Die Zeiten ändern sich bekanntlich rasend, jedoch nicht nur zum schlechten. Auf unserem Schreibtisch landete ein Atomos Atomos Connect 2 Video Konverter / Grabber, der "einfach nur" ein HDMI-Signal nach USB wandelt. Vor zehn Jahren zahlte man noch ein kleines Vermögen, um Videodaten digital in den Rechner zu bekommen und heute passt die entsprechende Technologie in einen USB-Stick und kostet weit unter 100 Euro. (Genau genommen beträgt die unverbindliche Preisempfehlung übrigens 82,11 Euro.)
Die einfache Funktionalität eines sogenannten USB-Grabbers war in den Corona Wellen stark gefragt, weshalb der Markt zeitweise komplett ausverkauft war. Haben sich davor in erster Linie Gamer für solche Gadgets interessiert, um ihr Display unkompliziert für Streaming-Plattformen herausspielen zu können, kam mit Corona ein neuer Anwendungsfall für die breite Masse hinzu.
Denn mit einem solchen HDMI/USB Grabber/ VideoConverter kann man jede Kamera mit HDMI-Videoausgang zu einer Webcam machen. Und dabei qualitativ sogar deutlich bessere Ergebnisse erzielen, weil dedizierte Webcams in der Regel nur mit sehr kleinen Sensoren ausgestattet sind die keine hohe Dynamik abliefern können.
Das Atomos Modell verspricht dabei sogar Formate, die für einfache Videokonferenzen etwas überspezifiziert sind (4K mit bis zu 30p sowie (Full)HD mit bis zu 60p). Allerdings gelten die 4K nur als Input-Format, der Stick selbst konvertiert höchstens zu 1080p60. Er spielt also immer maximal in FullHD-Auflösung mit 1920 x 1080 Pixeln aus.
Bedienung
Die Bedienung fällt dabei ziemlich idiotensicher aus: Man verbindet den HDMI-Ausgang einer Kamera (oder eines anderen Gerätes) mit dem Stick, der selbst wiederum am PC/Notebook steckt.
Einen Treiber muss man nicht installieren, da der Stick als UVC-Standard Device (USB Video Class) erkannt wird. Geräte der USB-Videoclass werden in fast allen gängigen Programmen für Videokonferenzen und/oder Streaming (z.B. Skype, MS-Teams, Zoom, Twitch oder Youtube) direkt erkannt. Und das gilt übrigens nicht nur für den PC sondern auch für Macs sowie einige Android Geräte.
Wir haben den Connect Stick am PC genutzt und konnten dabei keine auffälligen Probleme feststellen.
Nachdem in letzter Zeit viele Kamerahersteller dazu übergegangen sind eigene USB-Treiber für ihre Kameras zur Verfügung zu stellen könnte man meinen, dass der Atomos Connect Stick damit für viele potentielle Streaming-Anwender obsolet ist. Das ist jedoch keineswegs der Fall.
Atomos auch mit Audio und Option auf USB-C Strom
Erstens transcodiert der Atomos Stick aus dem HDMI-Signal nicht nur Video sondern auch Audio. Die meisten Kamerahersteller bieten dagegen aktuell per USB einzig das Videosignal, weshalb man für Videokonferenzen oder Streaming noch ein zusätzliches Audio-Signal synchron embedded muss (was oft kein triviales Problem darstellt).
Und zweitens bleibt bei der Atomos Lösung der USB-Port der Kamera frei und kann bei einigen neueren Modellen dazu genutzt werden, die Kamera mit externem Strom zu versorgen. Bei direktem USB-Anschluss an der Kamera muss man dagegen meist zusätzliche Akku-Dummys einsetzen, um die Kamera über ihre typische Akkulaufzeit hinaus als Webcam nutzen zu können.
Latenzen
Bleibt noch als große Frage die Latenz. Und diese Frage ist in diesem Fall nur bedingt zu beantworten, weil sich die Latenzen in diesem Fall addieren. Zum einen verbrät die angeschlossene Kamera bereits einige Frames um ihr Signal HDMI-konform zu wandeln. Und dann benötigt der Atomos Stick selbst natürlich auch noch einmal eine gewisse Zeit um den HDMI-Input wieder in einen USB-Datenstrom zu wandeln (in diesem Fall nach YUV.JPEG). In der Praxis addiert sich dies zur Gesamtlatenz.
Die HDMI-Latenz einer Kamera ist zudem oft abhängig vom eingestellten Videoformat, d.h. es kann sein, dass 4K24p eine bessere Latenz besitzt als 1080p60, aber dies ist von Hersteller zu Hersteller und sogar von Kameramodell zu Kameramodell verschieden. Und nicht zuletzt kommt noch "oben drauf" wie viel ms Latenz sich die genutzte Applikation zur Anzeige des Inputsignals "gönnt.
Kurz gesagt: Wir können euch hier nur vereinzelte Messpunkte angeben, aber keine komplette Analyse. Aus pragmatischen Gründen der Vergleichbarkeit zu anderen Lösungen messen wir die Latenz immer unter der Bildvorschau von Skype.
Die besten Gesamtlatenzen erhielten wir mit einer Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K (ca. 130ms), typische Kameras (z.B. Panasonics GH5s oder die S5) erzielten dagegen Latenzen um die 200ms. Die beiden letzten Kameras erzielen via USB deutlich bessere Ergebnisse und addieren mindestens 70 ms durch eine verzögerte HDMI Latenz auf das Ergebnis.
Fazit
Der Atomos Connect HDMI USB Video Konverter / Grabber ist eine unkomplizierte Lösung, wenn es darum geht seine HDMI-Kamera für Videokonferenzen zu nutzen. Allerdings ist eine Kamera mit schnellem HDMI-Output ratsam, wenn man in Videokonferenzen keine unnötigen Latenzen aufaddieren will. Dass embedded Audio unterstützt wird und man den USB-C-Port an der Kamera für eine potentielle Stromversorgung frei halten kann, verschafft dem Atomos Stick in vielen Fällen einen Vorteil, den reine USB-Software Lösungen der Kamerahersteller meist (noch?) nicht bieten können.