Frage von Nathanjo:Hallo zusammen,
zu Recherche-Zwecken suche ich aktuell Actionfilme im groben Subgenre der "Stirb langsam"-Formel. Ich meine damit natürlich den ersten Teil, also: Held muss Bösewichter auf knappen Raum in nur einem Gebäude, Flugzeug, etc. besiegen.
Interessant wären aber auch andere Actionfilme mit nur wenigen Locations. Habe z.B. vor kurzem "Free Fire" gesehen, der quasi nur in einem Lagerhaus spielt. Besonders (gute!) Low-Budget-Produktionen wären für mich relevant.
Der Grund ist, dass ich schauen möchte wie andere Filmemacher mit möglichst geringen Mitteln, wenig Locations und viel Kreativität gute Storys und gute Action inszeniert bekommen haben.
Beispiele, die ich schon habe sind u.a.:
Stirb langsam (Die Hard)
The Raid
Free Fire
Assault on Precinct 13
Under Siege
Jemand noch Ideen, die vielleicht nicht so bekannt oder offensichtlich sind? Bin für alle Vorschläge dankbar!
Antwort von Jost:
Quasi alle "Belagerungsfilme":
Das tödliche Wespennest
Rio Bravo
Das Ding aus einer anderen Welt (Carpenter)
Hostage - Entführt
Antwort von Axel:
Es lässt sich m.E. aus den Beispielen (noch nicht einmal aus Die Hard selbst) nichts Typisches, nichts Kennzeichnendes ableiten. Es gibt philologisch grob gesagt zwei Grundmotive, die einen oder wenige Schauplätze bedingen. Beide tauchen praktisch exemplarisch als Edgar Allan Poe - Kurzgeschichten auf: "Lebendig begraben" und "Der Doppelmord in der Rue Morgue". Die erste Geschichte ist über Klaustrophobie im direkten Sinne und Eingesperrtsein und Determinismus im übertragenen Sinne (Huit Clos von Sartre). Die zweite ist oberflächlich über ein Rätsel (wie konnte das geschehen, obwohl die Türen von innen verschlossen sind?) und eigentlich über den Sieg der Logik über die Ausweglosigkeit der Faktenlage. Der Raum ist nicht
wirklich verschlossen, weil eine Wand geöffnet bleibt: die "vierte Wand", der Blick des Lesers/Zuschauers auf die Szene. Der erzählerische Kniff wurde seinerzeit als so genial empfunden, dass er ein komplettes literarisches Genre erschuf, nämlich das des Detektivromans.
Bei näherer Betrachtung gibt es umgekehrt eigentlich nur ein Action-Unter-Genre, das unbedingt an
verschiedenen Schauplätzen spielen muss, nämlich der Agententhriller á la James Bond. Es gibt keinen inhaltlich zwingenden Grund, warum die erste Verfolgungsjagd in den Alpen und die nächste am Zuckerhut in Rio spielt. Witz des Ganzen ist, dass die angebliche Verschwörung des
Schurken gegen die Menschheit nur ein Vorwand ist, um interessante Schauplätze zu zeigen. Man kann Hitchcock als Vater des Agententhrillers sehen.
Eine Belagerung, eine Eingesperrtsein, eine Geiselnahme, das sind gute Gründe für ein "Nakatomi Plaza".
Antwort von 7River:
Den hier fand ich ziemlich genial. Zwar verrät der Trailer schon so einiges, aber ansonsten coole Story mit nur wenigen Schauspielern.
https://m.youtube.com/watch?v=wJhRk24D_Ec
Antwort von Funless:
Axel hat geschrieben:
Es lässt sich m.E. aus den Beispielen (noch nicht einmal aus Die Hard selbst) nichts Typisches, nichts Kennzeichnendes ableiten.
Da bin ich anderer Meinung.
Das Primärkonzept von
Die Hard ist nicht unbedingt nur die begrenzte Location des Nakatomi Plazas, sondern dass der Hauptprotagonist als vermeintlicher Underdog (in Wirklichkeit jedoch militärisch top ausgebildet)
unfreiwillig in die Angelegenheit hineingezogen wird und eben
aufgrund der abgegrenzten Location (in der er sich zudem nicht auskennt) gezwungen ist die bösen (Geiselnehmer-)Schurken zu bekämpfen anstelle einfach das Weite zu suchen, respektive Verstärkung hinzu zu ziehen. Bspw. fehlt in
Die Hard zudem gezwungenermaßen ein elementares Element des „modernen“ Actionfilms: die Verfolgungsjagd. Jedoch fällt es beim Schauen des Films nicht auf, da die ganze Zeit das Tempo des Films äußerst hoch gehalten wird was u.a. auch der Kameraarbeit von Jan de Bont zu verdanken war.
