Nun ist also auch bei uns die Firmware 1.0 für unsere finale GH3 Einschätzung eingetroffen und nachdem das Internet bereits vor User-Meinungen überquillt, wird es nun wohl auch schleunigst Zeit, mit unseren Erkenntnissen zur Kamera herauszukommen.
Wir werden unseren Test wieder in mehreren Teilen veröffentlichen. Und zwar nicht, um Euch ein paar Klicks aus den Fingern zu leiern, sondern schlichtweg, damit Ihr schneller an die Infos kommt. Aus diesem Grund kommen diesmal unsere Messwerte zuerst, einfach weil diese schon vorliegen. Eine Hands-On Einschätzung, sowie weitere interessante Aspekte der Kamera folgen in kürze.
Bevor wir zu unseren Messergebnisse kommen, wollen wir jedoch noch ein paar Worte vorrausschicken: Mittlerweile erlauben nicht nur Profi-Modelle die Einstellung so vieler Parameter, dass ein zwischen den Geräten vergleichbares Aufnahmeergebnis nicht mehr gewährleistet ist. So stellt sich auch bei der GH3 natürlich die Frage, in welchen Modi wir eigentlich die Tests fahren sollen. 24/25/50p? AVCHD, All-Intra 72 Mbit oder 50 Mbit Interframe. Welches Bildprofil mit welchen Einstellungen? Dazu die übliche Problematik von Belichtungszeiten und Blenden. Ach ja, natürlich gibt es auch verschiedene Kit-Optiken, von weiteren möglichen Alternativen gar nicht zu sprechen.
Daher wollen wir an dieser Stelle einmal etwas ausführlicher an die Sache herangehen um euch auch zu zeigen, wie sehr die Ergebnisse im Einzelfall streuen. Und das führt uns auch schon direkt zur...
Luminanzauflösung
Hier einmal eine Aufnahme im Standardprofil, sozusagen die Werkseinstellung:
Hier fällt neben leichten Artefakten vor allem die Panasonic-typische, klinische Schärfe des Bildes ins Auge. Also sehr harte Kontrastkanten mit weißen Säumen, die durch eine teilweise digitale Nachschärfung des Bildes entstehen. Genau das Gegenteil zu einer natürlichen Schärfe und einer gewissen Weichheit des üblichen Kino-Looks.
Aus diesem Grund drehen die meisten DSLR-Filmer (egal welcher Marke) auch in der Regel Schärfe, Kontrast, etc. soweit herunter, bis nur noch möglichst wenig digitale Signalbearbeitung in das Bild eingreift. Meist sind dies die minimalen Settings in den Bildjustage-Parametern. Hier also mal ein ISO-Chart der GH3 mit Schärfe, Kontrast, Sättigung und Rauschfilter auf minimalen Werten (-5) im Standard-Profil:
Dieses Bild liegt sehr nahe an unserem persönlichen Ideal. Relativ wenig Aliasing bei nicht übertriebener Schärfe. Daher haben wir die weiteren Messungen auch in dieser Einstellung parallel gemacht:
Die gemessene Luminanzäuflösung endet in diesen Einstellungen natürlich nicht am Maximum, verläuft dafür besonders ruhig und gleichmäßig ohne digitalen Kontour-(Nachschärfungs)-Buckel:
Für alle interessierten Leser hier auch einmal die Video-Luminanzauflösung der GH3 in der Werkseinstellung, also Schärfe, Kontrast, Sättigung und Rauschfilter in "neutralen" Settings (alle Null):
An diesem Beispiel sieht man deutlich, wie stark Panasonic in der Werkseinstellung in die Schärfe eingreift. Die Auflösung verläuft dabei fast bis zum theoretischen FullHD-Maximum, allerdings auf Kosten eines dicken Kontour-Buckels, der sich unter anderem in sehr unnatürlichen Kontrast-Kanten äußert. Wir persönlich würden nicht empfehlen, in solchen Einstellungen zu filmen, weil sich diese künstliche Schärfung nachträglich nicht mehr herausrechnen lässt. Der umgekehrte Fall ist dagegen weniger problematisch: Denn nachträglich Schärfen in der Postproduktion ist in der Regel mit dem gleichen Ergebnis möglich wie in der Kamera, wenn das Ursprungsmaterial noch nicht vorgeschärft wurde. Also darum beim Dreh lieber Schärfe ganz runter regeln.
Aliasing und Moiré
Uns wurde übrigens auf einer Panasonic-Veranstaltung bestätigt, dass die DMC-GH3 wie auch alle Konkurrenten im Videomodus beim Samplen Zeilen auslässt (sog. Line Skipping) und gleichzeitig aber immer ALLE Spaltenpixel einer Zeile ausliest und diese zusammenfasst (sog. PixelMix).
In dieser Hinsicht verhält sich die GH2 übrigens auch nicht anders, was zwei Erkenntnisse nach sich zieht:
1.Die GH2 hat niemals den ganzen Sensor ausgelesen, wie bisher öfters vermutet wurde.
2.Das ziemlich gute Aliasing-Verhalten der GH2 dürfte in erster Linie auf eine eher zufällig getroffene Sensor-Pixel-Anordnung zurückzuführen sein.
