Wer auf dem heimischen PC Videoschnitt betreiben will steht vor einer großen Auswahl an erhältlichen Schnittkarten. Die Auswahl der richtigen Schnittlösung hängt dabei in erster Linie vom geplanten Einsatzzweck ab.
Der Markt der erhältlichen Schnittkarten läßt sich grob in vier Bereiche unterteilen:
Jede Schnittlösung hat dabei ihre eigenen Vor- und Nachteile, auf welche im folgenden näher eingegangen wird:
Analoge Schnittlösungen
Seit über vier Jahren existieren die meisten analogen Videoschnittkarten mit praktisch unveränderter Hardware auf dem Markt. Und obwohl momentan MPEG2 (wegen seiner geringen Datenrate) und DV (wegen seiner verlustfreien Datenübertragungsmöglichkeiten) als die aktuellen Videoschnittstandards für den Prosumer vermarktet werden, spricht nach wie vor nichts gegen den Einsatz von diesen M-JPEG-Lösungen, solange man ausschließlich analoges Videomaterial bearbeiten will. Alternativ kann man mittlerweile auch zu einer billigen TV-Tuner-Lösung oder einer Grafikkarte mit Video In- und Out greifen. Dabei gibt es jedoch gravierende Vor- und Nachteile gegenüber speziellen Videoschnittkarten, so daß eine Entscheidung wohlbedacht sein will.
Der größte Unterschied gegenüber den „klassichen“ analogen Lösungen alá FAST AV-Master oder Pinnacle DC30+ besteht darin, daß die Grafik und Tuner-Karten keine integrierte Hardware-Kompression bieten. Auf den meisten Boards befindet sich nur ein D/A-A/D Wandler, welcher das Videosignal unkomprimiert über den PCI-Bus in den Computer schleust oder entsprechend wieder ausgibt. Für eine Overlay-Dartellung auf dem PC-Bildschirm können diese Daten direkt in den Bildschirmpuffer geschrieben werden. Da ein unkomprimiertes Videosignal jedoch bei einer PAL-Vollbild-Auflösung von 768 x 576 rund 21 MB/s benötigt, können diese Datenmengen ohne ein spezielles RAID-Array nicht auf der Festplatte gespeichert werden. Aus diesem Grund muß das Signal in der Regel komprimiert werden. Spezielle Hardwarelösungen setzten hierfür üblicherweise Motion-JPEG (M-JPEG) ein. Dies ist eigentlich nur ein Strom einzelner Bilder, die nach dem bekannten JPEG-Algorithmus komprimiert wurden. Hiermit läßt sich das Signal ohne sichtbare Qualitätseinbußen auf ca. 1/3 des Datenstroms (also ca. 7 MB/s) reduzieren. Für den Heimvideogebrauch sind auch Datenraten von 2-3 MB/s noch ausreichend. Dieses Verfahren erfreut sich nach wie vor im professionellen Schnittbereich großer Beliebtheit, da auf jedes Bild im Datenstrom einzeln zugegriffen werden kann. Man spricht in diesem Fall auch von einer Intra-Frame-Kompression, da jedes Einzelbild separat komprimiert wird, ohne die Redundanz der vorhergehenden oder nachfolgenden Bilder auszunutzen. Bis vor kurzem, war es nicht möglich diese Kompression mittels Software in Echtzeit zu ermöglichen. Mit steigender Prozessorleistung und einiger Softwarekniffe ist es jedoch findigen Entwicklern gelungen funktionierende M-JPEG Software-Codecs anzubieten. Ab einer Prozessorleistung von 400MHz können diese Codecs das unkomprimierte Videosignal in Echtzeit auf die Festplatte schreiben oder von dort darstellen. Der bekannteste MJPEG-Softwarecodec stammt von der Aachener Softwareschmiede MainConcept, auf deren Webseite sich auch eine kostenlose Demoversion herunterladen läßt. Ein ebenfalls sehr schneller M-JPEG-Codec findet sich unter http://morgan-multimedia.com/m3jpeg.htm . Gegenüber Karten mit Hardware-MJPEG-Codecs ist die Bildqualität dieser Karten jedoch meistens deutlich schlechter, da hier oftmals nicht sehr hochwertige Wandlerchips zum Einsatz kommen.
