Mit der AG-HPX301E führt Panasonic eine ganze Reihe von Premieren in das Line-Up seiner professionellen HD-Camcorder ein: Zum ersten Mal wird auf sog. HDMOS-Sensoren (CMOS-verwandt) gesetzt, der 100 Mbit/s AVC-Intra-Codec findet erstmalig im professionellen Einstiegssegment Verwendung und ebenfalls erstmalig bietet ein AG-Modell keinen Pixelshift sondern Full-Raster HD.

Mit freundlicher Unterstützung von Panasonic Professional fand das Vorserienmodell der AG-HPX301E seinen Weg in die slashCAM Redaktion auf einen Kurz-Besuch. Klar, dass hier kein ausgefeilter Test stattfinden konnte - doch die eine Stunde reichte zumindest für einen kurzen Handling-Eindruck, sowie eine erste, vorläufige Messung in Sachen Lowlight und Schärfe ...

Im Folgenden unsere ersten Eindrücke und Meßwerte - vorbehaltlich eines späteren Tests des Serienmodells.
Ausstattung AG-HPX301E
Wer eine komplette Liste der technischen Daten der AG-HPX301E benötigt, der dürfte auf den Panasonic Professional Seiten hier bzw. beim 20-Seitigen Flyer fündig werden. Wir beschränken uns hier auf die aus unserer Sicht wichtigsten Merkmale:
Herzstück der AG-HPX301E HD Cam stellt der in 1/3-Zoll-Ausführung gehaltene HDMOS-Sensor dar, der auf CMOS-Technologie aufsetzt. Damit ergibt sich bereits ein wichtiges Unterscheidungskriterium zur nächstgrößeren HD-CAM AG-HPX500, die mit CCDs in 2/3 Zoll-Größe ausgestattet ist. Einem kleineren, und da CMOS-verwandt auch günstigerem Chip der HPX301E, steht Panasonics High-End AVC-Intra 100 Codec zur Seite (i. Vgl. dazu: DVCPRO HD bei der HPX500). Als Richtwert der Relation von Bildqualität und Datenrate geht man ca. von doppelter Effizienz von AVC Intra im Vgl. zu DVCPRO HD aus. Will heissen: DVCPRO HD bei 100 Mbit/s bietet ungefähr die gleiche Bildqualität wie AVC Intra bei 50 Mbit/s bei gleichem Bildwandler. Die Optik besteht aus einem Fujinon XT17x4.5BRMK14, 17-fach Zoomobjektiv 4,5 - 77mm F1.6 passend zum 1/3 Zoll Anschluss. Die Kombination Kamera / Optik verfügt über eine speziell für das Fujinon ausgelegte CAC (Chromatic Aberration Compensation). (Und bis auf weiteres scheint es die HPX301E auch nicht als reinen Body zu geben. Das Fujinon ist stets dabei.)
Weiter aufgefallen ist uns die Auslegung auf Multicam-Setups, da die HPX301E über Genlock, sowie TC IN und TC OUT Anschlüsse verfügt. Ebenfalls neu in dieser Preisklasse ist der hintere, mit einer Schraubplatte abgedeckte Schacht, kurz vor der Batterie, der einen Standard-Drahtlos-Empfänger (2-Kanal) aufnehmen kann. Wie bereits die HPX171 verfügt die HPX301E ebenfalls über Panasonics DRS System, sowie über die gleichen 7 Scene-File Setups, die von außen per Drehrad schnell eingestellt und bei Bedarf mit eigenen Presets belegt werden können.

