Test Alles was das Herz begehrt? AMD RX 480 im Referenzdesign von Asus

Alles was das Herz begehrt? AMD RX 480 im Referenzdesign von Asus

Die AMD RX480 hat mit ihrem Erscheinen für viel Wirbel gesorgt. Agiert sie tatsächlich in der Videobearbeitung so schnell wie eine GTX Titan oder bleibt sie grundsätzlich hinter den Erwartungen zurück?

// 13:19 Do, 1. Sep 2016von

Eigentlich war unser Plan nach dem Sommerurlaub eine schöne RX480 im Custom Design auszusuchen, die uns die nächsten Monate in unserem Hauptestsystem begleiten sollte, um über einen längeren Zeitraum die Stabilität der AMD-Karte unter diversen Schnittprogrammen in einem Langzeittest zu evaluieren. Doch bis heute es nach wie vor kaum Custom-Modelle zu erstehen. Und die vereinzelten erhältlichen Custom-Modelle sind immer noch so teuer, dass uns der Preisvorteil gegenüber Nvidia kaum noch interessant erscheint. Deshalb haben wir nun doch zum Referenz-Design der Karte gegriffen, das uns auch interessante Einsichten bot…





Das Referenzdesign und der Strom

Wir landeten schließlich bei dem RX480-Referenzmodell von Asus mit 8 Gigabyte. Obwohl es aus einer brandaktuellen Charge stammte, hatte die Karte immer noch einen 6poligen Stromanschluss, der im Vorfeld ja für einen gewaltigen Medienrummel sorgte. Denn die Karte saugte mit den ersten Treibern sowohl über diesen zusätzlichen Stromanschluss als auch über den PCIe-Steckplatz etwas mehr Strom als die Spezifikation eigentlich zulässt.



Die Asus AMD RX480 im Referenzdesign
Die Asus AMD RX480 im Referenzdesign


Gerüchteweise sollen neue Referenz-Karten mit einer 8poligen-Strombuchse ausgeliefert werden, die für mehr Watt ausgelegt ist, was bei uns jedoch (noch?) nicht der Fall war. Dazu ist diese Information keinesfalls gesichert. Fast alle angekündigten Custom-Designs werden dagegen sowieso mit einem 8poligen Stromsanschluss ausgeliefert, weshalb diese nach wie vor die sichere Wahl - nicht nur für Overclocker- sein sollten.



Kurz nach Erscheinen der Karte hat AMD die aktuellen RX480-Treiber mit einem Kompatibilitätsmodus ausgestattet, der dafür sorgt, dass die Stromspezifikationen von insgesamt 150W (bei minimalen Leistungseinbußen von 1-2 Prozent) im definierten Rahmen bleiben. Wir haben diesen Modus während unserer Tests probeweise aktiviert und können bestätigen, dass er unsere Benchmarks nicht messbar beeinflusst.





Einbau und Installation

Beim Einbau fällt erstmal auf, dass die Karte relativ kurz und kompakt ist.



Ohne den Lüfter wäre die Referenz RX480 noch einmal rund 20 Prozent kürzer.
Ohne den Lüfter wäre die Referenz RX480 noch einmal rund 20 Prozent kürzer.


Das Ein-Lüfter Design ist dabei vor allem dafür verantwortlich, dass die Karte nicht noch kürzer ausfällt, denn der Lüfter sitzt an der Rückkante der Karte und verlängert diese somit noch einmal ca. 20 Prozent auf ca. 25 cm. Das ist immer noch deutlich kürzer als die meist fast 30 cm Kartenlänge bei stärkeren GPUs.





Die Installation der Treiber erfolgte ebenfalls komplett ohne Probleme. Nach einem Reboot war die Karte sofort einsatzbereit. An Ausgängen bietet unsere Asus RX480 wie alle Referenz-Karten einen HDMI- und drei Display-Port- Ausgänge, die allesamt 4k/60Hz-fähig sind. Über Displayport handelte die Karte auch gleich ungefragt eine 10 Bit-Ausgabe mit unserem LG 27MU67 aus. Diese lässt sich auch auf 8 Bit zurückstellen.



