Wie testet man 10 Bit?

Nachdem Hardware und Treiber sehnsüchtig warteten, stellte sich natürlich die Frage, wie man eine 10 Bit-Wiedergabe überhaupt von einem normalen 8 Bit Monitor unterscheiden kann? Die Antwort: Fast gar nicht, da die 8 Bit eigentlich grundsätzlich ausreichen um praktisch jeden denkbaren Verlauf ohne sichtbare Treppen darzustellen.



Es gibt jedoch einen kleinen Bereich zwischen RGB (64,64,64) und RGB (96,96,96) der aufgrund der typischen Monitor-Gamma-Einstellungen zwischen 2.2. und 2.4 zu leichter Posterisation neigt.



Wenn man in 8 Bit einen Farbverlauf zwischen diesen beiden Werten erzeugt, bekommt man auf 99,9 Prozent aller PC- und Mac-Monitore leichte Posterization-Streifen zu sehen. Die 8 Bit Streifen sollten ungefähr so aussehen:



Wer hier nichts besonderes erkennen kann, dürfte sich auch für 10 Bit Monitor-Wiedergabe kaum interessieren.
Wer hier nichts besonderes erkennen kann, dürfte sich auch für 10 Bit Monitor-Wiedergabe kaum interessieren.


Erstellt man nun den gleichen Verlauf in einem 16 Bit/Farbkanal-Farbraum so sollten diese Streifen auf einem 10 Bit Monitor nicht mehr sichtbar sein. Soweit die Theorie anhand der auch viele Anwender weltweit die 10 Bit-Fähigkeiten ihres Workflows testen.




Der Lohn der Mühe

Als erstes wollten wir einmal in Photoshop CC 2014 64 Bit sehen, wie sich die 10 Bit-Einstellungen in der Praxis auswirken. Hierfür muss man Photoshop selbst auch noch für die 10 Bit Wiedergabe fit machen. In den Voreinsellungen muss man den erkannten Grafikprozessor zuerst aktivieren:




10 Bit Workflow mit Nvidia Quadro K5200 und LG 31MU97-B : Photoshop1


In den erweiterten Einstellungen lässt sich anschließend die 30 Bit-Anzeige ebenfalls anschalten:



10 Bit Workflow mit Nvidia Quadro K5200 und LG 31MU97-B : Photoshop2





Doch leider blieben trotz all dieser Voreinstellungen in Photoshop die 8 Bit Linien der Posterasation bestehen. Auch wenn wir den Rechner neu starteten und die Grafik komplett neu im 16 Bit Modus erstellten änderte das nichts an der offensichtlichen 8 Bit Darstellung. Andere Anwender im Netz behaupten jedoch, dass dieser Test bei 10 Bit immer zuverlässig funktioniert, wenn man alle hier dargestellten Hinweise beachtet. Bei uns jedoch offensichtlich nicht.



Im weiteren Verlauf unseres Tests erging es uns auch in After Effects, Premiere Pro oder Resolve nicht besser. Immer die 8 Bit-Stufen, egal ob wir die Verläufe intern erstellten oder als 16 Bit TIFF/PSD importierten. Gerade After Effects bietet eine sehr exakte Kontrolle darüber, ob man sein Projekt direkt in 8, 16 oder 32 Bit anlegt und auch die synthetischen Verlaufseffekte sind in After Effects explizit für die höheren Farbtiefen geeignet.



Nachdem wir wirklich alle erdenklichen Parameter durchprobiert hatten, gaben wir schließlich entnervt auf. Eine Anfrage bei LG, ob denn der Monitor irgendwo anzeigen könnte, ob er sich gerade im 8 Bit oder 10 Bit Modus befindet wurde leider ebenso verneint, wie eine Anfrage bei Nvidia, ob man denn irgendwo mit einem Tool prüfen könnte, ob die Verbindung zum Monitor aktuell mit 8 Bit oder mit 10 Bit pro Kanal "steht".



Nach unserem aktuellen Kenntnisstand sehen wir keine Schrauben mehr an denen wir noch drehen können. Entweder ist unsere Testmethode faul. Jedoch finden sich im Netz einige User, die behaupten, hiermit ihren 10 Bit Workflow hinbekommen zu haben. Oder der Hund liegt in einem anderen Detail begraben. Wer nun der schuldige ist (Monitor oder Grafikkarte) können wir aktuell nicht sagen. Alles was wir sehen können, ist dass ein Glied unseres Workflows offensichtlich nicht 10 Bit fähig ist. Wir wollen selber noch weiter am Thema dranbleiben, haben aber schon viel Zeit investiert und gerade warten eine Menge andere Tests, weshalb wir an dieser Stelle erst einmal das Projekt "On Hold" setzen.



Wir freuen uns aber über sachdienliche Hinweise im Forum, falls einer unserer Leser eine Idee haben sollte, wo hier der 8 Bit Hase im 10 Bit Pfeffer begraben liegt. Dann könnten wir auch an dieser Stelle weiterschreiben.



[UPDATE:] Mittlerweile haben den selben Aufbau mit einem Samsung U28D590D 4K-Monitor ausprobiert und können dort einen klaren Unterschied zwischen 8 und 10 Bit sehen. In unserem Fall können wir also nun bestätigen, dass der LG 31MU97-B bei uns keine 10 Bit Wiedergabe ermöglichte, sondern immer im 8 Bit Modus blieb.



Die grundsätzliche Frage, ob man 10 Bit Wiedergabe denn überhaupt braucht steht jedoch noch auf einem anderen Blatt. Denn unserer Meinung nach sind 8 Bit als Master-Vorschau in der Regel schlauer, weil dies ja auch in 99 Prozent aller Fälle das Zielmedium der Massen darstellt (Fernsehen, Internet, DVD/BluRay). Zur Nachbearbeitung sind 10 Bit gegenüber 8 Bit jedoch definitiv äußerst vorteilhaft. Und warum das so ist, werden wir euch bald in einem eigenen Artikel darlegen.



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