Gerade bei der Unterstützung von Bearbeitungssoftware spielen teurere, spezielle Schnittlösungen die billigen Grafik- und Tunerkarten an die Wand. In der Regel erweitern die Hersteller nämlich durch Plug-ins die gängigsten Softwarepakte, um dadurch einen größeren Schnittkomfort zu ermöglichen. So beherrscht fast jede dezidierte Schnittkarte beispielsweise Timelineplaying in Adobes Premiere oder Uleads Media Studio. Ohne ein derartiges Plugin sieht der Anwender bei der Arbeit mit diesen Programmen nur ruckelige Bilder. Ausgelassene Frames und Probleme beim Herausspielen des fertigen Videos sind die Folge. Mit vielen teureren Modellen erhält der Anwender in der Regel auch die Vollversion eines „großen“ Schnittprogramms wie Premiere oder Media Studio Pro. Der Nachkauf einer solchen Lizenz ist oftmals teurer als das gesamte Schnittsystem.
Ein weiteres Problem vieler videotauglicher Tuner- und Grafikkarten liegt im Audiobereich: Während semiprofessionelle Lösungen in der Regel einen eigenen Audiochip auf der Schnittkarte mitbringen, sind die von uns betrachteten Lösungen auf die eingebaute Soundkarte angewiesen. Hierbei kann es durch die getrennten Platinen zu Synchronisationsproblemen kommen. Dies äußert sich beispielsweise in einer fehlenden Lippensynchronität.
Da die meisten videotauglichen Tuner- und Grafikkarten auf den bekannten Booktree-Chipsätzen beruhen und die Treiber für diese Chipsätze offenliegen, eröffnet sich gerade für die billigen Karten ein interessantes Anwendungsfeld: Viele dieser Karten können schon unter Linux eingesetzt werden. Unter dem alternativen Betriebssystem existiert bereits ebenfalls eine ausgereifte Multimedia Schnittstelle namens Video for Linux. Mit dieser lassen sich die TV-Tuner und Videoeingänge der getesteten Karten direkt ansprechen. Da unter Linux auch schon erste Videoschnittprogramme heranreifen (Z.B.: Broadcast2000, oder MainActor ) empfehlen sich alle Booktree-Modelle für Anwender, die auf diesem Gebiet erste Experimente wagen wollen. Professionellere Schnittkarten wie die AV Master oder die DC30+ arbeiten nach wie vor nicht unter Linux, da viele Hersteller sich noch immer weigern, die freie Programmierergemeinde mit Informationen zu versorgen.
Einfache videotaugliche Tuner- und Grafikkarten eignen sich daher für alle Anwender, die erst einmal in das neue Gebiet Videoediting „hineinschnüffeln“ wollen. Der Aufpreis für Videoein- und Ausgänge bei Grafikkarten hält sich dabei in vertretbaren Grenzen, so daß man ohne große Investitionen zu seinem ersten Schnittplatz kommt. Wer außerdem nur plant VHS- oder Video8-Aufnahmen zu bearbeiten dürfte mit der Bildqualität hier vorgestellten Lösungen auf jeden Fall gut auskommen. Wer Videos für Web konvertieren möchte, kann ebenfalls bedenkenlos zugreifen, da momentan die Bildqualität der gängigsten Webcodecs noch weit unter der Qualität dieser Karten liegt. Für höherwertiges Material wie SVHS oder Hi8 empfehlen sich mit Sicherheit eher Hardware MJPEG-Karten. Sollte der Anwender sogar einen DV-Camcoder besitzen, ist er mit einer billigen Firewirekarte zur Videobearbeitung besser beraten, als mit jeder analogen Lösung. Wer sowohl digitales, als auch analoges Video bearbeiten will, kann entweder zu einer Zwitterlösung greifen (siehe letzter Absatz) oder eine analoge Wandlerbox (spezielle Camcoder, externe Wandler) bemühen.
