Test Alive and Kicking Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K Sensor-Test - Wiedersehen mit ProRes RAW

Alive and Kicking Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K Sensor-Test - Wiedersehen mit ProRes RAW

Nachdem Blackmagic seinem Pocket Kamera-Klassiker ein unerwartetes ProRes RAW Update beschert hat, fragen wir uns, für wen sich das neue RAW Format eigentlich lohnt...

// 13:49 Fr, 31. Okt 2025von

Nun hat sie schon fast 8 Jahre auf dem Buckel und ist dennoch kein bisschen leise. Die Rede ist von der Blackmagic Cinema Camera 4K, die mit einem UVP von 995 Dollar wahrscheinlich nach wie vor die günstigste RAW-Cinekamera ist, die im aktuellen Produktprogramm eines Herstellers gelistet ist.



Und obwohl man ihre Feature-Ausstattung für eine Cine-Kamera als grundsätzlich rund betrachten darf, fehlen ihr auch einige Funktionen, die man in aktuellen DSLMs mittlerweile als Standard voraussetzen darf. So vermissen viele Anwender einen haftenden Autofokus, aber auch einen beweglichen Sensor oder eine längere Akkulaufzeit.



Alive and Kicking Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K Sensor-Test - Wiedersehen mit ProRes RAW : PIC1
Die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K ist mittlerweile rund 8 Jahre alt


Trotzdem erfreut sich die Blackmagic Cinema Cam nach wie vor einer treuen User Base und auch Neukunden können sich für diese professionell angelehnte Art des günstigen RAW-Filmes begeistern - besonders weil sich im Paket auch noch eine Vollversion von DaVinci Resolve befindet, für das man ansonsten alleine schon mindestens 250 Euro bezahlen muss.



Dass die Kamera auch bei Blackmagic Design noch nicht zum abgeschrieben ist, zeigt sich unter anderem daran, dass sie immer noch gelegentlich mit neuen Funktionen per kostenlosem Update bedacht wird. Wie zuletzt mit ProRes RAW. Was nicht nur bei uns ein paar Fragen aufwirft. Darum haben wir sie ein weiteres mal mit dem neuen Codec einem Testlauf unterzogen...





Spezifikationen

Für alle, die zu jung sind, um die Kamera zu kennen (-Witz-), hier noch einmal die relevanten Specs im Kurzüberblick: Zentraler Bestandteil der BMPCC 4K ist ein Micro Four Thirds Sensor, der mit seiner Größe von 18,96mm x 10mm etwas breiter ausfällt als typische Sensoren für MFT-Kameras. Im Zusammenspiel mit einem 0,71x Focal Reducer / Speed Booster kommt man hiermit sogar ohne große Investitionen auf eine virtuelle Sensor-Größe typischer S35 Sensoren. Da die Pocket Cinema Camera 4K keinen nachfolgenden Autofokus besitzt, empfiehlt sich die Kombination mit Altglas aus analogen Spiegelreflex-Zeiten ohne funktionale Einbußen. Unter anderem, weil die bis zu 8fache Display-Vergrößerung zusammen mit zuschaltbarem Peaking eine wirklich zuverlässige Schärfekontrolle erlaubt.



Die native DCI-4K Auflösung beim 1:1 Sensor Readout beträgt 4.096 x 2.160 Sensel, die mit bis zu 60 fps ausgelesen werden können. Wer für ein breites Bild auf ein paar Zeilen verzichtet, kann sogar 4.096 x 1.720 Sensel (4K, 2,4:1) mit bis zu 75 fps aufzeichnen. Weiters sind auch mit ProRes RAW noch folgende Auflösungen erwähnenswert: 2.880 x 2.160 (2,8K anamorph) bis zu 80 fps, 2.688 x 1.512 (2,6K 16:9) sowie 1.920 x 1.080 (HD) bis zu 120 fps.







Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K - Debayering und Rolling Shutter

Der Sensor wird in allen Modi komplett 1:1 ausgelesen. Das bedeutet, es werden niemals Sensel oder Zeilen beim Readout ausgelassen oder zusammengelegt. Geringere Auflösungen gehen deswegen immer mit einem entsprechenden Beschnitt der Sensorfläche (Crop) einher. Für das Debayering in der nativen DCI 4K Auflösung bedeutet dies im Gegenzug, dass es nicht optimal ausfällt, da nicht für jeden Pixel im finalen Clip drei gesampelte Farbinformationen zur Verfügung stehen. Auch die Aufzeichnung in ProRes RAW ändert hieran prinzipiell nichts:



 Blackmagic Pocket Cinema 4K - Readout 4K, Timeline 4K 24-60 fps, 4K ProRes RAW
Blackmagic Pocket Cinema 4K - Readout 4K, Timeline 4K 24-60 fps, 4K ProRes RAW


So sieht man deutliche Zipper und leichte Falschfarben in den kritischen 4K Details, was bei einem 1:1 Readout nur durch starke Filterung und entsprechenden Verlust der Details zu verhindern wäre.



Auch die Auslesezeit des Rolling Shutters ändert sich bei ProRes RAW mit 16,1 Millisekunden nicht. Dies gilt für das Auslesen mit 2160 Zeilen und ist heutzutage nur noch als mittelmäßig einzustufen. Werte unter 8 Millisekunden sind mittlerweile verfügbar und definieren aktuell ein sehr gutes Rolling Shutter Verhalten.





Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K - Dynamik

Wie immer noch ein paar erläuternde Worte zu unserem Dynamikvergleich: Um einen vergleichbaren Eindruck zu bekommen, richten wir eine fest installierte Test-Szene immer mit festem Weißabgleich auf 3200K ein. Dann tasten wir uns mit Blende und Belichtungszeit an eine Einstellung heran, in der die Haut unseres Puppenkopfes gerade nicht mehr clippt und legen diese Einstellung als ETTR-0 fest.



Von diesem ETTR-0 Punkt aus blenden wir sukzessive in Schritten von ganzen Blendenstufen ab (primär über die Belichtungszeit und dann - falls anschließend noch weiter notwendig - über ND-Filter oder Blendenring.) Die hierbei entstehenden Aufnahmen bilden eine Blendenreihe mit jeweils einer zusätzlichen Blendenstufe "Unterbelichtung". Diese Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz.



Je besser die Darstellung des Auges in den "höheren" ETTR-Einstellungen, desto besser bewerten wir die Dynamik der getesteten Kamera. Dies macht natürlich vor allem im direkten Vergleich mit anderen Kameras Sinn. Da Standbildaufnahmen der Augen nur eine bedingte Einschätzung ermöglichen, setzen wir auf eine Bewegtbild-Darstellung der einzelnen Blendenstufen. Die Ausspielung der Augen erfolgt dabei um ein vielfaches vergößert, damit die zusätzliche Youtube-Kompression nicht sonderlich stark in die Bewertung einfließt. Die beste Qualität bekommt man daher beim Betrachten des Videos als 4K Stream - auch auf Displays mit geringerer Auflösung.



Für diesen Vergleich haben wir eine frühere Testreihe der Blackmagic Pocket Camera 4K in ProRES herangezogen. Außerdem noch eine Canon C70, die als ebenfalls schon lange, aber ebenfalls noch verfügbare S35-Kamera eine herausragende Dynamik besitzt. Und - weil sie gerade bei uns besonders viel diskutiert wird - auch noch die Nikon ZR.



Vorhang auf:






Die Ergebnisse zwischen den RAW-Dialekten in der Dynamik waren so ähnlich, dass wir für diesen Vergleich noch auf eine zweite, ältere Messreihe in ProRES zurückgegriffen haben, damit es visuell nicht so langweilig wird. Dabei sieht man, dass (wie auch kaum anders zu erwarten) die Codecs keinen signifikanten Einfluss auf die Dynamik der Kamera haben. Allerdings ist zu erwähnen, dass man mit Blackmagic RAW noch die Möglichkeit besitzt, eine Highlight Recovery zu nutzen, was der Kamera je nach Motiv noch etwas Dynamik "schenken" kann. Da dies jedoch die Farben in den Highlights verfälschen kann, lassen wir diesen Trick in unseren Messungen immer außen vor.



Die Nikon ZR landet ungefähr eine Blendenstufe über der BMPCC 4K und die Canon liegt noch einmal ca. eine Blendenstufe über der Nikon. Dafür rauscht keine der anderen Kandidaten im Testfeld so cinematisch wie die Blackmagic.







RAW Einstellungen

Sieht man sich die Verarbeitungsmöglichkeiten unter Resolve an, so bietet Blackmagic RAW (BRAW) deutlich mehr Optionen für die nachträgliche Entwicklung des RAW Materials als ProRes RAW (PRRAW). Unter anderem die bereits erwähnte Highlight Recovery:



Alive and Kicking Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K Sensor-Test - Wiedersehen mit ProRes RAW : PRRAW BRAW Einstellungen


Welche Parameter hier zur Änderung angeboten werden, ist jedoch nicht nur mit dem Format vorgegeben, sondern steht natürlich auch in einem gewissen Rahmen der Applikation selbst frei. Andere Hersteller wie adobe könnten hier sicherlich andere Wege gehen und eventuell sogar eine eigenständige Highlight Recovery für ProRes RAW anbieten.





Datenraten

Der Elefant im ProRes RAW-Raum ist jedoch die Datenrate. In der qualitativ hochwertigsten Einstellung benötigt der Codec rund ein Drittel mehr Datenrate, als die höchsten Qualitätseinstellungen von Blackmagic RAW. Und in der qualitativ niedrigeren Einstellung ohne HQ benötigt ProRES RAW nur ca. 13 Prozent weniger Datenrate als Blackmagic in den höchsten Qualitätseinstellungen. In einer mittleren, gebräuchlichen RAW-Einstellungen (Q3, bzw. 8:1) benötigt Blackmagic RAW dagegen nicht einmal die Hälfte der Datenrate der niedrigsten ProRes RAW Einstellung.





Fazit

Höhere Datenraten mit deutlich verringerten Optionen im RAW Workflow (Sichtwort Highlight Recovery) bei gleicher Dynamik und Bildqualität. Das alleine lässt das Update für ProRes RAW in der BMPCC 4K nicht sonderlich begehrenswert erscheinen. Dass es dennoch Sinn machen kann, zeigt sich an den Grenzen zu Apples Walled Garden. Erhofft man sich Zugang zu ebendiesem, so kann ProRes RAW beispielsweise die Türen zu Final Cut Pro öffnen, denn Blackmagic RAW findet hingegen hier weiterhin keinen Einlass. Die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K bringt sich mit der neuen RAW Option also in erster Linie für neue Käuferschichten ins Spiel, ohne dabei ihre alten Stärken aufzugeben.


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