Frage von Andreas Rudischhauser:Ich hab mal ein paar Fragen zum Ton im Film...
Welche Faktoren (außer dem Sprecher) machen aus einem schlechten Ton einen guten Ton. Ich möchte einen kleinen Werbefilm machen und da kommt auch ein kurzer Text vor. Dieser Text soll sich aber nicht so anhören als hätte ich ihn selber rein gesprochen, sondern wie ein professioneller Sprecher (so ungefähr).
Was kann ich tun um das möglichst prof. hinzubekommen?
Danke Andi
Antwort von misterbone:
Der Sprecher macht mehr als 50% aus. Ich persönlich bemühe mich immer um einen Schauspielstudenten oder so, der schon eine Weile Sprechunterricht hat. Selbst bei professionellster Aufnahmesituation technischer Art klingt ein Sprecher, der es nicht wirklich gelernt hat meist ziemlich peinlich. Von der technischen Seite her weisst Du sicher, daß man Aufnahmemikrofone sowohl für 5 als auch für 2000 Euro oder mehr kaufen kann. Mit einem U87 von Neumann kann man fast nichts falsch machen, das Ergebnis überzeugt meist auch noch unter nicht optimalen Aufnahmebedingungen. Mit einem Billigmikro eine passable Aufnahme hinzukriegen ist manchmal aussichtslos. Prinzipiell kann ich Dir raten: Möglichst trocken aufnehmen, d.h. keine Schallreflexionen zulassen (Sprecherkabine benutzen falls möglich). Mikro weit innerhalb des Hallradius positionieren. Zur Not Richtcharakteristik wählen. Aufnahme später mit Kompressor bearbeiten, eventuell doppeln (auf die Phase achten). Sehr viel mehr kannst Du nicht machen, wenn Du nicht Geld für ein vernünftiges Mikro ausgeben möchtest.
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Antwort von hannes:
: Ich hab mal ein paar Fragen zum Ton im Film...
Jürgen Gewald wird sie Dir kompetent beantworten.
Ich arbeite öfter mit ihm.
Glückauf aus Essen
hannes
Jürgen Gewald
Antwort von Felix Dirk Hergenhahn:
Hi,
Für reine (professionelle) Sprecheraufnahmen reicht ein NEUMANN TLM 103 vollkommen aus.
Das ist der kleine Bruder des Neumann U87, nur ohne Einstellmöglichkeit der
Charakteristiken.
Um guten (professionellen) Ton hinzubekommen, reicht allerdings nur ein Mikro nicht aus.
Ein guter (Röhren-) Kompressor (zB. Mindprint EnVoice) sollte ebenfalls in der Kette vorhanden sein. Wenn ich jetzt auch noch mit dem Bau einer Sprecherkabine anfange, fragst
Du Dich natürlich, wer das alles bezahlen soll ;)
Zur Not reicht eine Ecke im Raum (1qm), mit schweren Vorhängen abgehängt, die Wände mit etwas Noppenschaum verkleidet für semiprofessionelle Zwecke aus. Ein Schwanenhals mit einem PLOP Schutz für das Mikro ist unabdingbar.
Zur Aufzeichnung (Sprache) ist eine gute digitale Soundkarte wie die SB Audigy oder eine hochwertige Terratec ausreichend. Für meine Aufnahmen mit denen ich die Tonstudios und Privatfilmer via MP3 beliefere nutze ich Wavelab 4.0 professional mit diversen Plugins.
Allerdings macht die ganze Technik, egal wie teuer, noch keine gute Aufnahme aus.
Wenn der Sprecher "laienhaft" wirkt, sind die vielen Euros zum Fenster rausgeschmissen.
Beispiel: Der furchtbare Werbespot der "malaysian Airline" mit klasse Aufnahmen aber grottenmiesem Sprecher!
Gruss und viel Erfolg
Felix
Antwort von Daniel:
Alternative:
Viele Radiosender bieten ein "Sprecher-Service" an. Wir haben damals auch für verschiedenste Spots einfach den Text per Mail an einen RadioSender geschickt, und innerhalb eines Tages kam der per MP3 via Mail zurück! Sogar mehrfach gesprochen in verschiedenen Tonlagen. Hat so um die 99€ gekostet. Musst einfach nur einen RadioSender mal anschreiben oder anrufen !!
Antwort von Andreas Rudischhauser:
Hm, das verwundert mich jetzt. Wir haben ein recht teures Mikro und auch eine Tonkabine. Auch Kompressor usw. sind am Start. Allerdings habe ich es bis jetzt nicht geschafft eine Aufnahme zu machen, die an diesen "glanz" von prof. Aufnahmen rankommt.
Ich hätte gedacht, dass da bestimmt wieder ein sehr guter Effekt verwendet wird.
Antwort von misterbone74:
Hast Du schon ein Großmembran-Kondensatormikro am Start? Mit nem dynamischen Mikro kriegst Du sowas nicht wirklich hin. Das ist schön und gut für die Bühne, aber nicht für einen Sprecher. Da fehlt dann halt eben das, was Du als "Glanz" bezeichnest.
Antwort von Felix Dirk Hergenhahn:
Huch...Du hast ja vieles schon ;)
Ok... Abstand zum Mikro sollte um die 20 cm betragen. Leicht vorbeisprechen.
Betrachte das Mikro einfach als "Ohr".
Wird zB etwas geflüstert, solltest Du auch ganz nah ans Mikro gehn
(als wenn Du jemnadem etwas ins Ohr flüsterst)
Bei Synchronisationen sieht es anders aus. Da sollte der Abstand zum Mikro
in der Regel weiter ausfallen.
Eine ganz grosse Rolle spielt auch die Atemtechnik und die damit verbundene, bessere
Aussprache/Tonalität. Das muss man aber lernen. Gerade bei Betonungskurven neigen
Laien zum SingSang des gelesenen Textes oder übertrieben ausgesprochenen Endungen.
Beispiel: die ätzende Saitenbacher Werbung. Normal spricht es sich "Sai^"n"bacher" (mit stimmlosem t/r und verschlucktem E) und nicht wie er es auspricht "Sai-TE-N-Bacher.
Es ist also ganz schön viel Lernprozess notwendig, bis man mit seinen Aufnahmen zufrieden sein kann. Die Technik unterstütz nur, ersetzt aber leider (oder zum Glück)
nicht das Können des einzelnen.
Liebe Grüsse
Felix