Bewährte analoge Schnittkarten mit MJPEG-Hardware-Codec sind:
FAST AV-Master 2000
Die AV Master von FAST existiert bereits seit 1996 und beeindruckte damals nicht nur durch ihre technischen Werte. Sie ist auch nach wie vor die größte Karte in dieser Übersicht und paßt aufgrund ihrer Länge nicht in jeden PCI-Slot. Mit möglichen Kompressionsraten von bis zu 4:1 erreicht die AV Master eine Datenübertragungsrate von bis zu 5,5MB/s, was vor wenigen Jahren noch als absolut sendetauglich eingestuft wurde. Das mitgelieferte „FAST Capture“ unterstützt den Anwender bei der Aufnahme und Verwaltung seiner Videoclips. Zum eigentlichen Videoschnitt legt FAST die Vollversion von Media Studio 6.0 bei. Ein mitgeliefertes Plugin namens "Power Play" ermöglicht es mit der AV-Master Projekte direkt von der Timeline ruckelfrei abzuspielen. Filter und Übergänge werden hierbei in temporären Verzeichnissen zwischengespeichert und müssen, solange sie nicht verändert werden nur einmal berechnet werden. Dies spart nicht nur Zeit sondern auch Festplattenplatz, da der fertige Film nicht noch einmal auf der Festplatte gespeichert werden muß. Wer seine Videos nicht nur auf Videocasetten ausgeben will, dürfte sich über den beigelegten Mediator 5 freuen. Dieser erlaubt es, Videos in interaktive CD-Roms einzubetten.
Als AV-Master lite ist die Karte auch nach wie vor mit den älteren Media Studio 5.2 erhältlich.
Pinnacle DC30+
Die DC30+ ist eine technisch leicht verbesserte Version der DC30 von Miro, die vor 3 Jahren praktisch zeitgleich mit der AV Master in den Handel kam. Im Lieferumfang befindet sich eine separate Breakout-Box, die sämtliche Anschlüsse der DC30+ von der Computerrückseite herausführt. Die DC30+ ist in der Lage Datenströme von bis zu 7 MB/s zu verarbeiten, was ungefähr einer Kompressionsrate von 3:0 bei PAL-Videos entspricht. Zentrales Element zur Einrichtung der Karte ist das MiroCapture-Programm, mit welchen man jederzeit sämtliche Einstellungen der DC30+ zentral verwalten kann. Diese bietet zum Teil noch mehr Konfigurationsmöchlichkeiten als das Fast Capture Utility, kann dabei aber auch Einsteiger eher verwirren.
Als Schnittsoftware kommt bei der DC30+ die Vollversion von Premiere 5.1 zum Einsatz. Pinnacle hat hierfür ebenfalls ein Plugin namens InstantVideo entwickelt welches ruckelfreies Abspielen von Videoclips aus der Timeline ermöglicht. Um den etwas rudimentären Titeler von Premiere aufzuwerten, wird zusätzlich der rennomierte Title Deko-Schriftgenerator mitgeliefert. Dieses Titel-Programm integriert sich nahtlos in Premiere und erzeugt dank seiner vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten ansprechende Titel in kurzer Zeit.
Como AVerMedia MV300
Bei einer Kompression von bis zu 4:1 kommt die MV300 ebenfalls auf ca. 5 MB/s Datenübertragungsrate. Auffällig ist die Möglichkeitet PAL-Videomaterial gleich im 16:9 Format zu capturen, wodurch die Pixelauflösung 768 x 480 beträgt. Ansonsten gibt es eigentlich nichts, wodurch sich die MV300 von anderen Lösungen absetzt. Sie hat im Vergleich zu den oben genannten Konkurrenten in diesem Segment keinen Soundchip on Board, jedoch gab die Synchronisation mit einer separaten PCI-Soundkarte (Soundblaster 64) keinen Grund zur Beanstandung. Im Lieferumfang der Karte findet sich eine eingeschränkte Version von Media Studio Pro 5.2. Ein mitgeliefertes Tool namens "Smart Player" erlaubt dem Benutzer mehrere Dateien aus der Timeline hintereinander ruckelfrei wiederzugeben, um die berüchtigte 2GB-Grenze von AVI-Dateien zu umgehen. Eine Anpassung für das aktuelle Media Studio 6.0 ist dagegen noch nicht erhältlich.
Einfache Soft-DV-Lösungen.
