Wir haben die IBC 2018 erneut genutzt, um bei unseren Interviews vor Ort neues Equipment zu testen. Diesmal haben wir den Atomos Ninja V in unser GH5S basiertes Interview-Rig integriert. Hier unsere ersten Erfahrungen in Sachen: 5“ Screen, neues Menülayout, Akkulaufzeit, Montage-Optionen, u.a.
Tatsächlich haben wir schon eine ganze Weile auf einen 4K-fähigen 5“ Monitorrecorder gewartet. Für kompakte Kameras im DSLR/DSLM Formfaktor die ein 4K Signal ausgeben wie bsp. Panasonic GH4, GH5/GH5S und aktuell Nikon Z6 & Z7, Canon EOS R, Fuji X-T3 u.a. ermöglicht ein 4K-fähiger Monitor-Recorder im 5“ Format, den Gesamt-Formfaktor kompakt zu halten und dennoch eine deutlich bessere Monitoring Funktion zu nutzen - vom 10 Bit 4:2:2 Recording mit robusterem Codec und einem Backup-Recording von Kameras mit nur einem Card-Slot mal ganz abgesehen.
Schön zu sehen, dass Atomos hier mit dem Ninja V (endlich) eine 5“ Option neben den „großen“ 7“ Inferno und Flame Modellen zur Verfügung stellt.
Unsere Review-Unit arbeitete noch mit einer Beta-Firmware – entsprechend haben wir den Ninja V auf der IBC vor allem als Monitor und nicht als Recorder genutzt. Einen ausführlichen Test inkl. 4K 60p 10 Bit Recording-Test folgt, sobald die Ninja V Firmware final ist.
Hier nun unsere Erfahrungen mit dem Atomos Nina V im Verbund mit der Panasonic GH5S:
5“ Display im kompakten DSLM Betrieb
Atomos gibt für den Ninja V Screen, der mit voller HD-Auflösung (1920x1080) arbeitet, 1000 Nit an max. Helligkeit an, was unserer Einschätzung nach gut hinkommt: Der Ninja V ist damit sichtlich heller als der Klappmonitor der GH5S und nicht ganz so hell wie der Atomos Shogun Inferno mit seinem 1.500 Nit Display mit dem wir ihn kurz vergleichen konnten (beide bei max. Helligkeit).
Das Bild des 1000 Nit Displays des Ninja V kommt bei der ersten Betrachtung recht hochwertig rüber. Ausschlaggebend hierfür dürfte vor allem die Kombination aus gut abgestimmter Farbwiedergabe (s.u.) und vergleichsweise „hoher“ Auflösung am verkleinerten Display sein.
Ebenfalls im Vergleich zum großen Bruder Atomos Shogun Inferno fällt auf, dass das Display deutlich weniger spiegelt. Während der Shogun Inferno mit seinem massiven Helligkeitsoutput störende Reflexionen teils „wegleuchten“ kann, punktet der Ninja V hier mit einem sichtbar weniger reflektierenden Display.
Wir haben auch kurz mal das Panasonic GH5S Display mit dem Nina V Display bei direktem Sonnenlicht von hinten verglichen. Der Ninja V bleibt hier mit seiner Kombination aus Größe, max Helligkeit und geringerer Reflexion noch arbeitsfähig (für längeres Arbeiten bei hellem Umgebungslicht bietet Atomos auch einen Clip-On Sun-Shade für den Ninja V an).
Da der Ninja V 4K-Signale an seinem HDMI-Input (HDMI 2.0) akzeptiert, verfügt er auf seinem HD-Display über eine pixelnative 4K-Fokus-Assist Funktion, die wir vor allem während der Aufnahme mit der GH5s zu schätzen gelernt haben (Die Panasonic GH-Modelle bieten i. Ggs. bsp. zu den Sony Alphas keine Fokusvergrösserung während der Aufnahme).
Zusammen mit der recht hochwertigen, integrierten Peaking-Funktion erhält man mit dem Ninja V eine Fokuskontrolle, die deutlich über die On-Board Mittel der GH5S hinausreicht. Die Empfindlichkeit des Peakings lässt sich in 3 Stufen einstellen und löst sehr gut auf.
Ziemlich angetan waren wir auch von der Farbdarstellung des NinjaV- zumindest bei unserem kurzen „Praxistest“ mit der GH5S. Das Ninja V Display gibt Farben 1:1 zum Panasonic Display wieder. Klasse zu sehen, dass man hier die Monitor-Farbmatrix nicht umstellen oder nachkorrigieren muss.
Wir haben den Ninja V teilweise Nonstop mit unseren 5200 mAh Sony NP-F Akkus laufen lassen. Dabei generiert der kompakte Ninja V einiges an Wärme auf der Rückseite. Für Kühlung sorgt ein aktiver Lüfter, den wir auch mal kurz mit dem des Atomos Shogun Inferno in Sachen Lautstärke verglichen haben: Und hier ist der Ninja V Lüfter hörbar leiser. Ob dies im 4K 60p Aufnahme-Betrieb auch so bleibt, werden wir uns beim Test mit finaler Firmware nochmal genauer anschauen. Soweit so gut.
Neue Menüs
Atomos hat die Menüs des Ninja V im Vergleich zu seinen 7“ Monitor-Recordern deutlich überarbeitet, um auf dem kleineren Display eine ergonomisch sinnvolle Bedienung zu ermöglichen.
Gut gefallen haben uns die via „Swipe-“ bzw.“Wisch-“ Geste navigierbaren Monitor-Funktionen wie Waveform, Vektorskop, False Color, Peaking, Frameguides, Zebra, Vergrösserung etc. Auf einen Blick sind parallel stets 8 Monitor-Funktionen zu sehen und direkt abrufbar.
