Frage von hubse:Hi,
hab mir heute in München "Tree of life" angeschaut. Das Kinobild (auch die Werbung davor) hat ziemlich geruckelt/gezittert.
Dieses Ruckeln hatte nichts mit den 24p zu tun, sondern (besonders auffällig bei Standbildern, langsamen Kamerafahrten) war das Bild "mal" weiter unten, "mal" weiter oben, als ob jemand den Kinoprojektor schütteln würde.
Besonders auffällig wars dann beim Abspann.
Ich hab dann hinterher gefragt, und der "Filmvorführer" meinte, dass das ne schlechte/fehlerhafte Kopie wäre, und manchmal ist das nunmal so. Ich hab aber aufgepasst, wenns ne schlechte Kopie wäre, dann "müsste" sich das von "Brennloch zu Brennloch" (falls ich den Begriff aus "Fight Club" richtig in Erinnerung habe) in der Intensität ändern.
Wir wollen da am Samstag oder Sonntag nochmal rein - und falls das tatsächlich ne schlechte Kopie ist, dann such ich mir hier in München ein anderes Kino.
Villeicht wollte mich der im Kino auch nur für dumm verkaufen. Falls der Kinovorführer zu dumm zum "vorführen" war, dann würd ich gern wissen, was ich dem am Samstag oder Sonntag sag, falls das Ruckeln/Zittern dann immer noch da ist.
Ich weiß, dass hier im Forum mindestens ein "Filmvorführer" (ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Berufsbezeichnung ist) schreibt, drum hoffe ich, dass mir jemand erklären kann, was da der Fehler sein könnte.
Viele Grüße,
hubse
P.S. Das Bild ruckelte nur oben/unten, nicht links/rechts - Falls das für jemanden, der sich auskennt ein Hinweis ist
Antwort von carstenkurz:
Das nennt sich 'Bildstand'. Und kann wenn negativ auffällig sowohl an Kopie als auch am Projektor liegen. Beim einmaligen Sichten kann man auch als Fachkundiger in der Regel nicht erkennen, was der Grund ist. Routinierte Vorführer kennen in der Regel ihre Geräte und wissen ggfs., welchen Anteil der Projektor und welchen die Kopie beisteuert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildstand
Die Qualität analoger Kopien ist tatsächlich in den letzten Jahren dem Kostendruck geschuldet im Schnitt deutlich schlechter geworden.
Schlechter Bildstand kann bei der Kopie sowohl optisch/geometrisch (Kopierung), als auch materialtechnisch (Reibung) bei der Projektion begründet sein, letzteres natürlich in Kombination mit dem Projektor.
Wenn einem der schlechte Bildstand gleich zu Anfang schon deutlich auffällt, sollte man mal versuchen, draussen den Vorführer zu kontaktieren, damit er den Andruck mal kontrollieren soll. u.U. lässt sich noch was retten.
Es gibt separat zusammengestellte Werbung/Vorfilme, als auch vom Verleih vorkopierte Trailer - oft auch in Kombination.
Die vom Verleih vorkopierten Trailer, üblicherweise maximal 2-3 Filmtrailer unmittelbar vor dem Hauptfilm, werden üblicherweise das gleiche Bildstandsproblem haben wie der Hauptfilm. Wenn vorher noch allgemeine Werbung gezeigt wird, und diese ebenfalls einen auffällig schlechten Bildstand hat, ist das ein relativ eindeutiges Indiz für ein Projektorproblem.
Es gibt auch andere Berichte über auffällig schlechten Bildstand bei 'Tree-Of-Life', von daher scheint das wirklich ein Kopierwerksproblem zu sein.
Und in dem Fall bringt auch ein Kinowechsel wohl nichts, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass alle Kopien das gleiche Problem haben. Da hilft nur, nach hinten setzen, oder ein Kino finden, das den Film digital zeigt.
Digitale Kinoprojektoren haben dieses Problem natürlich nicht mehr - Bildstandsprobleme können da nur noch aufnahmeseitig begründet sein.
