Test Canon XH A1

Canon XH A1

Nachdem viele Filmer es kaum noch abwarten konnten, liefert Canon den XH A1 endlich auch an Normalsterbliche aus. Wir haben uns den Camcorder einmal näher angesehen und staunten nicht schlecht...

Nach dem Auspacken kommt sofort ein professionelles Gefühl auf: Von der Größe her liegt das Gerät ungefähr auf dem Niveau des Sony FX-1. Also tragbar und dank Henkel immer schnell einsatzbereit. Gegenüber dem „Brotkasten“ Panasonic HVX-200 ist der XH A1 deutlich ergonomischer geformt und ebenfalls am ehesten mit dem FX-1 von Sony vergleichbar.



Der XH A1 ist nicht gerade kompakt, aber dank Henkel praktisch tragbar.
Der XH A1 ist nicht gerade kompakt, aber dank Henkel praktisch tragbar.




Ausstattung

Allerdings könnte man den A1 kaum kleiner bauen, denn die Außenseite ist mit allen erdenklichen manuellen Schaltern und Rädchen gespickt, die beim Dreh für schnellen Zugriff auf wichtige Parameter sorgen. Das Objektiv bietet drei (!!) Servo-gesteuerte Ringe für Schärfe, Zoom und Blende. Über zwei weitere Zoomwippen lässt sich zusätzlich auch am Body selbst die Brennweite verändern. Dazu ist die Zoomgeschwindigkeit frei einstellbar. Schon nach kurzer Zeit hat man die Bedienung „intus“ und findet die meisten Tasten blind. Wer sich einmal an so eine Bedienung gewöhnt hat, will nie wieder in Menüs nach einzelnen Funktionen wühlen. Für Profis ja nichts neues, jedoch in der Preisklasse um die 4000 Euro ist so etwas noch klar die Ausnahme. Besonders der separate Blendenring ist einzigartig (und wirklich praktisch!).



Der Traum jedes Filmers – Alle wichtigen Einstellungen sind ohne Menü erreichbar.
Der Traum jedes Filmers – Alle wichtigen Einstellungen sind ohne Menü erreichbar.


Ebenfalls in dieser Preisklasse sehr selten sind die XLR-Anschlüsse. Beide getrennt regelbar, im Level umschaltbar mit/oder ohne Phantomspeisung, dazu ein passables internes Stereo-Mikro und sogar noch einen Miniklinken-Mikro-Anschluss obendrauf. Eine wahrlich exzellente Audioaustattung, anders kann man das nicht ausdrücken.



Die Kamera hat kein Wechselobjektiv, dafür ist man mit 20fach-Zoom und 32,5mm(kb) Weitwinkel schon für praktisch jede Eventualität vorbereitet. Dazu kommen Kleinigkeiten, wie der riesige mitgelieferte Akku. Bis zu 300 Minuten reicht eine Ladung, die gerade mal das halbe Akkufach einnimmt. Es können also noch potentere Akkus nach gesteckt werden.


Um es auf den Punkt zu bringen: Die Die Canon XH A1 ist einfach traumhaft ausgestattet.








Innere Werte

Amateure wollen sich natürlich gerne auf die Automatiken der Kamera verlassen, und da tendiert das Gerät in der Werkseinstellung etwas zu leichter Überbelichtung. Aber wofür gibt’s AE-Shift? Einfach eine viertel bis halbe Blende runter und die Automatik spielt schon deutlich besser mit. Doch wo man gerade bei Einstellen ist: Im Menü findet man Parameter, die man bisher noch bei keinem HDV-Modell zu sehen bekam: Diese Kamera ist praktisch komplett modifizierbar. Profis kennen ja Funktionen wie Black-Strech oder Knee, die bei HDV-Modellen sonst kaum einstellbar sind. Doch der A1 geht noch weit über solche Einstellungen hinaus und lässt sich komplett wie in einer Service-Werkstatt feintunen. In dem Kamera-Menü ist das allerdings ziemlich pfriemelig. Besser geht das mit dem optional erhältlichen Console-Programm, das allerdings ca. 430 Euro kostet. Wer es günstiger will, findet vielleicht auch unser Freeware-Programm slashCAM XH-Tuner sinnvoll.



