An der Vertriebsform hat sich nichts geändert: Wie immer erscheint VideoDeluxe 2006/2007 in einer Standard-Version für 59 Euro sowie einer erweiterten Plus-Variante für knapp 100 Euro. Wir haben in diesem Test nur die Plus-Variante beachtet, da sich in dieser besonders viele interessante Neuerungen für Videofilmer finden.
HDV und DVD-Cam
Mit der neuen Version werden diesmal viele neue Formate direkt unterstützt: Für Urlaubsfilmer und andere Gelegenheits-Dreher dürfte besonders die direkte Ansteuerung von DVD-Camcordern von Interesse sein. Schließlich erobern die Disk-Modelle gerade unter Amateurfilmern immer mehr Marktanteile. Ambitionierte Schneider mit gehobenen Ansprüchen freuen sich dagegen über die endlich verfügbare, durchgehende HDV-Unterstützung. Zwar konnten auch schon frühere Versionen HDV-Material importieren, doch nun gelingt auch das Capturing, sowie die Ausgabe von hochauflösendem Videomaterial.
Der Export in HDV-Files geht dabei erstaunlich schnell vonstatten. Hierfür dürfte der neue MainConcept-Codec verantwortlich sein, auf den ja auch fast die gesamte Konkurrenz setzt. Der alte Ligos-Codec ist somit nicht mehr an Board. Der Performance hat dies allerdings nicht in jeder Hinsicht geholfen: Bei der HDV-Bearbeitung hakt das Programm etwas. Selbst auf einem Pentium 4 Extreme Edition 840 mit HT (also 2 + 2 virtuelle Prozessorkerne) ließ sich schon ein HDV-m2t-Clip mit einer Farbkorrektur nicht mehr ruckelfrei abspielen. Bei der DV-Performance war das Programm dagegen erst mit mehreren Effekten nicht mehr Echtzeitfähig. Gegenüber schnellen Engines von Canopus oder Pinnacle fühlt sich das Programm jedoch nicht sonderlich responsiv an. Immerhin liegt die Performance noch spürbar über den Schnittprogrammen von Ulead.
Doch was dem Programm an Performance fehlt, wird mit üppiger Funktionsvielfalt wieder ausgebügelt. So ist Magix VideoDeluxe Plus das einzige uns bekannte Programm unter 100 Euro, das mit einem echten Trimm-Fenster ausgestattet ist. Hiermit lassen sich Übergänge zwischen zwei Clips bequem und framegenau gestalten.

Effektiv
Die mitgelieferten Effekte reichen für die meisten Anwendungsbereiche aus und sind größtenteils keyframebar. Die Effektqualität ist durchwegs gut bis sehr gut, nur der Chroma-Keyer geht recht grobschlächtig zu werke und besitzt keinerlei Kantenglättung für DV- oder HDV-Material. Titel gelingen dagegen tadellos mit scharfen Kanten.

Bei der Farbkorrektur vermissen Profis noch mehr Einflussmöglichkeiten wie Gradationskurven oder eine sekundäre Selektion. Für alle die hier mehr erwarten hält Magix in der neuen Version jedoch einen echten Kracher bereit: Video Deluxe Plus kann auch Plugins des kostenlosen Videobearbeitungsprogramms VirtualDub benutzen. Hierfür findet man zahlreiche kostenlose Filter im Internet.
Allerdings ist die Integration der VirtualDub-Filter noch nicht 100-Prozentig zufriedenstellend. Denn diese Filter integrieren sich anders als die übrigen Effekte in das Programm. Dadurch sind keine Keyframes möglich. Dazu kam es (selten) bei manchen Plugins zu abstürzen, und die Vorschaufunktion funktionierte nicht immer zuverlässig. Dies könnte allerdings auch an der Implementierung einzelner Plugins liegen. Bemerkenswert ist das Konzept allemal. Denn durch diese Schnittstelle lässt sich VideoDeluxe beispielsweise um zahlreiche professionelle Deinterlacer oder Farbkorrektur-Tools erweitern. Damit setzt sich das Programm deutlich von der Konkurrenz ab, da es sich fast beliebig erweitern lässt, man muss nur im Internet etwas herumsuchen.
Audio
Im Bereich der Tonbearbeitung zeigt Magix der Konkurrenz in der selben Preisklasse wo der Hammer hängt. Die neue Version bietet einen vollständig automatisierbaren Mixer mit Echtzeiteffekten und 5.1 Surround-Platzierung. Allerdings steht für den Export nur Windows Media zur Verfügung, eine echte Dolby-Surround-Lizenz liegt nicht bei. Dazu gibt es noch einen ausgewachsenen Wave-Editor als Extra-Applikation, um schwierige Soundpassagen in den Griff zu bekommen. Anfänger können auch direkt aus der Timeline Tonentstörungs-Tools aufrufen.
In kaum einem anderen Schnitt-Programm findet man einen Takterkennungsassistenten. Dieser analysiert eine Sounddatei und fügt im Takt Schnittmarken ein. Damit lässt sich besonders leicht „auf den Beat“ schneiden. Die Voice-Over Funktion war zwar nicht gleich zu finden, funktionierte aber ebenfalls problemlos.