Kleine Notiz am Rande: Den Tree-Of-Life Kopien lagen international Anweisungen von Terrence Malick zur optimalen Projektion und Tonwiedergabe seines Werkes bei - solche Anweisungen bringen Filmvorführer regelmäßig zum Schmunzeln.
Ist zwar eigentlich nett, dass Regisseure sich diese Mühe machen - aber faktisch sollten die ihre Energie lieber darauf verwenden, der Distribution die Hölle heiss zu machen, wenn die mal wieder die billigsten Kopierwerke beauftragen.
- Carsten
Antwort von Axel:
Man hat dir Bullshit erzählt. Das Trägermaterial aller Kopien ungefähr der letzten zwanzig Jahre ist Polyester, alles absolut identisch und ohne Fertigungstoleranzen.
Für schlechten Bildstand gibt es zwei Hauptgründe:
1. Die Führung des Films im Bildfenster ist locker. Jeder Projektor besitzt eine Art von gefedertem Andruck, den man von Zeit zu Zeit nachjustieren muss. Aufwand: 1 Sekunde.
2. Die Schaltrolle muss im Lager fixiert werden. Keine Ahnung, ob das überall so easy ist, aber auf jeden Fall
muss es gemacht werden. Bei Kinoton-Maschinen Aufwand ca. 1 Minute, auch im laufenden Betrieb.
(Falls die Schaltrolle selbst abgenutzt ist, muss ein Ersatz her. Man hat mir erzählt, dass so etwas vorkommen kann, aber dann muss die Gurke wohl Jahrzehnte auf dem Buckel haben, und das Kino wäre vermutlich wegen der Sprungfedern, die aus den Sitzen ragen, berüchtigt).
Ich sah den popligen Breitwandfilm auf unserer größten Leinwand, und das sind für Breitwand fast 20 Meter. Ein Film kann natürlich auch mit schlechtem Bildstand kopiert sein. Fiel mir aber hier nicht besonders auf (EDIT: Abgesehen von den Titeln, aber das darf man nicht zählen).
Ich würde das Kino anrufen und eine Freikarte für die nächste Vorstellung verlangen.
Und wie gefiel der Film?
Antwort von hubse:
M
Und wie gefiel der Film?
Hi,
danke für die Tips.
Ich fand ihn Klasse. Ich bin jetzt nicht der studierte Philosoph und auch kein Pseudo-Möchtegern-Philosoph und werd mich da jetzt nicht auslassen über Bedeutung, Sinn usw...
Aber der Film ist am Schluss absolut nicht kitschig oder esoterisch, wie ich so in der Zeitung gelesen und von Cannes gehört hab. Aber man kann von Filmkritikern nicht erwarten, dass sie sich auch mit Musik auskennen - und die Musikauswahl ist nicht ohne Grund da und teilweise echt heftig, besonders die Musik am angeblich esotierischen Schluss. Obwohl ich mich gefragt hab, warum er an einer bestimmten Stelle die Moldau benutzt hat.
Vielleicht (und ich meine wirklich vielleicht) hätte der Teil mit der "Evolution" ziemlich am Anfang etwas kürzer sein können.
Die Kamera war genial, auch wenn man das bei dem Bildstand nur erahnen konnte.
Viele Grüße und Danke,
hubse
Antwort von pilskopf:
Ich hasse nen schlechten Bildstand auch wie die Pest, liegt aber auch oft an der Kopie. Geiz ist halt anscheinend geil solange man nicht auf Qualität achtet. Nicht umsonst gibt es zu Premieren andere Kopien als zu normalen Vorführungen.
Antwort von Axel:
Ich hasse nen schlechten Bildstand auch wie die Pest, liegt aber auch oft an der Kopie. Geiz ist halt anscheinend geil solange man nicht auf Qualität achtet. Nicht umsonst gibt es zu Premieren andere Kopien als zu normalen Vorführungen.
Kann sein, dass ich eine Premierenkopie sah. Der Film ist schwer genug zu verdauen, ein technischer Fehler des Kopierwerks/der Vorführung ist da eigentlich unverzeihlich.
