Wenn es um das Filmen mit Systemkameras geht, stellt sich für viele Käufer eigentlich immer nur die Frage Canon EOS oder Panasonic GH2. Das will Sony natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schickt mit der NEX-7 einen potenten Mitbewerber ins Rennen...
Hochwertige Anmutung
Wenn man die Sony NEX-7 das erste mal in die Hände bekommt, erlebt man den seltenen Moment, wie “richtig” sich eine Kamera anfühlen kann. Kompakt, aber gleichzeitig massiv. Schwer, aber nicht zu schwer. Die Gelenke (u.a. auch für das Ausklapp-Display) haben praktisch kein Spiel. Kurz eine so wertige Anmutung besitzen wenig Geräte heutzutage.

Externe Bedienelemente
Auch nach dem Einschalten setzt sich die Begeisterung erst einmal fort. Der rechte Daumen kommt bequem an zwei separate Regler für Blende und Belichtungszeit (die in Halbautomatik-Modi auch alternative Funktionen annehmen können). Auch andere wichtige Funktionen (wie z.B. Weißabgleich und Fokus-Umschalter) sind über diverse Rädchen und Knöpfe in Daumennähe durchdacht platziert und schnell erreichbar. So bleibt die Linke Hand immer frei um direkt am Objektiv manuell zu fokussieren oder zu zoomen. Dafür ist kein Modus-Wahlrad vorhanden sondern nur virtuell per Menü erreichbar.
Ein scharfer und elektronischer Sucher wurde ebenfalls verbaut, der durch einen Gesichtsensor recht trickreich ausgelöst wird: Wenn man sich mit dem Auge nähert aktiviert sich der Sucher und das Display schaltet sich aus.
Foto = Video
Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Kamera keinen Modus-Unterschied zwischen Videofilmen und Fotografie kennt. Der Bildausschnitt bleibt folglich praktisch gleich und auch die eingestellten Parameter gelten größtenteils für beide Aufnahmen, solange diese auch im Videomodus unterstützt werden. Einschränkungen gibt es beispielsweise bei der Verstärkung, die im Videomodus nur bis ISO3200 funktioniert. Bei der Konkurrenz ist es dagegen keineswegs üblich, dass man für Filme die gleichen Parameter nutzen kann, wie für den Foto-Modus.
Der Anwender unterscheidet folglich nur durch den entsprechenden Auslöser, ob er filmt oder fotografiert. Der Filmauslöser liegt dabei für unseren Geschmack etwas zu offen unter dem Daumen, dass man eine Aufnahme leicht versehentlich startet, wenn man die Kamera noch nicht gewohnt ist.
Formate und Qualität
Dank des großen Sensors gelingen Aufnahmen mit geringer Tiefenschärfe ohne Probleme, was den Videoclips schnell eine sehr cinematische Wirkung verleiht. Und nicht nur das: Die NEX-7 erlaubt die volle AVCHD-Aufnahme mit 50 Bildern pro Sekunde bei bis zu 28 Mbit und liegt damit mit vielen semiprofessionellen Camcordern auf Augenhöhe. Sogar die bei Sony-Camcordern sonst oft vermissten Eingriffsmöglichkeiten in die Bildcharakteristik sind hier vorhanden. Im so genannten Kreativ-Modus kann man Kontrast, Schärfe und Sättigung kombiniert mit ein paar Basis-Einstellungen mischen. Große Dynamik-Erweiterungen wie mit Canons Picture-Profiles gelingen hiermit zwar nicht, aber denn dennoch erweitern diese den Gestaltungs-Spielraum der Kamera deutlich.
Das Herunterskalieren von 24 Megapixeln des Sensors auf 2 Megapixel für FullHD gelingt der Kamera nur in den progressiven Modi hinreichend gut. Die erzielte Bildschärfe liegt dabei über den Canon EOS Modellen aber noch unter unserer Referenz, der Panasonic GH2. Die Skalierungsartefakte halten sich ebenfalls in akzeptablen Grenzen.
Im Fotomodus bestehen die Fehler natürlich nicht, da hier nicht skaliert wird. Hier liefert die Kamera beeindruckend scharfe Bilder ohne Bildfehler ab. Leider gibt es keine manuelle Tonaussteuerung, womit Sony vielleicht noch ein paar Video-Anwender mehr begeistert hätte.
Aus dem Messlabor
Die gemessene Luminanzauflösung deutet bereits darauf hin, dass die Schärfe der NEX7 unter guten AVCHD-Camcordern liegt.
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Das ISO-Chart wird folglich auch nur mittelmäßig scharf abgebildet, jedoch zeigt es auch kaum störende Skalierungsartefakte.
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Die Farbauflösung verläuft dagegen sogar ruhiger, als bei vielen AVCHD-Modellen von Sony. Der der Farbpegel ist für unseren Geschmack einen Tick zu extrem, aber in der Kamera absenkbar.
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Für das Kitobjektiv bietet das Menü eine optionale Verzeichnungskorrektur, weshalb auch im Weitwinkel kaum Beugungen sichtbar werden.
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Die Kamera bietet in der Werkseinstellung fast ungewohnt kräftige Farben. Diese können aber in weiten Bereichen abgeschwächt werden.
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Die Schwachlichtleistung fällt dagegen bescheiden aus, besonders im direkten Vergleich mit AVCHD-Modellen, die einen viel kleineren Sensor besitzen und zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Dies ist teilweise auf das lichtschwache Kit-Objektiv zurückzuführen.
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Mit handoptimierten Einstellungen wie 1/25 Sekunde und manuellem Weißabgleich wirken die Aufnahmen wie zu erwarten etwas besser.
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Das eingebaute Mikrofon der NEX7 rauscht auf den ersten Blick erstaunlich wenig, bescheidet aber auch sehr deutlich die Höhen.
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Fazit
Die NEX-7 bietet neben solider und gleichzeitig kompakter Verarbeitung manuelle Bedienungsmöglichkeiten, von denen man in dieser Preisklasse bei normalen Sony-Camcordern nur träumen kann. Im progressiven Film-Modus kann die Kamera durchaus gegenüber den aktuellen Konkurrenten aus der Fotowelt bestehen, wobei sie sich in der Schärfe knapp der Panasonic GH2 und in der erzielbaren Dynamik Canons EOS-Modellen geschlagen geben muss. Positiv formuliert spricht für die NEX-7 dass sie schärfer und artefaktfreier als Canon arbeitet und die Panasonic in der haptischen Bedienung schlägt. Dass Sony keine manuelle Tonaussteuerung oder dynamischere Film-Profile zur Verfügung stellt ist schade und verspielt damit auch wichtige Chancen, um in der DSLR-Filmer Community Umsteiger anzulocken.