Herzstück ist ein 7K Vollformat-CMOS-Sensor mit Dual Base ISO-Unterstützung (ISO 800 / 6.400), der laut Canon einen Dynamikumfang von bis zu 15+ Blendenstufen erreichen soll. Interessanterweise soll die Kamera bei der Nutzung eines S35-Crops laut Datenblatt sogar 16 Blendenstufen schaffen, was wir uns natürlich näher ansehen wollen.
Zusammen mit dem bewährten DIGIC DV7 Bildprozessor sind RAW-Aufnahmen mit bis zu 7K in 60p möglich - in 4K bis zu 120p, in 2K sogar bis zu 180p. An Aufnahmeoptionen stehen 12 Bit Cinema RAW Light, XF-AVC S / XF-HEVC S mit Canon Log 2 und 3 bereit. Außerdem kann die C50 hochauflösende Fotos mit 32 Megapixeln aufzeichnen - im Burst mit bis zu 40 Bildern/Sekunde. Ihren hybriden Charakter unterstreicht ein duales Menü-System (EOS Foto und Cinema EOS), wobei man der Kamera sogar einen externen Schalter gegönnt hat, um zwischen der hybriden Funktionalität (Foto oder Video) umzuschalten.
Alter Bekannter, bewährter DSP - DIGIC DV7
Interessant ist, dass der hier genutzte DIGIC DV7 Bildprozessor bereits seit 2019 in sehr vielen Canon Cinema EOS Modellen verbaut wird (u.a. in der EOS C500 Mark II, EOS C300 Mark III aber auch in der C70 oder der C80). Hier hat Canon bereits vor sechs Jahren einen sehr soliden Grundstein gelegt, der offensichtlich bis heute die Erfordernisse von Canons Cine-Modellen gut abdecken kann. Bis 2019 kam Canon alle zwei Jahre mit einem neuen DIGIC DV Prozessor auf den Markt, bleibt nun aber seitdem ungewöhnlich lange der siebten Version des DIGIC DV Serie treu.
In unseren Augen ist es ziemlich wahrscheinlich, dass in Zukunft die speziellen Funktionen der DIGIC DV-Prozessoren in der normalen DIGIC Serie aufgehen werden und sich Canon sich nicht mehr den Luxus von zwei separaten DSP-Serien erlaubt. Dafür sind Foto- und Videofunktionen in einer Kamera mittlerweile schon viel zu sehr zusammengewachsen. Auch die Entwicklungsgeschwindigkeit der "normalen" DIGIC-Serie hat sich übrigens verlangsamt. Der aktuelle Top Prozessor DIGIC X erblickte bereits vor über fünf Jahren im Februar 2020 in der EOS-1D X Mark III das Licht der Welt und wird seitdem in fast jeder EOS-R DSLM verbaut.
Erstmals Open Gate
Trotz ihres relativ günstigen Preises ist die EOS C50 Canons erste Cinema EOS Kamera mit Open Gate-Aufzeichnung, bei der die gesamte Fläche des Sensors für eine maximale Auflösung und Flexibilität bei der Wahl des Aufnahmeformats genutzt wird. Der neue 3:2-Vollformat-Modus nutzt die gesamte Breite und Höhe des Sensors, womit der Bildkreis beim Filmen mit Vollformat-Objektiven besser ausgefüllt wird.
Im professionellen Umfeld ist die Nutzbarkeit der vollen Sensorhöhe vor allem für die Verwendung von anamorphotischen Objektiven ein wichtiger Aspekt. Das Marketing betont jedoch vermehrt die besondere Flexibilität in der Postproduktion für unterschiedliche Ausgabemedien. Aufgrund der größeren Höhe lassen sich so "besser" Filmformate im Quer- oder Hochformat aus demselben Material generieren, weil mehr Spielraum für den nachträglichen Zuschnitt (Crop) von Aufnahmen vorhanden ist.
Nur digitale Stabilisation
Wie bei vielen Cinekameras üblich, erfolgt die Stabilisation im Gehäuse (IS) einzig durch überschüssige Randpixel und nicht durch eine bewegliche Lagerung des Sensors. Daher funktioniert die Stabilisation auch nicht beim Filmen in RAW-Formaten, sondern nur bei der H 264/265-Aufzeichnung in XF-AVC/HEVC.
Rolling Shutter
Die Rolling Shutter Werte geben sich rundherum unauffällig. Beim vollen Open Gate Readout liegen die Werte von 24-30p bei 18,8 Millisekunden. In diesem Fall liest die C50 den Sensor mit 4640 Zeilen aus. Geht man dagegen in einen 17:9 Readout, so werden maximal 3672 Zeilen ausgelesen, was ca. 14,5 Millisekunden dauert. Diese Zahl gilt für alle Frameraten von 24-60p und auch wenn für die Aufzeichnung von 7K auf 4K durch Oversampling auf 2160 Zeilen herunterskaliert wird.
Erhöht man in bei vollem Sensor Readout in 4K die Framerate auf 75-120 Fps, so verkürzen sich die Rolling Shutter Zeiten auf 7,2 Millisekunden - was auf Lineskipping in den Slow-Motion Modi hindeutet. Das müssen wir uns natürlich genauer ansehen...
4K-Debayering
Wie zu erwarten ist das 4K Debayering bei vollem Sensor Readout in allen Modi von 24-60 fps tadellos. Egal ob man in Resolve herunterskaliert oder ob dies bereits bei der Aufzeichnung in der Kamera geschieht:

Erwartungsgemäß lässt die Debayering-Qualität über 60 bis zu 120p aufgrund von ausgelassenen Zeilen nach, was sich durch die verkürzten Rolling Shutter Zeiten bereits angedeutet hat:

Ebenfalls qualitätsmindernd ist der digitale Stabilisator - hier in der maximalen Einstellung:

Dynamic Range
Um einen vergleichbaren Eindruck von der Dynamik zu bekommen, richten wir eine konstant beleuchtete Szene immer mit festem Weißabgleich auf 3200K ein. Anschließend tasten wir uns mit Blende und Belichtungszeit an eine Einstellung heran, in der die Haut unseres Puppenkopfes nicht mehr clippt und legen diese Einstellung als ETTR-0 Referenzpunkt fest. Von dieser Einstellung aus blenden wir sukzessive in Schritten von ganzen Blendenstufen ab (primär über die Belichtungszeit und dann - falls anschließend noch weiter notwendig - über ND-Filter oder Blendenring.)
Die hierbei entstehenden Aufnahmen bilden eine Blendenreihe mit jeweils einer zusätzlichen Blendenstufe "Unterbelichtung". Diese Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz.
Je besser die Darstellung des Auges in den "höheren" ETTR-Einstellungen, desto besser bewerten wir die Dynamik der getesteten Kamera. Dies macht natürlich vor allem im direkten Vergleich mit anderen Kameras Sinn. Da Standbildaufnahmen der Augen nur eine bedingte Einschätzung ermöglichen, sind wir mittlerweile auf eine Bewegtbild-Darstellung der Blendenstufen übergegangen.
Die Ausspielung der Augen erfolgt dabei um ein Vielfaches vergrößert, damit die zusätzliche Youtube-Kompression nicht sonderlich stark in die Bewertung einfließt. Die beste Qualität bekommt man daher beim Betrachten des Videos als 4K Stream - auch auf Displays mit geringerer Auflösung.
Zuerst haben wir die C50 in vier Modi gemessen, um festzustellen, in welchem Modus die Dynamik am größten ausfällt.
Canon behauptet in seinen technischen Spezifikationen, dass die Dynamik im S35-Readout geringfügig größer ausfällt als bei vollem Sensor-Readout. Dies konnten wir bei unseren Messungen nicht bestätigen. Im Gegenteil: Die in unserem Test beste Dynamik lag wie von uns erwartet bei vollem 7K Readout mit RAW Aufzeichnung.
EIn Vergleich mit anderen Kameras (Canon C70 und C80, sowie der Panasonic S5II), zeigt, dass die Canon in der typischen Liga Großsensor-Kameras mit hybriden Sensoren spielt:
Sie liegt in der Dynamik etwa auf dem Niveau ihrer Schwester C80, und bleibt ungefähr eine Blendenstufe hinter der C70 mit DGO-Sensor zurück. Eine mit der C50 vergleichbare Dynamik bekommt man auch mit vielen "videoaffinen" hybriden Kameras, wie beispielsweise der Panasonic S5II.
Fazit
Die Bildqualität der Canon C50 lässt sich am besten mit "solide" beschreiben. Die Dynamik lag exakt im Rahmen unserer Erwartung und hat keinen signifikanten Sprung gegenüber der C80 gemacht. Die Rolling Shutter Zeiten bleiben im Open Gate unter 20 ms und in der besten Bildqualität bei 17:9 unter 15 ms - was beides einen problemlosen Einsatz in den meisten Anwendungen ermöglicht. Und diese einwandfreie Bildqualität bleibt auch konstant bis 60 fps erhalten. Somit liefert die C50 keine neuen Rekorde, sondern empfiehlt sich für alle, die ein zuverlässiges Arbeitstier in Canons Cine-Ökosystem suchen.
Für diesen Test stellte uns Canon ein Vorserien-Modell der Cinema EOS C50 kostenlos zur Verfügung. Typischerweise ändert sich die Bildqualität der Vorserie gegenüber dem Serienmodell nicht mehr. Sollten wir zu einem späteren Zeitpunkt Hinweise darauf bekommen, dass sich dennoch an der Bildqualität signifikante Änderungen ergeben haben, würden wir einen Nachtest initiieren.