Und das führt uns direkt zu unserer Einschätzung zum Moiré-Verhalten der GH3. Grundsätzlich kann man zwar schon sagen, dass es sich das Aliasing in vertikaler Ausrichtung verstärkt hat, jedoch im selben Maße hat auch die natürliche Schärfe zugelegt. Gegenüber Canons EOS Linie (außer der 5D Mk3) oder Sonys Consumer-NEX-Modellen liefert die Panasonic DMC-GH3 aber nach wie vor das schärfste und artefaktfreieste Bild aller aktuellen DSLRs weit und breit. Einzig die GH2 war in dieser Preisregion eben noch einen Tick besser.
Solange man mit "reduzierter" Schärfe in den Bildeinstellungen filmt, sollte Moiré bei der GH3 kein echtes Problem darstellen. Dazu gibt es im Internet Vermutungen, dass besonders aufdringliche Moires in erster Linie mit Panasonic-Linsen auftreten, da hier eine digitale Verzeichungskorrektur der Kamera ins Bild eingreift.
Mit einer testweise angebrachten Olympus M.Zuiko 45mm/1.8 Optik konnten wir jedoch praktisch die gleichen Aliasing-Strukturen provozieren, wie mit den beiden Panasonic Kit-Optiken, weshalb wir diese These noch nicht bestätigen können. Allerdings könnte es auch sein, dass Panasonic diese Olympus-Linse ebenfalls in der der Firmware der GH3 "erkennt" und entsprechend korrigiert. Eine Möglichkeit die digitale Linsen-Korrektur definitiv auszuschalten haben wir bisher nicht gefunden.
Klar ist auf jeden Fall aber auch, dass unschärfere Linsen weniger Moiré-anfällig sind, weil die hohen Bildfrequenzen, welche die Musterfehlinterpretation bedingen, hier gar nicht auf der Sensorfläche ankommen. Leichtes, gezieltes Defokussieren hilft übrigens ebenfalls, allerdings werden wir hierauf einmal in einem separaten slashCAM-Artikel zum Thema Aliasing-Moiré näher eingehen.
Passend zum Thema können wir noch ein Bild auf die Verzeichnung mit der 14-140mm Kitoptik werfen:
Wie man ahnen darf, greift hier offensichtlich eine digitale Korrektur ein, denn trotz 14mm Brennweite (Corpfaktor 2) im maximalen Weitwinkel bleiben die Muster unseres Schachbrett-Charts erstaunlich gerade.
1200 Lux - Farben
Unser Testbild bei 1200 Lux deutet bereits an, dass die DMC-GH3 bei den Farben einen großen Sprung gemacht hat. Während die DMC-GH2 oft und gerade bei Hautönen nicht den breiten Geschmack der Masse getroffen hat, wirkt die GH3 in diesem Bereich wie ausgewechselt.
Panasonic DMC-GH3 1200 Lux
Schon in den Werkseinstellungen trifft die Kamera nun auch Hauttöne sehr geschmackvoll und liefert durch die Bank ausgewogene Farben, tischt jedoch bei der Sättigung für unseren Geschmack einen Tick zu stark auf. All das lässt sich jedoch in weiten Bereichen nach eigenem Gusto in diversen Bildeinstellungen korrigieren.
Auch die Farbauflösung selbst verläuft ohne Tadel. Hier erkennt man auch gleich die Extreme der Werkseinstellung:
Und dem gegenüber in unseren bevorzugten Filmeinstellungen:
12 Lux - Low-Light
Bei 12 Lux sieht es mit den aktuellen Kitoptiken dagegen im wahrsten Sinne des Wortes duster aus. Schon mit typischen Anfangsblenden von f3.5 respektive f2.8 kann sich die Kamera bei Dunkelheit nicht von ihrer besten Seite zeigen. Mit einer Anfangsblende von f4.0 der 14-140mm Kit-Optik gelang uns bei ISO6400 sogar nur folgendes Bild:
12LUX bei 1/50s ISO6400 F4.0
Dass es natürlich auch anders geht sieht man beispielsweise mit der Olympus 45mm Festbrennweitenoptik bei einer Blende von 1.8 und 1/25 Sekunde Belichtungszeit (ISO 1600):
12LUX bei 1/25s ISO1600 F1.8
Mit entsprechenden Optiken steht einem "Avaliable Light"-Einsatz der Kamera somit wohl kaum etwas entgegen.
Audio
Bleibt noch ein kurzer Blick auf das interne Mikrofon:
Hier werden tiefste Frequenzen fast ungehindert durchgereicht, während die hohen Frequenzen (immerhin ziemlich linear) stetig abfallen. Dank externem Mikrofonanschluss, der auch noch separat ansteuerbar ist, können Anwender bei Bedarf zu einem externen Mikrofon greifen.
Fazit Messergebnisse
Sieht man sich die Messerergebnisse der Kamera an, so muss man sagen, dass man für 1200 Euro Gehäusepreis hier eine Menge Bild geboten bekommt. Gegenüber der GH2 kann die GH3 mit besseren Farben, etwas mehr Schärfe und marginal verbesserter Lowlight-Leistung punkten. Auf der Negativ-Seite steht eigentlich nur das fehlen eines flaches Bildprofils für hohe Dynamik sowie ein gegenüber dem Vorgängermodell leicht verschlechtertes Aliasing-Verhalten, das jedoch in dieser Preisklasse immer noch einzigartig ist.
Soweit also grünes Licht in dieser Hinsicht von uns. Es gibt jedoch noch deutlich mehr zur GH3 zu sagen, bald zu lesen an dieser Stelle...