Vorab wie stets unser Testclip mit Caro, bei dem wir uns neben der Autofokusperformance des neuen Sigma 17-40 F1.8 DC ART an der Sony FX30 auch das Flareverhalten, Fokus Breathing, die 11 Lamellen-Performance und mehr angeschaut haben. Darüber hinaus haben wir auch die neue Gestensteuerung des DJI RS 4 Mini sowie sein Stabilisierungsverhalten in unterschiedlichen Szenarien getestet ...
Sigma Legacy 18-35mm F1.8 DC HSM Art
Wenn wir ein Sigma-Objektiv nennen sollten, das bei Filmern einen quasi schon legendären Ruf besitzt, dann fällt unsere Wahl klar auf das Sigma 18-35mm F1.8 DC HSM Art.

Das vor 13 Jahren vorgestellt lichtstarke Standard-Zoom erfreut sich nach wie vor hoher Beliebtheit – sei es bei S35 Drehs, via Speedbooster an Micro Four Thirds Kameras und mehr. Das Sigma 18-35mm F1.8 DC HSM Art zeichnet sich neben seiner hochwertigen Verarbeitung vor allem durch seine hohe optische Abbildungsleistung aus und hier insbesondere durch sein sehr gutes Auflösungsvermögen bei gleichzeitig hoher Lichtstärke.
Das Sigma 18-35mm F1.8 DC HSM Art hat sich zu DEM Indie-Filmer Objektiv entwickelt, das problemlos auch in professionellen Produktionen eingesetzt werden konnte und für viele Filmer den Einstieg in hochwertige Bildwelten bedeuten hat.
Entsprechend gespannt waren wir auf die Vorstellung des Nachfolgers, den Sigma nun mit dem 17-40mm F1.8 DC ART präsentiert hat und das erstmalig auch als Canon RF-Mount Version (ab August) sowie für Sony E-Mount, L-Mount und X-Mount ab dem 10. Juli erhältlich sein soll.
Sigma 17-40mm F1.8 DC ART: Specs und Handling
Vergleicht man das neue Sigma 17-40mm F1.8 DC ART mit seinem Vorgänger wird schnell klar, dass nan es hier mit einem modernen, für spiegellose Kameras entworfenem Objektivsystem zu tun hat.

Mit von uns gewogenen 520g ist es rund 300g leichter als das Sigma 18-35mm F1.8 DC HSM Art und damit auch deutlich leichter als entsprechende 24-70mm F2.8 Vollformat Zooms. Zwar deckt es auf Vollformat gerechnet nicht ganz den Bereich ab (ca. 25,5-60mm) doch für die meisten Videofilmer dürfte zum einen der Weitwinkel-Bereich sowieso wichtiger sein und wer vom 18-35mm F1.8 DC HSM Art her kommt, kann sich über sowohl mehr Weitwinkel als auch Tele-leistung freuen.
Hinzu kommen die recht kompakten Abmessungen des neuen Sigma 17-40mm F1.8 DC ART, die mit 72.9 mm x 115.9 mm bei 67mm Filterdurchmesser nochmal deutlich komprimierter als der Vorgänger ausfallen. Spürbar wird der APS-C/S35 Größenvorteil auch gegenüber den 24-70mm F2.8 Standardzooms diverser Hersteller. Hier kommt dem Sigma 17-40mm F1.8 DC ART – wie schon beim Vorgänger - auch seine Innenzoom-Konstruktion zu Gute, bei der der Objektivtubus bei der Veränderung der Brennweite nicht herausfährt: Eine Funktion, die gerade auch für den Gimbalbetrieb von Vorteil ist – doch hierzu später mehr.

Die Verarbeitungsqualität bewegt sich beim neuen Sigma 17-40mm F1.8 DC ART erneut auf angenehm hohem Niveau. Der manuelle Fokusring verfügt über eine gute Dämpfung, der Blendenring lässt sich via seitlichem Schalter deklicken und Dank Gummidichtung am Objektivmount sowie weiteren Dichtungen sollten Staub und Näße dem Objektiv wenig anhaben können.
An der Sony FX30 saß das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART wie angegossen – wir konnten hier kein Spiel feststellen – ein weiterer Fingerzeig Richtung hochwertiger Verarbeitung.

