Apple hat in den letzten Jahren mit seinen "Silicon" M-Prozessoren aus der eigenen Fertigung den Markt für die mobile Videobearbeitung gehörig aufgemischt. Dank schneller Hardware-Codecs und integrierter Grafik mit Unified Memory flutschen Schnittprogramme wie Resolve selbst auf den günstigsten Modellen schon für viele Anwender ausreichend schnell.
Intel-basierte Laptops haben dagegen immer noch mit einem vergleichsweise langsam angebundenen Hauptspeicher zu kämpfen, der seine Daten vor der Bearbeitung von und zu einer dedizierten Grafikkarte (GPU) schaufeln muss. Liegen die Daten jedoch einmal auf der Grafikkarte, so können dort GPU-Effekte mit noch mehr Rechenleistung verarbeitet werden, als auf den schnellsten MacBook Pros. Je nach Anwendungsfall kann daher ein Windows Laptop bei der Videobearbeitung spürbar schneller, aber auch viel langsamer als ein Mac sein.
Der mobile Traum vieler Medienschaffenden ist aktuell das große 16-Zoll Macbook Pro mit einem M4 Max Prozessor. Hier erhält man -im günstigsten Ausbau mit maximaler CPU/GPU-Performance- für rund 4800 Euro eine 16‑Core CPU, eine 40‑Core GPU mit 17 FP32-TFLOPS sowie 48 GB Ram mit 546 GB/s Speicher-Bandbreite. Allerdings gibt es in diesem Fall "nur" 1 TB SSD internen SSD-Speicher - der für ein Gerät in dieser Preisklasse eher unangemessen wirkt, aber nur ziemlich teuer "nach oben" konfiguriert werden kann. 2TB kosten bei Apple 500 Euro mehr, 4 TB sogar 1250 Euro zusätzlich.
Wer solche Speicher-Aufpreise übertrieben findet, fragt sich wahrscheinlich, ob man mit einem Windows Gerät nicht doch eine vergleichbare Leistung deutlich günstiger erstehen kann. Für eben so einen Vergleich unter Resolve hat uns MSI sein neues 17 Zoll Notebook Vector 17 HX AI (A2XWIG-040) zur Verfügung gestellt, das für 3.500 Euro einen 8P/16E -Kern Intel Core Ultra 9 Prozessor 275HX, 32 GB DDR5-5600 RAM, sowie eine 2TB SSD bietet.

Das MSI Vector 17 HX AI A2XWIG-040
Die aufregendste Innerei für unseren Test ist jedoch die verbaute NVIDIA GeForce RTX 5080 Laptop GPU mit 16 GB GDDR7 VRAM Grafikspeicher. Diese bietet auf dem Papier 23 TFLOPS FP32 Rechenleistung und somit schon deutlich mehr als die 17 TFlops des M4 Max Prozessors. Und auch der angebundene DDR7 Grafikkartenspeicher ist mit fast 900 GB/s rund doppelt so schnell wie Apples mobiles Flaggschiff.
Besondere Ausstattungsdetails
Das MSI Vector 17 wiegt rund 3 kg inklusive Akku - das zugehörige 330W Netzteil beansprucht mit Kabeln noch fast ein zusätzliches Kilogramm in der Reisetasche. Dafür bekommt man bei den Innereien auch aktuelle Hochleistungshardware sowie zeitgemäße Anschlüsse geboten. Unter anderem sind dies:
- 17 Zoll 16:10, 240 Hz, Anti-Glare Display mit QHD+ Auflösung (2.560 x 1.600 Pixel) bei nahezu 100% DCI-P3 Abdeckung,
- 1x HDMI 2.1 (4K/120 Hz, 8K/60 Hz), sowie 2x DisplayPort via Thunderbolt 5,
- 4 USB-Ports von denen zwei als Thunderbolt 5 fähig ausgegeben werden, sowie
- 2,5 GBit/s Wlan Wifi 7 und Bluetooth 5.4

