Wenn HD, dann welches Format?
Für den Einsteigermarkt sind bislang vor allem zwei Formate von Bedeutung, nämlich HDV mit 1440x1080 bzw. 1280x720 Pixeln und AVCHD mit 1440x1080 bzw. 1920x1080 Pixeln. Letzteres wird oft als FullHD-Auflösung bezeichnet. Neben der unterschiedlichen Auflösung ist auch die maximale Bitrate bei den zwei Formaten verschieden. Bei HDV liegt sie konstant bei 19 bzw. 25 MBit/s, während für AVCHD-Video bei der Aufnahme eine Bitrate bis maximal 24 Mbit/s festgelegt werden kann. (Je höher die Bitrate, desto mehr Daten stehen pro Bild zur Verfügung, und umso besser ist die Qualität verglichen mit einer niedrigeren Rate, desto mehr Speicherplatz wird jedoch auch benötigt.) Die beiden Formate arbeiten jedoch grundsätzlich anders, das heißt sie verwenden unterschiedliche Algorithmen zur Komprimierung -- AVCHD ist eine MPEG-4 Variante, HDV folgt dem MPEG-2 Standard. Es bringt daher wenig, reine Eckdaten zu vergleichen.

AVCHD, das neuere der beiden Formate, bringt de facto eine höherere Auflösung mit, und setzt sich immer mehr gegen das ältere HDV durch, doch es gibt noch zwei weitere Punkte, die man bei der Formatwahl im Blick haben sollte:
- Das Videoformat steht in engem Zusammenhang mit dem eingesetzten Speichermedium (siehe nächsten Punkt). HDV wird, auch wenn theoretisch andere Medien zum Einsatz kommen könnten, immer auf Kassetten geschrieben, während AVCHD niemals auf Band, sondern auf Festplatten, Speicherkarten uä. landet. Eine Entscheidung in Sachen Datenträger zieht also automatisch auch das jeweilige Format mit sich. Einen Sonderfall stellt übrigens der HDV-kompatible Datenstrom im MPEG2-TS Format dar, der von manchen JVC-Camcordern auf Festplatte bzw. Wechselspeicher geschrieben wird, während einige Hersteller wie Samsung, Toshiba ua. auf AVC/MPEG4, das dem AVCHD-Standard ähnlich ist, setzen.

- Was die Nachbearbeitung des aufgenommenen Materials angeht, so braucht man für den Schnitt von hochauflösendem Video einen erheblich stärkeren Computer als bei SD-Video. Vor allem AVCHD-Material stellt noch immer im Gegensatz zu HDV sehr hohe Anforderungen an das Schnittsystem, auch wenn praktisch alle Schnittprogramme das Format mittlerweile akzeptieren. In der Regel wird bei der Bearbeitung das Material in ein Hilfsformat umgewandelt (sog. Intermediate), sodaß man auch viel mehr Festplattenplatz als bei der Arbeit in Standardauflösung (oder bei direkter HDV-Bearbeitung) benötigt. Trotzdem setzt sich AVCHD im Einsteigersegment mehr und mehr durch, aus dem schlichten Grund, daß die meisten Hersteller kaum noch (günstige) HDV-Modelle anbieten.
Professionelle HD-Formate sind übrigens beispielsweise XDCAM von Sony oder Panasonics DVCPRO HD – sie kommen erst bei Kameras ab ca. 5000 Euro zum Einsatz. Am Rande erwähnt sei noch das neue Unterformat "AVCHD Lite", das vermutlich vor allem bei Fotoapparaten oder Handys für Videoaufnahmen zum Einsatz kommen wird. Die Auflösung ist hier auf 1280x720 beschränkt, die maximale Bitrate beträgt 17Mb/s.
Im Zusammenhang mit den Aufnahmeformaten einer Kamera wird meist die maximale Auflösung genannt, sowie mit welcher Bildwiederholrate gearbeitet wird. Diese beträgt in Europa meist 25 Bilder pro Sekunde, wobei nochmal zwischen Halb- und Vollbildaufzeichnung unterschieden wird. Letzteres nennt sich “progressiv” und wird mit einem “p” hinter der Bildzahl signalisiert. Zeichnet eine Kamera im sogenannten Zeilensprung-Verfahren auf, so werden anstelle von 25 ganzen 50 halbe Bilder aufgenommen, und zwar immer jeweils die geraden bzw. ungeraden Zeilen, aus denen ein Videobild besteht. Man spricht dann von einer Bildrate von 50i (für eng. Interlace / verweben). Das Halbbildverfahren wurde damals eingeführt, um die Darstellung auf Röhrenfernseher zu verbessern, auf Flachbildfernsehern oder Computerbildschirmen wird es eigentlich nicht mehr gebraucht – im Gegenteil, für die Wiedergabe auf solchen Geräten müssen Interlaced-Aufnahmen wieder zusammengefügt werden (deinterlaced).
Kameras, die für den amerikanischen Markt produziert wurden, nehmen mit 30p oder 60i auf – manche der hiesigen Modelle beherrschen auch diese Wiederholraten. Einige Low-Budget-Camcorder können sogar ausschließlich 30p, was jedoch kein größeres Problem ist, wenn die Filme nur im Internet gezeigt werden sollen (auf alten Fernsehern läßt sich das Material jedoch nicht ohne weiteres ansehen). Schließlich gibt es die magische Zahl 24 – die traditionelle Bildrate von Kinofilm.
HD-Aufnahmen sind (anders als bei DV) übrigens immer im Format 16:9.