Test Platzhalter

Canon MVX25i und Sony DCR-HC1000 im Test

Bei quadratisch, praktisch, gut denkt man als ja eigentlich eher an Schokoladenstückchen. Heutzutage könnten damit aber durchaus auch Camcorder gemeint sein. Diese bisher von Panasonic dominierte Kompaktklasse bekommt jetzt doppelt Konkurrenz: Aus dem Ein-Chip und dem Drei-Chip-Lager.

// 22:57 Mo, 9. Mai 2005von

Bei quadratisch, praktisch, gut denkt man als ja eigentlich eher an Schokoladenstückchen. Heutzutage könnten damit aber durchaus auch Camcorder gemeint sein. Diese bisher von Panasonic dominierte Kompaktklasse bekommt jetzt doppelt Konkurrenz: Aus dem Ein-Chip und dem Drei-Chip-Lager.



Dass kleine Camcorder durchaus „in“ sind, ist schon länger bekannt. Dabei soll natürlich auch auf Qualität möglichst wenig verzichtet werden, beide Fähigkeiten vereinen aber bereits jetzt schon einige Kameras. Warum also die Investition in die Kompaktklasse, in der die Geräte zwar kürzer, aber dafür wieder breiter werden? Schaut man sich unsere beiden Konkurrenten einmal genauer an, könnte ein Grund dafür die praxisgerechte Ausstattung sein: Durch die größere Breite besitzen beide die Möglichkeit ihr Kassettenfach nach oben zu öffnen, ohne auf Zubehörschuh, Fotoblitz und Fokusring verzichten zu müssen.






Ausstattung

Schauen wir uns die weitere Ausstattung an: Die Canon MVX25i reiht sich in die Riege der 1.77 Megapixel-Kameras wie der MVX3i oder der MVX35i ein. Ihr CCD sorgt mit seiner exakt doppelten Abtastung schon in den größeren Schwestern für eine exzellente Schärfe. Sony setzt Profi-Technik dagegen: gleich drei Wandler mit jeweils 690.000 aktiven Pixeln sollen in 4:3 und 16:9 für das perfekte Bild sorgen. Ein Teil der Technik wurde anscheinend von der größeren TRV950 übernommen, was auch den Rest der Features erklären dürfte. Immerhin gehören Farbbalken, Blendenverschiebung, Farbanpassung, Schärfeanpassung, Zebra, manuelle Tonaussteuerung oder Vierkanal-Tonaufnahme bisher bei Sony nicht unbedingt in die 1800 Euro-Region. Sogar das Ausschaltverhalten der DCR-HC1000 lässt sich variieren, wer also länger als fünf Minuten braucht, um sein Bild einzurichten, muss nicht dauernd die Kamera wieder neu einschalten. Das gibt es sonst nur in der Profi-Abteilung der DVCam-Geräte. Dafür wurde an anderer Stelle gespart: Frei nach dem Motto „Wir machen alles mit unserem Touchscreen“, bekam die DCR-HC1000 nicht mal mehr einen beweglichen, geschweige denn ausziehbaren Sucher… Quasi als Ausgleich ist der seitliche Griffblock drehbar, leider nur für Motive am Fußboden. Mal eben über die Köpfe der Reisegruppe hinweg den Fremdenführer zu filmen bleibt daher so umständlich wie bisher. Neu bei einem Drei-Chip-Camcorder von Sony ist das integrierte Batteriefach: Bisher konnten die Akkus der M oder L-Serie je nach Wunsch hinten angedockt werden, mehr Leistung hieß dann halt mehr herausstehen des Akkus. Die DCR-HC1000 hat ein internes Batteriefach, ein Aufrüsten auf Extremakkus ist daher kaum möglich.



 Versenkt - Das neue Akkufach der DCR-HC1000
Versenkt - Das neue Akkufach der DCR-HC1000