Canon XH A1  : tuner





Angedockt

Mit dem optionalen Zusatzprogramm "Console" blüht die XH A1 zum ersten voll produktionstauglichen HDV-Aufnahmesystem auf. Das Programm macht einen normalen Laptop zu einem externen HDV-Festplattenrecorder mit allem Komfort wie Vektorskop, Waveform-Monitor und FullHD-Prewiew. Dazu lässt sich über das Programm auch der Camcorder in allen Details fernsteuern und einstellen. Kurz: Dieses Programm hebt den Camcorder endgültig in eine gänzlich andere Liga.



Einzigartig - Das optionale Zusatzprogramm Console erlaubt die exakte Fernsteuerung der Kamera und verwandelt einen Laptop in einen üppigen Preview-Monitor mit Festplatten-Recorder.
Einzigartig - Das optionale Zusatzprogramm Console erlaubt die exakte Fernsteuerung der Kamera und verwandelt einen Laptop in einen üppigen Preview-Monitor mit Festplatten-Recorder.


Schade, dass das Programm nicht im Lieferumfang ist, aber man muss wirklich eingestehen, dass es die Kamera einfach noch einmal extrem aufwertet. Allein der Zusatznutzen als Vorschaumonitor und Festplattenrecorder dürfte für viele Filmer die zusätzliche Investition sehr lohnenswert erscheinen lassen. Einziges Manko ist momentan die Zeitverzögerung zwischen Aufnahme und Wiedergabe auf dem Laptop. Da die Kamera über Firewire angeschlossen wird, muss das Bildsignal erst einmal nach MPEG2 mit großer GOP-Struktur gewandelt, dann übertragen und dann wieder entpackt werden. Dadurch entsteht schon eine Latenz von 1-2 Sekunden. Zur Schärfekontrolle ist der Laptop allerdings deutlich besser geeignet, als das Camcorder-Display. Daher gewöhnt man sich schnell daran, bei der Aufnahme einfach sowohl Laptop als auch das Display oder den Sucher zu verwenden.


Würde Canon jetzt noch einen HD-SDI Adapter für Laptops mit leichter 4:2:2-Kompression auf den Markt werfen, könnte das Killer-Duo aus XH G1-Kamera und Console ein FullHD-Aufzeichnungssystem mit allen Raffinessen unter 10.000 Euro sein. Aber auch schon in der jetzigen Kombination zeigt die XH A1 mit Console der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Kein anderer Hersteller bietet momentan auch nur im Ansatz etwas vergleichbares.






Bildqualität

Wenn man sich von den schier unendlichen Möglichkeiten dieser Kamera gelöst hat, bleibt wie immer die Frage nach der Bildqualität. Und auch hier überrascht die Kamera fast ausnahmslos positiv. Die 1/3-Zoll CCD-Bildwandler wurden samt Signalelektronik von demXL H1 übernommen und sogar noch um ein paar Kleinigkeiten erweitert. So gibt es jetzt sogar bis zu 36 dB Gain, der allerdings kaum praktisch einsetzbar ist, weil das Rauschen doch überhand nimmt. Das Low-Light-Verhalten lässt sich allerdings breitflächig über die Systemparameter beeinflussen, wodurch eine allgemeingültige Einschätzung nicht besonders leicht fällt. Mit zugeschalteter Noise-Reduction spielt die Kamera in der Spitzengruppe (wo bei der Konkurrenz ebenfalls oft NR zum Einsatz kommt, allerdings nicht abschaltbar). Ohne NR rauscht es schneller, jedoch gibt es keine Geisterbilder oder ähnliches. Die Farben wirken bei 20 Lux etwas schwach, können aber ohne Probleme durch internes Setup ebenfalls gepusht werden. Wer nicht regelmäßig ganz ohne Licht filmt, dürfte mit den Low-Light-Möglichkeiten jedenfalls keine Probleme haben.



Sobald man in „normale“ Lichtverhältnisse kommt, führt diese Kamera dann jedes Messlabor ad absurdum. So lässt sich über die Parameter praktisch jeder Look einstellen. Man kann zwar die Werkseinstellungen messen, jedoch kann man hier nichts kritisieren. Zu „reale“ Farben können beispielsweise einfach in der Farbmatrix hochgezogen werden. Wem es nicht passt, der verändert die Kamera einfach nach seinen Wünschen.



Bleibt noch die Bildschärfe und auch hier gibt es (fast) nur gutes zu berichten: Der XH A1 liefert knackscharfe Bilder an der maximalen Auflösungsgrenze von HDV, sprich: schärfer geht’s mit HDV theoretisch nicht. (Wer auf künstliche Nachschärfung mit Contour steht, kann diese natürlich ebenfalls noch manuell dazuschalten).



