Die letzten Jahre waren in der GPU-Entwicklung etwas weniger rasant als ursprünglich angenommen. Dies lag vor allem daran, dass es neben den üblichen Verzögerungen bei der Entwicklung kleinerer Chip-Strukturen auch dazu kam, dass eine Verkleinerungs-Stufe (ca. 20 nm) komplett ausgelassen wurde. Deswegen werden seit 2012 (!!) Grafikchips konstant mit 28 nm Strukturgröße hergestellt. Dies hat wiederum zur Folge, dass Performance-Verbesserungen ausschließlich über verbessertes Chipdesign stattfinden konnten und nicht in erster Linie dadurch, dass man einfach mehr Transistoren auf einem Chip unterbringen konnte.
Auch heutzutage sind Grafikchips noch im 28 nm Prozess hergestellt, jedoch wollen sowohl AMD als auch Nvidia in 2016 endlich auf 16 nm umstellen, wodurch beide Hersteller von einer Verdoppelung der Rechnenleistung ausgehen.
Gleichzeitig gehört es fast schon zum guten Ton eines Herstellers gegen Ende einer Chip-Genration sogenannte DUAL-GPUs vorzustellen. Dies sind Platinen auf denen sich gleich 2 GPU-Prozessoren befinden, die parallel arbeiten können. Und die neue AMD Radeon Pro Duo ist eine solche Karte, die nun gestern vorgestellt wurde. Und wir nicht anders zu erwarten glänzt sie auf dem Papier mit schier unglaublicher Rechenleistung. Nicht weniger als 16 TERAFLOPs erhält der Anwender hier, wobei die zweimal verbauten 4 GB Grafikkarten Speicher etwas unter-spezifiziert klingen. Aufgrund der Fury Struktur und des Stacked-Speichers (High Bandwidth Memory / HBM) sind momentan allerdings keine größeren Speicherkonfigurationen möglich. Dies wird erst mit der nächsten Generation HBM-Speicher möglich sein. Auch der dreipolige 8 Pin-PCI-Stromanschluss zeigt, dass hier brachiale Rechenleistung vor Stromverbrauch geht.
Womit wir auch zu unserer Einschätzung kommen: Die Dual Fury Radeon Pro Duo bringt für die Videobearbeitung kaum einen Zusatznutzen, außer dass man weniger PCI-Steckplätze und CPU-PCI-Lanes benötigt. Wer dagegen sowieso zwei PCIe x16 Slots frei hat kann auch für 1000 Euro mit zwei AMD-Nano Karten zu einer ähnlichen Leistung gelangen. Viel interessanter ist dagegen, dass mit den 16 Teraflops eine neue DUAL GPU-Messlatte gerissen wird, die als Benchmark für die ganze Branche gesehen wird. Und so wird diese Karte das Tflops-Rennen in diesem Jahr enorm anfachen.
Nvdias Single GPU-Nachfolger der Titan Serie soll es hierbei auf ca. 12 Gflops bringen und AMDs Polaris-Architektur wird ebenfalls (mindestens) in diesen Größenordnungen erwartet. Für die Videobearbeitung bedeutet dies wiederum, dass mit bezahlbaren GPU-Setups bald wichtige 4K-Optical-Flow-Effekte (u.a. Slow-Motion, De-Noising, Motion-Blur und Tracking) in Echtzeit berechnet werden könnten. Und das kann bei der Bearbeitung durchaus einen relevanten Unterschied ausmachen.