Was ist der Vorteil von RAW

Der Vorteil von RAW sollte somit auch klar sein: Jede nur mögliche Entscheidung, wie das Sensor-Bild später aussehen soll, wird von der Kamera in die Nachbearbeitung ausgelagert. Denn wenn eine Kamera nicht in RAW filmt, muss sie viele, nachträglich nicht mehr zu ändernde Entscheidungen über das Aussehen des Bildes treffen: Das fängt beim Debayering an (also wie aus den RGGB-Senseln durch Interpolation RGB-Pixel werden). Und betrifft in der Regel auch, wie die 12-16 Bit Sensordynamik für die interne 8-10 Bit Speicherung zusammengefasst wird.



Der Weißabgleich ist ebenfalls von großer Bedeutung, weil auch dies eine Kamera-interne Entscheidung ist, mit welcher Gewichtung die "rohen" RGGB-Sensel zusammengerechnet werden sollen. Bei echtem RAW ist ein Weißabgleich dagegen weder nötig noch sinnvoll. Auch eine digitale Nachschärfung des Bildes sollte besser vor der Kompression erfolgen und daher im Nicht-RAW-Fall schon in der Kamera nach den eigenen Zielvorgaben eingestellt sein.



Kurz gesagt:



Der entscheidende Vorteil für RAW ist, dass man dadurch Entscheidungen in die Postproduktion verlagert und mögliche Kamera-Fehlerquellen beim Dreh von vornherein ausschließt.



Zeichnet man in 8 oder 10 Bit auf und stellt die Kamera theoretisch schon exakt so ein, wie man sein Bild später haben will, hat man zwar faktisch keinen Vorteil von RAW. Doch das ist wirklich ein perfekter Idealfall. Will oder muss man jedoch einzelne Bilddteile in der Postproduktion noch um ein paar Blendenstufen absenken oder anheben, dann kommt es mit 8 Bit-Aufzeichnung meistens schnell zu sichtbaren Fehlern im Bild. Der nachträgliche Spielraum bei RAW geht dagegen soweit, dass man quasi beliebig virtuell Licht setzen kann, ohne dass es künstlich wirken muss.




Und was ist mit Log?

Log ist der Kompromiss zwischen den Extremen. Denn mittels Log kann man ebenfalls die hohe Sensordynamik in einen 8- oder 10-Bit-Farbraum quetschen und durch geschickte Umverteilung der Helligkeitswerte einiges an Information für die Nachbearbeitung retten. Problematisch ist jedoch die damit verbundene Kompression und Farbraumwandlung der Daten. Denn bei jedem uns bekannten Log-Format wird nicht die RGGB-Sensorstruktur erhalten, sondern es wird schon in der Kamera ein Debayering vorgenommen. Und in diesem Zuge kommt es hier zwangsweise zu einer Umrechnung des Farbraums mit einem anderem Chroma-Luma-Verhältnis (meistens nach YUV 4:2:0 oder 4:2:2). Damit muss sich die Kamera auch zwingend auf einen Weißpunkt festlegen, was im Falle einer notwendigen Korrektur wichtige Dynamik kosten kann.



Im Prosumerbereich entsteht meistens noch ein weiterer großer Nachteil durch 8 Bit Log Profile, die eigentlich zu wenig Helligkeitsdifferenzierungen bieten, um in der Nachbearbeitung sinnvoll zu sein. Erst ab 10 Bit macht Log eigentlich wirklich Sinn. Und selbst hier können kritische Augen meist noch einen Unterschied zu RAW erkennen. Allerdings vor allem deswegen, weil bei der zusammenfassenden Kompression der meisten Log-Formate kleine Makroblöcke oder ähnliches entstehen.



Kritisch sehen wir dazu eine 4:2:2 LOG-Aufzeichnung, weil diese gegenüber RAW viel zu viel redundante Information speichert. Denn ein RGGB-Sensor kann für ein präzises Debayering eigentlich nur 4:2:0 Daten anliefern. Mehr “echte” Farbinformation kann nicht sinnvoll aus der Pixelanordnung interpoliert werden, solange im Anschluss aus jedem Sensel ein Pixel wird. Oder anderes gesagt: Jede Information, die hierbei zusätzlich gespeichert wird, kann auch beim RAW-Debayering in der Postproduktion erzeugt werden und erzeugt bei der Speicherung in der Kamera somit unnötiges Datenvolumen.



Dies kann dann zu etwas abstrusen Spezifikationen bei einigen Herstellern führen, bei denen eine interne ProRes 4:2:2 Aufzeichnung des gleichen Signals mehr Datenrate benötigt, als die entsprechende RAW-Aufzeichnung. "Besser" als RAW kann das Signal aber niemals aufgezeichnet werden. Auch nicht, wenn man die Datenrate erhöht…



Ein eher selten genannter Vorteil von RAW ist auch nicht zu verachten: Die Datensicherheit. Sollte einmal ein Byte auf einer SSD umkippen (also kaputtgehen) merkt man bei RAW in der Regel gar nichts davon. Und sollte einmal ein größerer Speicherbereich defekt sein, verliert man hierdurch meistens höchstens einen einzigen Frame. In einem hoch komprimierten Strom kann dagegen schon ein fehlerhaftes Byte den kompletten Clip zerreißen und unbrauchbar machen.







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