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Infoseite // Multicam Funktion: Farbkorrektur zuerst oder zum Schluss



Frage von Chiara:


Hallo Community!

Ich werde das erste mal eine Multicam Funktion in Final Cut Pro verwenden, weil ich ein Interview mit 2 Kameras gedreht habe. Da ich noch nie mit Multicam Funktion gearbeitet habe, würde ich gerne wissen, wie ich das ganze angehen sollte. Was wäre die richtige Reihenfolge bzw. Vorgehensweise im Schnittprogramm? Soll ich zuerst nur bei dem einen Videofile mit der richtigen Tonspur eine Auswahl machen und erst zum Schluss wenn die Auswahl getroffen ist, das Ganze mit der zweiten Kamera synchronisieren?
Und wann soll ich die Farbkorrektur machen? Farbkorrektur im Multicam Modus ist mir ein wenig kompliziert vorgekommen, aber wie gesagt, ich mache so etwas zum ersten mal.
Und dann gibt es ausser die Funktion "Multicam" noch eine zweite: "Clips synchronisieren". Wann verwendet man die eine und wann die andere Funktion? Vielen Dank im voraus....
Chiara

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Antwort von pillepalle:

Zu Final Cut im Konkreten kann ich Dir nicht viel sagen, weil ich die Software selber nicht benutze, eher so zur allgemeinen Arbeitsweise.

Ich persönlich würde die beiden Kameras zuerst synchronisieren und dann erst schneiden. Wenn Du das Interview in einem Take gemacht hast, dann brauchst Du das auch nur einmal für den gesamten Clip machen. Das wäre auch mein Tip wenn man ohne Timecode arbeitet... alles immer durchlaufen zu lassen (Bild und Ton). Dann musst Du am Ende die Clips der Kamera auch nur einmal synchronisieren.

Bei so einem kleinen Projekt, wie Deinem Interview, ist es relativ egal ob Du am Anfang gradest, oder die Farbkorrektur später machst. Falls Du Dich dazu entscheidest sie später zu machen, kannst Du das Grading von einem Clip auf alle anderen per Copy&Paste übertragen, sofern sich die Lichtverhältnisse nicht geändert haben. Die Bilder der beiden Kameras sollten möglichst gut zueinander passen, was die Farben und Kontraste betrifft. Wenn Du zwei gleiche Kameras verwendet hast, sollte das auch recht einfach gehen.

Ich drehe meine Interviews mittlerweile auch immer mit zwei Kameras. Nicht so sehr um es interessanter zu gestalten, sondern weil man dadurch auch viel besser schneiden kann. Also Versprecher, ähs und öhs, oder uninteressantes entfernen, ohne das es auffällt. Man darf den Schnitt nur nicht hören. Das gilt aber für fast alle Schnitte. Wenn man ihn hört, dann kaschiert man ihn in der Regel mit Room-Tone. Also quasi dem Raumklang, einer Audiopassage mit Stille (in der es keine Geräusche, Stimmen oder ähnliches gibt). Meist findest Du so eine Stelle mit Stille in Deiner Tonspur. Mit etwas mehr Erfahrung nimmst Du die später dann auch bewußt mit auf, denn jede Aufnahmesituation klingt anders.

VG

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Antwort von Chiara:

Ich danke Dir sehr, Du hast mir sehr geholfen! Nur noch der Unterschied "Multicam" und 2 Clips synchronisieren. Bei Final Cut sind es zwei unterschiedliche Funktionen....

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Antwort von pillepalle:

Wie gesagt, konkret werden Dir andere etwas dazu sagen können, aber im Prinzip unterscheidet sich das Arbeiten mit einem Multicam-Clip vor allem in der Arbeitsgeschwindigkeit. Der ist hilfreich wenn man schnell arbeiten möchte, oder sehr viele Kameras im Einsatz hatte und funktioniert quasi wie ein Bildmischer bei einer Liveübertragung. Da hat man dann einen Bildschirm auf dem alle Kamerabilder gleichzeitig in einem Splitscreen abgespielt werden und man kann durch einfaches anklicken des Bildes die Kamera wechseln und dort automatisch einen Schnitt setzen. Wenn man geübt ist, kann man dann den Multicam Clip durchlaufen lassen und quasi während des Abspielens die Kameras schneiden.

Wenn die Clips als Ebenen übereinander liegen, muss man sie ein oder ausblenden und der Schnittprozess an sich ist etwas langsamer, weil er mehr Clicks und ggf. Kontrolle erfordert. In den meisten Fällen ist das aber nicht so wild. Ich selber schneide auch nie im Multicam-Modus, weil ich zum Schneiden mehr Ruhe brauche und Schnitte individuell anpasse. Bei mir ist schnell in der Regel kein wichtiges Kriterium.

VG

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Antwort von Chiara:

Danke, ich bin Deiner Meinung!

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Antwort von Jalue:

Dazu von mir eine (scheinbar) einfache Frage in die Runde: Wenn ihr mit zwei Kameras dreht - wo platziert ihr die?

Meine Erfahrung damit:

-Direkt neben der 1. Kamera (mit anderem Bildauschnitt natürlich) sieht blöde aus,
weil der Prota logischerweise beim Umschnitt in Kamera 2 an dieser vorbeischaut.

-Schon besser ist fast 90 Grad seitlich zur Achse von Kamera1, aber wirklich elegant ist auch dann der Umschnitt oft nicht - einfach ziemlich "in your face"!

-Die m.E. eleganteste Lösung: Mit einer Kamera drehen und beim Schnitt das Bild croppen. Geht natürlich nur dann wenn man eine "Auflösungsreserve" hat, also z.B. in 4K dreht, aber nur FHD liefern muss.

