ProRes RAW und DaVinci Resolve
Das führt uns noch einmal zu Blackmagic. Denn in den letzten Jahren hat es dieser Hersteller wie kein zweiter geschafft, RAW-Bearbeitung nicht nur für Hollywood sondern auch für Massen von semiprofessionellen Filmern zugänglich zu machen. Wer heute RAW-Bewegtbild Bearbeitung betreibt, nutzt in 9 von 10 Fällen DaVinci Resolve. Doch Resolve ist nicht nur DIE angesagteste RAW-Applikation für Bewegtbilder, sondern gleichzeitig auch immer mehr ein direkter Konkurrent zu Apples Final Cut Pro X.
In unseren Augen hängt der Erfolg von ProRes RAW daher sehr stark davon ab, ob DaVInci Resolve dieses Format unterstützen wird. Und dagegen spricht mindestens eben soviel wie dafür.
Die Gründe dagegen...
Blackmagic würde mit der Unterstützung von ProRes RAW seinen eigenen Standard im Markt deutlich schwächen. Denn sollte sich Pro Res RAW durchsetzen, dürfte CDNG mittelfristig wohl in der Versenkung verschwinden.
Blackmagic selber müsste das geschlossene Format zu Konditionen von Apple lizensieren, die für außenstehnde aktuell nicht einsehbar sind. Es ist aber stark zu vermuten, dass Apple tendenziell eher eine protektionistische Agenda für seine eigenen Produkte im Auge haben dürfte.
Gleichzeitig würde Blackmagic mit einer Resolve-Unterstützung auch dem direkten Konkurrenten Atomos in Hände spielen, weil erst durch die Unterstützung von Resolve das neue Format für viele RAW-Anwender direkt nutzbar werden würde. Und in dieser Situation könnte Atomos bereits ProRes RAW Recorder verkaufen, die Blackmagic selber (noch?) nicht anbieten kann.
Blackmagic dürfte es daher nicht unrecht sein, wenn sich ProRes RAW erst gar nicht durchsetzt. Denn die damit verbundenen Folgerscheinungen liegen wenig im eigenen Firmeninteresse.
Die Gründe dafür...
Blackmagic ist ein großer Apple-Supporter. Obwohl Apple schon seit einiger Zeit keine Hochleistungs-GPU-Workstations mehr anbietet (die Resolve besonders gut auslasten kann) hält Blackmagic die Flagge für professionelles Editing und Color Grading auf dem Mac hoch. Neue Apple Funktionen (man denke z.B. an die Touchleiste in den Macbook Pros) werden meistens schnell und liebevoll unterstützt. Daher spricht es schon Bände, dass Blackmagic aktuell noch nicht den neuen Apple RAW Standard integriert hat. Noch nicht einmal für eine Ankündigung hat es bislang gereicht.
Allerdings haben Apple und Atomos nun viele Kamerahersteller in die Position gebracht, dass ihre Kameras nur mit ProRES RAW die eigene RAW-Ausgabe optimal nutzen können. So werden viele Käufer der EVA1, der C300II oder der FS5/7 jetzt auf Blackmagic Druck aufbauen, dass Resolve ProRes RAW unterstützen sollte. Und unzufriedene Kunden könnten hier zum Problem werden, zumal sich Resolve in der Vergangenheit dadurch hervorgetan hat, fremde RAW Formate (z.B. Canon RAW Light) sehr früh zu unterstützen. Und eine große Erwartung mancher EVA1 Käufer war sicherlich, schon bald unter Resolve mit 5,7K RAW arbeiten zu können.