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DV-Schnitt mobil

Selbst professionell einsetzbare DV-Camcorder sind mittlerweile so klein geworden, dass man sie eigentlich immer und überall dabei haben kann. Zur Bearbeitung ist man in der Regel jedoch nach wie vor an einen stationären Schnittplatz gebunden. Wir zeigen welche bezahlbaren Alternativen schon heute oder in naher Zukunft den Schnitt „unterwegs“ ermöglichen.

// 18:01 Mi, 27. Nov 2002von

Gerade im Sommer dürfte so macher Leser wieder einmal der Idee verfallen sein, die eigenen Videos auch unter freiem Himmel bearbeiten zu können. Schließlich macht es es keinen sonderlichen Spaß am Bildschirm die Timeline rauf und runter zu wandern, wenn sich gerade an diesem Tag die Sonne ein Stelldichein gönnt. Auch gibt es häufig Momente, in denen man eine zündende Idee für eine Schnittkombination nicht realisieren kann, weil der Schnittplatz in weiter ferne ruht. Wer als freier Videofilmer im Nachrichtenbereich arbeitet, möchte vielleicht auch seine brandaktuellen“ Aufnahmen sofort bearbeiten, um dem Sender gleich einen fertigen Schnitt zukommen zu lassen. Und warum kann man eigentlich seine Wartezeiten beim Arzt oder in der U-Bahn nicht dazu nutzen, um mal einige Schnittkombinationen für den längst fälligen Urlaubsfilm auszuprobieren?



Die Technik hierfür existiert schon seit geraumer Zeit. Man muss sie nur richtig zu nutzen wissen. Wichtiger ist allerdings, sich vorher darüber klar zu werden, welche Ansprüche man an den mobilen digitalen Schnittplatz stellt. Soll der Schnittplatz immer und überall verfügbar sein, oder genügt es wenn man Ihn einigermaßen erträglich von Stromquelle zu Stromquelle schleppen kann? Soll das System alle erdenklichen Effektmöglichkeiten beinhalten oder reicht eine Basisfunktionalität für den Rohschnitt? Soll dieser Schnittplatz einen vorhandenen Arbeitsplatz nur ergänzen oder vollständig ersetzen? Wir stellen Ihnen verschiedene Konzepte vor und erläutern deren Vor- und Nachteile, sowie den optimalen Einsatzzweck.






Mobile Schnittrecorder

Wer auf die Bequemlichkeiten des nonlinearen Editings verzichten kann oder aus Prinzip nur linear scheidet, dürfte vielleicht mit einem mobilen Schnittrecorder glücklich werden. Sony hat seit geraumer Zeit miniaturisierte Schnittrecorder (GV-D200, GV-D300, GV-D800, GV-D900, GV-D1000) für DV und Digital8 im Programm. Um auch unterwegs schneiden zu können, sollte man sich logischerweise für ein Modell mit eingebautem Display entscheiden. Die Auflösung von 123.000 Pixeln erlaubt dabei eine gute Schnittvorschau, die allerdings gerade einmal einem Viertel der Originalauflösung von DV entspricht. Einen Studiomonitor kann diese Lösung daher nicht ersetzen. Der eigene Camcorder dient bei der Arbeit als Zuspieler, während man auf dem Recorder die Schnittlisten erstellt und schließlich das geschnittene Programm überspielt. Dank des Stamina Energie-Konzepts von Sony, das auf dem Zusammenspiel von leistungsstarken Lithium-Ionen- Akkus und Energie sparenden elektronischen Bauteilen basiert, verfügt die Schnittrecorder der neuesten Generation über netzlose Betriebszeiten von bis zu 520 Minuten. Daher kann man mit diesen Geräten deutlich länger kabellos arbeiten, als mit einem Laptop oder Notebook. Außerdem läßt sich ein solcher Recorder natürlich auch stationär ins eigene Heimstudio integrieren, weshalb man sich mit dieser Anschaffung gleichzeitig einen separaten Heimrecorder ersparen kann. Wer jedoch schon einmal nonlinear geschnitten hat, wird sich kaum noch mit dem mangelnden Schnittluxus dieser Geräteklasse anfreunden können. Zumal einem keinerlei Spezialeffekte wie Keying oder Picture-in-Picture zur Verfügung stehen. Dafür ist diese Methode des mobilen Schnitts relativ günstig: Für einen Straßenpreis von ca. 1100,- € erhält man bereits Digital8-Geräte mit Display (GV-D800).



