Test Samsung U32D970Q - Hardware-kalibrierbares 32-Zoll-UHD-Display mit 10 Bit

Samsung U32D970Q - Hardware-kalibrierbares 32-Zoll-UHD-Display mit 10 Bit

Für besonders farbkritische Anwender darf ein UHD-Monitor immer etwas mehr bieten und kosten. Samsung versucht mit dem U32D970Q Profis anzusprechen, die dennoch gerne ein paar Tausender sparen wollen...

// 12:17 Do, 3. Mär 2016von

Das Hardware-kalibrierbare 4k-Display richtet sich an ambitionierte wie professionelle Anwender, vor allem aus den Bereichen Film, Fernsehen und Broadcasting. Mit einem Straßenpreis von um die 1.200 Euro gehört es gemessen an den auf dem Datenblatt vermerkten Features zu den preiswertesten Modellen der farbkritischen Oberliga. Mitbewerber sind einmal mehr LG (ET LG 31MU97Z-B, 1160 Euro), NEC (SpectraView Reference 322UHD, 4000 Euro) und Eizo (CG318-4k, 4430 Euro). Wir schauen dem Samsung U32D970Q einmal „hinter das OSD“ um zu ergründen, warum der Bildschirm nur ein Drittel so wertvoll sein soll wie die Flaggschiffe von NEC und Eizo.



Der Samsung U32D970Q
Der Samsung U32D970Q


Samsung ist zwar kein Neuling im Marktsegment der Hardware-kalibrierbaren Profi-Bildschirme, hatte in der Vergangenheit aber deutlich mehr Ambitionen als wirtschaftlichen Erfolg. So wurden die preislich sehr interessanten XL-Modelle bereits nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen, da die koreanische Kombination aus Monitor und Kalibrations-Software den Platzhirschen NEC und Eizo nicht das Wasser reichen konnte. Die Monitore ließen sich letztlich nicht so akkurat kalibrieren, um den Anforderungen der farbkritischen Anwender zu genügen.



Mit dem U32D970Q hat Samsung einen erneuten Versuch gestartet, um vor allem bei Anwendern im Videobereich zu reüssieren. Das Wide-Gamut-Panel kann quasi alle gängigen Arbeitsfarbräume für Film, Video, Fernsehen und Broadcasting abbilden (EBU, SMPTE-C, Rec.709, DCI) und stellt dem Anwender gleichnamige Bild-Presets bereit. Die Kalibrations-Software unterstützt den Anwender mit entsprechenden Zielvorgaben. Im Repertoire fehlt letztlich nur der für UHD und 4k relevante Farbraum der Rec.2020. Da dieser aber vom Umfang her eine Größe von etwa 133 Prozent NTSC umfasst, aktuelle Displays aber nur etwa 100 Prozent NTSC abbilden können, versucht Samsung mit dem U32D970Q auch nicht übers Ziel hinaus zu schießen.





Ausstattung

Im U32D970Q arbeitet ein 31,5 Zoll großes PLS-Panel mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Das PLS-Panel ist ähnlich blickwinkelstabil wie ein IPS-Panel (mindestens 10 Prozent Kontrast bei einem Blickwinkel von 178 Grad vertikal und horizontal). Dank RGB-LED-Hintergrundbeleuchtung kann der U32D970Q den sogenannten erweiterten Farbraum darstellen (etwa 100 Prozent NTSC), also auch DCI und AdobeRGB. Neben den Standardfunktionen eines per Hardware kalibrierbaren Bildschirms – die monitor-interne Justage von Helligkeit, Weißpunkt und Tonwertkurve, bringt der Bildschirm einen Digital Uniformity Equalizer (DUE) mit, der für eine exzellente Leuchtdichteverteilung und Farbdriftkorrektur über den ganzen Arbeitstag sorgen soll.



Besonders feine Farbabstufungen sind dank der 10-Bit-Farbverarbeitung (in UHD nur über DisplayPort) zu erwarten. Zu den Sahnehäubchen in der Ausstattungsliste gehören die 16-Bit-Look-Up-Table (LUT). Dank 16 Bit werden Bildsignale intern besonders differenziert verarbeitet. Der U32D970Q beherrscht aber kein Gamut Clipping, also das Anpassen des Monitorfarbraums auf einen kleineren Arbeitsfarbraum, oder das Importieren von LUT-Profilen aus Color Grading-Programmen wie DaVinci Resolve, um einen speziellen Filmlook zu simulieren.



