Erneut haben wir die NAB 2023 genutzt, um Erfahrungen mit teils neuem teils bewährtem Videoequipment zu sammeln. In diesem Jahr standen Vollformat Autofokus in der Interviewpraxis mit der Panasonic S5 II, komlexeres Rigging via SmallRig Cage, zentrale V-Mount USB-C Lösung (FXLion), 7“ Monitoring mit Atomos Shinobi, Funkstrecken von Rode und Sennheiser, MacBook Pro und DaVinci Resolve sowie ein „antikes“ (aber sehr leichtes) Sachtler-Stativ auf dem Programm. Hier unsere Erfahrungswerte vom „Showfloor“- Einsatz aus den USA.
Kurz vorweg: Das Hauptaugenmerk unserer Messe-Berichterstattung liegt auf der Textproduktion. Die Videoberichterstattung sehen wir als Zugabe. Im Gegensatz zu unseren englischsprachigen Kollegen, die zumeist in beeindruckender Mannstärke mit vielen Videoteams parallel auf der NAB auflaufen, sind wir bei slashCAM in der Regel als Solo-Shooter auf den Messen unterwegs. Entsprechend muss das von uns genutzte Equipment vor allem auch für „One-Man-Bands“ geeignet sein: Zuverlässigkeit, geringes Gewicht, unkomplizierte Handhabung und Mobilität bilden hierfür wichtige Eigenschaften. Kamera, Interview, Ton, Schnitt und YouTube-Upload erfolgen in Personalunion. Damit bewegen wir uns in einer zunehmend repräsentativen Videopraxis, die man in Zukunft vermutlich eher häufiger als seltener antreffen wird.
Wie hat sich also nun das von uns genutzte Equipment im Interview- und Fernreisemodus auf der NAB 2023 geschlagen?
Vollformat für Interviews? Panasonic S5II und Lumix S 24-105mm f4
Zugegeben waren wir zunächst etwas skeptisch, ob für Messe-Berichterstattung eine Vollformatkamera tatsächlich die beste Wahl darstellt. Schließlich braucht es hier eher mehr als weniger Schärfentiefe, wenn man sowohl seinen Gesprächspartner als auch das dazugehörige Produkt scharf abbilden möchte.
Vor Ort war das Problem dann jedoch deutlich kleiner als zuvor angenommen. Zum einen konnten wir die meisten unserer Gesprächspartner ganz gut in der Schärfeebene des jeweiligen Produkts platzieren und zum anderen liess sich auch mit B-Roll Shots um eine zu geringe Schärfeebene kreativ „herumarbeiten“.
Tatsächlich haben wir dieses Mal die geringere Schärfentiefe des Vollformatsensors häufiger als Vor- denn als Nachteil empfunden. So konnten wir unruhige Hintergründe oder Personen im Hintergrund in der Unschärfe ausblenden – hierfür reichte beim Vollformatsensor häufig eine F4 oder 5.6 bereits aus.
Hinzu kommt die vergleichsweise „cleane“ Lowlight-Performance von Vollformat-Sensoren und hier insbesondere der Lumix S5 II. Höhere ISOs jenseits von 3.200 stellten kein Problem dar und somit konnte auch an der Lichtleistung und damit am Systemgewicht vor Ort gespart werden.
Besonders gespannt waren wir auf die Autofokus-Performance der Lumix S5 II, die wir uns insbesondere im Face-AF Betrieb bei Interviews anschauen wollten. Um den AF sicher auf dem Gesicht unserer Interviewpartner zu platzieren, haben wir den AF-Bereich über die Zonen-Funktion auf ein kleineres Feld beschränkt, was erstaunlich gut funktioniert hat. In den insgesamt zehn von uns geführten Interviews und Produktvorstellungen hatten wir kein einziges Mal einen Aussetzer bei der AF-Funktion. Die AF-Begrenzung hat sicher auch in unübersichtlichen Situationen funktioniert, bei denen sich am Messestand oder im Hintergrund mehrere Personen befanden.
Aufgenommen haben wir ausschließlich in 4K 10 Bit H.264 – ausgespielt nach YouTube wurde in HD. Als Farbprofil hatten wir zunächst „Cinema.like Video2“ gewählt - haben dann jedoch auf das Standard Farbprofil zurückgewechselt, weil dies besser mit den recht heterogenen Lichtbedingungen bei den unterschiedlichen Messeständen zurecht kam. Weissabgleich haben wir jeweils neu von Stand zu Stand per Hand in Kelvin eingegeben – für uns aktuell die schnellere Alternative.
Als Objektiv kam das Panasonic S 24-105mm F4 zum Einsatz. Dank des relativ weiten Zoombereichs findet man hier schnell passende Ausschnitte – sowohl für Interview- als auch für Produktaufnahmen – ohne Zoom können wir uns entsprechende Interviews kaum mehr vorstellen. Dank integrierter Stabilisierung der S5II wären wir auch gut für Product-Shots aus der Hand aufgestellt gewesen – haben diese jedoch kaum benötigt, weil wir alles vom Stativ aus filmen konnten.
Ein Grund für uns zum etwas „schwereren“ 24-105mm Zoom zu greifen war auch, ein gut ausbalanciertes Kamera-Rig vor allem am Top-Handle (hierzu später mehr) auf der Messe transportieren zu können. Da wir dieses Mal einen 99Wh V-Mount Akku als zentrale Stromversorgung am Kamera-Rig montiert hatten, ergab sich mit der Kombination Akku und Zoom-Objektiv eine sehr gute Balance am Tophandle. Drehfertig hatte unser Kamerasetup ein Gewicht um die 5 kg.
Unser Tip:
Wer an einen Drehtag größere Entfernungen zu Fuß mit der Kamera, Stativ u.a. zurücklegen muss, tut gut daran, vorab etwas Zeit in eine gute Balance am zentralen Tragegriff zu investieren. Wir ziehen jederzeit ein etwas schwereres Kamerasetup vor, das sich gut ausbalanciert an einem Top-Handle tragen lässt als ein leichteres, das schlecht ausbalanciert ist.
Unterm Strich hat die Panasonic S5 II in unserem Interview-Rig-Setup völlig problemlos funktioniert und erhält damit eine klare Empfehlung von unserer Seite für entsprechende Interviewszenarien - insbesondere auch, wenn man als Solo-Shooter unterwegs ist und einen zuverlässigen AF benötigt.