Der Video Assist von Blackmagic Design verspricht einen beeindruckenden Funktionsumfang zu einem kleinen Preis: 5“ Touchmonitor mit nativer 1080p Auflösung, ProRes und DNxHD 10 Bit HD-Aufzeichnung, 4:2:2 HDMI In/Out, SDI In/Out, Metallgehäuse mit diversen Befestigungspunkten u.v.m. für knapp 500,- Euro. Wir haben den BMD Video Assist an der Panasonic GH4 und der Sony A7S getestet.
Gehäuse / Ausstattung / Akkulaufzeiten
Blackmagic Design hat beim Gehäuse des Videoassist sehr viel richtig gemacht. Dazu gehört der umlaufende, solide Metallrahmen aus Aluminium, der konstruktiv genügend Solidität mitbringt, so dass er auch rauere Einsätze überstehen sollte.

Der Metallrahmen schliesst nicht bündig mit dem Touchscreen ab sondern ist ein Paar Milimeter höher gehalten – ein kleines Detail mit grosser Wirkung: Fällt der BMD Assist doch mal auf die Frontseite, schützt der überstehende Metallrahmen vor Bruch. Im Aluminiumrahmen selbst sind darüber hinaus insgesamt 6 Schraubgewinde mit 1/4“ Fassung (jeweils drei oben und drei unten) angebracht. Damit bringt er von Hause aus zahlreiche Rigmöglichkeiten mit, so dass man auf einen extra Cage verzichten kann.
Für die Stromversorgung hat Blackmagic Design zwei Batterieslots auf der Rückseite verbaut die für Canon LP-E6 Akkus ausgelegt sind und ermöglicht damit (vorbildlich) eine Hot-Swap Funktion im laufenden Betrieb.

Schön auch zu sehen, dass die Akkus im Video Assist selbst aufgeladen werden können – und dies mit dem beiliegenden 12V Netzteil zudem recht flott (auch während der Aufnahme – dann allerdings langsamer.) Wer besonders kompakt / leicht unterwegs sein muss, dürfte sich darüber freuen, nicht zwingend einen externen Batterie Charger einpacken zu müssen.
Beim Akkubetrieb steht der BMD Video Assist übrigens gegen die hintere Batterie in einem guten Sichtwinkel gelehnt – wer ihn komplett gerade aufstellen will, kann hierfür auf der Unterseite eine kleine Stabilisierungsleiste ausklappen – nettes Detail. Lüftereinlässe befinden sich auf der Oberseite sowie auf der Rückseite zwischen den Batterien. Der Lüfter ist im Betrieb moderat zu hören – wir empfehlen Mikrofone an der Kamera und nicht direkt am Video Assist zu betreiben.
Die Akkulaufzeiten des BMD Video Assist bewegen sich auf gutem Niveau, wobei sich die Werte für den reinen Kontrollmonitorbetrieb und als Recorder (auf Grund der mit wenig Energie auskommenden SD-Kartenaufzeichnung) kaum voneinander unterscheiden. Bei unseren Tests im Non-Stop Betrieb hat der Video Assist mit zwei 1600 mAh Akkus knapp 3 Stunden durchgehalten (genau 170 Min. bei 50% Brightness, Contrast & Situation). Allerdings ist der Video Assist bei 50 % Brightness sehr hell - wir empfehlen ihn eher bei 25% für eine realistische Wiedergabe zu betreiben. Im Nonstop Aufnahmebetrieb mit ProRes HQ 1080 50p waren es nur 8 Minuten weniger. (Im Vergleich hierzu: Beim 7“ Assassin von Atomos landen wir mit ca. der dreifachen Akkuladung (5200 mAh Akku) beim equivalenten HD ProRes HQ 50p Recording bei 73 Minuten.)

Der Blackmagic Design Video Assist zeichnet wie bereits erwähnt auf SD Karten (SDXC-UHS-1- und SDHC-UHS-1) mit maximal 1080/60p auf. An Codecs stehen ProRes 422 HQ, ProRes 422, ProRes LT, ProRes Proxy sowie Avid DNxHD zur Verfügung, die ihren Videoinput entweder via HDMI oder SDI (Mini-BNC / DIN1.0/2.3) erhalten. Bei der Kartenwahl sollte man den Spezifikationen von Blackmagic Design genau folgen, um keine Dropped Frames bei den höherwertigeren Formaten zu riskieren. Bei unseren Tests arbeiteten nur die von BMD spezifizierten Extreme Pro Karten von SanDisk fehlerlos.
Hier ein Ausschnitt auf der offiziellen Kartenspezifikation für den Video Assist:

Die HDMI und SDI Schnittstellen sind jeweils zweifach (In/Out) und damit loop-through fähig ausgeführt und befinden sich alle auf der linken Gehäuseseite, wobei Seitenangaben beim BMD Video Assist eher relativ sind, da er über eine automatische „Flip“-Funktion verfügt, die im Upside-Down Betrieb das Bild korrekt ausrichtet – eine durchaus willkommene Funktion je nachdem, auf welcher Seite die In/Out Kabelführung im Kamerarig mehr Sinn macht (für invertierte Gimbalaufnahmen hätten wir jedoch gerne selbst die Kontrolle, wie und ob das Bild gedreht wird). Darüber hinaus konvertiert er live zwischen HDMI und SDI Signal – ziemlich cool.
Auf der gegenüberliegenden Seite finden sich: Gummierter und zurückgesetzter On/Off Schalter, 3,5 mm Klinke Kopfhöreranschluss, SD-Cardslot sowie 12V Input.

