Frage von Jens:Hallo Forum,
Filmlook ist ja bei einigen Usern hier recht gefragt.
Jetzt habe ich eine ähnliche Frage:
Nach meinem Empfinden klingen die Stimmen anders ("intensiver") in Filmen.
Auffällig bei Deutschen Filmen bzw. dt. Synchronisationen wie bspw. bei "Nemo" oder "Shrek".
Sicherlich mag das an der professionellen Aufnahmetechnik liegen. Doch kann es vielleicht sein, dass dort auch bestimmte Audiofilter (in der Soundeditingsoftware) benutzt werden? Schließlich klingt die (Stimme in der) Audiokommentar-Tonspur einer DVD auch wieder "normal" (wie bei uns eben)?
Kann mich jemand aufklären? Oder habe ich eine seltsame Wahrnehmung? :-)
Antwort von Erich:
Hallo!
Vielleicht liegt es einfach daran, dass kein Liveton für die Sprache verwendet wird. Die Filme werden nachsynchronisiert (unbeding erforderlich für die fremdsprachigen Versionen).
Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren ein großer Aufwand bei der Tonabmischung getrieben wird (Surround). Die Stimmen der Schauspieler werden in der Regel auf den Centerlautsprecher gelegt (bei analogem Surroundsound als Monosignal auf die beiden Stereokanäle gemischt).
Gruß!
Erich
Antwort von AlexG:
Natürlich kann man nicht erwarten, dass man ohne entsprechendes Equipement und Vorkenntnisse zu den gleichen Ergebnissen kommt, wie bei professionellen Produktionen.
Aber auch mit günstigerem Equipement und wenn man gewillt ist sich etwas Audio-Grundlagen anzueignen ist es sicherlich möglich dem "Tonlook" näher zu kommen als mit DV-Aufnahmen dem richtigen Filmlook.
Absolut unerlässlich dafür ist es den Ton extra mit einem ordentlichen Mikro aufzunehmen. Sinnvollerweise mit einem Großmembran-Kondensatormikrofon. Dann muss das Mikro auch nicht, wie bei dynamischen Mikrofonen, möglichst nah an den Mund. Eher ein bischen entfernt irgendwo zwischen Mund und Brustkorb positionieren (Brustkorb als Resonanzkörper mitbenutzen). Aber das muss man dann austesten.
Der Raum in dem man die Sprachaufnahmen macht sollte möglichst wenig hallen, also notfalls ein paar Decken aufhängen. Interessanter Link zu dem Thema:
http://homerecording.de/modules/newbb/v ... &forum=1&2
Deine eigentliche Frage war ja nun nach den Wundermitteln in der Nachbearbeitung.
Wie Hogar schon geschrieben hat gibt es da Leute, die das jahrelang studieren und dann tagelang an den Tonspuren sitzen und den Ton optimieren.
Aber die wichtigsten Effekte, um dem Ton mehr Druck zu verleihen sind sicherlich die Dynamics (Limiter, Kompressor) und der Equalizer. Was diese bewirken und wie diese sinnvoll eingesetzt werden würde hier mehrere Seiten beanspruchen. Aber ein guter Tip sich schlau zu machen ist die Seite
http://www.homerecording.de/modules/new ... ules/news/
Allerdings gibt es z.B. im Magix Musik Studio gute Presets für Kompressor-Einstellungen und einen guten Effekt namens Multimax. Die beiden, ohne weitere Audio-Kenntnisse, auf deine Tonspur gelegt bringt dich deinem Ziel schon um einiges näher. (Bei anderen Programmen gibt es sicherlich ähnliches).
Sinnvolles Equipement (Preis/Leistung) wäre z.B.:
Studio Projects B1 Großmembran-Kondensatormikrofon 99,- Euro
Soundkarte (nix onboard-Sound) ab 100,- Euro
Behringer Mic100 Mirophon Preamp (Phantomspeisung) 49,- Euro
(oder externe Soundkarte wie Tascam US122 inkl Preamp und Phantom-
speisung dann kann man sich den Behringer sparen 222,- Euro)
Mikroständer 25,- Euro
Poppschutz von Thomann 15,- Euro
Teurer geht"s natürlich immer, das ist jetzt mal die Untergrenze mit ca. 300,- Euro.
Natürlich kann man sich auch für 5,- Euro beim Media-Markt ein Mikro aus der Grabbelkiste holen und seinen Kommentar damit einsprechen. Aber die Frage war ja wie man dem "Tonlook" möglichst nahe kommt.
Grüße
Alex
Antwort von Hogar:
: Ich würd mal sagen, das liegt daran, dass bei der Nachsynchronisation das Mikrofon
: ziemlich nah am Mund ist. Dadurch klingt die Stimme natürlich voluminöser.
Richtigen Ton machen ist eine Wissenschaft. Für den Beruf des Tonmeisters musst du mehrere Jahre studieren, ein Orchester leiten und wohl mindestens 2 Instrumente spielen können. Es ist weit komplizierter als man denkt. Es liegt nicht nur an den richtigen Microphonen, es liegt auch nicht an erstklassiger Technik, es liegt vor allem auch daran wie diese Technik bedient wird. Das ist so ähnlich wie die Frage warum denn ein Kinofilm besser aussieht als meine Aufnahme mit der DV Cam.
Hinter einem gutem Microphon muss nicht mal zwangsläufig ein Expander, Niose Gate, oder vielleicht noch nicht mal ein Kompressor oder EQ liegen. Von einem Exciter ganz zu schweigen. Obwohl ich denke das sowas sicher oft benutzt wird. Aber für guten Klang ist ein gewisses Basiswissen nötig. Schallschluckender Raum, Abstand Micro, Pop-Schutz, prof. Sprecher mit Sprachausbildung und einer charakteristischer Stimme, EQ Einstellungen (damit wird viel mehr gemacht als man denkt und vor allem anders als man denkt!) - Ich denke das ist eine gute Grundlage für die Sprachaufnahme.
Hogar
Antwort von Morfer:
Ich würd mal sagen, das liegt daran, dass bei der Nachsynchronisation das Mikrofon ziemlich nah am Mund ist. Dadurch klingt die Stimme natürlich voluminöser.
Antwort von Jens:
Vielen Dank für eure hochinteressanten geistigen Ergüsse!
Eine Freude, eurem Wissen zu folgen!
Antwort von Rudy (Ton-Ing):
Ich würd mal sagen, das liegt daran, dass bei der Nachsynchronisation das Mikrofon ziemlich nah am Mund ist. Dadurch klingt die Stimme natürlich voluminöser.
Falls das noch jemand liest... eine kleine Hintergrundinformation zum Thema:
Tatsächlich gibt es ein Phänomen, dass vor allem bei Synchronisationen und Animationsfilmen auftritt, und das ist die Gewöhnung des Zuschauers an einen "sauberen" oder "guten" Ton, der sich von dem "echten" Ton des sprechenden Schauspielers am Set erheblich unterscheidet.
Dieser Sound wird in einer perfekten Umgebung (Studio) produziert, wobei alle Nebengeräusche und "Atmos" (durchgehendes Hintergrundgeräusch eines Raumes/Ortes) aus der Originalversion genommen werden und die neue Sprachspur dazugemischt wird. Oft sind auch die Hintergrundgeräusche schon aus der Retorte produziert.
Das ausgerechnet Filme wie Nemo oder Shrek so "sauber" oder "steril" klingen, liegt ganz einfach daran, dass bei Animations- und Zeichentrickfilmen ALLES künstlich erzeugt werden muss. Mit "echtem" Ton hat das nichts mehr zu tun.
Als Deutsche sind wir an den Ton der nachsynchroniserten Fassungen gewöhnt und dadurch klingt für uns dann manchmal eine Original-Kinofassung eines Hollywoodstreifens mit echtem O-Ton auf einmal "unsauber", manchmal auch "blechern" oder "muffig".
Selbst bei perfekter O-Ton-Aufnahme mit teurer Technik und allem Know-How und Nachbearbeitung wird deshalb niemals der sterile Sound entstehen, den wir von den nachsynchronisierten Fassungen kennen.
Deshalb ist der beste Tipp für Aufnahmen immer noch: Gutes Mikro und so nah ran wie möglich. Einen schlecht aufgenommenen Sound kann man auch mit dem teuersten Equipment nicht mehr "gut" machen - außer man synchronisiert im Studio nach.
Gruß,
Rudy
Antwort von Axel:
Filmlook, Tonlook, alles erste Sahne. Wenn das alles ansatzweise verwirklicht werden soll - und wer von uns will das nicht? - dann ist Teamwork gefragt. Niemand kann alles allein machen, oder zumindest nicht besser als mit mehreren. Spezialisten sind keine Universaltalente, wie der Name sagt. Gründet einen Club!
Antwort von rtzbild:
Filmlook, Tonlook, alles erste Sahne. Wenn das alles ansatzweise verwirklicht werden soll - und wer von uns will das nicht? - dann ist Teamwork gefragt. Niemand kann alles allein machen, oder zumindest nicht besser als mit mehreren. Spezialisten sind keine Universaltalente, wie der Name sagt. Gründet einen Club!
Richtich!
Hallo, und deswegen wird der Beruf des "VJ" Videojournalist als ein-Mann-Team so heftig diskutiert. Niemand kann alles und keiner kann alles allein.
Gruß Olli, VJ