Antwort von hubse:
Hi,
das bedeutet, ich sollte da wohl besser VORHER noch im Kino anrufen, ob sie das Problem in den Griff bekommen haben oder obs tatsächlich an der Kopie liegt - denn das war echt so heftig, dass ich in diesem Fall dann lieber auf die DVD warte...
Wenns an der Kopie liegt, dann müsste das wohl mehr Leuten auffallen - ich geh mal davon aus, dass sich mehr Leute aus dem Forum am Wochenende diesen Film anschaun werden. Es wär nett, wenn die hier kurz schreiben könnten, ob das Problem auch in ihrem Kino da war...
Gruß,
hubse
Antwort von pilskopf:
Ich müsste bei mir heute mal schauen wenn der Abspann läuft, gehört hab ich bei mir aber noch nichts, also keine Beschwerde vernommen. Glaub auch nicht dass das dann jede Kopie hat, ich tippe schon eher auf den Projektor.
Antwort von Axel:
Ich müsste bei mir heute mal schauen wenn der Abspann läuft, gehört hab ich bei mir aber noch nichts.
Nö, die Schriften ruckeln wie mit Old-Movie-Look behandelt, und unscharf sind sie obendrein. Das hat wenig zu sagen.
Antwort von pilskopf:
Nur an der Schrift kannst du doch wirklich beurteilen ob die Schärfe stimmt oder der Bildstand abnormal ist. Dass er normalerweise eh immer leicht springen wird ist klar aber wenn dieser echt abnormal erscheint, wirds die Kopie gesamte sein.
Antwort von Axel:
Nur an der Schrift kannst du doch wirklich beurteilen ob die Schärfe stimmt oder der Bildstand abnormal ist. Dass er normalerweise eh immer leicht springen wird ist klar aber wenn dieser echt abnormal erscheint, wirds die Kopie gesamte sein.
Viele stellen die Schärfe mit Schrift ein, auch Kollegen von mir. Es ist theoretisch einfacher, weil der Kontrast maximal ist. In den meisten Fällen krieg ich das Bild aber noch schärfer, indem ich auf
Haut scharf stelle (bzw. auf das sichtbare Korn einer echten
Aufnahme). Die Theorie dahinter? Keine Ahnung. Jedenfalls viel Spaß beim Scharfstellen auf den zittrigen, matschigen weiß-auf-schwarzen Bibelspruch am Anfang. Der Rest des Films war (bei der Kopie, die
ich sah) nicht toll kopiert, aber auch nicht nervig schlimm. Bei der Größe, die das Bild hatte, in immerhin ~ fünfhunderttausendfacher Vergrößerung, wäre ich sonst ausgerastet. Ich kanns wie gesagt nicht erklären, aber man kann von der Qualität der Titel m.E. nicht auf den Rest der Kopie schließen.
Antwort von Vegas forever:
War am Montag in der Sneak Preview von Tree of Life und abgesehen davon, dass ich dem Film absolut nichts abgewinnen konnte, ist mir der heftige Bildstand auch aufgefallen.
Mal ehrlich, die Animationen der Dinosaurier macht mittlerweile jeder Dokumentarfilm besser, die Vögel sahen aus wie mit der Paint-Sprühdose gemalt und wer es schafft dieses mysteriöse Licht welches zwischendurch immer erschien zu deuten der ist mein Held. Achja der Wasserfall der zwischendurch immer mal wieder auftauchte erschloss sich mir auch nicht, ebenso wenig wie das Sonnenblumenfeld am Ende...
Wahrscheinlich bin ich einfach nicht der Typ für Kunstfilme aber den Zusammenhang zwischen der Entstehungsgeschichte und dem Familiendrama habe ich auch noch nicht wirklich verstanden.
Antwort von Kino:
Hallo Hubse,
ich mache Dir wenig Hoffnung, dass Du in dem selben Kino eine bessere Vorstellung von „Tree of Life“ zu sehen bekommst.
Wie vorerwähnt, ist der Bildstand im Wesentlichen das Produkt aus Projektions- und Kopienqualität. Dir wird es aber nicht möglich sein, den jeweiligen Anteil zu ermitteln. Von Kollegen hörte ich bereits, dass man über die Qualität der Kopien nicht begeistert ist, was besonders dadurch auffiel, da Malick in einem kleinen Begleitschreiben an die Vorführer auf gute Projektion verwies.
