesamten Ton (bestehend aus Sprechtext, Atmosphäre, speziellen Geräuschen, Filmmusik) anzupassen. Dazu muss schon am Drehort der Ton in der richtigen Lautstärke aufgenommen werde.

Je nachdem wie man den Ton danach anpassen will, muss man auf verschiedene Dinge achten. Unser Tonspezialist Matthias König hat die komplette Tonplanung für „Via Herculaneum“ am Drehort und in der Postproduktion übernommen. Nach jahrelanger Erfahrung kann er außerdem im eigenen Tonstudio über spezielle Tonfilter, Equalizer, Computer und Software den Ton final mischen.
Über die Unterstützung der genannten Personen habe ich mich sehr gefreut. Mir wurde durch das
Engagement viel Arbeit abgenommen.
Spezialeffekte

Viele Anfänger versuchen Spezialeffekte ohne Zusatzprogramme, mit Hilfe des Schnittprogramms herzustellen. Diese Effekte sind aber meistens vorgefertigt, so dass viele Einstellungsmöglichkeiten fehlen, was im Film sehr einfach wirkt.
Gute Spezialeffekte sind auch in teuren Programmen mit viel Aufwand verbunden. Aber je besser die Aufnahmen geeignet sind, umso weniger Arbeit muss man in der Postproduktion machen. Es gibt bestimmte Feinheiten, auf die man während dem Dreh schon achten sollte. Das betrifft unter anderem die Lichtsetzung. Ein Beispiel im Speziellen: Benutzt man im Greenscreen bereits Punkte, die sich zum „Motiontracken“ (das Erkennen der Bewegung im Spezialprogramm) eignen, hat man weniger Arbeit in der Postproduktion.

Auch hat man die Möglichkeit, in Computerprogrammen 3D-Gebilde zu bauen, in unserem Fall zum Beispiel einen Vesuv oder Rauchwolken. Hat man später dann die richtigen Aufnahmen, tauscht man diese mit den Bildern oder Demoaufnahmen aus und man muss die vorher angefertigten Spezialeffekte nur noch an jede Szene anpassen.
Schon lange Zeit vor Drehbeginn habe ich mir bei Besuchen der Villa Borg genaue Gedanken über die Spezialeffekte gemacht. Nicht nur, wo der Vesuv zu sehen sein muss, wenn rechts im Bild die Sonne zu sehen ist, sondern auch, wo man Spezialeffekte einfach einfügen kann! (Zum Beispiel wenn kein Baum im Hintergrund zu sehen ist.) So kann man ein schnelles Arbeiten ermöglichen. Schließlich ist nach den Dreharbeiten jeder am Film interessiert und man sollte sich nicht für einen Kurzfilm bis zur Präsentation ein ganzes Jahr Zeit lassen.

Besondere Unterstützung...
... bei dem Dreh vom Wasser aus
Die Feuerwehr Hessenaue stellte uns ihr größtes Boot inklusive 3-Mann Besatzung für eine Szene kostenlos zur Verfügung. Es handelt sich um die letzte Szene im Film: Eine arme Frau steht am Wasser, sieht die Schiffe des Plinius auf sie zufahren und schreit um Hilfe – kurz bevor sie von der extrem heißen „pyroklastischen Hitzewelle“ getötet wird.

Damit man im Hintergrund Rauch sieht und die Spezialeffekte perfekt nutzen kann, war es nötig, die Schauspielerin von vorne (vom Wasser aus) zu filmen. Mit dem Feuerwehrboot sind uns Aufnehmen dicht über der Wasseroberfläche gelungen. Eine Fahrt mit dem Boot am Strand vorbei steigerte zusätzlich die Dramaturgie so, wie ich es haben wollte.
... beim Schauspielcoaching
Mit Unterstützung von Herrn Peter Grosz (Lehrer am Gymnasium zu St. Katharinen), der unter anderem das Fach Darstellendes Spiel unterrichtet, aber auch weit vorher als Regisseur aktiv war, ist es gelungen, ein Schauspielercoaching anzubieten. Schauspieler sind speziell zu diesem Termin eine Woche vor Drehbeginn bis zu 2 Stunden angereist. Herr Grosz konnte die wichtigsten Grundlagen für Schauspieler im Film vermitteln. Außerdem konnten wir einige Szenen aus dem Drehbuch vorab besprechen.
Zum persönlichen Kennenlernen der Schauspieler ist ein Coaching vor den Dreharbeiten meiner Meinung nach sehr wichtig. Vor allem dann, wenn die Schauspielersuche nur schriftlich oder telefonisch - also ohne Casting - abgelaufen ist. So können sich beide Seiten aufeinander einstellen, was für ein besseres Arbeiten am Set sorgt.
... bei der Anfahrt
Besonderer Dank gilt auch der Fahrschule Arno Bender. Die Anfahrt mit unserem kompletten Equipment stellte für mich ein organisatorisch sehr großes Problem dar. Selbst unser Hänger für den PKW war deutlich zu klein, um das gesamte Equipment mitnehmen zu können. Arno Bender engagierte sich für uns, verschob Termine und konnte uns einen Anhänger zur Verfügung stellen, der groß genug für das komplette Equipment war. So konnten wir durch sein Engagement das insgesamt 1,9t schwere Equipment (Technik, Marktstände, Requisite, Kostüm, Verpflegung) sicher zum Drehort bringen.
... bei der Schifffahrtsszene
Eine enorm wichtige Szene ist die Schifffahrt des Plinius‘ auf den Vesuv zu (s. Drehbuch).
Ursprünglich planten wir, im „Museum für Antike Schifffahrt“ - unter Leitung von Herrn Bockius - auf einem Schiff „im Trockenen“ zu filmen. Durch aufwendige Spezialeffekte wäre es uns möglich gewesen, das Schiff digital ins Wasser zu setzen. Dafür wäre nicht nur ein enormer Aufwand in der Postproduktion nötig gewesen, sondern auch ein sehr schwieriges Ausleuchten der Szene während der Dreharbeiten. Herr Bockius konnte dann jedoch den Kontakt zum Ruderverein Mainz herstellen, der in der Zeit unserer Dreharbeiten ein römisch-antikes Schiff erwartete. Dieses Schiff sollte im Rahmen „Rudern für Krebs“ am Johannisfest 2008 in Mainz ankommen und gerudert werden. Für unsere Dreharbeiten wurde das Schiff schon einen Tag zuvor (am 21. Juni) zusammen mit 18 Personen des Mainzer Rudervereins gerudert. Diese haben mit viel Freude unsere Kostüme angezogen und engagiert als Statisten mitgespielt. Auch Herr Bockius war am Steg, als das Schiff betreten und der Mast gestellt wurde.

Vielen Dank!
Ich finde, dass diese Art der Unterstützung eine besondere Anerkennung verdient hat. Denn letztlich zählt neben der Organisation in der Preproduktion, viel mehr die Leistung des Teams und das Produkt: Der Kurzfilm „Via Herculaneum“!
Bei Fragen zum Artikel, zum Filmprojekt oder der Veröffentlichung
stehe ich gerne zur Verfügung -- Trailer und Link zur Internetseite folgen.
Kontakt:
Constantin Müller
CoM.production
65468 Trebur
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