Diese Modelle bestehen ausschließlich aus einer handelsüblichen 1394-Karte mit einem OHCI-Cipsatz von Texas Instruments (TI), VIA oder Lucent. Die Modelle der verschiedenen Hersteller unterscheiden sich in erster Linie durch das Beigelegte Zubehör. Beim Kauf sollte man daher in erster Linie darauf achten, daß ein passendes Firewirekabel (sofern noch nicht vorhanden) beigelegt wird. Separat kosten derartige Kabel meistens noch mindestens 40,- DM. Oft wird auch ein einfaches Videoschnitt-Softwarepaket beigelegt. Von allen momentan gebundelten Programmen ist Media Studio Pro 6.0 VE das mit abstand leistungsfähigste. Wer von Beginn an mehr als nur Titel oder Überblendungen in sein Videomaterial einfügen will, sollte auf diese Software wert legen.
Da Treiber für diese Karten ausschließlich für Windows 98 SE, ME und Windows 2000 erhältlich sind, kann man diese Modelle nicht unter Windows 95 oder NT betreiben. Weiters unterstützen diese Karten nur die neue Windows Media-Architektur „Direct Show“, weshalb sich diese Schnittkarten nicht mit jeder Schnittsoftware betreiben lassen. Direct Show unterstützen die folgenden Programme ab der genannten Funktionsnummer:
MGI´s Videowave ab 3.0
Mainconcept MainActor ab 3.5
Ulead Video Studio ab 4.0
Ulead Media Studio ab 6.0
Adobe Premiere ab 6.0
Momentan gibt es jedoch mit der neuen Direct Show Architektur noch gelegentliche Probleme mit einigen Camcoder-Modellen und der Synchronisation von längeren Projekten, so daß eine DV-Karte mit eigenen Treibern in manchen Fällen noch die bessere Wahl darstellen kann.
Auch stellt Texas Instruments bisher eigene (TI)-Treiber für spezielle Karten bereit, die sich mit Regelmäßigkeit mit den integrierten Microsoft-Treibern in die Haare kommen.
Typische bekannte Vertreter dieser Schnittkarten sind:
ADS Pyro DV 1394
Die Pyro Karte erlangte vor allem dadurch größere Verbreitung, daß sie sich häufiger im Produktsortiment von Media Markt oder ProMarkt befand. Mit Ihrem Preis von 199,- DM und mit Video Studio 4.0 im Lieferumfang unterscheidet sie sich jedoch kaum von anderen TI-Firewirekarten dieser Preisklasse. Auf der Webseite von ADS werden jedoch in der Regel neue TI-Treiber sehr früh bereitgestellt, die sich nur auf den Pyro-Karten installieren lassen.
ADS Pyro Pro DV
Von ihrer Schwester unterscheidet sich die Pro Version durch eine üppige Softwareausstattung: Neben der Vollversion von Uleads Media Studio Pro 6.0 finden sich weiters die 3D-Animationssoftware Animation Master, die Soundprogramme Acid Style und Soundforge XP, Auszüge aus der Texturensammlung Digital Juice, einige Pixelan Spices, Boris FX LTD sowie Cool 3D. Damit dürfte auch dem kreativsten Videobastlern der Stoff nicht zu schnell ausgehen......
Como DVX SC
Die Como-Lösung ist eigentlich nur eine lizensierte Pyro-Karte. Seit neuestem ist sie wahlweise mit Video Studio, Media Studio oder Premiere 6.0 im Bundle erhältlich.
Electronic-Design DV Easy
Die DV Easy wird im Gegensatz zu den übrigen Mittbewerbern mit dem Schnittprogramm MainActor 3.5 von der Aachener Softwareschmiede MainConcept ausgeliefert. Dieses unterstützt gegenüber Video Studio mehr Effekte und bietet bis zu 99 Videospuren.
Electronic-Design PCI-Link
Die PCI-Link basiert ebenfalls auf einem TI-Chipsatz Design, wobei jedoch die Form der Karte an einen DV-Camcoder erinnert. Die Firma optimiert dabei das Zusammenspiel der Karte mit der Applikation, indem Sie eine eigene Capture-Anwendung, sowie einen lizensierten High-Speed DV-Codec von Mainconcept mitliefert.
EXSYS EX-6500/01
Neben der Pyro gehört die Exsys zu den beliebtesten „No Names“ unter den DV-Schnittkarten. Nichtzuletzt, weil diese Karte meistens am günstigsten in den Händlerregalen liegt. Ausgeliefert wird die Karte momentan als 6500 mit Video Studio 4.0 und als 6501 mit Media Studio 6.0 VE von Ulead. Als 6505 und 6506 gibt es auch noch Modelle mit einer zusätzlichen USB-Schnittstelle auf der Karte.