Die wohl am häufigsten eingesetzte Methode, um auch unterwegs schneiden zu können ist mit Sicherheit ein Notebook oder Laptop. Um jedoch das richtige Modell auszuwählen, sollten Sie sich sehr genau überlegen, wie Ihr persönliches Nutzungsprofil aussehen wird. Hierfür lassen sich grob zwei Anwendertypen kategorisieren:





Der Schlepptop

Sie wollen mit Ihrem Computer nur an verschiedenen Orten mit Stromanschluss arbeiten. Der Transport von A nach B dauert nicht sehr lange und geschieht eher selten. In solchen Fällen spielt die Akkulaufzeit des Geräts eine eher untergeordnete Rolle. Wenn Sie zu dieser Gruppe von Anwendern gehören, müssen Sie auch weniger auf das Gewicht Ihres Geräts achten. Wird der Computer nur ab und zu umgestellt oder transportieren Sie ihn gar mit dem Auto, spielen ein paar Pfunde mehr oder weniger nicht unbedingt eine Rolle bei der Systementscheidung. Wenn Sie jedoch an den verschiedenen Arbeitsplätzen nicht überall einen zusätzlichen Monitor zur Verfügung haben, sollten Sie unbedingt auf ein großes, hochaufgelöstes Display achten. Schließlich kann man bei der Videobearbeitung ja niemals genug Platz auf dem Desktop haben. Unter dieser Voraussetzung kann ein gut ausgestatteter Laptop einen zusätzlichen Heim-PC praktisch vollständig ersetzen.



Wer mit dem Gedanken spielt ein Notebook als kompletten PC-Ersatz zu kaufen, sollte nicht vergessen, dass Laptops grundsätzlich nur begrenzt aufrüstbar sind. Während man einen PC relativ einfach und kostengünstig durch Mainboard- und Prozessortausch auf den neuesten Stand bringen kann, ist bei einem älteren Notebook oft nur ein kompletter Neukauf ökonomisch sinnvoll. Auch die Erweiterungsmöglichkeiten sind gegenüber PCs eingeschränkt. Da Laptops aufgrund Ihrer Baugröße keine echten PCI-Slots besitzen, können Echtzeitschnittkarten von Canopus, Matrox Pinnacle und Co mit diesen Geräten nicht betrieben werden.








Immer und Überall

Manche Anwender wollen oder müssen tatsächlich auch unterwegs mit dem Laptop arbeiten. Da das Gerät hierfür ständig mitgeführt wird, sollten ein niedriges Gewicht und akzeptable Akkulauflzeiten auf der Präferenzliste ganz oben stehen. In der Regel greifen Anwender in so einem Fall so sogenannten Subnotebooks. Dies sind besonders kleine und leichte Geräte, die jedoch in Punkto Systemleistung, Displaygröße und Ergonomie mehr oder minder große Einschränkungen aufweisen. So besitzen diese Mini-Notebooks meistens eine sehr kleine Tastatur, die sich in der Regel nicht zum Schnelltippen eignet. Wer jedoch hauptsächlich seine Videos schneiden will, kann dieses Manko mit Sicherheit verschmerzen. Schmerzvoller ist dagegen die übliche Displaygröße dieser Geräteklasse. Die meisten Subnotebooks liefern nur Auflösungen unter 1024 x 768 Pixel. Da fast alle Schnittprogramme auf diese Mindestauflösung ausgelegt sind, muss man ständig die Maus bemühen um auf den winzigen Displays Fenster hin und her zu schieben. Und auch die Prozessorleistung dieser Gerät liegt in den meisten Fällen unter 1 GHz, was -gemessen an aktuellen Heim-PCs- schon deutlich bei Schnittarbeit spürbar wird.






Mobiler Schnitt am PDA

PDAs (Personal Digital Assistants, oft auch Organizer genannt) sind Kleinstrechner, die eigentlich dazu gedacht sind, Termine und Aufgaben zu verwalten. Die neueste Generation dieser Geräte (PocketPCs) besitzt mit integriertem Farbdisplay und Prozessorgeschwindigkeiten von bis zu 400 MHz jedoch eine beachtliche Rechenleistung.



Auch wenn es auf der ersten Blick unglaublich klingt, so hat die Aachener Softwareschmiede MainConcept vor kurzem ein komplettes Schnittsystem für die mobilen Kleinstrechner als Designstudie vorgestellt. Trotz der kleinen Auflösung von nur 320 x 240 Pixeln lassen sich in der „PDA Video Suite“ Videos schneiden und mit vielfältigen Bildübergängen versehen. Sogar Titel lassen sich mit dieser Software erstellen. Dass man PDAs vorrangig mit einem Stift über das berührungssensitive Display bedient, ist nicht einmal ein Nachteil. Aus dem Storyboard lassen sich die einzelnen Clips hiermit wirklich intuitiv in der Timeline platzieren und dabei hin- und her schieben. Dadurch macht die Arbeit mit dem „wohl kleinsten Videoschnittsstudio der Welt“ richtig Spaß und geht besonders leicht von der Hand. Mit diesem System kann man wirklich jederzeit und Überall die eigenen Schnittideen praktisch umsetzen.