 Klassisch in der Hand - Canon MVX25i
Klassisch in der Hand - Canon MVX25i


Canon bleibt mit seiner Ausstattung klassisch. Der Sucher ist beweglich und ausziehbar, Motivprogramme, Blende und Menü über Tasten an der Rückseite direkt erreichbar und die Laufwerkstasten befinden sich in der Displayaussparung. Dort findet sich auch die Anwahl „Audio Level“, denn ganz in der Tradition der beiden Schwestern kann die MVX25i auch den Ton manuell aussteuern. Die Regelmöglichkeit ist zwar nur im Menü, aber welche Kamera für 1199 Euro bietet das sonst? Etwas fummelig ist die Fokustaste vor dem Display, da man aber beim manuellen Scharfstellen das Display sowieso besser schließt, geht das in Ordnung. Schade ist nur die Beschränkung auf 123.000 Pixel, das kann die DCR-HC1000 besser. Von der Hochkantversion MVX35i schon bekannt ist die helle LED, die bei Nachaufnahmen zugeschaltet werden kann und zumindest für ein bisschen Licht sorgt. Nicht so hell wie ein Kopflicht, aber dafür immer dabei. Die Lanc-Buchse wurde wie bei mehreren neueren Modellen weggelassen, geblieben ist zumindest die Y/C-Buchse. Wie bei Sony funktionieren die analogen Anschlüsse als Ein-&Ausgang.





 Bewährt - Tasten für Blende, Motivprogramme und Menü
Bewährt - Tasten für Blende, Motivprogramme und Menü





Praxis

Bei diesen unterschiedlichen Konzepten sollte man vor dem Kauf abwägen, welche Arbeitsweise eher in Frage kommt: Die MVX25i wird in der klassischen Handschlaufe bedient. Nur dann liegen alle Tasten an der richtigen Stelle, der Zoom lässt sich auch sanft durchfahren und Display und Sucher können gleichermaßen gut verwendet werden. Dabei ist die Kamera gut ausbalanciert, das relativ geringe Gewicht lässt auch längere Einstellungen zu. Aufnahmen aus der Froschperspektive beginnen aber immer mit einem Wackler, die Rekord-Taste auf der Rückseite lässt sich dabei nur schwer erreichen.



 Auch für vier Kanäle: Mikroanschlüsse der DCR-HC1000
Auch für vier Kanäle: Mikroanschlüsse der DCR-HC1000


Die DCR-HC1000 dagegen wird eher mit beiden Händen gehalten: Das relativ hohe Gewicht verlangt nach der zusätzlichen linken Hand, die erfreulicherweise am Display auch einen eigenen Aufnahmeknopf besitzt. Ohne Stütze ist die Kamera linkslastig und verspannt den Arm, außerdem geht der Drehmechanismus recht leichtgängig. Wer nicht aufpasst, filmt unvermittelt auch mal nach oben. Einhändig fast unmöglich ist eine ruhige Zoomfahrt: Der ohnehin schon nervöse Zoomhebel lässt sich mit dem angespanntem Zeigefinger kaum bedienen. Die linke Hand ist auch für die Touchscreen-Bedienung zuständig, ohne den die Kamera bis auf Fokus und Zoom nur mit Automatik aufnimmt. Apropos Zoom: Per Schiebeschalter lässt sich das Fokusrad auch zum Zoomen verwenden, reagiert dabei aber recht zeitverzögert. Das Display ist zwar sehr gut, zeigt aber einen prinzipbedingten Fehler: Bei hellem Sonnenlicht ist eine Beurteilung der Blende kaum möglich, eine manuelle Anpassung z.B. am Strand wird zum Ratespiel. Einziger Ausweg bleibt da die punktuelle Automatik: Per Fingerzeig auf dem Display wird die bildwichtige Stelle vorgegeben.


Möglichst schon zu Hause sollte man das Menü anpassen: Das P-Menü lässt sich mit den wichtigsten Funktionen belegen, die dann schneller Griffbereit sind. Wer das nicht macht, läuft in Gefahr sich im entscheidenden Moment im animierten Grundmenü zu verlaufen.



 Verspielt - Das Grundmenü der HC1000
Verspielt - Das Grundmenü der HC1000




Oberhalb der Kamera stört das eingebaute Mikrofon, wer nicht gerade Langstreckentauchen trainiert, bekommt schnell Atemgeräusche auf´s Band. Einzig sinnvolle Anwendungsmöglichkeit ist das kommentieren direkt bei der Aufnahme, was aber nur in Ausnahmefällen vorkommt. Dafür wäre dann vielleicht das optionale Surround-Mikro für den Zubehörschuh geeigneter, die hinteren beiden Kanäle würden eher den Filmer aufzeichnen, die vorderen beiden mehr Atmo.



