Test First Try - Adobe Photoshop CS3 Extended für die Video-Bearbeitung

First Try - Adobe Photoshop CS3 Extended für die Video-Bearbeitung

Wir hatten zwar noch nicht die neue Production Suite in den Fingern, konnten jedoch bereits einen Blick auf die Beta-Version von PhotoShop CS3 Extendend werfen, die unter anderem jetzt auch Rotoscoping-Möglichkeiten bietet.

// 15:41 Mi, 28. Mär 2007von

Als Adobe verkündete, mit Photoshop (zumindest in der sogenannten Extended Edition) auch die Bearbeitung von Videos zu unterstützen, war die Überraschung groß. Schließlich gibt es im Produktportfolio von Adobe ja mit Premiere und After Effects eigentlich schon ein potentes Spezialisten-Team, das noch dazu gut mit dem bisherigen Photoshop zusammenarbeitet. Wir haben uns daher angesehen, was an den neuen Video-Spezialfunktionen des Bildbearbeitungsklassikers so besonders ist.



Da Photoshop CS3 nun auch Videodateien öffnen kann, stellt sich natürlich die Frage, wie das Handling funktionieren soll. Hierfür stellt Photoshop nun eine eigene Zeitleiste für jede Datei zur Verfügung, auf der man in einem importierten Film einzelne Bilder ansteuern kann. Jedes Bild kann anschließend mit allen Möglichkeiten der Einzelbild-Bearbeitung verändert werden. Daher dürfte das Programm, auch für (Zeichentrick-)Animateure ziemlich interessant sein.


Auf dem Papier importiert Photoshop viele Dateiformate. In der Praxis gelang uns jeder Import mit vielen Quicktime- und AVI-Codecs, während sich m2t- und Windows-Media Dateien nicht direkt öffnen ließen.


Die Arbeit mit der Zeitleiste funktioniert ähnlich wie in After Effects. Bis auf die Position und die Transparenz lassen sich die einzelnen Parameter der Filter allerdings nicht direkt über die Zeit verändern, sondern es wird nur zwischen Filterveränderungen interpoliert. Im Zusammenspiel mit den neuen Smart-Filtern und Überlagerungs-Funktionen lassen sich dennoch schon ziemlich mächtige Compositings erstellen.



Über die Timeline lassen sich einzelne Bilder eines Videoclips ansteuern und in Grenzen mit Keyframes verändern.
Über die Timeline lassen sich einzelne Bilder eines Videoclips ansteuern und in Grenzen mit Keyframes verändern.


Eine einmal getroffene Auswahl ist nicht animierbar, aber pro Frame veränderbar. Masken lassen sich dagegen über Keyframes verschieben, jedoch gelang es uns nicht auch die einzelnen Maskenpunkte mit Keyframes zu steuern. Allerdings soll Photoshop CS3 ja auch nicht After Effects Konkurrenz machen, sondern vielmehr im einem neuen Spezial-Gebiet glänzen...





Rotoscoping

Der Schwerpunkt der neuen Funktionen liegt eindeutig auf dem Rotoscoping, das heißt auf der Einzelbildbearbeitung mit Pinsel und Konsorten. Typischer Einsatzzweck ist zum Beispiel das wegretuschieren von Seilen oder Mikrofonen.


Wer genügend Ram besitzt und dem Programm auch entsprechend viel temporären Festplattenplatz zuweist, staunt über die Geschwindigkeit, mit der sich zwischen den Frames springen lässt. Bei 720p-Dateien gibt es zwar keine Echtzeit, jedoch scrubbt es sich ziemlich flüssig durch die Einzelbild-Flut. Man kann dabei in jedem Bild mit allen Photoshop-Werkzeugen und -Filtern Veränderungen vornehmen. Also endlich ein echter Photoshop für Bewegtbilder.


Für Veränderungen über die Zeit hilft der Onion-Skin-Modus. Hier lassen sich vorangegangene Frames halbtransparent unter dem aktuellen Frame einblenden. Zeichentrickfilm-Animateure werden diese Funktion schon kennen (und zu schätzen wissen). Doch auch für eine andere neue Funktion, ist der Onion Skin-Modus äußerst praktisch: Die Clone-Tools.