Die RX480 steuert kompatible Displays auch mit 10 Bit an.
Die RX480 steuert kompatible Displays auch mit 10 Bit an.


Sowohl unter Resolve (12.5.1.) als auch unter Premiere (CC 2015.3) mussten wir keine weiteren Einstellungen vornehmen. Beide Programme erkannten die Grafikkarte automatisch und boten nach dem Start volle GPU-Beschleunigung.




Geräuschvoll?

Die Lautstärke des Lüfters der Referenz-Karte hielt sich dabei entgegen unserer Erwartungen ziemlich zurück. Erst wenn man die Karte über längere Zeit mit Vollast quält, fängt der Lüfter an, deutlich hörbar hochzufahren. Dazu kann man in neuen Treiber-Tool Wattman, das eigentlich zum Übertakten gedacht ist auch schön das Lüfterverhalten definieren. Dort lässt sich relativ überschaubar einstellen, ob die Karte bei drohender Überhitzung den Lüfter bis ins unerträgliche hochdrehen soll, ober ob einfach die Leistung der Karte etwas zurückgefahren werden soll, damit der Lüfter eben nicht zu laut wird. Der Lüfter lässt sich so schon sehr gut den eigenen Arbeitsplatz-Bedürfnissen anpassen, jedoch nicht das Spulen-Tackern. Denn bei recht anspruchsvollen GPU-Aufgaben, wie 4,6K-RAW-Debayering oder einer temporalen Noise Reduction fängt die Karte hörbar an zu klackern/sirren. Und zwar genau im Frame-Rhytmus der Timeline beim Rendern. Dieses Phänomen haben wir auch schon bei früheren AMD-Karten festgestellt. Das Geräusch ist dabei nicht sonderlich laut, aber dennoch klar wahrnehmbar, wenn der Computer mit geschlossenem Gehäuse neben dem Arbeitsplatz steht. Sowohl bei der Lüftung als auch bei diesem Spulen-Rasseln dürften Dritthersteller mit ihren Custom-Designs wahrscheinlich bald leisere RX480-Lösungen bieten.



Kommen wir zur…





Performance der AMD RX480 in Davinci Resolve

Zuerst einmal die Einordnung der Karte im Vergleich mit einigen anderen Karten, die wir in Resolve 12 vor einem Jahr ausgemessen haben:



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GPUTFlops ca.Preis ca. (Aug.2016)Max Num Curved Nodes Full 24p PlaybackMotion Blur Better, Large, 30.0Spatial NR, small, 50, 50Spatial NR, small, 100, 100Temp NR 1 Faster Small 50 50 50Temp NR 2 better large 50 50 50
K5200 8GB31800 Euro77,2511,54116
GTX770 4GB3,3250 Euro97,5113,2512,257
AMD RX480 8GB5,4270 Euro177,5227,7511,756
AMD R9 290X 8GB5,9320 Euro229,7523,57,515,57,5
980Ti 6GB5,6380 Euro231324920,510,25
AMD Fury 4GB7,3350 Euro2912,25249,518,59,5


Alle Benchmarks mit Version 12 oder 12.5 DaVinci Resolve Studio

Alle Werte stellen die Wiedergabe in fps dar, bis auf "Max Num Curved Nodes" (= Anzahl der maximalen Nodes bei ruckelfreier 24p-Wiedergabe).



Wie man sieht schlägt sich die Karte nicht so gut wie die besten Nvidia-Karten der letzten Maxwell Generation (GTX 980Ti), obwohl sie eine ähnliche TFlops-Einordnung besitzt. Sie ist je nach Filter und Projekteinstellungen zwischen 18 und 40 Prozent langsamer. Die extremen Abweichungen bei der temporalen Noise Reduction könnten jedoch auch auf eine neue Implementierung der Noise Reduction zurückzuführen sein, die sich seit unseren Messungen vor einem Jahr mit der Version 12.0 verändert haben. Denn auch eine testweise nochmal ausgemessene Quadro K5200 rechnet mit der neuen temporalen Noise Reduction von Resolve 12.5. ca. 20 Prozent langsamer. Dies erklärt jedoch nur teilweise auch das schlechtere Abschneiden gegenüber dem Vorvorgängermodell AMD R290X, das auch ansonsten fast durch die Bank schneller rechnet, als die RX480. Bei mittlerweile ähnlichem Preis, jedoch auch bei ca. 65 Prozent mehr Stromaufnahme.