So gesehen war im Grunde genommen Jeb Stuarts Drehbuchidee (Steven E. de Souza war, wenn ich mich nicht irre, für den Feinschliff der Dialoge zuständig) so simpel wie genial und zog so einige Nachahmer mit sich, die das selbe Konzept (entweder Eins zu Eins oder in etwas anderen Variationen) umsetzten (
Under Siege,
Passenger 57,
Airforce One,
Executive Decision, etc.). Demzufolge kann man aus meiner Sicht mit
Die Hard schon als den Beginn eines neuen Sub-Genre des Actionfilms betrachten.
Dennoch hat Jeb Stuart nicht unbedingt das Rad neu erfunden, er mixte nur bekannte Zutaten aus anderen Genres (bespw. vom Horrorfilm die Ausweglosigkeit der abgegrenzten Location, aber auch die Unfreiwilligkeit der Protagonisten) für einen Actionfilm zusammen.
Das Genre des Horrorfilms kann man nach meinem Dafürhalten sowieso als ergiebige Quelle für Filmideen des Actionfilm Genres sehen, denn schon sechs Jahre vor
Die Hard bediente sich James Cameron mit
Terminator dem Horrorfilm Mythos des unbesiegbaren gewissenlosen Boogey Man dem man offenkundig nicht entkommen kann und bastelte daraus einen Meilenstein des kompromisslosen Actionfilms mit einer bis dato noch nie gesehenen Materialschlacht. Dieses Konzept perfektionierte Cameron dann im (von Axel äußerst verpönten)
Aliens und schuf damit die aus meiner Sicht einzig richtige und passende Art der Fortsetzung von Ridley Scotts (nicht minder genialem) Vorgänger.
Antwort von Nathanjo:
Hallo zusammen und danke schon mal für die umfangreichen Beiträge! Einige Punkte kann ich daraus bereits mit Sicherheit ziehen.
Um noch weiter auf den Sinn meiner Frage einzugehen: Ich habe das sehr ambitionierte Ziel in den nächsten 2-3 Jahren meinen ersten Film in Spielfilmlänge zu drehen, nach fast 15 Jahren voller Kurzfilmproduktionen seit meiner Jugend. Wie jeder weiß ist die "einfachste" Möglichkeit dieses Unterfangen in Angriff zu nehmen ein Kammerspiel. Nun bin ich verschiedenen Genres zugeneigt und würde auch ein "Sui Generis" Arthouse-Projekt reizvoll finden. Aber wenn ich ehrlich mit mir selbst bin, liebe ich Actionfilme. Und die aus meiner Sicht einzig realistische Möglichkeit diese Leidenschaft als Hobbyprojekt in Filmform zu gießen ist ene Art "Action-Kammerspiel". Ich würde versuchen eine Location zu bekommen, an der wir an so wenigen Tagen wie möglich mindestens zwei Drittel des Films abfilmen können.
Vielleicht ist meine Frage daher falsch gestellt, es geht vielleicht weniger um die Die Hard Formel, als eine Recherche dazu welche Actionfilme eine einzelne Location zu ihrem Vorteil genutzt haben und trotzdem tolle Action geliefert haben. Ich hatte ja "Free Fire" genannt und "The Reach" ist da scheinbar auch ein guter Einwurf, auch wenn ich dort im Trailer mehr Survival-Horror als Action sehe. Sei's drum, es inspiriert! Und mehr möchte ich aktuell noch gar nicht.
Antwort von 7River:
Ein Favorit von mir ist „Panic Room“. „Das Penthouse“ mit Michael Keaton ist auch sehr interessant.
Besonders gut fand ich „Wind River“, der ja ziemlich neu ist.
Auch wenn diese Filme vom Genre her nicht ganz passen, vielleicht inspirieren sie ja.
EDIT: „Downrange - Die Zielscheibe bist Du“ ist auch so ein Kandidat.
Antwort von Nathanjo:
Danke! Alles auf jeden Fall super in puncto Inspiration!