Gegenüber Apple ist die Erweiterbarkeit des MSI-Rechners ein Traum: Der Hauptspeicher ist nur gesteckt und kann über die zwei CSO-/SO-DIMM Speicher Slots auf bis zu 96 GB eigenhändig erweitert werden. Leider kann man dafür die bereits verbauten 32 GB DDR5-5600 (2x 16 GB Dual-Channel) dann nicht mehr weiter nutzen. Außerdem gibt es gleich zwei interne SSD-Steckplätze (1x M.2 PCIe 5.0 x4, 1x M.2 PCIe 4.0 x4), von denen nur einer mit einer 2TB SSD belegt war. Hier kann man also problemlos noch bis zu 8 relativ günstige Terabyte hinzufügen, ohne die vorhandenen 2 TB aufgeben und das System neu aufsetzen zu müssen.
Eine zusätzliche, schnelle 8TB SSD ist aktuell unter 600 Euro zu erstehen und würde so den internen Gesamtspeicher des MSI Laptops auf 10 TB erhöhen. Bei Apple kostet der Aufpreis auf interne 8TB mit 2750 Euro dagegen schon fast so viel, wie die komplette hier getestete MSI Konfiguration.
Auch wenn es eigentlich nicht sinnvoll ist, einen Kartenleser fest zu verbauen, freuen wir uns immer wieder, wenn man keinen externen Reader anschließen muss. Der im Vector 17 verbaute SD-Kartenleser unterstützt SD Express und liefert in unserem Test sehr gute Datenraten über 200 MB/s, was ein angenehmes Arbeiten mit entsprechend schnellen SSD-Speicherkarten verspricht:

Und auch die eingebaute SSD ist mit über 4.000 MB/s mehr als ausreichend schnell:

Nvidia RTX 5080 mobile
Erstmals unterstützt Nvidia in der aktuellen GPU-Generation das Dekodieren von 4:2:2 10 Bit Material in Hardware. 10 Bit 4:2:2 Log-Aufnahmen sind wohl aktuell das effizienteste (und meistgenutzte) Format, um mit modernen Kameras Videoaufnahmen für professionelle Nachbearbeitung aufzuzeichnen. Apple unterstützt diese Formate bereits seit Jahren im Hardware-Decoding, doch am PC unter Windows war dies bislang nur mit Intel-CPUs möglich. Wer dagegen in seinem Rechner nur AMD oder Nvidia Komponenten verbaut hatte, musste diese Codecs in Software decodieren – was unnötige Rechenkapazitäten verschlingt und nicht selten in ruckeliger Wiedergabe auf der Timeline resultiert. Außerdem raubt das Decoding per Software natürlich Rechenressourcen, die dann eventuell für weitere Echtzeit-Effekte fehlen.
Clips diverser Kamerahersteller (u.a. von Canon, Panasonic und Sony) ließen sich auf dem MSI Vector 17 unter Resolve ruckelfrei ohne große Prozessorbelastung auf der Timeline scrubben. Da zugleich ein Intel Prozessor verbaut ist, lässt sich die genutzte Decoding-Einheit in Resolve sogar frei wählen.
RAW Speed Test - mobile RTX 5080
Der Blick auf unsere sehr lose gepflegte Vergleichstabelle zeigt die folgenden Werte im Vergleich mit früheres Datenpunkten aus unseren Tests...