Das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART besteht aus 17 Elementen in 11 Gruppen, verfügt über 11 Blendenlamellen und eine Naheinstellgrenze von 28cm. Hinzu kommt das Sigma Super Multi-Layer Coating, das wir uns weiter unten auch nochmal mit Hinblick auf Streulicht/Flares in der Praxis angeschaut haben.
Gute gefallen haben uns die sowohl seitlich als auch oben angebrachten frei programmierbaren Buttons (s. zu unser präferierten Buttonbelegung auch weiter unten).
Damit ist das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART in unsren Augen ziemlich komplett ausgestattet – einzig eine interne, optische Stabilisierung hätten wir noch gerne gesehen, die aber vermutlich das Gewicht und die kompakten Baumaße in die Höhe getrieben hätten. Da wir das Sigma als ziemlich ideales Objektiv für den Gimbaleinsatz sehen und auch dessen kompakten S35 Formfaktor schätzen, relativiert sich das Nichtvorhandensein einer optischen Bildstabilisierung zumindest etwas.
Sigma AF-Performance an der Sony FX30 mit 25, 50 und 100 fps
Wir haben uns die Autofokusperformance des Sigma 17-40mm F1.8 DC ART in unterschiedlichen Szenarien mit unterschiedlichen Frameraten an der Sony FX 30 angeschaut und waren hierbei vor allem auf die AF-Performance bei komplett geöffneter Blende F1.8 gespannt.
Erschwerend kamen hier auch Motive mit starkem Gegenlicht hinzu, die für AF-Systeme häufig eine Herausforderung darstellen.

Bei diesem Shot hatten wir bei komplett geöffneter Blende F1.8 eine starke Gegenlichtsituation mit dem Hauptmotiv im Schatten. Für viele Kamera-Objektiv-Kombinationen eine Herausforderung, die das Sigma an der Sony FX30 problemlos gemeistert hat.
Völlig fehlerfrei hat die Kombination Sigma 17-40mm F1.8 DC ART und Sony FX30 bei 25 und 50p Aufnahmen funktioniert.

Fehlerfrei bedeutet in diesem Zusammenhang, dass kein zweiter Take bei den Aufnahmen notwendig war. Ziemlich beeindruckend stellen hier sowohl die Sony FX30 als auch das Sigma in der E-Mount Version unter Beweis, auf welch hohem Niveau AF-Systeme arbeiten können, die quasi perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Und bei unseren 100p-Aufnahmen hatten wir lediglich eine einzige Aufnahme bei der der AF nicht funktioniert hat – vermutlich weil zu Beginn schon gar nicht Caros Gesicht erkannt wurde. Danach hatten wir auch bei den 100p Aufnahmen eine bemerkenswert hochwertige AF-Performance. Wie gut die Kombination Sigma 17-40mm F1.8 DC ART und Sony FX30 bei 100p arbeitet, sieht man recht gut, wenn man den Clip in dem Caro auf die Kamera zurennt, Frame-für-Frame durchgeht. Hier ist quasi jeder Frame ein Treffer.

Wer also auf der Suche nach einem Video-AF-System mit herausragender Leistung ist, findet in der Kombination Sony FX30 und Sigma 17-40mm F1.8 DC ART ein sehr performantes Setup. Klare Empfehlung von unserer Seite.
Parfokalität
Auch die Parfokalität im manuellen Fokussierbetrieb haben wir uns beim Sigma 17-40mm F1.8 DC ART kurz angeschaut. Hierbei sind wir vor allem an der manuellen Schärfebestimmung im maximalem Telebereich mit anschließender Ausschnittsbestimmung interessiert. Wenn wir aus dem maximalem Tele anschließend in das maximale Weitwinkel zoomen, konnten wir – im Gegensatz zu anderen Tests - keine signifikante Verlagerung der Schärfe feststellen.
Uns persönlich reicht dieses Maß an „Parfokalität“ - wer jedoch ein komplett parfokales Verhalten über alle Brennweiten benötigt, dürfte bei entsprechenden Cine-Zooms fündig werden ...
Streulicht / Flares
Das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART verfügt über Sigmas Super Multi-Layer Coating das vor allem Reflexe und Geisterbilder reduzieren soll. Und diesbezüglich performt das Sigma Objektiv bei unserem Praxistest mit Caro sehr gut.