Neu in dieser Camcorder-Klasse, aber ebenfalls bsp. von der HPX171 bekannt ist die USB 2.0 und 6-polige Firewire-Schnittstelle, mit der sich Proxys (nur AG-HPX301E) oder auch die originalen HD-Files auf externe Festplatte oder Memory-Stick überspielen lassen, ohne dass ein Computer dazwischen geschaltet werden muss (Host-Modus). Streamfähig direkt auf Festplatte via Firewire ist DVCPRO HD, 50 und DV Material. Das europäische Modell scheint (i. Ggs zum NTSC-Modell) sowohl mit 50Hz als auch mit 60Hz betrieben werden zu können. Die Proxy-Aufzeichnung benötigt eine zusätzliche Encoder Karte (AJ-YAX800G proxy video encoder), die in einem der 2 P2-Slots untergebracht wird und ein paralleles MPEG4-Encoding mit eingestanztem Timecode (z.B. auf SD-Card) ermöglicht. Wer sehr schnelle Abnahmen vor Ort benötigt, kann diese MPEG4-Proxies versenden und erhält Timecode-genaue Abnahmen zurück (Wer nicht auf zeitkritische Abnahmen angewiesen ist, kann natürlich auch Proxys seiner Aufnahmen selbst per Laptop vor Ort kreieren ohne Encoding-Card) – dies dann jedoch logischer Weise nicht zeitgleich mit der Aufnahme. Die AG-HPX301E verfügt über 2 SDI-OUT. Der LCD-Monitor in 16:9 verfügt über 921.000 Pixel.
Zum Schluß sei noch die 5-Jahres-Garantie von Panasonic erwähnt. Über die 2 gesetzlich vorgeschriebenen Jahre hinaus erhält man bei Registrierung der Cam innerhalb von 30 Tagen nach Kaufdatum noch 3 weitere Jahre mit einer sog. 5-Day-Turn-Arorund-Garantie. Hierbei wird die AG-HPX301E von Panasonic (DHL) vor Ort abgeholt und innerhalb von 5 Werkstagen repariert zurückgebracht. Sollte eine Reparatur innerhalb von 5 Tagen nicht möglich sein, wird ein Ersatzgerät gestellt. Mehr zur 5-Jahresgarantie findet sich hier. (Nach Rücksprache mit Panasonic, weshalb der Sensor nicht in der Garantie inbegriffen sei, heisst es, dass natürlich ein nicht funktionierender Sensor entsprechend repariert werden würde, dass man jedoch keinen neuen CCD erwarten dürfte, wenn bsp. Mal ein Pixel-Fehler auftritt – dieser werde einfach rausgerechnet).
Handling AG-HPX301E
Das Gehäuse macht einen extrem robusten Eindruck und mit seinen knapp 5 Kg stellt der AG-HPX301E das für viele als optimal empfundene Schultergewicht dar: Weder zu schwer noch zu leicht. Das Gehäuse ist flach gehalten und lädt geradezu zu schnellen Wechseln von Schulter auf Stativ und zurück ein. Auch für Über-Kopf-Aufnahmen im News-Bereich lässt sich mit ausgeklapptem Display optimal hantieren. Wir empfanden die Cam mit angeschlossenem Fujinon und kleinem Battery-Pack als minimal kopflastig – es lohnt sich also Gewicht nach hinten zu verteilen in Form von großen Anton-Bauer-Packs oder auch eines Drahtlos-Empfängers. Bedient wird komplett von der linken Seite inklusive P2-Slots und SD-Cards, was das Handling nochmals stark vereinfacht. Die Menue-Navigation ist Panasonic-typisch im Tipptasten-Kreuz angeordnet – glücklicher Weise „richtig herum“ (vergangen die Zeiten der umständlichen HVX200 Navigations-Anordnung). Die Schalter und Tasten orientieren sich an dem, was man von einem ausgewachsenen ENG-Camcorder erwarten darf, mit Kippschaltern für Shutter (geschützt) und Weissabgleich auf der Vorderseite und frei programmierbaren USER-Buttons links vorne über dem Gain-Schalter.