FAST DV.go!
Die DV.go von Fast ist ebenfalls eine lizensierte Pyro-Karte mit Video Studio 4.0. Als Pluspunkt ist vielleicht zu erwähnen, daß man im Gegensatz zu den ähnlichen Produkten von Exsys oder Pyro eine deutsche Supporthotline zur Verfügung hat.
Soft-DV-Lösungen mit speziellen Video-Schnitt Treibern:
Diese Karten kommen in der Regel mit einer vollwertigen Schnittapplikation, die durch zusätzliche Programme wie Timelineplayer oder Titeler aufgewertet wird. Zahlreiche Hersteller liefern auch schnellere Soft DV-Codecs mit, welche die Renderzeiten drastisch verkürzen.
Adaptec AHA-8945
Diese Karte ist noch ein Fiewireboard der ersten Generation und wurde bis zur Einführung des Texas Intruments Chipsatzes von vielen Herstellern lizensiert und mit eigenen Treibern gebundelt. Vor kurzem hat Adaptec jedoch verkündet, sich aus dem Firewire-Bereich zurückzuziehen, so daß sich im Fachhandel nun günstige Restbetände finden lassen könnten. Adaptec verkauft die Karte ohne Schnittsoftware, liefert aber eigene Treiber für Premiere 5.0 mit, die sogar Recodersteuerung und Timelineplaying ermöglichen (DVPlay). Dadurch könnte die Karte nach wie vor für Premiere-Nutzer oder NT-Anwender interessant sein.
Da die Treiber der Karte jedoch nicht mehr weiterentwickelt werden, sind Probleme mit neueren Camcodern vorprogrammiert. Als besonderer Zusatznutzen findet sich dagegen noch ein SCSI-Controller auf der Karte.
Adaptec AHA-8920
Die AHA-8920 war lange Zeit der Geheimtip unter DV-Video-Filmern. Obwohl die Karte nur als Firewire Karte für Standbilder ausgeliefert wurde, laufen mit ihr auch die Treiber der großen Schwester AHA-8945, die frei aus dem Internet zu beziehen sind. Damit war die AHA-8920 für lange Zeit die günstigste DV-Lösung. Für den heutigen Einsatz lohnen sich nur noch die Einsatzgebiete, welche schon bei der bis auf den SCSI-Anschluß baugleichen AHA-8945 genannt wurden.
Canopus DVRaptor
Die Canopus DV-Raptor ist die Königin der Soft-DV Karten: So werden Frames aus dem DV-Strom zusätzlich auf der Karte gebuffert, wodurch selbst bei kleinen Festplattenaussetzern keine Dropped Frames entstehen. Ebenfalls sehr praktisch ist die Möglichkeit, das Videosignal durch die Karte wieder einschleifen zu können. Dadurch ist es möglich den Hardwarecodec des angeschlossenen Camcoders zu nutzen, um auf dem Monitor ein Vorschaubild in voller Auflösung zu erzeugen, ohne den Prozessor zu belasten. Bei aktuellen PC´s (ab 400MHz) brint jedoch der Einsatz des mitgelieferten SoftDV-Codecs noch bessere Ergebnisse (siehe EZDV). Der Softwarecodec ist weitaus schneller, als der übliche Microsoft-Codec, was sich in stark verkürzten Renderzeiten niederschlägt. Dafür ist die Karte nicht als universelle Firewirekarte (für Vernetzung o.ä.) benutzbar, da Canopus für diese Einsatzzwecke keine Treiber zur Verfügung stellt. Als einzige Karte im Test unterstützt die Raptor alle gängigen DV-Schnittlösungen (sogar Edit DV) komplett. Die mitgelieferte Breakout-Box rundet den professionellen Eindruck der Raptor ab.