Da sowohl die 980Ti als auch die 290/390(X) ein breiteres Speicherinterface besitzen, könnte dies auch eine Erklärung für die maximal abspielbaren 4K-Nodes liefern, bei denen die RX480 etwas mäßiger abschneidet als erwartet. Wir hegen schon seit längerem einen sich nun langsam erhärtenden Verdacht, dass bei der Kombination vieler Korrektur-Nodes nicht die reine Rechenleistung der GPU limitiert, sondern das Speicherinterface. Dafür spricht, dass Karten mit 384 Bit (980Ti/Titan X) oder noch größerem Speicherinterface (290(x), 390(x), Fury) immer deutlich mehr Nodes schaffen.





Beim täglichen Betrieb in Resolve bemerkt man von 30 Prozent mehr oder weniger Leistung dagegen in der Regel nichts, solange es nicht um Bereiche handelt, in denen genau die Echtezeit-Wiedergabe von 24p einbricht. Wichtig ist uns dagegen, dass beispielsweise das Echtzeit-Debayering von URSA 4,6K-Material in höchster Qualität funktioniert. Hierfür reicht die Rechenleistung der RX480 in 24p gerade knapp aus. Wer darauf noch viele Nodes stapeln will, sollte die debayerten Frames jedoch manuell cachen, um weiter in Echtzeit arbeiten zu können (Dazu auch bald nochmal mehr). Wer auf diesen Extraschritt im Schnitt verzichten will, sollte eher gleich in Dimensionen (mindestens) einer GTX 1080 planen.





Adobe Premiere Pro

Auch unter Premiere arbeitet die Karte reibungslos. Das Stacking von GPU-Echtzeit-Effekten wird auch in 4K unterstützt, wobei die Karte hier bei vielen Effekten in 50/60p durchaus in die Knie gezwungen werden kann. Das interessante an Premiere ist vor allem, dass die RX480 hier auch für die externe Preview genutzt werden kann, indem man einfach einen zweiten Monitor anschließt. Dies ist gegenüber dezidierten Preview-Karten zwar oft nur eine suboptimale Lösung, jedoch unterstützt AMD hier mit einigen Treibereinstellungen Premiere Pro bestmöglich. So lassen sich vielen PC-Monitore auch mit einer nativen 24/25p/50p-Ansteuerung betreiben oder auch zwischen Full Swing (0_255) oder Studio Swing (16_235) umschalten:



Alles was das Herz begehrt? AMD RX 480 im Referenzdesign von Asus : Fullswing


Eine echte 10 Bit-Wiedergabe auf dem Preview Monitor wollte uns allerdings nicht gelingen. Weder in Resolve, noch in Premiere Pro oder After Effects. Ein grauer Farbverlaub behielt immer seine 8 Bit Stufen. Dazu muss man sagen, dass wir dies auch noch niemals mit anderen GPU-Karten wie z.B. mit Nvidias Quadro K5200 hinbekommen haben. In Photoshop konnten wir dagegen eine echte 10/30 Bit Anzeige bewundern, weshalb wir nach wie vor davon ausgehen, dass weder Premiere noch After Effects oder Resolve eine echte 10 Bit-Vorschau über die GPU-Vorschau unterstützen.