DV-Schnitt mobil : mainconcept
Hosentaschenstudio: Mit der Designstudie „PDA Video Suite“ lassen sich Videos einfach zusammenfügen und mit Effekten versehen


Aufgrund der relativ geringen Speichermöglichkeiten (max 1 GB mit IBM-Microdrive) lassen sich auf diesen PDAs natürlich kaum Original-DV Daten bearbeiten. Daher ist ein Zweitrechner für diese Lösung unbedingt vonnöten: So werden die Originaldateien auf dem HeimPC in ein Miniaturformat (160 x 120 Pixel Auflösung, starke MPEG-Kompression) umgewandelt und auf den PocketPC übertragen. Mit diesen Miniaturen erfolgt der eigentliche Schnitt. Nachdem man die Videodateien auf dem PDA bearbeitet hat, exportiert man eine Schnittliste in den PC zurück und letzterer berechnet die Effekte mit den originalen DV-Dateien im PC. Für einen Rohschnitt ist dieses Verfahren durchaus geeignet. Leider ist die kommerzielle Zukunft dieses Programms nach wie vor ungewiss, da man für dieses Produkt noch keinen lukrativen Zielmarkt ausmachen konnte. Nachdem wir die Möglichkeit hatten mit diesem System zu experimentieren, hatten wir jedoch den Eindruck, dass es sich bei diesem Konzept um weit mehr als ein Spielzeug handelt. Wir sind gespannt, was sich aus dieser Produktstudie noch alles entwickeln wird.






Fazit

Wer heute unterwegs seine Videofilme bearbeiten will, kommt um einen Laptop kaum herum. Falls man nicht den Schnittplatz für „immer und überall“ benötigt, kann ein Laptop sogar eine interessante Alternativegegenüber einem „großen“ Heimrechner darstellen. Allerdings besitzt letzterer den Vorteil einer besseren Erweiterbarkeit und einer größeren Displayfläche. Der Einsatz eines Subnotebooks ist dagegen ein teurer Spaß, der jedoch seinen eigenen Reiz ausübt. Schließlich lassen sich derartige Geräte fast überall hin mitnehmen. Die PDA-Studie von MainConcept zeigt deutlich wohin der Weg gehen könnte. Das mobile Schnittstudio für die Hosentasche ist schon heute grundsätzlich technisch möglich. Und das intuitive Schneiden mit dem Stift auf dem Display zeigt, wie anwenderfreundlich solche Lösungen in Zukunft sein könnten...





Kaufentscheidung Notebook

Prinzipiell sind praktisch alle erhältlichen Notebooks für den Videoschnitt geeignet. Eigentlich benötigt man nur eine OHCI-kompatible Firewire-Buchse, die viele Modelle bereits serienmäßig mitbringen. Falls das auserwählte Modell jedoch keinen derartigen Anschluss aufweist, sollte es zumindest einen sogenannten PCMCIA-Slot besitzen. Über diesen lässt sich Firewire auch per Zusatzsteckkarte nachrüsten. Kostenpunkt ca. 100 Euro. Ansonsten gilt -wie auch bei ausgewachsenen PCs-, dass man eigentlich nie genug Festplattenkapazität besitzen kann. Ist der Laptop jedoch nur als Zweitrechner vorgesehen, kann man hier durchaus etwas sparen, da Festplattenkapazität für Laptops spürbar teurer ist. Schließlich kann man in so einem Fall nicht benötigte Sequenzen auf den Heimrechner auslagern. Wer nicht gerade einen Spielfilm unterwegs scheiden will, kommt daher wahrscheinlich auch mit 20 GB über die runden, was ungefähr 100 Minuten DV-Material entspricht. Alternativ lassen sich auch größere, externe Festplatten via Firewire an den portablen Rechner bequem „anklinken“. Bei der Prozessorleistung sollte man darauf achten, dass sich ein Prozessor von AMD oder Intel im Rechner befindet. Ab ca. 600 MHz können DV-Ströme in Echtzeit decodiert werden, was eine bequeme Arbeitsweise ohne ruckelnde Videos ermöglicht. Ein höherer Takt beschleunigt nur noch die Effektberechnung. Modelle von Transmeta oder Via rechnen deutlich langsamer und eignen sich daher nicht uneingeschränkt für den Videoschnitt.



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