Positiv fiel der hochauflösende LCD-Monitor auf, mit dem Panasonic (endlich) zu Konkurrenz mit knapp 1Mio Bildpunkten aufgeschlossen hat. Zusammen mit Focus-Assist, der den gesamten 16:9 Sucher vergrössert und weiteren Fokussierhilfen in Form des Fokus-Bars sowie entsprechendem Peaking (nicht farbig) gestaltet sich das Scharfstellen zur leichten Übung. Schade, dass Peaking und Schwarz-Weiss-Schaltung des Suchers nicht nach außen geführt sind, sondern über das Menue aktiviert werden müssen.
Die zuschaltbaren Waveform-und Vektorskop-Anzeigen verblüffen hingegen mit extrem kurzen Reaktionszeiten, vergleichbar denen der HPX171. Hier scheint Panasonic sehr gute Arbeit geleistet zu haben. Unser Kurz-Fazit für das Handling lautet: Derzeit das mit Abstand beste Handling in der Klasse bis 10.000 Euro.
Für einige auf den ersten Blick enttäuschend mag der verbaute 1/3-Zoll Chip sein und die Frage stellt sich, weshalb nicht ½ Zoll verbaut wurde. Hauptargument dürften hier preisliche Überlegungen spielen, um den Camcorder unterhalb der magischen 10.000 Euro Grenze platzieren zu können. Zu vermuten steht außerdem, dass ein ½ Zoll Camcorder mit AVC-Intra-Codec Panasonics HPX500 obsolet gemacht hätte. Das 1/3-Zoll Format dürfte trotzdem für eine Reihe von Anwendern von Interesse sein – mehr dazu im Fazit. Rolling-Shutter dürfte theoretisch auch mit dem HDMOS-Sensor ein Thema sein – Tests werden wir hier aber erst mit dem Serienmodell mit finaler Firmware machen. Beim Kurzhandling fiel uns keiner auf – haben wir jedoch auch nicht provoziert.
In Sachen Postproduktions-Workflow liess sich die AG-HPX301 problemlos via USB 2.0 bzw. Firewire mounten und das Material auf den Rechner kopieren. Auch die Umwandlung von AVC-Intra 100 in ProRes 4:2:2 stellte in Final Cut Pro keine Probleme dar. Mit Hilfe des CallibratedQ MXF Plugins für QuickTime (Mac) konnten wir die AVC-Intra MXF-Files auch nativ in QuickTime auf dem Mac problemlos öffnen.
Vorläufige Testergebnisse Testlabor
Wir hatten die Möglichkeit das Vorserienmodell von Panasonics AG-HPX301E kurz mal auf unser Schärfe- und Lowlight-Setup zu halten. Alle Ergebnisse sind wegen der Vorserie VORLÄUFIG.
Hier die Ergebnisse:


In der Schärfe schlägt die Kombination Fujinon 17x4,5 - 77mm F1.6, HD MOS Sensor und AVC-Intra-Codec den bisherigen Schärfe-Star EX1(/EX3).
In Sachen Lowlight bleibt der 1/3 Zoll-Sensor (erwartungsgemäß) hinter den ½ Zoll-Sensoren zurück.


Fazit
In der Klasse bis 10.000 Euro (Netto) stellt die Panasonic AG-HPX301E den derzeit am besten zu bedienenden sowie Anschluß-freudigsten HD-Camcorder dar (Multi-Cam-Setup!). Wer auf der Suche nach einem ENG-HD-Camcorder ist und ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, der sollte sich Panas Neue genauer anschauen. Wir sehen das Einsatzgebiet des Camcorders im entry-professionellen Umfeld recht breit aufgestellt: Auf Grund des relativ geringen Preises und der hochrobusten Ausführung dürfte die AG-HPX301E als ENG- und Event-Arbeitspferd im Verleih eine gute Figur machen. Auch für ENG-Teams, die mit wenig Batterie (nur 18W Aufnahme lt. Panasonic) möglichst weit kommen wollen und für die geringe Schärfentiefe eher hinderlich ist (manuelle Optik!), bietet sich der AG-HPX301E als kostengünstige Ergänzung an (Proxy-Recording, USB-Firewire-Festplatten Backup vor Ort ohne Laptop). Auch im Event-Bereich, wo es Kunden-Gruppen geben soll, die eine „große Kamera“ beeindruckt, dürfte die 301 Abnehmer finden. Im szenischen Independent-Bereich sehen wir sie weniger angesiedelt (DSLR lässt grüßen), da hier größere Sensoren mehr kreatives Potential in Sachen Schärfe zulassen. Mit der AG-HPX301E und der 5-Jahresgarantie mischt Panasonic die Klasse bis 10.000 Euro (UVP: 9.500,-) gehörig durcheinander - vor allem, wenn man auf die angehobenen Preise der Konkurrenz ab 01. April blickt (Bsp. Sony EX3 jetzt UVP: 9.455,- Euro). Eine Entscheidung im 10.000 Euro Segment wird mit dem Eintritt der AG-HPX301E noch schwieriger und sollte sich streng nach dem jeweiligen Einsatzebiet richten. Wir freuen uns schon auf einen ausführlicheren Test des Serienmodells ... vielleicht dann Mal im Greenscreen-Studio.
Die Testbilder und technischen Daten der Panasonic AG-HPX301E in unserer Camcorder-Test-Datenbank - und hier auf englisch
Die Panasonic AG-HPX301E im Vergleich mit der Sony PMW-EX3