Frage von Ldal:Hallo Leute,
ich arbeite nun seit einigen Jahren als EB-Kameramann und möchte mich in die Bereiche Liveübertragung (Sport, Event,...) sowie als Studio-Kameramann weiterentwickeln.
Hat jemand von euch Tipps bzw. Erfahrung, wie ich mich vor der Bewerbung bei div. Produktions-Dienstleistern aus technischer Sicht (Übertragungstechnik, Handlungsabläufe, Regieanweisungen,...) ausreichend vorbereiten kann?
Leider habe ich für Kameraleute keine passende Literatur gefunden, die einen tieferen Einblick in die einzelnen Produktionsabläufe geben...
Das Können bzgl. Bildsprache und rascher/intuitiver Kamerabedienung ist natürlich vorhanden.
Vielen Dank für eure Hilfe!
Antwort von Pianist:
ich arbeite nun seit einigen Jahren als EB-Kameramann und möchte mich in die Bereiche Liveübertragung (Sport, Event,...) sowie als Studio-Kameramann weiterentwickeln.
Dazu zunächst mal eine Rückfrage: Wie kommst Du denn zu der Erkenntnis, dass der Studio/AÜ-Kameramann eine Weiterentwicklung wäre? Mir fallen eher ganz viele Argumente für die Gegenrichtung ein...
Matthias
Antwort von Ldal:
Servus Matthias,
ich sehe es als eine neue, spannende Herausforderung!
Zum anderen weis ich nicht, ob ich noch jahrelang Unfälle & Pressekonferenzen filmen möchte;)
Hast du in diesem Bereich negative Erfahrungen gemacht?
Lukas
Antwort von schaukelpirat:
Kannst du bei dem Sender, den du belieferst, in der Liveregie zuschauen/mitarbeiten? Das bringt glaube ich am meisten...
Antwort von Ldal:
Leider nein, da ich durch eine externe firma zuliefere...
Antwort von Pianist:
Ich habe mich deshalb gewundert, weil das eigentlich zwei vollkommen unterschiedliche Berufsbilder sind und Deine eigenverantwortliche Tätigkeit draußen im "richtigen Leben" viel mehr Qualifikation und Erfahrung erfordert als die Arbeit der Studiokameraleute, die früher überwiegend nur angelernt wurden. Auch heute im Zeitalter der Mediengestalter ist es eher Zufall, wenn jemand seine Ausbildung in einem Bereich macht, wo er mit Studiokameras auf Pumpstativen zu tun hat.
Natürlich ist es Übungssache, die Pumpe gut zu fahren und immer saubere Bilder zu liefern, aber letztendlich würden sich wohl viele Studio/AÜ-Kameraleute eher mehr Unabhängigkeit und Eigenverantwortung wünschen.
Wenn Du eine Entwicklungsmöglichkeit suchst, dann wäre es doch vielleicht interessanter, aus dem EB-Bereich in den "gehobenen EB-Bereich" zu gehen, also mit mehr Aufwand schönere Bilder zu drehen, mal ein Interview nett auszuleuchten und so weiter. Spannende Geschichten vor Ort zu erzählen. Da gibt es doch nun wirklich genug zu tun. Warum also am roten Kabel hängen und ständig das Gequatsche auf dem Kopfhörer haben wollen?
Matthias
Antwort von Ldal:
Stimmt, der "einfache" Studiobetrieb ist nicht wirklich spannend - das sehe ich eher als Ergänzung und Lückenfüller.
Aus meiner Sicht wären Sportübertragungen oder Live-Konzerte interessant, da diese Bereiche (zumindest in Österreich) ganz gut bezahlt werden und Abwechlsung bieten.
Leider ist in Österreich der Markt für den gehobenen EB-Bereich (also Reportagen etc.) sehr klein & wird nur von wenigen Produktionsfirmen an die großen Sender (ORF) beliefert.
Meine Kamerasystem (Panasonic P2) wird in Ö nur von den privaten Sendern angenommen & die haben für aufwendigere Produktionen leider fast kein Interesse.
Gibt es bei euch in Deutschland Potential/freie Jobs im AÜ-Bereich oder ist der Markt bei euch völlig gesättigt?
Antwort von Pianist:
Gibt es bei euch in Deutschland Potential/freie Jobs im AÜ-Bereich oder ist der Markt bei euch völlig gesättigt?
Frag mal beim Verband der freien Fernsehkameraleute nach. Die werden sich dann erst mal ausführlich auskotzen. Vor allem, was die Arbeitsbedingungen angeht. Bezahlung dürftig, ständig weg von Zuhause, nur vier potenzielle Auftraggeber (ARD, ZDF, Pro7Sat1-Gruppe, RTL-Gruppe), alle Nachteile der Solo-Selbständigkeit und wenig Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation, weil jeder Versuch der Selbstorganisation als illegale Kartellbildung gewertet wird.
Die Leute haben sogar Schwierigkeiten, in die KSK zu kommen, weil behauptet wird, dass sie ja am Kabel hängen und nur nach Anweisung arbeiten...
Matthias
Antwort von Jott:
Da wird fürstlich gedrückt, zum Beispiel gibt's fürs Fussball-Schwenken oft nur noch einen halben Tagessatz, weil's ja nur zwei Stunden sind! :-)
Pianist hat recht, das ist keine Perspektive. Besser bezahlt werden nur Sonderqualifikationen: Live-Steadicam oder schärfesicheres Verfolgen in 4K (wird z.B. für Fussball in der Schweiz gebraucht). Aber leben kann davon natürlich trotzdem keiner.
Antwort von Ldal:
Danke für die Infos, wie sich das anhört werde ich mir das wohl nochmal gut überlegen müssen!
Anscheinend sind Imagefilme tatsächlich fast schon das einzige, wo man heutzutage vernünftig drann verdienen kann...
Antwort von Jott:
So isses. Wahrscheinlich, weil alle immer nur "zum Fernsehen" wollen und dort für ein auftraggeberfreundliches Überangebot sorgen! :-)