Das Display ist ergonomisch gestaltet und lässt sich schwenken, neigen und in der Höhe verstellen sowie hochkant in den Porträt-Modus drehen, etwa zur Bildbearbeitung. Dank seiner matten Oberfläche genügt es auch professionellen Ansprüchen. Etwaige Lichtquellen im Rücken des Anwenders werden kaum reflektiert. Mit dem Rechner kommuniziert der U32D970Q über DisplayPort (1.2) oder HDMI (1.4) sowie einen USB-3.0-Hub. Drei Jahre Garantie inklusive Vor-Ort-Service runden das professionelle Erscheinungsbild ab.



Die Anschlüsse des Samsung U32D970Q
Die Anschlüsse des Samsung U32D970Q






Test

Den U32D970Q testen wir zunächst im unkalibrierten Zustand mit dem aktuellen UDACT 2.4 der UGRA und einem i1 Pro von Xrite. Die Bild-Presets sind zahlreich und orientieren sich an den bekannten Arbeitsfarbräumen für Film und Fotografie. Darüber hinaus gibt es drei Speicherplätze für eigene Kalibrationsziele. Wir vermessen zunächst alle relevanten Video-Presets, EBU (PAL, SDTV, Rec.601), SMPTE-C (NTSC), BT.709 (PAL, HDTV) und DCI (Digitales Kino). Die Presets sind hinreichend genau bezüglich des Weißpunktes und können in Sachen Tonwertkurve (geringe Farbdrift) und Schwarzpunkt überzeugen. Der Bildschirm ist recht homogen ausgeleuchtet. Die Helligkeitsschwankungen liegen im Durchschnitt bei 4 Prozent. Mit 10 Prozent im Maximum bleiben sie gerade noch im Rahmen. Die Farbdrift ist mit maximal 1 DeltaC quasi nicht sichtbar.





Kalibration

Der Monitor wird mit der Kalibrations-Software Natural Color Expert für Windows und Mac OS X ausgeliefert. Mit der Software lassen sich quasi alle Monitor-Parameter anpassen, Helligkeit, Weißpunkt, Schwarzpunkt und Tonwertkurve. Als Messgerät werden quasi alle handelsüblichen Messsensoren akzeptiert, etwa das Spektralphotometer i1 Pro von Xrite oder auch das zum Kalibrieren von Beamern beliebte Colorimeter i 1 Display Pro 3. Die Software liegt auf Deutsch vor und kann nur in Verbindung mit Samsung-Monitoren genutzt werden. Die einzelnen Kalibrationsschritte sind logisch geordnet (Auswahl von Farbraum, Helligkeit, Schwarzpunkt, Weißpunkt, Tonwertkurve) und sollten sich auch jenen erschließen, die weder Initiationsriten ins Farbmanagement passiert noch akademische Weihen genossen haben. Nach Abschluss erhält der Anwender eine Art Messprotokoll über die tatsächlich erzielten Parameter und die Abweichung von den Zielwerten. Das erzeugte Profil lässt sich individuell umbenennen. Drei Speicherplätze hält der U32D970Q für die individuellen Kalibrationsziele bereit. Die Kalibrationsergebnisse hinterlassen gemischte Gefühle. Einige Parameter kann die Software „gerade biegen“, andere aber nicht innerhalb der gewünschten Grenzen. Doch der Reihe nach.



Samsung U32D970Q - Hardware-kalibrierbares 32-Zoll-UHD-Display mit 10 Bit  : kalibrierung


Die große Stärke des U32D970Q liegt vor allem auf der Fokussierung für Anwendungen im Videobereich. Dafür hält er vier Bild-Presets mit Arbeitsfarbräumen für Filmschaffende bereit: EBU, Rec.709, SMPTE-C und DCI. Während die Zielwerte für Weißpunkt, Schwarzpunkt, Homogenität und Tonwertkurve (ohne Tonwertverluste) gut bis sehr gut abgebildet werden, zeigen sich bei der Profilqualität (Genauigkeit der gemessenen RGB-Werte im Vergleich zum ICC-Profil) Abweichungen von 6,1 DeltaE im Maximum (DCI) und auch bei der Softprooffähigkeit (Messwerte werden auf Grundlage des gemessenen Weißpunktes in LAB-Werte umgerechnet und mit dem Zielwert verglichen) sind die Abweichungen mit 6,7 DeltaE (DCI) und 9,4 DeltaE (Rec.709) jenseits der Toleranz und für geübte Augen sichtbar.