Einziger Kritikpunkt am 5“ Screen unsererseits ist, dass sich die Reaktivität des Touchscreens vermutlich noch verbessern liesse. Dies gilt jedoch für alle uns bekannten Monitor-Recorder und zwar herstellerübergreifend. Vermutlich darf man hier die Reaktivität von aktuellen Smartphone-Screens nicht als Vergleich hinzuziehen.
Akkulaufzeit
Gewichts- und handlingtechnisch passen unserer Meinung nach am besten die 5200 mAh NP-F-Sony-Akkus zum Ninja. Wer noch mehr Power benötigt, kann natürlich auch die massiveren 7.800 mAh Blöcke nutzen, verschenkt damit aber schon einiges vom kompakten Formfaktor des Ninja V.
Wir haben im Monitor-only Betrieb mit den kompakten 5200er Akkus im Nonstop-Betrieb 2h bei maximaler Helligkeit gestoppt. Im On/Off Interviewbetrieb kamen wir mit 1 bis max. 2 Akkus (5.200 mAh) über einen Drehtag: Ein sehr guter Wert.
Was bei unserem Setup noch einen weiteren Vorteil mit sich brachte: Da das Z96 von F&V als Kopflicht einen festen Platz in unserem Interview-Setup hat, nutzen wir die gleichen Sony NP-F Akkus für den Ninja V wie für das LED-Licht. Das bringt auf Reisen deutliches Einsparpotential i. Ggs. zu anderen Akku-Typen und dazugehöriger, zusätzlicher Ladestation. NP-F Akkus sind sehr weit verbreitet - für uns ein klarer Pluspunkt für Atomos hier.
Gehäuse/Montage
Das Gehäuse des Ninja V besteht aus einem Aluminiumgehäuse mit leicht zurückgesetzten Schnittstellen-Leisten. Wir sind schon gespannt darauf, wie sich das Gehäuse im Langzeitbetrieb schlägt. Die damit einhergehende Gewichtsersparnis ist nachvollziehbar. In unserem kurzen Praxistest hatten wir bislang keine Kratzer oder konstruktive Mängel zu beklagen. Ausführlicher hierzu, nachdem wir mehr Zeit mit dem Ninja V in der Praxis verbracht haben (die Photokina steht gleich als nächste Bewährungsprobe sowie jede Menge kommender Vollformat DSLMs/DSLRs an ...)
Dank der HDMI-Inputs in Standard-Größe sowohl bei der Panasonic GH5S als auch beim Ninja V hatten wir im Messe-Umfeld weder mit unbeabsichtigt gezogenen Steckern noch mit instabilen Verbindungen zu kämpfen und brauchten entsprechend auch keine zusätzliche HDMI-Stecker-Sicherung (Canon, Nikon?).
Atomos hat dem Ninja V (wie seinen anderen Monitor-Recordern) zwei ¼ Zoll Gewinde am Kopf und am Boden spendiert. Der Akku wir auf der Rückseite links montiert. In unserem GH5S Rig machte der Akku jedoch auf der rechten Seite mehr Sinn. Dank Flip-Monitor-Funktion ist dies auch möglich. Hierzu stellt man den Ninja-V auf den Kopf, nutzt das Gewinde im Boden für die Magic-Arm Montage und aktiviert die Flipfunktion für ein korrekt gedrehtes Bild inkl. gedrehter Menüs. Sehr praktisch in diesem Zusammenhang: Der Ninja V merkt sich die Flip-Funktion beim nächsten Anschalten - keine weiteren Eingriffe nötig.
Unsere drehfertige GH5s / Ninja V Kombination inkl.voll bestückten Akkus für Kamera und Monitor, XLR-Adapter, 12-60 Leica Vario Optik, Cage, Griff etc. lag bei 2.5kg. Damit hatten wir ein recht performantes, 10-Bit und XLR-fähiges Recording-Setup am Start, das in Sachen Gewicht/Kompaktheit beim gebotenen Funktionsumfang nur schwer zu schlagen sein dürfte.
Vorläufiges Fazit
Der Ninja V macht im Verbund mit kompakten Kameras/Setups wie der hier genutzten Panasonic GH5S für uns ergonomisch und gewichtstechnisch mehr Sinn als die 7“Alternativen und erleichtert die Kameraarbeit deutlich. Beim hier getesteten Setup stand das Monitoring im Vordergrund und hierbei überzeugte der Ninja V mit einem hochwertigen HD-Bild und guten Monitoring Funktionen. Man spürt beim Ninja V die jahrelange Erfahrung, die Atomos mittlerweile mit entsprechenden Monitorrecordern hat.
4K 10 Bit 60p Aufnahmen im 5“ Formfaktor sind ebenfalls starke Ansagen und die Option, via Click-In-Module in Zukunft weitere Funktionen nachzurüsten - derzeit NDI und Sync (SDI? ProRes Raw?) - bieten interessante Erweiterungsfunktionen und Zukunftssicherheit.
Atomos hat mit dem Ninja V einen kompakten und gut durchdachten 4K 10 Bit Monitorrecorder am Start, der all diejenigen ansprechen dürfte, die 7“ als zu wuchtig im Verbund mit aktuellen DSLMs/DSLRs empfinden oder die einfach eine möglichst mobile Monitor-Recording Lösung suchen.
Mehr zum 5“ Ninja V Monitor-Recorder und einem abschließenden Fazit, sobald wie die finale Firmware und auch die Recording-Funktion haben testen können ...