 Für Zoom und Fokus - Multiring der DCR-HC1000
Für Zoom und Fokus - Multiring der DCR-HC1000




Bildqualität

Dass bei diesen beiden Kameras auch gerne wieder die Frage nach Ein-Chip oder Drei-Chip auftaucht, ist wohl klar. Schauen wir also, was die einzelnen Techniken in der Praxis bringen: Die Bilder der DCR-HC1000 wirken Anfangs etwas kühl, was sich per Farbbalance-Einstellung im Menü schnell korrigieren lässt. Die Blende passt für die meisten Motive, wenn nicht, gibt es ja immer noch die Korrektur der Automatik. Wird es kontrastreicher, bekommt sie Probleme: Durch die hohe Packungsdichte der CCDs (immerhin insgesamt eine Million auf nur 1/4,7“) kommt es an hellen Stellen schnell zu so genannten Smeareffekten, also vertikalen, hellen Streifen.


Dieses Problem kennt auch Canon, denn die zwei Millionen Pixel auf dem 1/3,4“-CCDs sind noch enger aneinander. Im Vergleich zu einer XM2 oder VX2100 mit geringen Packungsdichten haben in diesem Punkt beide Camcorder also das nachsehen. Blende und Farbstimmung der MVX25i sitzen dagegen wie bei den beiden größeren Schwestern fast immer perfekt.


Bei der Schärfe hat Sony nachgelegt: Die ähnlich konstruierte TRV950 wirkte immer weich, teilweise sogar unscharf. Obwohl die DCR-HC1000 fast keine Kontur verwendet, sieht das Bild tatsächlich besser aus und geht für immerhin nur noch 1800 Euro (die TRV950 liegt bei 2700!) völlig in Ordnung. Der Sweep zeigt sich linear, auch wenn er relativ früh abfällt.



Linear, aber früh zu Ende - Sweep der DCR-HC1000
Linear, aber früh zu Ende - Sweep der DCR-HC1000


Die MVX25i dagegen reizt das DV-System fast bis zum Anschlag: Durch ihre insgesamt vierfache Abtastung steht ein sehr knackiges Bild zur Verfügung.



Knackscharf - Der Sweep mit der MVX25i
Knackscharf - Der Sweep mit der MVX25i


Stellt man die beiden Kameras auf 16:9, ändert sich das. Die DCR-HC1000 öffnet rechts und links das Bild soweit es das Format benötigt und liefert daher beim Breitbild eine völlig identische Schärfeleistung. Der Fernseher staucht bei der Wiedergabe das Bild der echten anamorphen Aufzeichnung vertikal zusammen und sorgt damit für ein sehr gutes 16:9-Bild. Die MVX25i zeichnet zwar ebenfalls echtes anamorphes Breitbild auf, kann aber selbst nach dem Abschalten des elektronischen Bildstabilisators das Bild nicht vierfach abtasten. Dazu wären mindestens 2,36 Megapixel notwendig, die Sie nicht besitzt. Das Bild ist daher zwar bei 16:9 in Ordnung, diese überlegene Schärfe des 4:3-Modus gibt es aber nicht.




Im Lowlight kann sich die HC1000 trotz ihrer drei CCDs nicht absetzen. Auch hier wieder das Problem der hochauflösenden Chips: Mehr Helligkeit gibt es faktisch nicht, gerade mal ein wenig mehr Farbsättigung lässt sich gegenüber der MVX25i erahnen.



Duster - Die MVX25i bei 20Lux
Duster - Die MVX25i bei 20Lux


Auch nicht besser - Die HC1000
Auch nicht besser - Die HC1000


Bei Canon hilft übrigens standardmäßig ein so genannter SlowShutter mit (den wir für das Testbild natürlich abgeschaltet haben). Er verlängert die Belichtungszeit auf unter 1/50, was bei stehenden Motiven funktioniert, aber bei Bewegungen ausgestellt sein sollte.






Multimedia

In dieser Preisklasse Standard und natürlich auch von unseren beiden Kontrahenten pflichtgemäß erfüllt wird die Fotofunktion: Mit 1632x1224 (Canon) und 1152x864 (Sony) sowie Blitz gibt es Hausmannskost für die alltäglichen Dinge des Lebens. Mal eben bei Ebay ein Auktionsfoto schießen ist kein Problem, für Ausdrücke größer als 10x15 darf es aber gerne eine „echte“ Fotokamera sein. Schön: Beide Kameras werden unter WindowsXP auch ohne Treiber erkannt. Die HC1000 meldet sich direkt als USBMemoryStick-Laufwerk an, Canons verwendet das PTP-Protokoll für Digitalkameras. Zusätzlich kann sich die MVX25i auch als USB-Kamera anmelden, dafür dient eine eigene Betriebsart namens „Network“.






Fazit

Die Kompakten von Panasonic bekommen Konkurrenz und das belebt bekanntlich das Geschäft. Dabei wirkt die MVX25i insgesamt runder. Für 1199 Euro gibt es viel Bildqualität, praxisgerechte Ausstattung und bekannte Bedienung. Das wäre in Schulnoten ein sehr gut in Preis/Leistung. Die HC1000 legt noch mehr drauf: Vierkanalton und Profi-Features a´la Zebra & Co sind durchaus Kaufargumente. An einigen Stellen wirkt das Konzept aber nicht zu Ende gedacht, sondern eher in Richtung Live-Style geschoben. Statt Drehgriff besser Zoomwippe, statt Menü-Animation lieber beweglicher Sucher hätte kreativen Filmer vielleicht besser gefallen.







So testet wir

Bei der Entwicklung unserer Kameratests haben wir lange überlegt: Eher verständliche Beschreibungen oder eher technische Messwerte? Oder doch vielleicht jeden Messwert immer erklären? Wichtige Daten sollten auch vergleichbar sein, am besten auf einen Blick.


Entschieden haben wir uns damals für eine Kombination aus allem. Als erstes werden eine Reihe von Innen- und Außenaufnahmen gemacht, dabei kommen sowohl die Automatiken als auch vorhandene manuelle Funktionen zum Einsatz. Ein Multitestbild rundet die Aufnahmen ab. Beurteilt werden die Bilder dann auf zwei Monitoren: Erstens auf einem JVC BM-H2000, der über FBAS angeschlossen unsere Referenz für „normale“ Heimfernseher darstellt. Und zweitens auf einem JVC TM-H1750, der über YUV angeschlossen mit seiner HighResolution-Bildröhre auch jedes noch so kleinste Detail an den Tag bringt. Unsere Eindrücke dazu schildern wir im normalen Text.



Über den professionellen Monitor JVC TM-H1750CG verschaffen wir uns einen subjektiven Bildeindruck
Über den professionellen Monitor JVC TM-H1750CG verschaffen wir uns einen subjektiven Bildeindruck




Danach wird das wichtigste bildtechnische Merkmal bestimmt: Der Frequenzgang. Er zeigt das Schärfeverhalten einer Kamera und bestimmt damit wesentlich die Bildqualität. Gemessen wird er mit einer eigens für uns angefertigten Messvorlage der Firma Esser. Darauf befinden sich schwarze und weiße Linien, die von links nach rechts immer enger zusammen liegen. Profis kennen derartige Testbilder meist unter dem Begriff „Sweep“. Je gerader und je weiter nach rechts der Sweep geht, desto besser ist der Frequenzgang. Angezeigt wird das Ergebnis auf einem Video-Osszilloskop TDS3000 der Firma Tektronix.



Mit einem speziellen Messgerät der Tektronix TDS3000-Serie bestimmen wir die Schärfe
Mit einem speziellen Messgerät der Tektronix TDS3000-Serie bestimmen wir die Schärfe


Danach kommen die Kameras in die Dunkelkammer. Bei 20 Lux müssen Sie zeigen, wie viel Sie bei Dunkelheit noch leisten. Das Ergebnis drucken wir direkt ab, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. Den anfänglichen Messwert „empfohlene Mindestbeleuchtung“ haben wir dafür wieder abgeschafft (die wenigsten besitzen zu Hause ein Luxmeter).



Unser Testaufbau bei 20Lux
Unser Testaufbau bei 20Lux


Sollte es bei den normalen Aufnahmen keine weiteren Auffälligkeiten geben, verzichten wir meist auf weitergehende Messwerte. So macht es z.B. wenig Sinn, die Farbgebung einer Kamera per Farbbalken zu bestimmen. Erstens zeigt er nur die Grundfarben, zu wenig also für eine reelle Klassifikation. Zweitens gehört bei einer Kamera unserer Meinung nach ein manueller Weißabgleich zur Grundausstattung, die Farbgebung lässt sich also sowieso dem persönlichen Geschmack anpassen. Auch Messwerte wie z.B. das Grundrauschen einer Kamera bringen selbst ambitionierten Filmern nicht viel. Um z.B. die Zahl -55dB wirklich einschätzen zu können, müsste zusätzlich auch noch die Frequenz (niedriges Rauschen stört mehr als hochfrequentes Rauschen) sowie ein Aufschlüsselung nach Farbrauschen und Helligkeitsrauschen abgedruckt werden.




Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Mit welchem Programm schneidest Du?














    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash