Der sauberste Weg führt über die Belichtungszeit
Um keine zusätzlichen farblichen Veränderungen zu erzeugen, sollte man die Unterbelichtung über die Verkürzung der Belichtungszeit bewerkstelligen. Also beispielsweise mit 1/1600s nach den 1/50s der ersten Aufnahme. Eine Blendenstufe entspricht übrigens immer einer Halbierung der Shutter-Zeit. Die Blendenstufen ergeben sich daher in folgenden Abständen:
0 1/50s
1 1/100s
2 1/200s
3 1/400s
4 1/800s
5 1/1600s
6 1/3200s
7 1/6400s
Besonders wichtig ist, dass bei der zweiten Aufnahme unverändert der Weißabgleich der ersten Aufnahme eingestellt bleibt und somit KEIN automatischer Weißabgleich aktiviert ist.
Anschließend importiert man beide Aufnahmen ins Schnittprogramm und stellt dort - falls noch nicht geschehen - den vermutet korrekten Workflow für den Kamera Codec ein. Im nächsten Schritt checkt man (sofern vorhanden) mit einem Color Picker den Weißabgleich der helleren Aufnahme. Hier sollten R, G und B-Werte an verschiedenen Stellen der Graukarte/Wand nahezu die gleichen Werte aufweisen. Alternativ oder auch zusätzlich lässt sich dies auch auf einem Waveform-Monitor kontrollieren, indem man darauf achtet, ob alle Farbkanäle des Graubereichs übereinander und/oder auf gleicher Höhe liegen.

Ist das der Fall, stimmt der Weißabgleich der ersten Aufnahme und wir ziehen die unterbelichtete Aufnahme in die Timeline neben den ersten Clip. Nun korrigieren wir im Programm die Helligkeit dieser zweiten Aufnahme wieder nach oben, auf einen ähnlichen Level wie den ersten Clip. Hierfür muss man nun verfügbare Funktions-Parameter oder Kurven benutzen, die ausschließlich die Helligkeit beeinflussen, also beispielsweise Helligkeit, Belichtung oder die Y-Gradationskurve.

Ergibt sich nach dieser Helligkeitskorrektur ein Farbstich, so stimmt etwas mit dem Color Management im Projekt nicht. Man erkennt dies dann auch deutlich an einem Auseinanderdriften der Farben im Waveform-Monitor oder der Verschiebung des Weißpunktes im Vektorskop:
