Memory Colors

Wer sich dann doch langsam auch an die Veränderung der Farben traut, steht vor der großen Frage: Wann erscheinen uns die Farben in einem Bild eigentlich stimmig? Der Weißabgleich trägt hierzu weniger bei, als man meinen könnte, denn das menschliche Gehirn korrigiert einen Farbstich in der Regel bereits nach kurzer Zeit. Nur starke Sprünge in der Farbtemperatur fallen nach einer Gewöhnungsphase noch deutlich auf.



Ist es dann vielleicht das Verhältnis der Farben zueinander? Wohl auch nicht zwingend. Sieht man sich viele Hollywood Blockbuster an, so dominiert dort immer noch der Orange-Teal-Look, der die meisten Farbnuancen wegbügelt und vielen Gegenständen eher unnatürliche Farben "zuteilt". Und daran scheint die breite Masse der Kino-Bevölkerung sogar großen ästhetischen Gefallen zu finden.



Eine Theorie, die Stu Maschwitz vor 10 Jahren publizierte, schlägt vor, beim Graden immer auf sogenannte Memory Colors zu achten. Dahinter steht der Gedanke, dass es Farben wie Hauttöne, Gras oder den Himmel gibt, die wir als Menschen besonders gut (er)kennen. "Falsche Farbtöne" im Gesicht eines Menschen bemerken wir also deutlich leichter, als wenn der Rotton eines Kaffeebechers nicht genau getroffen wird. Wir stören uns ebenso daran, wenn die Farbe des Himmels nicht so erscheint, wie wir ihn kennen oder wenn das Grün des Grases irgendwie nicht stimmt.



Laut Stu wird jedes Bild besonders schnell unstimming, wenn uns besonders vertraute Objekte nicht "richtig" vorkommen. Das muss nicht nur Haut, Gras oder Himmel sein, auch Bananen sind ein typischer Fall. Doch da die meisten Filme nun einmal Menschen und Schauspieler in ihrem Mittelpunkt haben, sind "richtige" Hauttöne das A und O des Memory Color Ansatzes. Oder kurz gesagt: Bei den Hauttönen kann man das Grading am schnellsten versauen. Um dies zu vermeiden, kann man ein weiteres Mal den Weg des Ausschließens gehen:




Hauttöne schützen und korrigieren

Und hierzu erst einmal eine gute Nachricht: Die meisten Kameras liefern bei richtigem Weißabgleich sowieso schon brauchbare Hauttöne. Ähnlich wie bei der Eye Pollution ist es nun oft hilfreich, die Hauttöne (und andere Memory Colors) fast unverändert zu lassen und das Grading um die Hauttöne/Memory Colors herum zu gestalten.



Ein farblich eher unspektakuläres Motiv mit normalen Hauttönen
Ein farblich eher unspektakuläres Motiv mit normalen Hauttönen


Mittels eines Qualifiers mit relativ weicher Kante erstellt man eine Maske des Clips, die möglichst nur Hautbereiche enthält. Diese schließt man anschließend vom Grading aus, bzw. legt die Hautbereiche als obersten sichtbaren Layer an. Das Ergebnis überzeugt in der Regel. Gradet man den Hintergrund in den diametralen Farben (bei Haut also im blauen Bereich), so landet man fast automatisch beim bekannten Orange-Teal Look.



Gleiche Hauttöne, aber den Rest ins Blau fallen lassen. Dieser Orange-Teal Look trifft oft den Geschmack der Masse(n).
Gleiche Hauttöne, aber den Rest ins Blau fallen lassen. Dieser Orange-Teal Look trifft oft den Geschmack der Masse(n).



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