Canopus EZDV
Die EZDV (sprich Easy DV) ist eine abgespeckte Variante der Canopus Raptor. Der einzige Hardware-Unterschied besteht in der fehlenden Durchschleif-Möglichkeit des analogen Videosignals. Mittlerweile ist der Soft-DV-Codec von Canopus so schnell, daß er auf aktuellen Systemen sogar eine subjektiv bessere Vorschau auf dem Computermonitor erlaubt, als wenn das Signal über ein analoges Overlay erzeugt wird. Mittlerweile bietet Canopus für die EZDV auch direkte Treiberunterstützung für Premiere 6.0 oder Media Studio Pro 6.0 an und liefert die Karte auch wahlweise mit diesen Applikationen aus. Als Schnittapplikation mit Timeline-Player steht zusätzlich das proprietäre EZEdit zur Verfügung, welches nicht an den Leistungsumfang der großen Schnittapplikationen heranreicht, dafür aber extrem schnell und stabil ist.
FAST DV.now
Die DV.now von FAST besitzt wie die DV Raptor von Canopus die Möglichkeit, ein analoges Videosignal zu Preview-Zwecken durch die Karte zu schleifen. Da die Karte ebenfalls mit einem extrem schnellen DV-Codec ausgeliefert wird, ist diese Möglichkeit auf aktuellen Computern fast nicht mehr zu gebrauchen. Sehr brauchbar dagegen ist die mitgelieferte Capture-Applikation FAST.forward, die wohl momentan das beste erhältliche Tool darstellt um Videoclips für ein Projekt zu verwalten und aufzunehmen. Gegenüber der Konkurrenz hat FAST eigene Treiber (incl. Timelineplayer) für Premiere geschrieben, welches mittlerweile in der Vollversion der Karte beiliegt. Um den Preisunterschied zur gerade erschienenen DV.now Lite zu rechtfertigen, findet sich ab sofort zum selben Preis auch noch eine abgespeckte Version des DVD-Authoring Tools DVDit im Lieferumfang.
FAST DV.now lite
Im Gegensatz zur großen Schwester, die eine komplette Eigenentwicklung der Firma FAST war, ist die Hardware der DV.now ebenfalls eine lizensierte Pyro-Karte. Bis auf die obsolete Durchschleifmöglichkeit eines Analogsignals, das fehlende DVDit und die Vollversion von Premiere 6.0 besitzt die DV.now Lite den selben Funktionsumfang. Da noch keine Premiere 6.0 LE Version existiert, wird momentan noch Premiere 5.1 LE beigelegt.
Pinnacle Studio DV
Mit der Studio DV will Pinncle in erster Linie Einsteiger ansprechen. Die Karte läuft dabei nur mit der eigenen, proprietären Schnittsoftware „Pinnacle Studio“. Dieses Programm kann jedoch nur einfache Übergänge und Titel erzeugen. Im Gegenzug stellt es jederzeit eine Echtzeitvorschau mit verringerter Auflösung ohne Rendering zur Verfügung. Da der Karte jedoch keinerlei VfW oder DirectShow Treiber beigelegt wurden, kann die Studio DV offiziell nicht mit anderen Softwarepaketen eingesetzt werden. Als Plus Version befindet sich seit kurzem eine zusätzliche Version im Handel, die auch eine analoge Ausgabe der Videodaten ermöglicht.
Pinnacle DV200
Die DV200 basiert auf einem lizensierten Adaptec-Board (siehe oben). Sie unterstützt daher auch Windows NT und ältere Windows 95-Versionen. Neben einer Vollversion von Adobes Premiere 5.1 wird ein mittlerweile ausgereifter Timeline-Player (InstantVideo) und ein professionelles Titelprogramm mitgeliefert (TitleDeko). Gerade letzteres könnte für viele Anwender ein spezieller Kaufanreiz sein, da Premiere 5.1 noch immer im Titelbereich etwas mager ausgestattet ist. Ebenfalls nützlich ist Miro-Story Tools, ein Capture-Utility, welches ein DV-Band auf einzelne Szenen hin absucht und diese dann katalogisiert darstellt. Der Benutzer muß nur noch wählen, welche Szenen er bearbeiten will, welche die Software dann per Batch-Capturing in einem Rutsch auf die Platte kopiert. Leider existiert dabei beim Capturen immer noch das 2GB Limit. Sollten die mitgelieferten Übergänge in Premiere nicht ausreichen, liegen der DV200 noch zusätzliche Graustufen-Transitions von Pixelan (Video Spice Rack) bei. Außerdem kann der Benutzer auch auf die nagelneuen „Free FX“ von Pinnacle zurückgreifen. Dieses Plugin für Premiere erlaubt es dreidimensionale Effekte zu erzeugen. Die Effekte nutzen hierfür die 3D-Beschleunigung der Grafikkarte, wodurch sich die Berechnung –DirectX-fähige Grafikkarte vorausgesetzt- um ein vielfaches beschleunigen läßt.
