Frage von escooter:Hallo,
ich suche eine kleine cam mit Kartenslot, um damit kleine Interviews aufzunehmen.
Mini DV ist mir jetzt unnötig kompliziert, ich will sofort digital aufnehmen, dabei soll aber berücksichtigt werden, dass entweder der eine oder andere Gesprächspartner, entweder der Interviewer oder der andere, sich auch mal versprechen, ich will dann auf stopp gehen können, auf zurückgehen können,
um an der letzten korrekten einstellung weiter aufzeichnen zu können, so dass am ende das interview fix und fertig auf der sd karte ist, ohne dass ich
zwischendurch oder später irgendwas korrigieren, schneiden muss.
Haben die digicams jetzt alle diese Funktion ?
Vor 2,5 Jahren hatte ich das nur bei der kleinen aiptek gefunden.
Wer bietet heute was ?
Preisklasse maximal 500 Euro.
Gerrit
Antwort von Pianist:
Deine Herangehensweise funktioniert nicht, weil Du erstens keine exakten Anschnitte hinkriegst und weil zweitens das Bild an den Schnittpunkten springt. Deine Idee würde nur im Hörfunk funktionieren. Interviews müssen immer irgendwie nachbearbeitet werden, und wie man das genau gestaltet, da gibt es viele Varianten. Selbst wenn Du nachträglich die Versprecher rausschneidest, springt das Bild an den Schnittpunkten. Also musst Du von Anfang an überlegen, wie Du damit umgehst. Entweder schneidest Du immer nur kurze Passagen in Deinen Film, oder Du hast die Möglichkeit, den Fragensteller mal im Gegenschuss zu zeigen oder es gibt sonstige neutrale Inserts. Je nach Thema, Situation und Eignung des Interviewpartners ist es auch möglich, die entscheidende Passage, die Du unbedingt haben möchtest, mehrmals zu drehen, bis sie fehlerfrei und mit klarer Aussage kommt.
Übrigens: Auch Mini-DV ist digital, wenn auch nicht bandlos.
Matthias
Antwort von Debonnaire:
Au Backe, der arme, arme Interviewte!
Du erwartest also im Ernst, dass du VOR der Kamera (und dort findet ja schliesslich DAS statt, wofür du die Kamera überhaupt eingeschaltet hast) eine einigermassen ansprechende Performance abgeben kann, wenn du ihn zum x-ten Mal mittem im Satz unterbrochen hast: "Äh, kurzen Moment bitte, Sie hatten da einen üblen Versprecher! Bitte merken Sie sich kurz, was Sie noch sagen wollten, während ich auf meiner Fummelklampfe mal eben den Moment suche, wo Sie noch sauber im Text waren, damit Sie dann bitte gaaanz natürlich, locker und im gleichen Tonfall nach '...und dann wurden die Kinderleichen im Schlamm versumpft, eh, ähmmm, nein, verscharrt, nachdem man ihnen die Glieder abgetrennt hatte...' bei 'Kinderleichen' einsetzen wollen bitte, ok? Schön, danke sehr!"? *breites, gewinnendes Regisseurlächeln*
Die besten Filmschauspieler können (teilweise) so arbeiten und reporduzierbare Perfomances eines (einstudierten!) Textes bringen. Aber selbst bei diesen Vollprofis wird, bei intensiven Szenen, wenn diese schief gehen sollten, die Kamera einfach laufen gelassen und die Darsteller wiederholen das falsch gelaufene Stück. Dasselbe auch nur ansatzweise bei einem Amateur-Interviewten hinkriegen zu wollen, welcher erst noch aus dem Stegreif referiert, ist pures Wunschdenken!
Also: Editing-in-Camera ist wirklich Dilettantismus pur! Oder was gibt es genau für einen Grund, dass du das fertig "editierte" Werk nach dem letztmaligen Betätigen des Record-Buttons abgabefertig vorliegen haben musst?
Vergiss dieses Vorgehen, nimm alles normal auf (MiniDV oder Speicherkarte ist egal), setz dich hin, sichte dein Material und wähl aus was funktioniert. Berücksichtige die Tipps meines Vorredners bereits bei den Dreharbeiten und montiere ein ansehnliches Interview!