Bugs

Die Karte zu lieben fiel uns in den ersten Tagen schwer. Denn tatsächlich hatten wir nach dem Einbau immer wieder mit sporadischen Abstürzen zu kämpfen. Dabei handelte es sich nicht um klassische Bluescreens mit totalem Crash, sondern der Display-Treiber verlor den Anschluss zum Betriebssystem, das im Hintergrund friedlich weiterarbeite aber nicht mehr sichtbar war. Als Hotfix war es dabei möglich, durch einen Tastatur-Shortcut (den man erst selber manuell unter Windows definieren und anlegen muss) den Rechner in den Sleep-Modus zu versetzen. Nach dem Aufwachen war der Desktop dann wieder normal zu sehen und man konnte weiterarbeiten. Das seltsame war jedoch, dass dieser Treiber-Absturz niemals unter Last geschah, sondern immer nur wenn die GPU überhaupt nichts zu tun hatte. Dies brachte uns dann auch auf eine Fährte, die andere geplagte Anwender im Netz ebenfalls verfolgten. Nämlich dass offensichtlich manche, aber eben nur nur vereinzelte Karten selten beim Herunterschalten in einen sehr tiefen Stromsparmodus den Treiber abschießen. Schließt man zwei Displays an, kann die Karte jedoch niemals in diesen tiefen Energiesparmdous fallen und so haben wir seit dem permanenten Anschluss eines zweiten Displays keine weiteren Crashs der Karte erlebt. Sowohl unter Premiere als auch unter Resolve war die Karte danach auch bei heftigster Auslastung niemals zu einem Absturz zu bringen. Einzig ein verpixelter Mauszeiger fiel uns im intensiven Testzeitraum von zehn Tagen einmal auf. Dieser war auch nach einem kurzen Auflösungswechsel jedoch schnell wieder hergestellt. Es ist zu erwarten, dass AMD diese Probleme mit einem Treiberupdate in den Griff bekommen wird, jedoch bleibt bei uns der schale Beisgeschmack hier ein noch nicht ganz fertiges Produkt in unserem Rechner zu haben. Wir denken, dass sich das Ein-Display Problem sicherlich auch mit dem mitgelieferten Wattman-Tool zur Übertaktung in den Griff bekommen lässt, allerdings erwarten wir, dass eine Grafikkarte nach dem Einbau einfach problemlos läuft, ohne dass sich der Anwender erst einmal mit deren Konfiguration auseinandersetzen muss.







Fazit

Sie tuts (jetzt), und das für wenig Geld. 8 GB in 5 TFLOPS-Gefielden für ca. 300 Euro ist allerdings gar nicht so neu, denn das gab es seit geraumer Zeit auch schon mit der AMD R9 390. Neu sind allerdings die 10 Bit Ausgabe, 60Hz 4K über HDMI sowie der geringe Stromverbrauch. Das 256Bit Speicherinterface ist wahrscheinlich für den kleinen Performance-Rückschritt bei der Kombination vieler Nodes in Resolve gegenüber der AMD-Vorgängergeneration verantwortlich.



Wer tatsächlich auf jeden Euro schauen muss bekommt mit der AMD RX480 gegenüber Nvidia dennoch etwas mehr Leistung pro Euro. Vor allem beim Speicherausbau mit 8 GB, die man bei 4,6K-6K RAW-Bearbeitung für die Zukunft durchaus brauchen kann bietet Nvidia aktuell erst für 50 Prozent mehr Geld (aktuell ca. ab 420 Euro) mit der GTX 1070 eine vergleichbare RAM-Ausstattung und Speicheranbindung.



Mit Spannung erwarten wir deswegen die Performance der neuen Pascal Karten GTX 1060, 1070 und 1080. Denn auch hier könnte sich das Speicherinterface bei den Nodes gegenüber der 980 Ti als ein deutlich limitierender Faktor herausstellen. Nicht nur deswegen wollen wir in naher Zukunft natürlich auch testen, wie gut sich die neuen Pascal Chips im Verhältnis zur RX480 schlagen. Und erst wenn diese Zahlen vorliegen, können wir uns eigentlich ein abschließendes Urteil zur RX480 erlauben.



Eine weitere interessante Erkenntnis dieses Tests war auch, dass das Referenz-Design der RX480 Karte gar nicht so übel ist, wie man aufgrund der ersten Tests hätte erwarten sollen. Dennoch würden wir als interessierter Käufer noch auf die Custom-Partner-Boards warten, sie sicherlich auch unter Vollast noch einmal leiser ausfallen und mit einem 8-Poligen Stromanschluss mehr Sicherheits-Reserven bieten werden.



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