Eine Weile hat es gedauert, bis die HDR-HC7 von Sony bei uns gelandet ist. Uns interessiert natürlich vor allem, wie sie sich gegenüber der Canon HV20 schlägt, die momentan dieses Preissegment klar dominiert.
Im Gegensatz zu früher hat Sony einfach nicht mehr so leichtes Spiel. Meistens ließ sich der typische Sony-Aufpreis auch durch ein paar exklusive Ausstattungsdetails rechtfertigen. Mittlerweile bietet jedoch Canon in allen Preissegmenten mehr Ausstattung für weniger Geld. Dies ist auch in der 1000 Euro-Klasse mit der HV20 momentan der Fall. Doch Ausstattung ist bekanntlicherweise nicht alles.

Äußerlichkeiten
Nach dem Auspacken wirkt die HC7 auf jeden Fall schon mal etwas massiver als die HV20. Sie liegt auch gut in der Hand, wobei der Kamera-Kontroll-Ring für manuelle Parameter-Einstellungen für unseren Geschmack zu dicht hinter dem Display platziert wurde. Der Daumen der linken Hand muss hierbei stark geknickt werden, um am Display vorbei zu kommen. Leicht gedreht verdeckt das Display sogar den manuellen Auslöseknopf für das Drehrad. Da das Rad unter anderem einen Ersatz für den fehlenden Zoomring darstellt würden wir uns auch etwas mehr fühlbaren Widerstand bei der Bedienung wünschen. Dafür lässt sich das Drehrad nicht nur zur Schärfe-Regulierung, sondern alternativ auch für die Belichtung, Verschlusszeit oder zum Weißabgleich nutzen. Eigentlich eine Spitzenidee, nur in der Umsetzung traut Sony dem Anwender dann doch keine echte Kontrolle zu. Denn um zwischen diesen Funktionen umzuschalten, muss man wieder ins Menü. Schade, denn wenn man von außen schnell zwischen diesen Funktionen umschalten könnte, wäre dies eine manuelle Wohltat gewesen, die in dieser Klasse momentan einzigartig gewesen wäre.

