Technisches zum Dreh (mit der Sony A7S II / DJI Mavic Pro 2)
Wie lange habt ihr gedreht auf den Inseln?
Wir waren 4-5 Tage auf Langeneß und ungefähr knapp zwei Wochen auf Samoa und Tokelau unterwegs. Auf Samoa waren die Drehbedingungen noch am einfachsten, weil wir uns total flexibel fortbewegen konnten. Tokelau war eine extreme Herausforderung. Die Reise von Samoa nach Tokelau dauert 24 Stunden und es gibt keinen Tourismus. Tokelau wird nur alle zwei Wochen angefahren von einem Versorgungsschiff. Es ist die einzige Möglichkeit dorthin zu kommen
Tokelau besteht aus drei Archipelen, die auch noch mal ein paar Stunden voneinander entfernt sind. Das Versorgungsschiff konnte nicht auf uns warten – die haben angelegt, ihre Güter be- und entladen, und wenn wir zu spät gekommen wären, dann wären die ohne uns abgefahren und wir dort zwei Wochen festgesessen. Das heißt wir wussten, in Tokelau treffen wir den Regierungschef, den Bürgermeister von Fakaofo, und sind vom Schiff runter und los in einem Affenzahn, ein paar Schnittbilder machen, bestimmte Menschen treffen, bestimmte Orte sehen.
Alles in allem war der Drehzeitraum etwa zwei Monate mit An- und Abreisen zu den Inseln und Vorbereitung. Der Postproduktionszeitraum war dann deutlich länger.
Mit welcher Kamera hast du gefilmt?
Ich hatte mir die Sony a7s II in 2017 gekauft für eine Asienreise. Als zweite Kamera bei den Interviews hatten wir die a7r III (oder IV) von Manolo, außerdem hatten wir noch eine Mavic Pro und eine GoPro, ich glaube die 7, auf jeden Fall mit Hyper-smooth. Von der habe ich aber nachher beim Schnitt gar nichts verwendet.

Hast du intern oder extern aufgezeichnet mit der Alpha?
Intern – der Hauptaugenmerk bei dieser Reise war aufgrund der Größe des Teams möglichst klein und kompakt zu bleiben, um sich möglichst auf den inhaltlichen Schwerpunkt zu konzentrieren und nicht unfassbar viel technisches Geraffel dabei zu haben. Ich hatte einen externen Monitor, den habe ich auf Langeneß zweimal benutzt und auf Samoa einmal, und dann ist er nicht mehr zum Tragen gekommen. Wenn man in einer Interviewsituation ist, etwa auf Tokelau, wo man eine Stunde Zeit hat, dann ist jedes Aufbauen und jedes Anschließen zu viel...
Und in welchem Modus hast du gedreht?
Ich habe manchmal – eher selten – in S-Log2 aufgenommen, meistens habe ich in Cine 2 oder Cine 4 aufgenommen. Je nachdem, welche Helligkeitsabstufungen im Bild sind, hat man mit S-Log2 Banding Probleme wegen der 8 Bit. Ich habe daher immer spontan entschieden, welchen Aufnahmemodus ich verwende. Das ist zwar nicht unbedingt von Vorteil nachher im Grading, weil das nicht nur eine Art Footage gibt, aber es war von Vorteil, weil ich in manchen Situationen optimierte Aufnahmemodi wählen konnte. Ich habe mir die unterschiedlichen Modi auf die Hotkeys gelegt und mit einem schnellen Klick gewechselt.
Du kennst die Kamera und weißt, was dich wann erwartet?
Ja, aber ich habe viel ausprobiert, auch auf der Reise. Man ist am anderen Ende der Welt mit ganz anderen Lichtsituationen konfrontiert - mitten im Pazifik hat man, wenn die Sonne scheint, so ein helles Licht, das ist fast unmöglich... Obwohl ich einen variablen ND Filter hatte.
Dann hattest du wahrscheinlich auch kein Licht mit?
Wir hatten zwei kleine LEDs, Aladdin Pocket Lights, die sind auch diverse Male als Aufheller zu Nutze gekommen, aber einen Lichtkoffer hatten wir nicht. Beim nächsten Mal nehme ich einen Reflektor mit, aber auch da braucht man auch wieder eine Person, die ihn hält… Den Ton haben wir einerseits geangelt, andererseits angesteckt, wenn möglich dann beides. Wenn sich da zusätzlich noch jemand ums Licht hätte kümmern müssen, das wäre nicht möglich gewesen.
Hast du den Ton in der Kamera aufgenommen?
Zum einen habe ich den Ton über ein Sennheiser Aufsteckmikro in Kamera aufgenommen, dann haben wir über einen externen Field Recorder, Tascam DR70, den Ton einmal mit Richtmikro und einmal mit AVX Funkstrecken aufgenommen.
Da gab es übrigens eine Situation auf Langeneß, das werde ich nie vergessen. Da haben wir Ark, der für den Küstenschutz arbeitet begleitet, als er mit der Lore eine tote Robbe reingeholt hat. Er ist vorgelaufen und ich mit der Kamera hinterher. Ich hatte mir den Fieldrecorder angehängt und habe ihn die ganze Zeit abgehört, mit der einen Hand die Kamera gehalten vorne am Objektiv und mit der anderen Hand den Ton gepegelt. Aber ich hatte keine Möglichkeit, in dem Moment etwas abzugeben. Das war an der Grenze des Machbaren…

Welche Optiken hattest du an der Kamera?
Ich hatte eine Sony 24-70mm F2.8 und eine Canon 50mm 1.4. Außerdem hatte ich eine Sony 10-18mm, die eigentlich keine Vollformat Optik ist, dabei für den Gimbal, einen Zhiyun Crane 2. Da habe ich hin und wieder die Sony Optik darauf benutzt – wenn ich die ein Stückchen reinzoome, ich glaube so auf 13 oder 16mm, hat man kaum Vignettierung.
Mit der 24-70mm Optik auf dem Gimbal hatte ich tatsächlich Probleme, was ich komisch fand. Das war vielleicht witterungsbedingt – im Watt ist mir der Gimbal ständig ausgegangen, trotz voll geladener Batterien. Mit dem Crane 1 hatte ich nie Probleme, auch in Indonesien bei 32 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit mitten im Dschungel nicht. Aber der Crane 2 ist mir mitten im Watt einfach ausgegangen. Es waren so zwei, drei, vier Grad über Null. Er war perfekt ausbalanciert - ich kann es mir nicht erklären.
Der stabilisierte Sensor hat dir nicht gereicht?
Für ein paar Sachen schon, aber es ist halt doch noch mal ein bisschen was anderes. Ich komme ja ursprünglich von Panasonic und habe festgestellt, der Stabilisator in der GH5 funktioniert sehr gut, bei der Sony habe ich dagegen das Gefühl, man sieht immer den Moment, wenn der Stabilisator anpackt und manchmal gibt es ganz bestimmte Ruckler. Ich filme recht viel aus der Hand und das ärgert mich dann einfach. Wenn ich bestimmte Kamerafahrten mache, dann bevorzuge ich es mit dem Gimbal.

Das Filmen mit der Kameradrohne hast du dir selber beigebracht?
Ja, ich hatte die Drohne tatsächlich erst kurz davor gekauft und auf Langeneß das erste mal eingesetzt. Auf dem Tempelhofer Feld habe ich sie vorher ein paar mal Test fliegen können - bis die Wächter kamen. Im Internet steht zwar, dass man dort auf dem südlichen Teil fliegen kann, aber die Information stimmt wohl nicht...
Ich muss sagen, von der Mavic 2 Pro bin ich richtig begeistert. Ich habe lange Zeit immer gesagt, ich brauche keine Drohne und will nicht noch mehr mit mir rumschleppen - das Internet ist sowieso schon so übersättigt von Drohnen-Shots. Hinterher war ich aber richtig froh, dass ich sie dabei hatte, weil es einfach gerade auf Tokelau und Samoa ganz besondere Perspektiven ermöglicht hat.
Die liegen ja auch so im Wasser, dass man es kaum glauben kann...
Technisch war ich auch richtig begeistert. Man hat ja bei der Mavic 1 gerade bei Baumwipfeln und sowas ganz viele Pixel-Artefakte gesehen, aber bis auf wenige Ausnahmen war ich von der 2er da richtig begeistert.
Der Trailer besteht auch aus einer einzigen Drohnenaufnahme, die sich so subtil dreht, das einem richtig schwindelig wird. Ich nehme an, das ist Absicht.
Ich hatte ursprünglich einen anderen Trailer geschnitten, wo Bildmaterial von allen Destinationen zu sehen war, aber irgendwie hat es mir nicht gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass man so etwas zu oft gesehen hat und ich mag lange Einstellungen, wenn Dinge auch wirken können. Und das Konzept beim Trailer ist, wir gehen da von Schwarz/Weiß zu Farbe, von Problemen zu Hoffnung, von der kalten, rauhen Nordsee zum warmen, farbigen, lebhaften Pazifik und diese Drehung sollte das Taumeln und die Orientierungslosigkeit in diesem großen, gigantischen Problem, in dem wir uns befinden, aufgreifen.