Zu den besonderen Funktionen der Kalibrations-Software soll vermutlich die unter dem Aktenreiter Einheitlichkeit geführte Homogenisierung von Helligkeit und Farbe gehören. Sie lässt sich nämlich optimieren, je nachdem wie viele Messfelder vom Anwender ausgewählt werden. Allerdings hilft viel nicht auch immer viel. Während wir bei 3x5 Messfeldern noch Helligkeitsschwankungen von durchschnittlich 8 und maximal 18 Prozent! messen, verringern sie sich bei 5x5 Messfeldern auf 3 und 8 Prozent. Im Modus 7x7 Messfelder steigt dann das Maximum aber unerklärlicherweise wieder auf 11 Prozent.







10-Bit-Farbverarbeitung

Seit einiger Zeit können Displays unter bestimmten Voraussetzungen 1 Milliarde Farben statt der sonst üblichen 16,7 Mio. Farben darstellen, respektive 30 Bit statt 24 Bit Farbtiefe. Die Darstellung mit 10 Bit pro Farbkanal erlaubt eine Farbdarstellung mit deutlich weicheren Verläufen und wird daher vor allem im professionellen Umfeld begrüßt. Damit diese jedoch auch klappt, muss die gesamte Darstellungskette auf 10 Bit (und UHD) ausgelegt sein, angefangen beim Betriebssystem, über die Anwendung bis hin zur Grafikkarte, deren Treiber, dem Monitor und -Eingang sowie dessen Kabel. Wenn sie auch noch über eine Vorschaukarte funktionieren soll, dann bitte nicht nur über DisplayPort sondern auch über HDMI.



Für den U32D970Q können wir feststellen, dass sein Panel zwar mit 10 Bit angesteuert wird, die Zeilen- und Spaltentreiber intern aber mit 8 Bit + FRC (Frame Rate Control) arbeiten. Das ist für die Monitorhersteller preiswerter als ein „echtes“ 10-Bit-Panel zu bauen, hat in der Konsequenz für den Anwender aber keine wirklich sichtbaren Nachteile. Ein Unterschied ist mit bloßem Auge nicht auszumachen, sodass die Farbverläufe des U32D970Q auch butterweich sind, zumindest über DisplayPort, sowohl am PC wie auch am Mac (nur Mac Pro).





Vorschau

Da die meisten Bildschirme heute auch über einen HDMI-Port verfügen, liegt der Wunsch nahe, das Display auch als Kontroll- respektive Vorschaumonitor für den Schnitt zu verwenden. Soll der fertige Film im Web geteilt werden, ist sRGB der Farbraum und RGB das angewandte Farbmodell. Wird aber auf DVD oder Blu-ray resp. direkt fürs Fernsehen produziert, heißen die Farbräume EBU oder Rec.709, die dem YUV-Farbmodell folgen. Anders als bei RGB, das die Farbwerte von 0-255 darstellt, werden bei YUV die Werte unter 16 und über 235 abgeschnitten. Beachtet man das nicht, werden Farbwerte von der Grafikkarte nicht korrekt interpretiert und teilweise falsch dargestellt, dunkle Farben erscheinen grünlich, helle eher rosa. Sehr gute Monitore, wie der Eizo CG 318-4k können daher zwischen RGB und YUV umgeschaltet werden.



Wenn jetzt sowohl die Grafikkarte als auch der Monitor einen HDMI-Ausgang besitzen, bräuchte es doch eigentlich keine dedizierte Vorschaukarte, oder? Damit die Farbdarstellung verlässlich ist, müsste auch das für die Bildschirm-Darstellung aktivierte ICC-Profil der 16-235-Problematik Rechnung tragen. Samsung ist hier vorbildlich und installiert zusammen mit der Kalibrations-Software entsprechend benamste ICC-Profile, die aber vom Anwender manuell aktiviert werden müssen.


Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem HDMI-Standard. Erst HDMI 2.0 kann UHD resp. 2160p mit 50 und 60 Hz darstellen. HDMI 1.4 a kann dies nur bis 30 Hz. Da der U32D970Q nur HDMI 1.4a beherrscht, ist die Vorschaufähigkeit auf 4k-Material in 2160p24 und 2160p30 beschränkt.



Das weitaus gravierendste Handicap hat aber die Monitor-Elektronik zu bewältigen. Sie ist bei den meisten Bildschirmen auf Vollbilder mit Bildraten von 60 Hz optimiert. Werden etwa Filme mit anderen Bildraten wiedergegeben, müssen diese umgerechnet und ggf. deinterlaced werden. Hier zeigen sich die Grenzen der Monitor-Elektronik des Samsung U32D970Q. Wir haben ihn über eine Blackmagic Design Intensity Pro 4k angeschlossen. Clips mit kritischen Bildraten unterhalb von 60 Hz (2160p24, 1080p50/25/24, 1080i50) konnte er nur mit dem üblichen Bild-Pumpen und Flimmern wiedergeben, was ihn zum professionellen Beurteilen von Filmmaterial und die Eignung als Vorschaumonitor für Videoproduzenten disqualifiziert.





Schaltzeiten

Die Reaktionszeit der Flüssigkristalle beim Ändern der Lichtdurchlässigkeit ist bei einem PLS-Panel technologisch bedingt wenig berauschend. Der Hersteller gibt die Reaktionszeit für einen nicht näher spezifizierten Grau-zu-Grau-Wechsel mit 8 ms. Daher messen wir den spezifizierten Wechsel von Schwarz auf Weiß und zurück. Der U32D970Q bietet über das OSD drei Schalt-Modi an: Standard, Schneller und Schnellstens. Die Schaltzeiten reichen von 17,4 ms, über 17,8 ms bis hin zu 18,2 ms. Displays mit TN-Panel stehen in dieser Disziplin deutlich besser da (ab 1 ms); für ein PLS-Panel sind diese Werte aber vollkommen normal. Für die flüssige Darstellung von Filmmaterial reicht es allemal.





Stromverbrauch

Der Stromverbrauch ist in dieser Geräteklasse prinzipiell zweitrangig. Es fällt jedoch auf, dass der U32D970Q bei voller Helligkeit 94 Watt verbraucht und bei 150 Candela pro Quadratmeter immer noch 90,4 Watt, obwohl die Hintergrundbeleuchtung nur zu etwa 50 Prozent gefordert ist. Im Ruhezustand liegt der Verbrauch bei satisfaktionsfähigen 0,4 Watt und im ausgeschalteten Zustand bei 0,0 Watt.





Fazit

Der Samsung U32D970Q dürfte ein Bildschirm nach dem Geschmack vieler Filmer sein. Er bietet zahlreiche Bildvoreinstellungen mit Video-relevanten Arbeitsfarbräumen, die werksseitig hinreichend gut eingestellt sind. Wer sich ganz sicher sein will oder muss, kann über die Monitor-Hardware quasi alle Bildparameter (in Grenzen) kalibrieren. Die passende Software wird mitgeliefert, ein Messgerät gibt es bereits ab 150 Euro. Die 10-Bit-Darstellung klappt problemlos und ermöglicht butterweiche Farbverläufe. Lediglich bei der Eignung als Vorschaumonitor gilt es Abstriche zu machen. Mit einem Straßenpreis von 1.200 Euro ist der Samsung U32D970Q kein Schnäppchen, auch nicht in der Liga der 32 Zoll großen UHD-Displays (ab 700 Euro). Stellt man ihn hingegen in den Kontext der Champions League mit ihren Hardware-kalibrierbaren Modellen, liegt der U32D970Q recht weit vorn. Wenn jetzt ein NEC SpectraView Reference 322UHD 4000 Euro und Eizo CG318-4k sogar um die 4.400 Euro kosten, hat das weniger mit einem fehlenden Preisbewusstsein seitens Samsung zu tun. Der U32D970Q bedient die Bedürfnisse von 95 Prozent der Anwender. Nur wer noch mehr will und nachts von der Rec.2020 träumt sowie Farbabstände in DeltaE denkt, wird bei der Anschaffung noch ein Regal höher zugreifen müssen.


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