Wir finden den Blackmagic Design Video Assist hardwareseitig ziemlich clever und solide entworfen. Einzige Add-Ons die wir uns noch vorstellen könnten wäre eine Möglichkeit für eine HDMI-Kabelklemme sowie einen Sonnenschutz – allerdings auch nichts was man nicht auch mit Gaffer und Klettband je nach Bedarf zurechtbasteln könnte.
Bedienung / Menü
Das derzeit aktuelle BMD Video Assist 1.2 Software Update kam während unseres Tests heraus und ermöglichte uns gleich auch einen Blick auf das Update Procedere zu werfen, das sich als völlig unkompliziert erwies: 1. BMD Video Assist Utility von den Blackmagic Support Seiten laden 2. Video Assist via USB Kabel an den Rechner anschließen 3. Utility öffnen und Update starten - fertig.

So einfach sich das 1.2 Update am Video Assist auch aktivieren liess – so wichtig ist es in Bezug auf den Funktionsumfang. Vor allem im Verbund mit der GH4 werden nun sowohl in NTSC als auch in PAL alle am HDMI-Out anliegenden HD Frameraten und Formate korrekt erkannt und vom Video Assist aufgezeichnet.
Bevor wir uns den Funktionsumfang genauer anschauen, zur Einstimmung vorab ein kurzes Round Trip Video durch die Menüs der Video Assist. Neben der Menüstruktur erhält man hier auch schonmal einen ersten Eindruck von der Gestensteuerung des Video Assist: Vertikales Wischen blendet die Menüs oben und unten aus – horizontales Wischen öffnet das „Settings“ Menü. Ebenfalls schön hier zu sehen ist die gute Platzierung der Menü-Infos außerhalb des Bildes am oberen und unteren Rand sowie die blinkende Warnung für geringen Speicherplatz auf der Karte, die sich je nach gewähltem Format anpasst und bei der Aufnahme die noch verbleibende Restzeit angibt :
In Sachen Monitoring-Anzeigen bietet der Blackmagic Videoassist: Peaking, Histogram, Zebra, Audio-In und Kopfhörer-Pegel. Darüber hinaus wird das jeweilige Aufnahmeformat angezeigt und für unterschiedliche Kadrierungen lassen sich entsprechende Guides (HDTV, 4:3; 2.40:1, 2.39:1, 2.35:1) einblenden. Die Qualität des von Blackmagic Design verblauten Peakings gehört unserer Meinung nach bei vielen BMD-Kameras (s. hierzu a. unseren Ursa Mini Test zu den besten am Markt befindlichen Implementierungen – der Video Assist macht hier erfreulicher Weise keine Ausnahme: Die Kombination 5“ Monitor in 1080p Auflösung & Peaking beschert dem Video Assist eine hervorragende Fokuskontrolle (– und dies nicht nur für HD-Material sondern auch für kamerainterne 4K Aufnahmen mit HD-Output).
Schaut man sich im Markt von kompakten Kontrollmonitoren mit nativer HD-Auflösung und zweifach HDMI und SDI Inputs um, ist der Backmagic Video Assist allein für seine sehr guten Monitoring-Qualitäten bereits sein Geld wert. Dass er darüber hinaus auch noch 10 Bit HD aufzeichnet, ist dann noch eine sehr willkommene Zugabe …
Auch das Audio-Monitoring passt: Die horizontalen Audiopegel lösen hoch auf, verfügen über eine Peak-Hold Funktion sind angenehm reaktiv und bilden den anliegenden Pegel korrekt ab. Auch am Kopfhörer-Ausgang gab es keine Latenzen.
Einzige Abstriche die man bei den Video-Monitoring Funktionen machen muss sind: Keine LUT-Funktionen, kein Waveformmonitor und ein leichter gelb/grün Stich. Da man kaum einen solchen On-Camera Monitor für farbkritisches Arbeiten einsetzen dürfte, für uns kein Dealbreaker und Waveform und LUT-Funktionen dürften den Preis des Video Assist deutlich in die Höhe treiben (- aber wer weiss, was BMD noch für Firmware Updates im Ärmel hat).
Blackmagic Video Assist an Panasonic GH4 und Sony A7S
Wir haben uns den Video Assist via HDMI sowohl an der Panasonic GH4 als auch an der Sony A7S angeschaut.
Dass sich mit dem aktuellen Firmware-Update auf die Version 1.2 jetzt alle HD PAL und NTSC Frameraten aufzeichnen lassen hatten wir bereits erwähnt. Im Handling mit der Panasonic GH4 ist uns die jetzt durch den Video Assist zur Verfügung stehende Fokusassist Vergrößerung während der Aufnahme positiv aufgefallen – eine Funktion die wir im Solo-Betrieb der GH4 ohne externen Monitor(Recorder) immer wieder vermissen. Stellt man bei der GH4 den Output Time Code auf Rec Run funktioniert die HDMI Remote Trigger Funktion ab dem 1.2 Firmware Update. Hierbei startet der Video Assist automatisch die Aufnahme, sobald man den Record Button der GH4 drückt – das Gleiche gilt für den Stop der Aufnahme.