Die Bildqualität des Projektors wird üblicherweise durch einen (z.B. Schneider-) Testfilm zu beurteilen sein.
@Axel: Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede der Kopien auch in puncto Bildstand und der ist (gerade bei stehender Schrift) deutlich. Für mich ist es immer wieder ein Genuß, wenn mich eine Arri oder Geyerkopie erreicht. Von den Mayors kann man das nicht erwarten, die feilschen um jeden Cent. Kleinere Verleiher und öfter bei deutschen Produktionen wird auch noch Wert auf eine ordentliche Kopienqualität gelegt (wird womöglich auch durch die Förderung beauflagt).
Concorde hat für „Tree of Life“ knapp 90 Kopien ziehen lassen (vgl: ein Harry Potter startete in der Vergangenheit vierstellig). Dass das Münchener Kino eine Austauschkopie erhält, ist eher unwahrscheinlich.
BTW: In welcher Sorglosigkeit inzwischen (Einweg-)Kopien gezogen werden sah ich jüngst bei meiner Hangoverkopie. Frisch aus dem Werk wiesen die ersten drei Akte eine SRD-Fehlerrate von „F“, der Rest von durchschnittlich „4-5“ auf - kurz: Gepfuschter Totalausfall. So kann man die Digitalisierung auch forcieren.
Antwort von jogol:
Ich hab den Film in einem Programmkino gesehen. Geruckelt hat's nicht (vielleicht hat auch nur mein Hirn auf "ruckelfrei" gestellt, ob der vielen Ruckelthreads in slashCam), aber die Kopie sah reichlich abgenudelt aus, was ja eigentlich nicht sein kann. Es kann aber auch sein dass die Projektionsanlage nicht mehr so ganz fit ist. Ich war zu geplättet von dem Film um noch irgendwem eine Frage zu stellen.
Antwort von Valentino:
Das mit dem schlechten Bildstand ist auch dem Kollegen LaserHotline im FVF-Forum aufgefallen:
http://www.filmvorfuehrer.de/topic/1085 ... _p__138898
Habe den Film gestern als 2k DCP gesehen und bin mir noch nicht ganz sicher was ich von diesem Film halten soll. Der Bildstand war super ;-)
Am Ende des Films vielen Sätze wie "Endlich fertig", "Scheiß Film" oder gar "Kulturbanausen".
Das Bild war absolute Spitzenklasse und der Ton hatte eine extreme Dynamik.
Eine klare Ansage gegen den immer noch herrschenden
Loudess war.
Achtung Spoiler Gefahr
Die Geschichte selber leider nicht immer ganz schlüssig. Wer ist jetzt wirklich gestorben? Der älteste Sohn oder einer der jüngeren?
Warum begegnen sich am Ende des Films Charaktere doppelt, z.B. junger Sohn und Sean Penn? Warum sind die Eltern nicht gealtert?
In welcher zeitlichen Reihenfolge wird erzählt?
Sind am Ende wirklich alle gestorben oder ist das nur die Gedankenwelt des älteren Sohns?
Warum ist der Film zum größten Teil während der
Blauen Stunde im Gegenlicht gedreht worden? Die Lensflares sind soweit ich das Beurteilen kann echt.
Und ganz wichtig, wer hat die Dinos so schlecht animiert? ;-)
Antwort von Axel:
Achtung Spoiler Gefahr
Da der Film, wie du selbst schreibst, keine schlüssige Geschichte vorweisen kann, gibt es wohl auch keine Spoiler. Es ist keine "Auflösung" wie bei Sixth Sense, dass man merkt, ach, der is ja dot. Der Film des Lebens, wie er ja auch hätte heißen können,
muss irgendwie fragmentarisch bleiben, imho. Die Frage ist weniger, ob man den Film versteht, sondern, ob er einen beeindruckt. Ansonsten könnte man es eine elaborierte Version von
Last 3 Minutes nennen.