Wir hatten bei unserem Dreh mehrere recht herausfordernde Gegenlichtmotive bei denen sich das Sigma sehr gut geschlagen hat. Der Motivkontrast verblieb auf einem guten Niveau und Flares waren nur dezent zu sehen.
Entsprechend „cleane Looks“ generieren recht hochwertige Bilder, die sich auch gut als Ausgangsbasis für eine anschließende Bearbeitung eignen. Wer anschließend also noch stärker „Charakter“ digital hinzufügen möchte, sei es durch stärkere Flares, reduzierte Schärfe oder digitale Filmkornemulsionen, findet hier einen guten Startpunkt.
Wer hingegen auf der Suche nach einem Vintage-Look Out-of-the-Box ist, dürfte woanders (aber vor allem im Gebrauchtmarkt) eher fündig werden.
Manueller Fokus und Schalterbelegung mit Sony FX30
Für unser Praxis ein recht wichtiger Punkt bei DSLM-Objektiv Kombinationen ist der Wechsel zwischen Autofokus und manuellem Fokus. Hier hat jeder DSLM-Hersteller eine etwas andere Funktionalität die sich zumeist auch ergonomisch voneinander unterscheidet.

Wenn wir mit Sony-DSLMs unterwegs sind, hat sich in unserer Aufnahmepraxis die Belegung einer seitlichen Objektivtaste mit dem Wechseln zwischen manuellem Fokus und AF bewährt. Voraussetzung hierfür ist, dass eine entsprechende Taste am Objektiv vorhanden ist und diese sich auch frei belegen lässt.
Hier hat Sigma mit dem 17-40mm F1.8 DC ART gute Arbeit geleistet. Wir konnten bei der Sony FX30 problemlos die Tasten am Objektiv mit der Funktion „AF/MF-Aus / Wechsel“ belegen und konnten somit den für uns ergonomisch sehr gut passenden AF/MF Wechsel wie bei Sony Originalobjektiven nutzen.
Lineare manuelle Fokussierung
Ebenfalls zum Thema manuelle Fokussierung gehört für uns die Option diese linear schalten zu können. Mit seiner guten manuellen Dämpfung bringt das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART hier gute Voraussetzungen mit. Allerdings scheitert die lineare Schaltung aktuell an der Sony FX30, da diese leider nicht eine entsprechende Menüoption mit sich bringt.

Man kann sich zwar mit etwas Übung auch an die „beschleunigte“ manuelle Fokussierung gewöhnen doch einfacher und bis zu einem gewissen Grad auch reproduzierbarer fallen für uns lineare „Fokus-Throws“ aus.
Schön zu sehen, dass Sigma beim 17-40mm F1.8 DC ART in der L-Mount Version diese Funktion – bsp. bei Panasonic Kameras unterstützt.
Fokusbreathing
Sony DSLMs verfügen seit geraumer Zeit über eine digitale Fokusbreathing-Korrektur, bei der das Bild minimal vergrössert wird und dann beim Fokussieren entsprechend angeglichen wird. Diese Automatik funktioniert unserer Erfahrung nach mittlerweile recht gut. Und wer mit Objektiven unterwegs ist, die stärker von entsprechendem „Atmen“ betroffen sind, findet hier eine durchaus brauchbare Korrektur.
Allerdings steht die digitale Fokusbreathing Korrektur bei Sony-DSLMs nur bei der Nutzung von Sony Objektiven zur Verfügung. Entsprechend gespannt waren wir auf das Breathing-Verhalten der Sigma Optik. Hierfür haben wir sowohl im Telebereich als auch in Weitwinkel von nah bis unendlich bei stärker geschlossener Blende durchfokussiert.

