Die GZ-HM1 stellt durch zusätzliche Bedienelemente sowie einen Backside Illuminated Bildsensor das Topmodell der Consumer-Klasse von JVC dar. Reicht das für einen überzeugenden Camcorder?

Mit der JVC GZ-HM1E spricht JVC vor allem ambitionierte, szenische Filmer an, die beim Dreh schnellen Zugriff auf relevante Kameraparameter haben wollen. Hierfür bietet sie nicht nur ein Objektivrädchen, über das sich schnell Blende und Fokus regeln lassen, sondern es stehen auch externe Buttons für Shutter, Blendenpriorität sowie eine frei belegbare Taste zur Verfügung. Damit bietet sie tatsächlich die meisten manuellen Knöpfe in dieser Preisklasse an.
Ausstattung
Wer einen Sucher schätzt, wird bei der GZ-HM1 leider nicht fündig. Das verbaute Display ist mit ca. 200.000 Pixeln nur durchschnittlich scharf. Hier darf man mittlerweile eigentlich mehr erwarten, zumal man bei HD schärfere Displays zum Fokussieren gut gebrauchen kann. Canon und Sony sind in diesem Bereich deutlich besser ausgestattet. Immerhin beschneidet das Display das Bild nicht per Overscan.
Ansonsten kann man allerdings nicht meckern: Es gibt separate-Mikrofon- und Kopfhörer-Anschlüsse über Miniklinke und der Zubehörschuh kann (über einen zusätzlichen Adapter, der dann etwas aus dem Gehäuse heraussteht) dank Standard-Ausführung beliebiges Zubehör aufnehmen. Schön, dass JVC hier nicht einen proprietären Sonderweg wie Sony oder Canon einschlägt.
Bedienung
Sowohl Helligkeit (was die Blende impliziert) als auch Focus und Shutter lassen sich über externe Knöpfe an der Kamera ohne Menü aktivieren oder über das Objektiv-Rad direkt einstellen. Wobei „direkt“ nicht ganz das richtige Wort ist, denn die Latenz zwischen Rad und Wirkung ist doch für unseren Geschmack etwas zu träge. Gegenüber der GZ-HM400 lassen sich Shutter und Blende gleichzeitig frei einstellen. Dann funktioniert jedoch nicht mehr das „Helligkeiträdchen“ neben dem Objektiv. Die Blende des Objektivs lässt sich „nur“ von F2.8 bis F5.6 in vier Schritten (2,8, 3.4, 4.0 und 5.6) regeln, wobei alle Blendenwerte über den gesamten Zoombereich zur Verfügung stehen.
Der Gain lässt sich dagegen nur gänzlich abschalten, oder wahlweise auf Auto oder (AGC) Automatic Gain Control stellen. AGC und Auto schalten bei dunklen Aufnahmen nach Gutdünken den Gain entsprechend automatisch zu. Bei AGC wird dabei zusätzlich der Slow-Shutter aktiviert, was bedeutet, dass die Kamera sich auch automatisch auch auf Belichtungszeiten unter 1/50 Sekunde stellen kann.
Der Bildstabilisator lässt sich nicht auf die Custom-Taste legen, steht aber immer über die Laser-Touch Leiste am linken Rand zur Aktivierung bereit. Im aktiven Modus wird das Bild zusätzlich beschnitten.
Um das Peaking zu aktivieren, muss man nach wie vor tiefer ins Menü, was mit der Laser-Touch-Leiste nicht zudem nicht sonderlich schnell gelingt. Da freut es dann im Gegenzug wieder, dass JVC der GZ-HM1 die frei belegbare Taste spendiert hat. Legt man auf diese den Schärfe-Assistenten lässt sich die Kamera schließlich doch noch recht rund manuell bedienen. Eine Auschnittsvergößerung zum Scharfstellen fehlt allerdings nach wie vor, was gerade bei dem mäßig auflösenden Display doch sehr wünschenswert wäre. Auch eine zweite (freie) Taste für den Weißabgleich wäre nicht unangebracht. Sobald man beim Filmen doch ins Menü muss, kann JVC mit der Konkurrenz nicht mithalten. So wird man oft bereits nach einer Änderung wieder komplett aus dem Menü geworfen. Will man mehrere Parameter einstellen, hat man auf der Laser-Touch-Leiste eine Menge „Weg“ vor sich. Leider fehlt auch eine Einstellmöglichkeit um die Farben der Kamera etwas anzupassen. An der Bildcharakteristik lässt sich nur die Schärfe ändern.
Aus dem Messlabor
Bei der horizontalen Auflösungsmessung gehört die JVC GZ-HM1 jedenfalls zur Liga der schärfsten Camcorder, die wir jemals in unserem Messlabor hatten.

Gut schlägt sich die JVC GZ-HM1 auch im direkten Sichttest. Natürliche Schärfe überwiegt, wobei die skalierungstypischen Moire-Effekte, die viele Megapixel-Camcoder mit sich bringen fast völlig ausbleiben. Dafür waren leichte (blaue) Farbsäume an harten Farbübergängen sichtbar.

Auch bei der Farbauflösung arbeitet die JVC GZ-HM1E an der technischen Grenze von AVCHD-Camcordern. Jedoch sind die Farben extrem intensiv eingestellt.

Durchschnittlich: Trotz geringem Weitwinkel neigt die JVC GZ-HM1 zu einer leichten, aber sichtbaren Tonnen-Verzeichnung.

Typisch für JVC liefert auch die JVC GZ-HM1 sehr „heiße“ Farben. Rottöne wirken nicht nur überzeichnet, sonder fordern auch den Codec: Es entstehen Farbartefakte beim Decodieren...

Bei wenig Licht gelingen die Aufnahmen der JVC GZ-HM1E erstaunlich gut. Sie trickst nur optional (mit aktiviertem AGC) im Automatik-Modus mit 1/25s-Belichtungszeit.

Mit 1/25 Sekunde Belichtungszeit sowie manuellem Weißabgleich gelingen die Low-Light Aufnahmen sogar noch einen Tick besser. Fraglich ist jedoch, warum man dennoch Interlaced Artefakte trotz der halben Belichtungszeit sehen kann. Dies ist uns auch schon bei früheren JVC-Modellen aufgefallen und lässt sich vielleicht damit erklären, dass hier ein Bildprozessor einzelne Linien des CMOS-Sensors nachträglich zusammenlegt.

Solides Ergebnis: Der Rauschpegel der JVC GZ-HM1 ist gut, nur die Höhen werden moderat beschnitten.

Fazit
Wie schon die bauähnliche HM400 liegt die GZ-HM1 im Schärferennen aktueller 1000 Euro Kameras ganz vorne. Auch im Low-Light macht die Kamera eine gute Figur. Schade, dass man trotz des Preises die Farben nicht nachjustieren kann, denn diese bleiben Geschmackssache und erweisen sich teilweise sogar als kritisch. Die externen Bedienelemente dürften viele Filmer ansprechen, denen Kontrolle beim Filmen noch wichtig ist. Neben der Trägheit der Parameter muss sich der Anwender allerdings beim Filmen nach wie vor zwischen schnellem Weißabbgleich oder Fokushilfen auf dem Custom Key entscheiden. Ansonsten heißt es per Laser Touch Leiste ab ins Menü. Wenig Begeisterung weckt auch der geringe Weitwinkelbereich.