Export
Die Exportmöglichkeiten des Programms lassen kaum Wünsche übrig. Praktisch alle aktuellen Formate werden unterstützt. Nur für den MPEG4- und MP3-Export muss jeweils ein Encoder über das Netz für 15 Euro nachlizensiert werden.
DVD-Authoring
BlueRay oder HD-DVD-Authoring findet sich noch nicht in VideoDelxue, jedoch sind entsprechende Lösungen überhaupt noch selten anzutreffen. Als Alternative bietet Magix das hochauflösende Widows-Media, das sich immerhin schon auf potenten PCs ansehen lässt. Es lassen sich sogar bequem Hybrid-Disks erstellen, Eine solche Multi-Disk vereint herkömmliche Video-DVD, hochauflösende HD-Disk und Backup inkl. Projektdaten und Fotodateien komfortabel auf nur einer Scheibe, damit sich das Projekt auf möglichst vielen Geräten wiedergeben lässt, egal ob PC oder DVD-Player.
Die DVD-Authoring-Möglichkeiten des Programms sind mittlerweile ziemlich rund. Anfänger, die keine eigenen Menüs erstellen wollen, finden auch eine große Anzahl an Vorlagen, die sich nachträglich nach eigenen Vorstellungen modifizieren lassen.
Stabilität
Grundsätzlich ließ sich mit dem Programm ziemlich problemfrei arbeiten. Abstürze waren fast nie zu verzeichnen. Ein größeres Problem trat jedoch während des Testzeitraums auf, lies sich aber nicht mehr reproduzieren: So konnten wir eine von uns erzeugte Projektdatei nicht mehr öffnen, weil VideoDeluxe behauptete, sie hätte mehr als 32 Spuren.
UPDATE:
Magix hat diesen Bug mittlerweile gefunden und uns eine gepachte Datei von Video Deluxe zukommen lassen, mit der sich die Datei wieder öffnen lies. Für Endanwender sollten daher in naher Zukunft aktualisierte Versionen bereit stehen. Versionen > 6.0.0.32)Sonstiges
Natürlich bringt das Programm auch wieder zahlreiche Neuerungen in Sachen Media-Center mit. Jedoch überlassen wir den Test dieser Funktionen anderen Fachpublikationen. Ein Kurztest mit einer DVB-T-Tuner Karten Cinergy T2 von Terratec verlief soweit problemlos.
Fazit
Dem Hauptkonkurrenten Premiere Elements hat Magix mit der neuen Plus-Version von VideoDeluxe wieder einiges entgegengesetzt. Auffälligster Vorteil ist dabei die neue, durchgehende HDV-Bearbeitung. Allerdings benötigt man für hochauflösende Videos schon einen sehr schnellen Rechner, und selbst dann ist die Performance gegenüber Pinnacle oder Canopus nicht berauschend. Faszinierend ist dagegen die Unterstützung von VirtualDub-Filtern, mit denen sich das Programm kostenlos in vielen Bereichen erweitern lässt. Auch die übrigen Funktionen des Programms sind für viele Anwendungsfälle mehr als ausreichend. Gegenüber Profi-Applikationen fehlt es nicht unbedingt an Funktionen, sondern eher an einer durchgängigen Bedienung. So findet sich mancher Effekt nicht dort wo man ihn erwarten würde und die Einstellmöglichkeiten halten sich oft in engen Grenzen. Während sich Premiere Elements eher für lange DV-Projekte ohne allzu auffällige Effekte eignet, ist VideoDeluxe 2006/2007 für kurze aber effektlastige DV- oder HDV-Videoprojekte die erste Wahl. Wer mehr braucht sollte sowieso zu einem Compositing-Programm greifen. Hierfür ein kleiner Tipp an Magix: Im PC-Sektor fehlt noch dringend ein Apple-Motion-Clone. Würde sich doch gut in der Produktpalette machen...