Test Günstige Farbmessung Wann man ein Colorimeter beim Filmen braucht (und wann nicht): Datacolor LightColor Meter im Test

Günstige Farbmessung Wann man ein Colorimeter beim Filmen braucht (und wann nicht): Datacolor LightColor Meter im Test

Datacolor hat mit dem LightColor Meter jetzt ein kompaktes und mit 449 Euro ein vergleichsweise günstiges Colorimeter (Farbmessgerät) im Programm, das gleichzeitig auch als Belichtungsmesser dient. Wir haben es getestet und wollten wissen: Wann benötigt man ein Colorimeter beim Dreh – und wann nicht …?

// 12:51 Mo, 28. Jul 2025von



Datacolor LightColor Meter: Handling & Specs

Der Datacolor LightColor Meter basiert auf dem IM150 Bluetooth Colorimeter von Illuminati, der von Datacolor übernommen wurde und seinerzeit wohl recht positive Reviews erhalten hat. Persönlich haben wir nur Erfahrung mit dem Sekonic C7000 der jedoch in einer völlig anderen Preisklasse als der LightColor Meter spielt. Datacolor bietet den LightColor Meter aktuell zu einem Angebotspreis von 299,- Euro an (was in etwas einem Zehntel des Sekonic entspricht).


 Datacolor LightColor Meter
Datacolor LightColor Meter

Datacolor positioniert den LightColor Meter dann auch folgerichtig eher im Entry-Level Bereich – hier jedoch recht breit für die Bereiche Bewegtbild, Fotografie und natürlich Content Creation. Und entsprechend vielfältig gestaltet sich dann auch der Funktionsumfang, denn der LightColor Meter stellt sowohl einen Belichtungsmesser als auch ein Colorimeter zur Verfügung. Messen lassen sich Lux, Chromazität, CCT und +/-Grün (dUV).



Für die Belichtungsmessung lassen sich Cine-Einstellungen wählen, die dann Bildfrequenz, Verschlusswinkel und ND-Filter Korrektur anzeigen. Für Fotografen sind neben den Belichtungswerten auch HSS-Blitz und Blitzdauermessungen möglich. Der Luminanzbereich liegt lt. Spezifikationen bei 1,0 – 1.000.000 Lux. Wir haben den LightColor Meter auch schnell mal mit unserem (sehr guten) Belichtungsmesser Sekonic L-758 Cine verglichen (sowohl bei der Umgebungslicht- als auch bei der Objektmessung mit eingefahrener Kalotte) und kamen hier auf quasi identische Meßwerte.


 Shutterangleangabe für Filmer als externer Belichtungsmesser
Shutterangleangabe für Filmer als externer Belichtungsmesser

Uns hat hier vor allem die Farbmessung – also der Betrieb als Colorimeter – interessiert. Den meßbaren Farbtemperaturbereich gibt Datacolor mit 1.600 – 20.000 Kelvin an.



Betrieben wird der LightColor Meter mit zwei AAA Batterien und die Übermittlung der Daten erfolgt via Bluetooth 4.0 oder höher zur zugehörigen LightMeter App, die sowohl für iOS als auch für Android zur Verfügung steht. Wir haben die App auf einem iPhone 16 Pro Max installiert und hatten während unseres Testzeitraums keine Fehlfunktionen. Nervig war während der App Einrichtung lediglich, dass sich das „Abonieren von Angeboten“ scheinbar nicht deaktivieren liess (– allerdings folgten dann keine Angebote) - soweit so gut.



Mit der Zweiteilung in kompakten Colorimeter und App gehen wie häufig Vor- und Nachteile einher: Mit seinen nicht mal 50g Gewicht bei Abmessungen von 8 cm (L) x 7 cm (B) x 3,5 cm (H) ist der Datacolor LightMeter äußerst mobil und kann quasi in der Hosentasche mitgenommen werden – als immer dabei Gerät, das man nur gelegentlich benötigt, durchaus sinnvoll.



Auch für weiter entfernte Lichtmessungen macht die Remote-Messung via App durchaus Sinn.


Entfernte Lichtmessung via Bluetooth auch mit mehreren Geräten möglich
Entfernte Lichtmessung via Bluetooth auch mit mehreren Geräten möglich



Sind mehrere Lichtquellen an einem Set zu messen, funktioniert der LightColor Meter schnell und zuverlässig und die Handy-App als zentrale Datenstelle (mit der sich auch mehrere LightColor Meter zentral erfassen lassen).



Will man hingegen wenige Lichtquellen direkt messen, muss man mit dem Colorimeter in der einen und dem Handy in der anderen Hand zum Licht. Hier sind die Sekonics in unseren Augen als All-In-One Geräte praktischer.



Die Lichtmessung erfolgt über eine Kalotte mit integrierter Federung, die man per Druck zwischen Umgebungslicht und direkter Lichtmessung schalten kann. Der Federmechanismus machte zwar keinen sonderlich robusten Eindruck auf uns – funktionierte während unseres Testzeitraums jedoch fehlerfrei.





Farbkonstanz im Vergleich zur Nanlite PavoSlim 60B LED

Für einen ersten Blick auf die Farbkonstanz des Datacolor LightColor Meter haben wir als Vergleichswert die unserer Erfahrung nach recht farbstabile Nanlite PavoSlim 60B LED als Referenz/Vergleichswert hinzugezogen. Die Pavoslim LED bietet ein Farbspektrum von 2.700 – 6.500 Kelvin. Wir haben mit dem LightColor Meter drei Meßwerte für eine singuläre Lichtquelle (mit eingefahrener Kalotte) genommen: Bei 2.700K, 5300K und 6500.


  Datacolor LightColor Meter an der Nanlite PavoSlim 60B LED
Datacolor LightColor Meter an der Nanlite PavoSlim 60B LED

Bei einer Farbtemperatur von 2.700 eingestellten Kelvin an der Pavoslim haben wir beim LightColor Meter 2.690 Kelvin gemessen. Der Unterschied von 10 Kelvin ist quasi vernachlässigbar und gibt einen ersten Hinweis auf eine konsistente Farbmessung.



Bei vorgegebenen 5.300 Kelvin haben wir am Datacolor Light Color Meter 5.370 Kelvin abgelesen. Auch hier gehen wir von einer brauchbaren Farbmessung aus. Mit dem zur Kontrolle hinzugezogenen Sekonic C7000 haben wir 5.185 Kelvin gemessen (– allerdings ist unser Sekonic schon etwas älter und benötigt demnächst eine neue Kalibrierung – daher hier mal die Meßwerte nur als zusätzliche Info extra genannt).



Bei 6.500 eingestellten Kelvin an der Pavoslim LED haben wir 6.390 Kelvin mit dem LightColor Meter (und 6.100 K mit dem Sekonic) gemessen.



Insgesamt entsprach der LightColor Meter hierbei häufiger der Vorgabe durch die Pavoslim LED. Diese kann natürlich auch etwas off sein, allerdings halten wir es für eher unwahrscheinlich dass LightColor Meter und LED in gleichem Umfang abweichen. Unterm Strich gehen wir damit beim Datacolor LightColor Meter mit diesen ersten Messungen von einer ausreichend hohe Genauigkeit bei der Farbmessung aus.



Die entscheidende Frage lautet nun: In welcher Situation kann der Gebrauch eines Colorimeters sinnvoll sein (und in welcher nicht … ) ?





Testsetup: Lichtbestimmung vor Ort

Um die Frage zu klären, für welche Situation man nun also beim Dreh ein kompaktes und vergleichsweise günstiges Colorimeter wie das LightColor Meter benötigt, haben wir uns einen kleinen Testaufbau überlegt: Ausgangssituation ist ein vorhandenes, fixes und damit nicht veränderbares Raumlicht vor Ort, an das man sein mitgebrachtes, mobiles Licht – z.B. für ein Interview – anpassen möchte. Das Raumlicht kann Tageslicht sein, dass durch Fenster fällt oder eine fest installierte Beleuchtung, die nicht ausgeschaltet werden kann.



Will man sein mitgebrachtes Licht an das Umgebungslicht anpassen, hat man ohne Colorimeter mehrere Optionen: Entweder man schätzt die Farbtemperatur des Umgebungslichts und stellt entsprechend die Temperatur des Interviewlichts ein oder man nutzt eine Graukarte zunächst nur für den Weißabgleich des Umgebungslichts. Allerdings sollte man dann eine Kamera nutzen, die den Weißabgleich auch in Kelvin anzeigt, was leider nicht alle DSLMs können (Panasonic DSLMs zeigen beispielsweise keine Kelvin-Werte beim Weißabgleich an). Werden keine Kelvinwerte in der Kamera angezeigt, kann man dann auch noch versuchen, einen Weißabgleich des Mischlichts abzunehmen, bei dem man einen Farbwert mit der Graukarte nimmt, der sowohl das Interviewlicht als auch das vorhandene Raumlicht abbildet.



Hat man hingegen ein Colorimeter zur Hand, kann man das vorhandene Raumlicht messen und dann das Interviewlicht entsprechend einstellen.



