Nachdem Sony im letzten Jahr mit der HDR-FX1000 und dem Profi-Abkömmling HVR-Z5 ein klares Statement zu Gunsten von HDV abgab, sehen viele Branchenkenner in der Vorstellung der HDR-AX2000 und der bauähnlichen Profiversion HXR-NX5 nun den Todesstoß für das letzte gängige Bandformat. Denn die Geräte ähneln ihren HDV-Pendants sowohl technisch als auch im Preis.

Der größte Unterschied gegenüber den "Vorjahresmodellen" liegt dabei tatsächlich im Format. Während HDV mit 1440 x 1080 Pixeln und schnittfreundlichem MPEG2 Codec bei 25 Mbit aufwartet, setzen die neuen Kameras auf AVCHD mit FullHD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) mit MPEG4/AVC bei 24 Mbit. Letzteres Format benötigt beim Schnitt deutlich anspruchsvollere Hardware, wartet aber bei ähnlicher Datenrate in synthetischen Tests mit noch etwas besserer Bildqualität auf. Hinzu kommt der Vorteil eines rein digitalen Workflows, der das Hantieren und Capturen mit Tapes endgültig der Vergangenheit angehören lässt.
Ausstattung
Erstaunliches fällt gleich zu beginn positiv ins Auge: Die XLR-Anschlüsse für separate Mikrofone sind nicht mehr nur dem Profimodell vorbehalten. Auch die AX2000 bietet zwei separate XLR-Anschlüsse mit optionaler Phantomspeisung an, die sich direkt am Gehäuse separat und extern regeln lassen. Die Empfindlichkeit lässt sich dort ebenfalls zwischen Line- und Mic-Pegel umschalten. Sogar ein externer Schalter für automatische oder manuelle Aussteuerung wurde vorgesehen. Zusammen mit dem integrierten Stereo-Mikrofon ist die Ausstattung im Audiobereich somit vorbildlich. Einzig mehr Kanäle als die gebotene Stereoaufzeichnung wären für einige Einsatzzwecke sicherlich wünschenswert.
Auch bei der Signalelektronik, dem Objektiv und den Bildwandlern gibt es technisch keine Unterschiede zwischen dem Consumer- und dem Profimodell. Sie wurden dabei praktisch unverändert von den HDV-Vorgängern übernommen.
Das Objektiv deckt mit 20fach-Zoom und einer Anfangsbrennweite von 29,5mm ein ziemlich großes Spektrum ab, das in vielen Fällen den Einsatz von externen Konvertern überflüssig macht.
Selbst im totalen Weitwinkel beugen sich die Balken kaum mehr als bei den sonst üblichen 32mm der Konkurrenten. Die chromatischen Aberrationen treten allerdings wie bei anderen Camcordern in dieser Preisklasse durchaus zutage. Eine elektronische CAC-Korrektur für chromatische Aberrationen, wie sie die EX1 bietet scheint nicht integriert worden zu sein.
Hinter dem nicht wechselbaren Objektiv trifft das Licht auf drei 1/3 Zoll ClearVid CMOS Bildsensoren der jüngsten Generation mit 1.037.000 effektiven Pixeln. Da dies nur ungefähr der Hälfte der FullHD-Auflösung entspricht, scheint Sony hier zu Tricks wie Pixel Shift zu greifen.
Im Umkehrschluss sind dadurch die effektiven Pixel auf der Sensor-Fläche relativ groß, was bereits auf eine gute Lichtempfindlichkeit schließen lässt. Und tatsächlich: Die Sony HDR-AX2000 ist ziemlich lichtstark. Zwar kommt sie nicht ganz an die momentane Referenz der hauseigenen EX-Klasse heran, jedoch spielt sie im 1/3 Zoll-Chipbereich ganz oben mit. Selbst bei wenig Helligkeit gelingen noch gute Aufnahmen.
Neuer Bildstabilisator
Der Bildstabilisator arbeitet optisch mit optionalem digitalen Framing. Diese als „Active“ bezeichnete Technologie bietet mittlerweile fast jeder Hersteller. Hierbei zeichnet die Kamera einen etwas kleineren Bildausschnitt auf und nutzt die zusätzlichen Randpixel um Bewegungen auszugleichen.
Das ganze ist einfach erklärt eine Kombination aus digitalem und optischem Bildstabilisator. So sieht man auch bei der AX2000, dass sich der Bildausschnitt verkleinert, wenn man in den Active SteadyShot wechselt. Dabei greift der Bildstabilisator schön zu und das Bild gleitet deutlich softer bei leichten Bewegungen, fast so als würde der Sensor auf einer Flüssigkeit schwimmen. Im Gegenzug bewegt sich der Ausschnitt noch ca. eine halbe Sekunde lang nach, nachdem die eigentliche Bewegung zum Stillstand kam.
Jetzt auch mit SDHC
Mit der Vorstellung auf der CES fand bei Sony ein gravierender Paradigmenwechsel statt. So verlangt die AX2000 (wie auch viele andere neue Sony-Modelle) nicht mehr zwingend nach MemorySticks als externen Flash-Speicher. Stattdessen können nun auch die weitaus mehr verbreiteten und deutlich günstigeren SD(HC)-Karten zum Einsatz kommen (Klasse 4 oder höher empfohlen). Dabei verwundert es zuerst dass hierfür gar keine zusätzlichen Slots benötigt werden. Stattdessen schiebt man die Karten einfach die MemoryStick-Schlitze. Der Trick: Man legt die SDHC-Karten seitenverkehrt ein, denn im inneren der Kamera sind auf beiden Seiten Kontakte angebracht. Ein versehentliches Umdrehen der Karten ist dabei aufgrund der unterschiedlichen Formfaktoren nicht möglich. Die AX-2000 bietet dabei Platz für 2 Karten, die sogar ohne Unterbrechung beschrieben werden können.