Cloning

Die Stempel-Werkzeuge funktionieren jetzt nämlich auch über die Zeit. So lässt sich beispielsweise ein Zustand eines zehn Frames alten Objektes in das aktuelle Bild kopieren. Das ist nicht nur für Ghosting-Effekte interessant, sondern auch, wenn man ein Objekt in ein Bild kopieren will, das gerade im aktuellen Frame von einem anderen Objekt verdeckt wird. In der Praxis funktioniert dies erstaunlich gut und eröffnet viele neue Möglichkeiten bei der manuellen Bearbeitung von Bildern. Besonders, weil man über die Quicktool-Leiste fünf verschiedene Clone-Stempel-Einstellungen als Presets speichern kann. Auch störende Objekte lassen sich so besonders gut mit einem natürlichen Hintergrund überstempeln.



Über das Clone-Tool lassen sich auch Objekte aus der "Vergangenheit" ins Bild stempeln...
Über das Clone-Tool lassen sich auch Objekte aus der „Vergangenheit“ ins Bild stempeln...




Ansichten

Besonders erwähnenswert ist das Display-Management von Photoshop CS3. Anfänger sind hier sicherlich überfordert, jedoch dürften Profis die neuen Funktionen heiß ersehnt haben: Für die Vorschau am Bildschirm bietet Photoshop eine beeindruckende Wahl an Farbprofilen (LUTs) für Video- und Filmbearbeitung an (u.a. 709-Farbraum für HDV). Auch die einstellbare Aspect-Ratio beim Arbeiten hebt Photoshop von günstigen Programmen dieser Art ab und macht im Zusammenspiel mit den neuen Bewegtbild-Funktionen richtig Sinn. Da zusätzlich 32-Bit (HDR-) Formate unterstützt werden, lässt sich eigentlich nur eines attestieren: Diese Funktionen dürften viele Studios vom Stand weg überzeugen, Photoshop CS3 Extended als VideoPaint-Werkzeug zu benutzen.



Das Farbmanagement unterstützt nun auch viele Video- und Film-Farbräume.
Das Farbmanagement unterstützt nun auch viele Video- und Film-Farbräume.




Export

Das Programm kann nicht nur in vielen Videoformaten den Film ausgeben, sondern auch das gesamte Projekt in einer Photoshop-Datei speichern. Dadurch lassen sich die modifizierten Frames ohne Kompressionsverluste zwischen den Adobe-Programmen unkompliziert austauschen. Da Festplattenspeicher heutzutage kaum noch ein limitierender Faktor ist, stellt dies eine ziemlich einfache und effektive Funktion dar.





Fazit

Vor allem mit den Rotosoping-Funktionen schließt Adobe eine der letzten Lücken im eigenen Portfolio, für die man bisher auf externe Software-Pakete zurückgreifen musste. Schon dieser kurze Blick auf die Beta-Version zeigt, dass die neuen Video-Funktionen von Photoshop eine gelungene Ergänzung zu Premiere und After Effects darstellen und ziemlich durchdacht implementiert wurden. Die All-In-One-Fraktion könnte natürlich kritisieren, dass man nun zwischen drei, statt bisher zwei Programmen hin- und herspringen muss, jedoch spielen die Pakete mittlerweile so gut zusammen, dass wir diesen Kritikpunkt nicht wirklich sehen können.


Vorreiter ist Adobe allerdings mit diesen Ideen nicht. Ulead hat schon seit fast zehn Jahren in Media Studio ein nettes Rotoscoping-Tool namens VideoPaint im Lieferumfang von Media Studio. Allerdings wird dieses seit der neusten Version von Media Studio 8 nur noch separat erhältlich und kann sich in keinster Weise mit den neuen Photoshop CS3-Funktionen messen. So gesehen dürfte es Adobe durch diese Photoshop-Erweiterung mit Sicherheit gelingen, noch mehr Anwender an die eigene Videosuite zu binden. Die Argumente des guten Zusammenspiels der Applikationen wiegen durch professionelles Rotoscoping schlichtweg noch mehr...


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