Frage von ruessel:Kurze Frage, da inzwischen immer mehr Kameras auch Fotoobjektive verwenden können, hat die Bauform des Objektives auch Einfluss auf die Beugung?
Bis jetzt ging ich immer davon aus, das Blende X bei Sensor Y Beugung sichtbar erzeugt. Aber die Blendezahl ist ja auch nur ein Produkt aus dem Blendendurchmesser und der Brennweite. Da aber unterschiedliche Objektive bei gleicher Blendenzahl unterschiedlich Lochdurchmesser in Millimetern haben, wie sieht es da mit der Beugung aus?
Danach müsste ein Teleobjektiv erst wesentlich später Beugungseffekte zeigen.
Antwort von domain:
Nicht die relative, sondern nur die absolute Blende, also der konkrete Lochdurchmesser spielt eine Rolle bei Beugungseffekten.
Antwort von ruessel:
Also an Kamera X wird ein Weitwinkel ab F5.6 unscharf, ein Teleobjektiv aber erst ab f16 ?
Antwort von WoWu:
Es kommt auf den Durchmesser des Lichtkegels an. Womit und wo Du ihn im Objektiv "stumpf" macht ist egal.
Die Blendenzahl ist ja der Quotient aus der Entfernung der Austrittspupille von der Bildebene und aus dem Durchmesser der Austrittspupille.
Deshalb hängt der Öffnungswinkel des Lichtkegels nur von der Blendenzahl ab.
Eine grosse Blende bedeutet einen stumpfen Kegel, eine kleine Blendenöffnung (also eine grosse Blendenzahl) bedeutet einen spitzen Lichtkegel.
Edit: Dass es eine gegenläufige Bewegung im Hinblick auf die Abbildungsgüte bei hohen Ortsfrequenzen gibt, solltest Du aber beachten denn feine Bilddetails werden bei offener Blende schlechter abgebildet, als bei kleiner Blende. Es ist also der Kompromiss, der die beste Bildqualität gewährleistet.
Du hast also auf
beiden Seiten der Blendenskala Nachteile.
Antwort von ruessel:
Wolfgang.......
Die Blendenzahl ist ja der Quotient aus der Entfernung der Austrittspupille von der Bildebene und aus dem Durchmesser der Austrittspupille.
Also ist die Brennweite auch entscheidend.
Deshalb hängt der Öffnungswinkel des Lichtkegels nur von der Blendenzahl ab.
also doch nicht?
Ich sage nur: verwirrend!
Antwort von WoWu:
Es kommt ja darauf an, wie der Lichtkegel, der den Sensor trifft, geformt ist.
Ob er eine "spitze" Form einnimmt oder eine "stumpfe" Form.
Das Einzige, das dabei zählt ist ja das Diffraktionsscheibchen, das das jeweilige Pixel trifft und das veränderst Du Dir mit der Blende.
Die Brennweite, also der Abstand zum Sensor ist unerheblich. Die Austrittspupille ist ein Mass für den dahinter liegenden Lichtkegel.
Antwort von domain:
Alles richtig, was WoWu sagt. Möchte aber noch einen Aspekt hervorheben: die Wellenlängen von Licht sind konstante und absolute Größen, daher auch sind auch die Beugungseffekte an scharfen Kanten absolute Effekte in Abhängigkeit von der Wellenlänge.
Jetzt kommt aber folgendes ins Spiel: die Relation der gebeugten (und natürlich unerwünschten) „neuen“ Strahlen im Verhältnis zu den ungebeugten wird bei absolut kleinen Blenden und bei Abblendung von kurzbrennweitigen Objektiven immer ungünstiger.
Während der Umfang der beugenden Blenden-Kanten in einer linearen Funktion abnimmt (2*R*pi), nimmt der erwünschte durchlässige und nicht beeinträchtigte Querschnitt des Blendenloches in einer quadratischen Funktion ab (R-Quadrat*pi), also ziemlich ungut.
Diese Verhältnisse sehen bei großen Objektiven mit entsprechend großen realen Blendendurchmessern hinsichtlich der relativen Blende grundsätzlich besser aus.
Daher gab es früher bei KB auch die Regel: gute Blende = offene Blende (mit allen Abbildungsfehlern) minus zwei bis drei Blenden.
Gilt, wie wir alle wissen, bei kleinen Brennweiten und Sensoren schon lange nicht mehr.
Haben wir aber x-mal durchgekaut, schön, dass man zu denselben Fragen immer wieder dasselbe antworten kann. So geht einem Forum nie der Stoff aus ;-)