Schnittlösungen mit spezieller DV-Hardware Unterstützung
Diese Lösungen bringen neben der reinen DV-Funktionalität noch zahlreiche Zusatzfunktionen mit, die mit spezieller Hardware erzeugt werden. Bis auf den DV-Toaster haben alle Karten eine Breakout Box, über die sich auch analoge Signale aufzeichnen und wiedergeben lassen. Ab 2000,- DM werden sogar Echtzeiteffekte möglich, die im harten Produktionsalltag die Arbeitszeit teilweise drastisch verkürzen. Außerdem glänzen die Pakete meist mit einer üppigen Software Zusatzausstattung.
Die bekanntesten Vertreter aus diesem Bereich sind:
Canopus Rex RT
Die Rex RT ist wohl die professionellste aller Karten unter 10.000,- DM (kostet auch knapp 8000,- DM). Unter einem entsprechend ausgestatteten PC (Dual Prozessor, Windows NT) erlaubt die Lösung zahlreiche Echtzeiteffekte, die auch beliebig kombiniert werden können. Durch den eingebauten Hardwarecodec stehen sogar Echtzeit-Komponenten-Ausgänge zur Verfügung, wodurch sich die Rex auch in professionellen Studios wohlfühlt.
Canopus DV-Storm
Diese Karte ist eine kleine Ausführung der Rex-RT, die sich eigentlich nur durch die fehlenden Komponenten-Ausgänge von der Rex-RT unterscheidet.
Electronic-Design DV Toaster
Durch einen eingebauten Zoran Chipsatz erlaubt die Karte auch die Aufnahme von analogen Videoquellen mit MJPEG-Kompression. Durch die mitgelieferten High-Speed Codecs, die ebenfalls von MainConcept lizensiert wurden, werden renderaufwendige Projekte deutlich schneller bearbeitet. Allerdings lassen sich die Clips laut Leseraussagen nicht ohne Rendern der Timeline mischen. Eine hauseigene Capturing-Software differenziert das Paket etwas mehr von der Konkurrenz.
Electronic-Design DV-Card
Die DV-Card unterscheidet sich vom Toaster nur durch eine zusätzliche Breakout-Box, die sich in einen leeren 5 ¼ Zoll Schacht des Computers einbauen läßt. Wer häufig seine Verkabelung wechselt dürfte sich daher über dieses zusätzliche Bonbon freuen.
FAST DV-Master
Die DV-Master ist das älteste noch erhältliche Board in dieser Übersicht. Da sie ebenfalls einen Hardwarecodec nutzt, ist sie –gemessen an ihrem Funktionsumfang- relativ teuer. Dafür ist die Karte als Pro Version mit dem Schnittprogramm Speed Razor erhältlich, welches in professionellen Kreisen einen guten Ruf geniest.
Matrox RT2000
Die RT2000 liefert ebenfalls Echtzeit-Effekte, die sich begrenzt kombinieren lassen. Durch die mitgelieferte Grafikkarte (eine leicht modifizierte Matrox G400) hat diese Lösung ihre Stärken in spektakulären 3D-Effekten, die allesamt in Echtzeit erzeugt werden. Außerdem erlaubt die Karte auch die Verarbeitung von analogen Signalen, die als MPEG2-Files auf der Festplatte landen.
Pinnacle DV500
Die DV500 wirbt ebenfalls mit Echtzeit-Effekten, kann aber nicht mehrere gleichzeitig anwenden. Sie besitzt ebenfalls analoge Ein- und Ausgänge, wobei jedes Signal intern in das DV-Format gewandelt wird. Dafür glänzt sie mit einer üppigen Software-Zusatzausstattung. Diese Karte gilt leider als etwas heikel was bestimmte PC-Komponenten angeht und arbeitet in manchen Systemen nicht zufriedenstellend.