Test Zwei Fliegen mit einer Klappe - JVC GZ-HD30/GZ-HD40

Zwei Fliegen mit einer Klappe - JVC GZ-HD30/GZ-HD40

Für alle die sich im neuen Format-Dschungel zwischen AVCHD und HDV nicht entscheiden können, stellt JVC mit der GZ-HD30/40 Serie einen Zwitter vor. Doch eigentlich hielt die Kamera für uns ganz andere Überraschungen bereit.

// 13:58 Mi, 10. Dez 2008von

Für alle die sich im neuen Format-Dschungel zwischen AVCHD und HDV nicht entscheiden können, stellt JVC mit der GZ-HD30/40 Serie einen Zwitter vor. Doch eigentlich hielt die Kamera für uns ganz andere Überraschungen bereit.





Bei rund 300 Euro Preisunterschied zwischen den beiden neuen JVC-Modellen, muss man schon genau hinsehen, wo eigentlich die Unterschiede zu finden sind: Nur bei der HD40 wird die Everio-Basisstation mitgeliefert, die neben USB, Komponenten und FBAS/Audio auch eine waschechte Firewire-Buchse mitbringt. Über diese kann sich die JVC GZ -HD40 an einem Schnitt-PC auch wie eine HDV-Kamera verhalten, solange man im CBR-1440-Modus gefilmt hat. Wer seine Daten auch ohne Firewire (z.B über USB) in den Rechner bringt, kann auch mit der GZ-HD30 HDV-konforme Videos aufzeichnen. Einziges Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Modellen ist dann neben der erwähnten Docking-Station nur die Festplattengröße (120 GB vs. 80GB).





Verarbeitung

Die Verarbeitung der Kamera wirkt ziemlich stabil und wertig, für einen Festplattencamcoder liegt die Kamera gut in der Hand, wobei sie gegenüber reinen Flash-Modellen etwas kantig wirkt. Ob dies gefällt ist bekanntlich subjektive Geschmackssache, die jeder Anwender für sich selbst entscheiden muss. Die Linsenabdeckung muss manuell geöffnet und geschlossen werden, was man natürlich auch gelegentlich vergisst. Der automatische Verschluss der Konkurrenz wirkt da schon deutlich luxuriöser.



Zwei Fliegen mit einer Klappe - JVC GZ-HD30/GZ-HD40 : cam1


Einen separaten Sucher bieten die neuen Modelle nicht, aber immerhin gibt es einen Kopfhörer-Anschluss und Mikrofon-Eingang. Die eingeblendete Pegelanzeige reagiert allerdings äußerst träge und wird nur ca. 4 mal pro Sekunde „aufgefrischt“. Oft zu wenig um kritische, kurze Pegelspitzen verlässlich zu erkennen. Dass die manuelle Aussteuerung dabei auch nur 5 Stufen kennt, zeigt dass Audio wohl nicht die höchste Priorität bei der Entwicklung war.





Zwei Formate unter einem Dach


JVC stellt als größte Besonderheit dieser Serie die Möglichkeiten heraus, sowohl AVCHD als auch teilweise HDV-kompatible MPEG2 TS-Ströme auf die interne Festplatte aufzuzeichnen. Eine Aufnahme auf Micro-SD-Karte ist dagegen nur im AVCHD-Modus möglich. Schade, denn mit HDV auf SD hätte diese Kamera vielleicht eine bisher unbesetzte Nische ausfüllen können.



Bei den Aufzeichnungszeiten sieht man denn auch, dass die Formfrage bei bester Qualität zumindest keinen großen Speicherplatz-Unterschied mehr ausmacht. In bester Qualität passen 900 Minuten AVCHD gegenüber 600 Minuten MPEG2-TS in FullHD auf die 120 GB Festplatte. Das ist zwar rund ein drittel weniger, jedoch liegen zwischen den Formaten keine Welten. Anders sieht es dagegen aus, wenn Aufzeichnungsdauer über Qualität geht. Denn bei minimaler Qualität passen rund 3000 Minuten AVCHD (vs. konstanten 600 Minuten HDV) auf die Platte, was für den einen oder anderen speziellen Anwendungsfall schon die Kaufentscheidung sein könnte.







Nebeneinander statt zusammen

Auch bei der Wiedergabe kann nicht jeder mit jedem. Man kann zwar auf der internen Festplatte AVCHD-Szenen mit MPEG2-Szenen mischen, jedoch können diese nicht hintereinander vom Camcorder wiedergegeben werden. Vor dem Abspielen muss man sich also für ein Format entscheiden und nur die zugehörigen Szenen erscheinen dann auch auf dem Bildschirm.





Manuelle Vielfalt im Bedienungs-Chaos

Die Bedienung der Kamera wirkt leider sehr inkonsistent. So kann man neben dem Menü über den Joystick direkt Fokus und Belichtungspunkt einstellen. Sobald man jedoch in Kombination mit dem Menü Werte wie Belichtungszeit oder Blende einstellen will, muss man umdenken. Denn diese Parameter stellt man mit Joystick Rauf/Runter-Bewegungen ein, während man zum Beispiel die Schärfe per Links-Rechts-Auswahl justiert. Drückt man versehentlich in die falsche Richtung, verstellt man einerseits ungewollt leicht einen anderen Parameter. Außerdem muss man nach einer falschen Seitenbewegung immer wieder ins Untermenü, um den Parameter wiederzufinden. Dazu geht das gedruckte Handbuch auf die manuellen Einstellmöglichkeiten des Camcorders überhaupt nicht ein, weshalb man sich all diese Informationen selbst „erkämpfen“ muss. Intuitive Bedienung sieht definitiv anders aus.



Auffällig ist auch, dass Änderungen (vor allem bei der Blende) bei weitem nicht schnell vollzogen werden, wie man sie im Menü einstellt. So regelt die Kamera entsprechende Einstellungen immer nur mit gehöriger Verzögerung nach. Das muss jedoch nicht unbedingt schlecht sein, da das Auge schnelle Helligkeits-Änderungen im Video meistens sehr deutlich wahrnimmt und solche Aufnahmen schnell unprofessionell wirken. Wirklich schade ist dagegen, dass JVC bei der neuen Serie auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet hat. Der elektronische Ersatz greift bei weitem nicht so unauffällig ein und ist nur in Ausnahmefällen verlässlich zu gebrauchen.





Bildqualität - Messlabor

Bei dem ganzen Hype um das Kombiformat, ging in der Marketingabteilung von JVC jedoch scheinbar ganz unter, dass die neuen Modelle auch erstmals CMOS-Sensoren statt CCDs einsetzen. Und hier steckt die eigentliche Überraschung der neuen Serie. Denn sowohl bei der Schärfe als auch im Low-Light gelingt damit JVC endlich wieder der direkte Anschluss an die Konkurrenten.



Luminanzauflösung
Luminanzauflösung


Das Bild wirkt bei guter Beleuchtung zwar stellenweise etwas milchig kann sich aber gegenüber aktuellen Konkurrenten noch vor Panasonic platzieren und hält mit vielen neuen Sony-AVCHD-Camcordern mit kleinen Exmor-Chips mit:



Das ISO-Chart ist für JVC erstaunlich scharf, zeigt jedoch eine leichte Trübung wie bei einer Milchglasscheibe.
Das ISO-Chart ist für JVC erstaunlich scharf, zeigt jedoch eine leichte Trübung wie bei einer Milchglasscheibe.


Die Farbauflösung der Kamera ist messtechnisch gesehen ohne Fehl und Tadel. Ein satter Verlauf, der nahe an der technischen Machbarkeit eines 4:2:0-Systems liegt:



Farbauflösung
Farbauflösung


Satt und knallig bildet die JVC die Farben bei optimaler Beleuchtung ab. Für unseren Geschmack schon fast etwas zu viel, aber die Ausfransungen halten sich in Grenzen:



1200 Lux
1200 Lux




Total überrascht wurden wir jedoch von den Lowlight-Aufnahmen, die erstaunlich rauschfrei und farbenfroh aufgezeichnet wurden. Zwar verliert die Kamera dafür etwas an Schärfe, jedoch gehört der Gesamteindruck in dieser Preisklasse definitiv zum Spitzenfeld.



12 Lux
12 Lux




Fazit

An sich ist der Versuch, dem Nutzer beide HD-Consumer-Formate zur Verfügung zu stellen eine gute Idee, jedoch fehlen in der Praxis einige Details die das Produkt letztlich rund machen würden (keine Kombination der Formate bei der Wiedergabe, kein Backup-Tape, keine HDV-Aufzeichung auf SD-Karte). Dafür ist es schön zu sehen, dass JVC mit der Einführung des CMOS-Sensors nun in der Bildqualität zur Konkurrenz wieder aufschließt. Positiv ist auch, dass man bei dieser Kamera-Serie tatsächlich noch viele wichtige Parameter manuell einstellen kann, allerdings fordert die Bedienung dabei dem Benutzer viel zu viel Geduld und Einarbeitung ab. Hätte JVC hier noch die Einstellungsmöglichkeiten seiner HD7 vererbt, hätten wir es mit einem echten Gewinner für ambitionierte Filmer zu tun.






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