Die Lösung?

Vor diesem unüberschaubaren Aufwand kapitulieren die meisten Tester und machen das, was erst einmal am vernünftigsten erscheint: Sie machen alle Tests mit den Werkseinstellungen der Kamera, bzw. im Automatik-Modus. Dass hierbei nicht unbedingt die aussagekräftigsten Werte herauskommen, dürfte indes jetzt klar sein. Weshalb gibt man denn 1500 Euro oder mehr für einen Camcorder aus? Eben um genau in jeder Situation durch die manuelle Veränderung von Brennweite, Blende, Contour oder Gain das beste aus einem Motiv herauszuholen. Und genau diese Fähigkeiten einer Kamera fallen bei einem Test im Automatik-Modus unter den Tisch.







Noch nicht genug?

Wer nun denkt, das betrifft ja „nur“ die Schärfe einer Kamera irrt. Denn wenn man die Farben zwischen Camcordern vergleichen will, wird die Sache fast noch schlimmer. Viele semiprofessionelle Modelle können die Farbdarstellung der Kamera in weiten Teilen vor der Aufnahme zu beeinflussen. (Auch in der Postproduktion lässt sich theoretisch noch jede gewünschte Farbe nachträglich hinbiegen.) Das macht eine objektive Farbbeurteilung nicht nur schwer sondern oft auch obsolet. Praktisch jede Kamera kann die typischen 6 Punkte im Vektorskop problemlos treffen, wenn man sie auf die Situation richtig einstellt. Viel wichtiger wäre daher eine Messung, welche Farbnuacen eine Kamera noch darstellen kann oder wie gut feinste Farbunterschiede noch erkannt werden können. Bei einer Kombination aus ca. 16 hoch 2 Millionen Farb-Möglichkeiten keine leichte Aufgabe. Zumindest ist mir keine Farbnuancen-Messung aus der Messtechnik bekannt. Doch ohne eine solche Messung kann man im Messlabor eigentlich nicht mal einen Einchipper von der hochgelobten Dreichip-Technik unterscheiden.


Einen kleinen Hinweis liefert natürlich die Messung des Kontrastumfangs, aber der ist natürlich wieder extrem von der Blende und Gain abhängig und je nach Lichtsituation gänzlich verschieden. Ein Wert, gemessen im Automatik-Modus erscheint da mehr als willkürlich.



Selbst Dinge, wie die die Verzeichnung eines Objektivs sind zwar eigentlich leicht messbar, bleiben aber schwer zu benoten: So fällt beispielsweise bei Sonys FX1/Z1-Serie auf, dass diese im Weitwinkel eine merkliche Kissenverzerrung aufweist. Ein Testfoto ohne Vergleich zu allen anderen Camcordern abzudrucken, würde jedoch von vielen Lesern sicherlich falsch interpretiert werden. Denn kein anderer momentan erhältlicher HDV-Camcorder hat einen so großen Weitwinkelbereich. Sobald die Sony in die Brennweitenregionen der anderen Camcorder eintritt, sind die Verzerrungen nicht mehr sichtbar.



Auch beim Ton und anderen Camcorderbereichen stößt man auf ähnliche Probleme einer objektiven Bewertung einer Messung. Allerdings möchte ich an dieser Stelle nun nicht mehr darauf eingehen. Stattdessen will ich mich noch kurz den sogenannten weichen Faktoren widmen. Das sind von vornherein subjektive Eigenschaften, wie z.B. die Bedienung einer Kamera. Klar will niemand sich minutenlang durch Untermenüs hangeln, da sind sich alle Tester einig. Doch bei vielen Details scheiden sich schnell die Geister. So gibt es Anwender, die die Bedienungsphilosophie der Canon XL-Serie lieben, während andere schon wegen der Form und der Kopflastigkeit mit diesem Kamera-Konzept überhaupt nichts anfangen können.


Noch schwieriger wird schließlich die Interpretation: Kann zum Beispiel die Kopflastigkeit die Möglichkeit für Wechselobjektive aufwiegen?




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