Wir spielen hier einmal mehrere Varianten mit einer Panasonic S5IIX durch: Also einen Weißabgleich via Graukarte auf das Raumlicht, einen Weißabgleich per Graukarte auf das Mischlicht sowie die Ausmessung des vorhandenen Raumlichts per Colorimeter mit anschließender Eingabe in unser Interviewlicht.





Bei der Schätzung der Farbtemperatur des Raumlichts kann man – je nach Licht vor Ort - durchaus mal mehr oder weniger daneben liegen. Wir haben hier mal bewußt daneben gelangt und erhalten bei einer gebräuchlichen Farbtemperatur von 5.300 Kelvin an unserem Interviewlicht folgendes Bild:



Günstige Farbmessung Wann man ein Colorimeter beim Filmen braucht (und wann nicht): Datacolor LightColor Meter im Test : SchaetzungRaumlicht


Wer das vorhandene Umgebungslicht falsch beurteilt, erhält ein ziemlich gruseliges Bild. Ist man dann womöglich mit einem Minimalsetup beim Monitoring unterwegs und hat keine gute Farbbeurteilung am Monitor vor Ort, kann das schnell zu einer aufwendigen Farbkorrektur in der Postproduktion führen.



Etwas sicherer mag man sich fühlen, wenn man einen Weißabgleich auf das vorhandene Mischlicht macht. Hier das Resultat, wenn wir via Graukarte das vorhandene Raumlicht sowie das Interviewlicht am Gesicht abnehmen:



Günstige Farbmessung Wann man ein Colorimeter beim Filmen braucht (und wann nicht): Datacolor LightColor Meter im Test : MischlichtGraukarte


Das Ergebnis ist nicht wirklich besser als das vorherige Bild. Tatsächlich erhält man hier einen eher schlechten Kompromiss, der einen Mittelwert aus beiden Farbwerten erstellt und bei dem das Bild recht deutlich auch in zwei Farbteile zerfällt.



Messen wir das Umgebungslicht mit dem Colorimeter erhalten wir einen definierten Kelvinwert, den wir an unserem Bi-Color Licht – in diesem Fall das Nanlite PavoSlim 60B – sowie an unserer Kamera einstellen.



Das Ergebnis sieht nun wie folgt aus:



Günstige Farbmessung Wann man ein Colorimeter beim Filmen braucht (und wann nicht): Datacolor LightColor Meter im Test : AbnahmeColorimeter


Hierbei erhalten wir klar das natürlichste Bild. Kamera und mobiles Licht richten sich nach dem warmen Umgebungslicht und bilden die Farben am naturgetreuesten ab.



Unser Beispielsetup stellt zur Veranschaulichung eher extreme Beispiele dar, doch grundsätzlich gilt dies für alle Situationen, bei denen man mit vorhandenem Licht vor Ort arbeiten muss, und kein ausreichendes (Farb)-Monitoring zur Verfügung hat. Oder anders gesagt: Wer immer wieder seine Aufnahmen stärker farbkorrigieren muss und mit schwierig zu bearbeitenden Mischlichtaufnahmen kämpft, weiss wie viel Aufwand hier betrieben werden muss, den man sich mit einer entsprechenden Farbanpassung vor Ort sparen kann.



Im Hinterkopf sollte man hierbei behalten, dass die Nutzung eines Colorimeters wie bei unserem Setup vor allem dann Sinn macht, wenn die Kamera keine Kelvinwerte beim Weißabgleich zur Verfügung stellt.







Fazit

Das Datacolor LightColor Colorimeter zeichnet sich durch kompakte Abmessungen und – zumindest unserem ersten Eindruck nach - zuverlässige Farb- und Belichtungsmessungen aus. Grundsätzlich sind wir zwar keine großen Freunde von App-Bedienungen aber dies kann auch ein Vorteil sein, wenn man über größere Distanzen Lichter messen möchte und das Colorimeter dann beim Motiv belässt.



Ob man ein Colorimeter benötigt, kann jeder nur für sich selbst entscheiden und dürfte viel auf die Lichtsituationen und das eigene Licht- / Kamerasetup ankommen. Hat man immer wieder mit schwierigen Aufnahmen in der Farbkorrektur zu tun, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass sich der Einsatz eines Colorimeters vor Ort lohnen könnte.



Ist man hingegen bei kleineren Lichtsetups mit einer Kamera unterwegs die zuverlässig Kelvinwerte via Graukarte ausgibt, würde wir zunächst zu einer Investition in eine Graukarte raten.



Sollen hingegen viele unterschiedliche Lichter vor Ort gemessen werden, würden wir eher zu einem Colorimeter tendieren, weil man damit einfach schneller ist.


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