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Antwort von pillepalle:

Einfach croppen habe ich aus der Not heraus früher auch öfter gemacht, finde ich aber nicht sonderlich elegant, weil's auch nur gecroppt aussieht.

Es gibt zwar ein paar Grundsätze die man beachten sollte, aber das ist in meinen Augen immer sehr Situationsabhängig. Auch ob man beide Personen sehen soll, oder nur den Interviewten. Ich bin auch oft mit meinen Perspektiven nicht so ganz zufrieden, meist aber wenn ich mir nicht genug Zeit nehme zwei gute Sichten zu finden, oder es andere Unwägbarkeiten gibt.

Bei zwei Kameras arbeite ich oft mit unterschiedlichen Brennweiten, dann können die Kameras auch ggf. recht nah beieinander stehen und wirken trotzdem unterschiedlich genug. Die Blickrichtung sollte sich dabei eben nicht ändern. Also wenn er in der Totalen nach rechts schaut, dann solle er auch im Close-Up nach rechts schauen. Genau in die Kamera schauen die Interviewten eigentlich nie. Außer ich benutze einen Teleprompter. Das ist dann aber eher die Ausnahme. Normalerweise steht der Interviewer direkt neben der Kamera und der Interviewte schaut leicht an der Kamera vorbei. Kamerahöhe ist natürlich auch wichtig. Meist bin ich auf Augenhöhe, manchmal eine leichte Untersicht um dem Interviewten mehr Autorität zu verleihen.

Zu extreme Winkel (90°) nutze ich fast nie, weil mir das meist nicht gefällt. So wie hier in dem Beispiel (ca. 50°-60°) ist das für meine Verhältnisse eigentlich schon viel, weil der Interviewer auch mit im Bild sein wollte. Aber hier hätte ich die zweite Kamera doch noch etwas frontaler aufstellen sollen, um schönere Überschneidungen zu haben. Aber aus Fehlern man bekanntlich :)

https://youtu.be/-1n_5_eR-KI&t=2m35s

VG

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Antwort von nicecam:

pillepalle hat geschrieben:



Bei zwei Kameras arbeite ich oft mit unterschiedlichen Brennweiten, dann können die Kameras auch ggf. recht nah beieinander stehen und wirken trotzdem unterschiedlich genug. Die Blickrichtung sollte sich dabei eben nicht ändern. Also wenn er in der Totalen nach rechts schaut, dann solle er auch im Close-Up nach rechts schauen. Genau in die Kamera schauen die Interviewten eigentlich nie. Außer ich benutze einen Teleprompter. Das ist dann aber eher die Ausnahme. Normalerweise steht der Interviewer direkt neben der Kamera und der Interviewte schaut leicht an der Kamera vorbei. Kamerahöhe ist natürlich auch wichtig. Meist bin ich auf Augenhöhe, manchmal eine leichte Untersicht um dem Interviewten mehr Autorität zu verleihen.
Nicht nur nah beieinander, sondern im gleichen Winkel und direkt hintereinander wäre doch die eleganteste Lösung?

Als Beispiel einige Einstellungen aus unserem Film home of hope - Tanne goes africa: Direkt zu Anfang sieht man eine typische Interviewsituation. (Und an vielen anderen Stellen). Ich kann aber im Moment nicht sagen, wie die beiden Kameras bei den Interviews genau positioniert waren. Ich hab gerade dazu eine Anfrage gestellt, aber noch keine Antwort bekommen. Die beiden Hauptkameras waren 2 PANASONIC AG-AF101. Croppen war also nicht möglich, da kein 4K.

Sobald ich die Antwort habe, poste ich hier.

EDIT: Nicht nur nah beieinander, sondern im gleichen Winkel und direkt hintereinander wäre doch die eleganteste Lösung? Dann schaut die hintere Kamera natürlich über die vordere hinweg ;-)

EDIT Nr. 2: Die Kameramänner standen versetzt. Aber eben nur leicht.

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Antwort von nicecam:

pillepalle hat geschrieben:
Einfach croppen habe ich aus der Not heraus früher auch öfter gemacht, finde ich aber nicht sonderlich elegant, weil's auch nur gecroppt aussieht.



Bei zwei Kameras arbeite ich oft mit unterschiedlichen Brennweiten, dann können die Kameras auch ggf. recht nah beieinander stehen und wirken trotzdem unterschiedlich genug.
Würdest du sagen, du könntest bei Interviewsituationen, die du nicht selber aufgenommen hast, erkennen, ob gecroppt oder mit 2 Kameras nahe beieinander gearbeitet wurde?

Bei dem Beispiel von uns war ich ja im Zweifel, da nicht immer bei den Aufnahmen dabei.

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Antwort von pillepalle:

@ nicecam

Wenn man darauf achtet, sieht man das schon. Wenn die Bilder zu ähnlich sind, sieht das mMn auch eher nach Versehen aus, als nach einer anderen Perspektive. Aber das kann ja jeder machen wie er möchte. Für mich bringen zwei Kameras bei einem Interview einen deutlichen Mehrwert.

VG

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Antwort von Frank Glencairn:

Jalue hat geschrieben:

-Schon besser ist fast 90 Grad seitlich zur Achse von Kamera1,
Das finde ich das schlimmste überhaupt.
Welche Aussage soll dieser Winkel treffen?
Sieht immer wie aus dem making-of aus, reißt den Zuseher komplett raus und wirkt wie ein Fehler.

Ich mach sowas mit ner zweiten Kamera so nah wie möglich an der ersten dran.
Wenn man als "weite" ein 50er hat und auf der anderen ein 80er aufwärts, dann gibt's auch keine Probleme mit der Eyeline, die entstehen nur durch Weitwinkel.

Bei Interviews mit 2 Personen sind dann sowieso 3 Kameras optimal, dafür sind die Winkel von vorne herein klar.

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