Der optionale Andock-Recorder HXR-FMU128 mit 128GB-Flashspeicher aus dem Profibereich für das Schwestermodell HXR-NX5 lässt sich dagegen nicht an die AX2000 andocken.
Durchgehend 25P
Freunde der progressiven 25p-Aufnahmen kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Die eingebauten CMOS-Chips können Motive mit 25 Vollbildern pro Sekunde abtasten. Gegenüber dem HDV-Vorgänger, kann die AX-2000 auch direkte 1080p25 Ströme speichern, und packt diese nicht in einen Interlaced-Container. Daneben stellt sie auch Aufnahme-Möglichkeit in SD-PAL mit 720 x 576 Pixeln in MPEG2 zur Verfügung. 720p25 und 720p50 bleibt allerdings dem großen Schwester-Modell HXR-NX5 vorbehalten.
Für noch mehr „Film-Look auf Knopfdruck“ sorgen Cinema-Gamma und -Colour Einstellungen, die auch in den sechs verfügbaren Picture Profiles mitgespeichert werden können. Dazu lassen sich Farbmodus, Farbpegel, Farbphase, WB-Verschiebung, Details und Hauttonkorrektur verändern. Diese „Extras“ können jedoch nur benutzt werden, wenn x.v.color ausgeschaltet ist. Das Profimodell bietet hier noch mehr Bildjustage-Möglichkeiten, jedoch sollte man bereits mit den Möglichkeiten der AX-2000 in den meisten Fällen locker auskommen.
Hohe Auflösung bei Display und Sucher
Ebenfalls schön beim Filmen: Das 3,2 Zoll große LCD-Display direkt in der Kamera zeigt einen hohen Kontrast und bietet mit einer Auflösung von 307.000 RGB-Pixeln (also 921.000 Pixel) eine beeindruckende Schärfe. Sogar noch schärfer fällt der Sucher aus, der mit 409.000 Bildpunkten (1.226.880 Pixel) glänzt. Ein externer Monitor beim Dreh ist somit nicht in jedem Fall dringend erforderlich.
Bedienung
Die getrennten Einstellringe für Zoom und Scharfstellung am Objektiv erlauben eine äußerst feine Justierung beider Einstellungen. Hinzu kommt ein drittes Blenden/Belichtungsrad. Alle drei Ringe arbeiten dabei nur über Servos, eine direkte Koppelung gibt es also nicht.
Der integrierte Touchscreen wirkt dagegen noch etwas unterbeschäftigt, denn die eigentliche Touchscreen-Unterstützung findet sich nur bei der Wiedergabe und der Cliporganisation in der Kamera. Im Menü sind beim Filmen die meisten Punkte nicht per Touchscreen erreichbar, sondern nur klassisch per Drehrad. Aufgrund der vielen manuellen Schalter plus der sieben (!!) frei belegbaren Tasten besteht hier vielleicht auch keinerlei Veranlassung für eine Touch-Bedienung. Am ehesten vermisst man einen Touch-Fokus, der bei den Consumer-Modellen doch recht praktisch ist. Immerhin unterstützt der Expanded Focus auf zwei Arten das Schärfe-Ziehen: Er vergrößert und kann optional auch noch automatisch auf Schwarz/Weiss umschalten. Die praktische Shot-Transition-Funktionalität der Vorgänger wurde leider gestrichen, und auch ein Histogramm suchten wir vergeblich.
Die Belichtungszeit ist frei zwischen 1/3 bis zu 1/10.000 Sekunden wählbar und ebenfalls direkt über einen externen Knopf erreichbar. Ebenso finden sich an der Außenseite ein direkter Zugriff für Belichtungskorrektur, Weißabgleich, Fokus-Modi, drei ND-Filter, Audioaussteuerung sowie drei frei belegbare Gain-Stufen.