Im Telebreich konnten wir so gut wie kein Breathing feststellen. Im Weitwinkel atmet das Sigma 17-40mm F1.8 DC ART hingegen etwas deutlicher. Im Hinterkopf sollte man hierbei allerdings behalten, dass man das Breathing deutlich weniger bei offener Blende sieht (die man bei diesem lichtstarken Objektiv für Fokusverlagerungen vermutlich häufiger nutzt und zumindest wir persönlich so gut wie nie den gesamten Fokusbereich durchfokussieren). Von daher stellt für uns das Breathingverhalten von Objektiven meist kein besonders ausschlaggebendes Kriterium dar – doch das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Blendenlamellen (und Sonnensterne)
An dieser Stelle sei – aus gegebenem Anlass - ein kleiner Exkurs zum Thema Blendenlamellen bei Objektiven eingeschoben. Die Anzahl und die Form von Blendenlamellen hat vor allem Einfluss auf zwei Effekte. Die Form des Bokehs und hier insbesondere die Form von Out-of-Focus Lichtern sowie auf die Form von Sonnensternen bei stärker geschlossener Blende.
Lange Zeit galt: Mehr Blendenlamellen erzeugen ein runderes Bokeh bei Out-Of-Focus Lichtern. Und das ist nach wie vor korrekt. Da eine höhere Zahl von Blendenlamellen die Herstellung der Blende jedoch deutlich komplexer und auch fehleranfälliger machen, haben Hersteller nach Wegen gesucht, das als angenhem/hochwertig empfundene Bokeh von vielfachen Blendenlamellen in Blenden nachzubauen, die mit weniger Lamellen auskommen. Entsprechend wurde an der Form der Blendenlamellen selbst gearbeitet. Heute werden meist abgerundete Blendenlamellen verbaut, die einerseits eine möglichst runde Blendenöffnung erzeugen und andererseits mit weniger Lamellen auskommen.
Der andere Effekt auf den Blendenlamellen einen direkten Einfluss haben, sind Sonnensterne bei stärker geschlossener Blende.

Eine gerade Anzahl von Blendenlamellen erzeugen in der Regel Sonnensterne mit der Anzahl an Strahlen wie Blendenlamellen verbaut wurden. Also eine Blende mit 6 Lamellen erzeugt Sonnensterne mit 6 Strahlen. Bei einer ungerade Zahl von Blendenlamellen verdoppelt sich die Anzahl der Sonnenstrahlen.
Sind die Blenden weniger hochwertig gebaut, kann es hier zu wenig akzentuierten Sonnensternen kommen, die mehr wie ein diffuser Lichtklecks um das jeweilige Licht daherkommen. Zudem sind Sonnensterne bei Objektiven mit einer höheren Lamellenanzahl häufig weniger ausgeprägt.
Beim Sigma 17-40mm F1.8 DC ART waren uns beim Dreh mit Caro sowohl gut definierte als auch vielstrahlige Sonnensterne aufgefallen – in unseren Augen ziemlich schick. Wir haben 22 gut definierte Strahlen bei geschlossener Blende beim Sigma 17-40mm F1.8 DC ART gezählt. Und entsprechend verfügt das Sigma auch über 11 gerundete Blendenlamellen. Für uns ein weiterer Fingerzeig in Richtung hochwertige Objektivkonstruktion.
Fazit
Mit dem Sigma 17-40mm F1.8 DC ART stellt Sigma einen modernisierten Nachfolger seines legendären 18-35mm F1.8 DC HSM Art vor, der zahlreiche Neuerungen mit sich bringt: Deutlich kompakteres und leichteres Design, mehr verfügbare Brennweite bei immer noch konstant lichtstarker F1.8, programmmierbare Buttons die wir im Verbund mit der Sony FX30 sehr geschätzt haben, eine deklickbare Blende sowie eine hochwertig gearbeitete 11-Lamellen Blende.
Hinzu kommt eine hervorragende Autofokusperformance mit der Sony FX30, eine insgesamt sehr hochwertige Verarbeitungsqualität, sehr gutes Streulichtverhalten und ein ausgezeichnetes Auflösungsvermögen.
Gerne hätten wir noch eine interne Stabilisierung sowie die Unterstützung der Sony Focus Breathing Korrektur gesehen – aber das hätte andere Kompromisse bei der Bauform und letztlich wohl auch beim Preis bedeutet.
Für uns eine klare Empfehlung zusammen mit der Sony FX30 – eine Kombination die auch spannend für Gimbalaufnahmen sein sollte, was wir uns in Kürze genauer im Verbund mit dem DJI RS 4 Mini als extrem kompaktes Setup anschauen …