... und bringt damit zugleich ein paar interessante Details ans Licht:
Der Intel Core Ultra 9 Prozessor 275HX performt in der reinen Blackmagic RAW Decoding Leistung als CPU hervorragend. Er schiebt damit fast an die Spitze beim CPU-Decoding - einzig der aktuelle M3 Ultra Prozessor bleibt noch deutlich vor ihm.
Auch die verbaute mobile RTX 5080 zeigt ausgezeichnete Werte für ein mobiles Gerät - und landet aus dem Stand zwischen dem M2 Max und M3 Max von Apple. Dieser Benchmark reagiert besonders sensitiv auf schnelle Systembusse (RAM/PCIe), darum schneiden Windows Geräte hier in der Regel etwas schlechter ab als Macs.
Benchmarks in Resolve 8K - mobile RTX 5080
Womit wir im Test immer wieder zu kämpfen hatten, waren die diversen Performance Modi. Windows/MSI und Nvidia bieten hier an so vielen Stellen Schrauben zum Abgleich zwischen Maximaler Performance und Effizienz (und setzen diese teilweise nach dem Neustart oder einem Systemupdate wieder zurück), dass wir unter Resolve Performance Unterschiede bis zu 50 Prozent gesehen haben. Auch war die zum Testzeitpunkt aktuelle Beta 4 von Resolve 20 deutlich langsamer als die letzte finale Version von Resolve 19.
Die hier veröffentlichten Zahlen geben daher die maximal von uns erzielte Performance unter Resolve 19.1.4. Build 11 an. Diese erreicht man auch nur, wenn der MSI Laptop am 330W-Netzteil betrieben wird.
Workstation 8K Benchmark, Resolve 18/19 | ||||||
Platform | 50 Curved CC Nodes 24p | Motion Blur Better,Large,30.0 | Spatial NR, small, 50,50 | Spatial NR, large,100,100 | Temp NR 1 faster small 50 50 50 | Temp NR 2 better large 50 50 50 |
Mac Mini M4 24GB | 8,5 | 3,5 | 6,5 | 2 | 5,5 | 2,75 |
Lenovo Yoga 9i mobile RTX 4070 | 7,25 | 8,5 | 13,25 | 4 | 12,5 | 6,5 |
Intel Arc 770 (Desktop) | 10,25 | 8,5 | 20,5 | 6,5 | 13,5 | 6,5 |
RTX 2080 Ti (Desktop) | 10,5 | 13 | 21 | 6,5 | 17 | 10 |
Apple M4 Max 40GPU 512 Bit | 24 | 17 | 24 | 8 | 24 | 13 |
AMD RX 7900 GRE (Desktop) | 12,75 | 17,5 | 18,5 | 5,5 | 24 | 14,5 |
Nvidia RTX 5080 mobile (MSI Vector 17) | 11 | 22 | 24 | 7,5 | 24 | 16,5 |
Nvidia RTX 4080 Super (Desktop) | 15,25 | 22,25 | 24 | 9,5 | 24 | 16,5 |
Nvidia RTX 5900 (Desktop) | 24(70%) | 24(70%) | 24(60%) | 18(100%) | 24(60%) | 24(90%) |
Alle Benchmarks unter Version 18/19 von DaVinci Resolve Studio. Alle Spalten beschreiben die Wiedergabe in fps. Die Messungen wurden ohne aktive Scopes sowie ohne eine aktive Vorschaukarte ermittelt. |
Hier zeigt sich deutlich, dass der MSI Rechner eine Menge GPU-Leistung freisetzen kann, sofern man ihn mit maximaler Performance ins Rennen schickt. In massiv GPU-lastigen Effekten wie Motion Blur oder temporaler Noise Reduction rechnet der MSI Vector 17 mit seiner mobilen RTX 5080 dann ca. 25-30% schneller als der schnellste verfügbare M4 Max im Vollausbau. Dafür gelingt bei MSI das Node-Stacking nicht einmal halb so schnell, was auf die relativ langsame Hauptspeicher-Anbindung der Intel Plattform zurückzuführen sein dürfte.
KI Effekte?
Ein weites, offenes Feld ist die Betrachtung der immer häufiger anzutreffenden KI-Effekte. Sei es Skalierung, generative Patches oder automatische Maskenerstellung - hier tut sich seit einigen Monaten innerhalb von Resolve eine Menge. Nur gibt es in den Algorithmen dieser Effekten auch eine Menge Wildwuchs, die eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse bislang schwer bis unmöglich machen. So gibt es auf der einen Seite eine Menge unterschiedlicher KI-Engines (Apple, Nvidia, Intel, AMD, Qualcomm) und auf der anderen Seite immer wieder neue Implementierungen (z.B. aktuell die Magic Mask oder diverse Upscaling Algorithmen), die in der neuen Version komplett andere Performance und Ergebnisse bieten als die Vorgänger. Auch stehen viele spezielle Versionen mit Nvidia Optimierungen auf dem Mac nicht zur Verfügung und arbeiten zudem auch anders, was einen direkten Vergleich verhindert. Kurz gesagt, solange die Effekte nicht zumindest reproduzierbar die gleichen Ergebnisse liefern, macht ein Vergleich in unseren Augen kaum Sinn.
Wir hoffen, dass in Zukunft das Feld der KI-Implementierungen etwas mehr zusammenwächst. Denn klar ist auch, dass mittlerweile KI-Effekte am meisten von brachialer GPU- Performance profitieren - und somit ein triftiges Argument bei der Hardware-Neuanschaffung darstellen können. Darum bleiben wir an dem Thema weiter dran und hoffen auf klare Sicht in ein paar Monaten.
Fazit
Wer mobile Resolve-Höchstleistung sucht, muss nicht unbedingt zu Apple greifen. Das MSI Vector 17 HX AI A2XWIG-040 beweist eindrücklich, dass man hier im Durchschnitt mindestens vergleichbare Leistung weitaus günstiger erwerben kann. Man bekommt bei MSI zudem viel bessere Erweiterungsmöglichkeiten sowie ein größeres Display geboten. Allerdings fällt dieses Windows-Gerät als Gesamtlösung inklusive Netzteil auch deutlich schwerer (ca. 4 kg, vs. ca. 2,5kg) und etwas lauter aus.