Schärfer geht’s nicht -  Der Canon XH A1 setzt sich noch einmal leicht von dem ebenfalls sehr scharfen Canon HV10 ab. Der vergleichbare Sony Z1 ist deutlich unschärfer.
Schärfer geht’s nicht - Der Canon XH A1 setzt sich noch einmal leicht von dem ebenfalls sehr scharfen Canon HV10 ab. Der vergleichbare Sony Z1 ist deutlich unschärfer.





Nur in den Bildkanten gibt es im Gegenzug chromatische Aberrationen. Und bei vollem Weitwinkel fallen diese gelegentlich sogar wirklich mit bloßem Auge auf einem guten Monitor auf, wenn man gezielt darauf achtet.



Rechts ein kleiner Ausschnitt aus dem Bild in Originalgröße, links die deutliche Vergrößerung. An den Objektivrändern werden in Motiven mit feinen Strukturen chromatische Aberrationen sichtbar.
Rechts ein kleiner Ausschnitt aus dem Bild in Originalgröße, links die deutliche Vergrößerung. An den Objektivrändern werden in Motiven mit feinen Strukturen chromatische Aberrationen sichtbar.



Schaut man auf die Konkurrenz, so sieht man allerdings, dass diese in den Randbereichen meistens einfach unscharf wird, so dass dieses Problem erst gar nicht entsteht. Man muss also selbst entscheiden ob man scharfe Bilder mit Rand-Aberrationen oder lieber tendenziell unschärfere Ränder hat. Nebenbei erwähnt tritt dieses Phänomen auch bei weitaus teureren Camcordern auf. Speziell gerechnete Objektive, die kaum Rand-Aberrationen aufweisen kosten meist deutlich mehr als der gesamte XH A1.



Ebenfalls erwähnenswert ist der 25f-Modus, sowie die optionale 1/25s-Belichtungszeit, die beide eine Vollbildaufnahmen ohne Interlaced-Aufzeichnung ermöglichen. Der 25f-Modus neigt bei 1/50s -Belichtungszeit prinzipbedingt zum Ruckeln. Bei 1/25s verschwimmen Bewegungen zu Unschärfen, was durchaus zu angenehmen Bildern führt und auch im 50p-Modus ohne Interlaced-Aufzeichnung eingesetzt werden kann. Wer den Filmlook sucht, hat daher alle Möglichkeiten offen zumal auch noch zwei Cinegamma-Kurven zuschaltbar sind.






Sonstiges

Man merkt der Kamera an, dass Canon auch im Sektor der Digital-Fotografie ganz vorne mitspielt und der integrierte Digic DVII-Prozessor auch ein paar praktische Fotofunktionen geerbt hat. Die maximale Auflösung von 1920 x 1080 Pixel reißt natürlich heute niemanden mehr vom Hocker und auch der fehlende Blitz macht den XH A1 nicht gerade zu einem Schnappschussapparat. Die Einstellmöglichkeiten für Fotos liegen jedoch über dem Durchschnitt und es gibt sogar eine spezielle Funktion für HDR-Fotografie, um ein Motiv mit verschiedenen Blenden fotografierten zu können.






Fazit

Keine Frage, der XH A1 ist unserer Meinung nach der bessere XL H1. Dank getrenntem Display/Sucher und der kompakteren Bauform ist er einfach deutlich vielseitiger. Wer keinen SDI-Ausgang oder Wechselobjektive benötigt, bekommt hier bereits deutlich unter 3500 Euro im Versandhandel eine echte Spitzen-Kamera. In Kombination mit der Console-Applikation ergibt sich zudem ein wahres Killer-Aufnahme-Studio-Setting. Schön, dass Canon es als erster Hersteller ermöglicht auch in Camcordern unter 10.000 Euro mit allen Parametern herumzuspielen. Damit gibt die Firma der Konkurrenz ernsthaft zu kauen. Zumal die Austattung von Bild und Ton auch sonst einfach Spitzenklasse ist. Die Bildqualität ist über alle Konkurrenten in diesem Preisbereich erhaben, nur die chromatischen Aberrationen trüben das Bild ein wenig. Dennoch reichen diese Argumente dicke, um das XH A1/ G1-Duo ganz vorne auf die slashCAM-Camcorder-Hitliste zu katapultieren. Der XH A1 ist dazu aufgrund seines außerordentlich „günstigen“ Preises gemessen an seiner Leitung ein echter Kauftipp!



Hier die technischen Daten der Canon XH A1


Die Canon XH A1 im Vergleich mit anderen HDV-Camcordern



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