Manuelles im Menü
Wie auch bei anderen Camcordern dieser Klasse gibt es auch ansonsten wenig externe Bedienelemente. An die meisten wichtigen Parameter kommt man nur über das interne Menü. Wer sich dabei einmal an den Touchscreen gewöhnt hat, kann hier immerhin seine Favoriten auf die „Startseite“ legen. Sozusagen, frei belegbare Touchscreen-Tasten. Da sich Belichtungszeit, Blende und Weißabgleich bei dieser Kamera wie erwähnt manuell einstellen lassen, kommt man so immerhin einigermaßen schnell an alle wichtigen Parameter. Allerdings spart sich auch Sony bei der Belichtung aussagekräftige Zahlenwerte und regelt Gain und Blende zusammen, weshalb man als Anwender leider keinen Einfluss auf die Zuschaltung der digitalen Verstärkung hat. Immerhin scheint sich der Gain (im Gegensatz zur HV20) immer erst zuzuschalten, nachdem die Blende ihre maximale Öffnung erreicht hat.
Die Spot-Fokus-Funktion akzeptieren wir mittlerweile als zweitbeste Alternative zu einem echten Fokus-Ring. Einfach am Touchscreen auf das gewünschte Objekt zeigen und schon ist es scharf. Die Kamera dabei ruhig in der Hand zu halten ist jedoch praktisch unmöglich. Eine Shoot-Transition-Funktion, mit der sich Schärfeverlagerungen vorprogrammieren lassen, gibt es bei der HC7 leider nicht. Schade, denn es existiert diese Funktion im Sony Firmware-Baukasten und damit hätte man leicht gegenüber der HV20 punkten können.
Dafür gibt es in den Digitaleffekten sogar eine Cinegamma-Funktion (als Kinomodus getarnt), die allerdings auch die Belichtungszeit auf 1/25s festschraubt und nur sehr moderat in die Farbgebung eingreift. Dennoch eine positive Überraschung, die für manchen vielleicht den 25p-Modus der Canon ausreichend ersetzen kann.
Besonders gut gefallen hat uns die Belichtungskontrolle per Histogramm. Canon bietet diese Funktion nur für Fotoaufnahmen, jedoch macht Sie auch bei Videofilmen durchaus Sinn. Zumal sie mit dem zuschaltbaren Zebra kombinierbar ist.
Audio-Daten
Das interne Mikrofon nimmt „nur“ Stereo auf und ist unter dem Objektiv angebracht, wo es gerne von der stützenden linken Hand überdeckt wird. Dennoch eine bessere Postion, als die vielen nach oben gerichteten Konkurrenten. Für wirklich brauchbaren Ton lässt sich ein externes Mikro (sogar powered) über Miniklinke anschließen. Dieses kann manuell ausgesteuert und über einen ebenfalls anschließbaren Kopfhörer kontrolliert werden. Schön, aber weniger sollte man heute von einer HDV-Kamera über 1000 Euro auch nicht erwarten. Ein zuschaltbares Däpfungsglied konnten wir dagegen nicht ausmachen.
Bildausstattung
Zwar kann die HC7 beim Weitwinkel gegenüber der HV20 ein paar Pünktchen gut machen, doch machen wir uns nichts vor: Auch die gebotenen 40 mm sind für vielen Motive einfach zu wenig. Das ist bestenfalls noch als ausreichend einzustufen und macht einen Weitwinkelkonverter beinahe schon zum Pflichtkauf. Dafür lassen sich Schärfe und Farbsättigung einstellen.
Das neue x.v.colour Modell wird zwar für die wenigsten Anwender heute ein Kaufgrund sein, jedoch muss man Sony für diesen Ansatz ausgesprochen loben. Es handelt sich um einen echten Standard (xvYCC), der endlich die analogen Ausstuereungsreserven für einen erweiterten Farbraum nutzbar zu macht. Zwar kann man die zusätzlichen Farben ohne entsprechende Bildschirme und kompatible Codecs heute nur eingeschränkt nutzen, jedoch ist es lobenswert, diesen offenen Standard schon heute zu unterstützen, und somit erst gar nicht ein Henne-Ei Problem aufkeimen zu lassen. Ein unerwarteter Zug von einer Firma, die eher für ihre Alleingänge bekannt ist.
Bildqualität
Bei der Bildschärfe kommt die HC7 nicht an die HV20 heran und auch bei der Farbauflösung liefert Sony allenfalls Durchschnittliches. Letzteres dürfte auch der Grund für leichte Moires in feinen Strukturen sein. Dennoch wirkt das Bild ziemlich rund, nur eben etwas soft.

Im Lowlight reizt die Kamera aus, was mit Einchip-CMOS momentan möglich ist. HV20 und HC7 liegen hier auf ähnlichem Niveau, wobei bei der HC7 der Rauschfilter etwas aggressiver zu Werke geht. Spürbar bessere LowLight-Eigenschaften gibt’s es erst in der 3000 Euro Liga.
Fazit
In der Verarbeitung, beim Weitwinkel, und eventuell bei der Bedienung kann die Sony HDR-HC7 tatsächlich einen leichten Vorteil gegenüber der Canon HV20 für sich beanspruchen. Dagegen stehen jedoch die etwas bessere Bildqualität der HV20 sowie kleine Zusatzdetails wie 25p-Modus oder Dämpfungsglied auf Canons Habenseite. Wären die Kameras gleich teuer, würden wir für ein Patt plädieren. Bei einem realen Aufpreis von ca. 160 Euro gelingt es Sony dagegen nicht, unseren aktuellen Kauftipp in dieser Preisklasse zu verdrängen. Mehr Weitwinkel, ein Zoomring oder ein paar (frei belegbare) externe Schalter könnten dies bei einem Nachfolgemodell schnell ändern. Allein uns fehlt der Glaube, dass Sony diese Botschaft wohl hört.
zu den technischen Daten und Testbildern der Sony HDR-HC7



