Der Betrieb mit der Sony A7S ist nicht ganz so perfekt, weil hier nur 24, 50/60p sowie 50/60i am HDMI-Out der Sony zur Verfügung stehen. Dass keine externe 25p Aufzeichnung mit der Sony Alpha möglich ist stellt allerdings ein bereits vom Shogun / Assassin bekanntes Problem dar, wofür Sony verantwortlich ist. (Da sich bei den Atomos Monitor/Recordern cleverer Weise ein 2:2 Pulldown des Videosignals einstellen lässt, kann man hier über diesen Umweg aus 50i auch „25p“ Material „generieren“ - derzeit unseres Wissens nach die einzige Möglichkeit HD in 25p extern an den Sony Alphas aufzuzeichnen.)
Besonders augenfällig war im Betrieb mit der Sony A7S für uns der Unterschied in der Qualität des Peakings zwischen internem Kamerapeaking und Video Assist Peaking. Allerdings muss man fairer Weise Sony zu Gute halten, dass bei der Sony A7S ein Fokusscheck auch während der Aufnahme via Suchervergösserug möglich ist …
Auch bei der Sony A7S funktionierte die Remote Trigger Funktion völlig problemlos.
Anwendungen für den Blackmagic Video Assist
Bevor wir zum Fazit kommen wollen wir kurz die Frage beantworten, für welche Setups und Anforderungen wir den Video Assist von Blackmagic besonders geeignet sehen (und für welche nicht …)
Ein ziemlicher No-Brainer dürfte das Zusammenspiel mit den Micros von Blackmagic Design sein. Vor allem die Blackmagic Micro Studio Camera 4K die weder über interne Aufzeichnung noch über einen Monitor verfügt - dafür jedoch Micro-SDI-Outs mitbringt - dürfte perfekt zum Video Assist passen und sowohl seine Recording- als auch Monitoring-Funktionen optimal nutzen.

Wenn wir das Blackmagic Universum verlassen sehen wir vor allem kompakte und mobile Anwendungen im Verbund mit DSLRs, Systemkameras und Gimbals die vom Layout und den Funktionen des Blackmagic Video Assist profitieren: Für manuelles Schärfeziehen mit der GH4 den Sony Alphas etc. ist der Video Assist jedenfalls hervorragend geeignet und zusammen mit der guten Akkulaufzeit, den kompakten Abmessungen, den vielen Befestigungspunkten und dem vergleichsweise geringen Gewicht lassen sich effektive Handheld-Units zusammenstellen. Die mit der Remote Trigger Funktion unkomplizierte Umgehung von 8 Bit Interframe Codecs kommt dann noch als Geschenk oben drauf.
Wer hingegen externe 4K Aufnahmen benötigt dürfte bei Monitor Recordern wie Atomos Assassin, Convergent Design oder der ePix Serie von Sound & Video Devices besser aufgehoben sein. Auch wer am Set auf schnelle LUT-Previews von LOG-Material angewiesen ist, eine wählbare Upside-Down Funktion für den Gimbaleinsatz, mehr Kalibrierungsmöglichkeiten für das Display benötigt und wo ein höheres Gewicht in Form von stärkeren Akkus für bsp. den Betrieb von 7“ Displays, SSD- oder HD-Recording kein Problem darstellt, erhält grundsätzlich mehr Funktionsumfang bei den „großen“ MonitorRecordern.
Fazit
Mit einem derzeitigen Straßenpreis unterhalb von 500,- Euro (inkl. MwSt.) ist der Blackmagic Video Assist bereits als reiner HD-Monitor sein Geld wert. Das 10 Bit HD Recording in ProRes HQ oder DNxHD mit der unkomplizierten Remote Trigger Funktion im Verbund mit der hier getesteten GH4 und Sony A7S komplettiert den Funktionsumfang des Video Assist.
Seine Stärken liegen im clever konstruierten Gehäuse mit vielen Befestigungspunkten, 5“ 1080p Display, dualen Batterieslot, sehr gutem Peaking und den loop-through-fähigen, dualen HDMI und SDI-In/Outs. Einziger Kritikpunkt unsererseits ist der leichte gelb/grün Stich des Monitors – für uns allerdings kein Dealbreaker. Klar würden wir gerne auch Waveform- und LUT-Funktionen sehen aber dies würde den Preis des Video Assist deutlich in die Höhe treiben - zu hoffen bleibt allerdings, dass sich die Verfügbarkeit demnächst verbessert.
Der Video Assist von Blackmagic Design bietet viel Funktion zu einem kleinen Preis. Wer eine günstige, kompakte Monitorfunktion inkl. 10 Bit HD-Aufnahme sucht macht hier wenig verkehrt.