Eingeschränkte Fotofunktionen
Eigentlich nur konsequent für eine Kamera mit professionellem Anspruch fehlt der AX2000 eine vollwertige Fotofunktion. Dennoch wäre es schön, wenn man am Set hiermit einfach nur schnell einen Schnappschuss machen könnte, zumal ja von der technischen Seite aus alles vorhanden ist.
Immerhin kann man Bilder aus bestehenden Filmdateien erzeugen und im internen Speicher ablegen, was in der Praxis jedoch etwas umständlich ist, wenn man nur kurz einen Location Shot anfertigen will.
Messlabor - Bild- und Tonqualität
Im Messlabor zeigte sich, dass die AX2000 in der Schärfe einen Tick hinter den besten Canon Modellen und der hauseigenen EX1 landet. Allerdings ist der Abstand zu der Spitzentruppe nicht so groß, zumal die AX2000 in der Werkseinstellung nur wenig künstliche Nachschärfung benutzt. Nach manuellem Feintuning könnte man hier messtechnisch noch etwas mehr rauskitzeln. Hier nun unsere Ergebnisse im einzelnen:
Der Verlauf der Luminanz-Auflösung ist ohne Tadel und zeigt nur wenig Nachschärfung, fällt allerdings auch etwas etwas verfrüht ab.

Ein Blick auf das ISO-Testchart zeigt ebenfalls wenig Nachschärfung. In den Kreisringen sind die feineren Strukturen nicht mehr komplett erkennbar und von leichten Moire-Artefakten überlagert.

Bei der Farbauflösung gibt sich die Kamera keine Blöße und arbeitet am Limit des 4:2:0 Systems. Hier gibt es kaum einen Unterschied zwischen HDV und AVCHD.

Bei 1200 Lux liefert die AX2000 einen etwas flachen Look, der gut für Postproduktion ist und mit hoher Dynamik glänzt. Wer krätigere Farben mag, kann dies in der Kamera nachtunen.

Im Lowlight-Bereich zeigt sich die AX2000 sogar noch einen winzigen Tick lichtstärker als der schon sehr gute Vorgänger FX1000. Gegen die 1/2-Zoll-Chips der aktuellen Referenz EX1 kommt sie jedoch nicht an.

Im Audiobereich zeigt die AX2000 dank fehlendem Bandlaufwerk ein schönes Rauschverhalten. Einzig ein geringes Brummen im 60Hz-Bereich stört das Gesamtbild leicht.

Fazit
Die AX2000 ist kein Schärfemonster. Hier können einige Consumer-Kameras wie die Panasonic 300er-Serie oder die JVC GZ-HM400 FullHD noch besser artefaktfrei ausreizen. Dafür glänzt die AX2000 im Low-Light, bei der Audiosektion, bei der Bedienung, dem Display, dem Sucher und im Weitwinkel. Als universelles Arbeitstier macht sie als semiprofessioneller AVCHD-Camcorder daher durch die Bank eine sehr gute Figur. Auch preislich ist sie interessant (weil deutlich) unter der EX1 angesiedelt. Schade nur, dass Touchfocus und Shot Transition fehlen. Ersteres stände auch einem Profigerät als Option durchaus gut zu Gesicht, letzteres würde die Kamera noch weiter von Consumer-Modellen abheben.
Alle technischen Daten zur AX2000 findet Ihr natürlich auch ab sofort in unserer Datenbank, hier auch die Daten der Sony AX2000 auf englisch.