Ratgeber HDV-Workflow für Low-Budget Filmproduktion Teil 1

HDV-Workflow für Low-Budget Filmproduktion Teil 1

In dieser Artikelserie möchten wir euch ein paar Anregungen (auch zur regen Diskussion) präsentieren, wie man aus HDV das meiste für eine Filmproduktion herausholen kann. Im ersten Teil der Serie geht es um eine Idee, dem Interlaced Format 1080i25 eine positive Seite abzugewinnen, indem man es als 540p50 interpretiert.

// 10:14 Di, 26. Sep 2006von

Wer HDV zur Independent-Film-Produktion einsetzen will, ist mit mehreren Problemen konfrontiert. Eines davon trifft man bereits bei der Formatwahl. Günstige HDV-Kameras werden momentan nur von Sony und Canon hergestellt. Doch leider kauft man mit diesen (zumindest bei Erscheinen dieses Artikels) auch zwangsweise eine Interlaced-Kamera. Erst ab ca. 5.000 Euro bekommt man auch Kameras mit progressiver Aufzeichnung, jedoch sind diese nicht unbedingt besser zur Produktion geeignet.






Progressive = 720P25

Denn bezahlbare progressive Kameras zeichnen nur so genanntes 720p Material auf. Dieses besteht laut HDV1-Norm aus 1280 x 720 Pixeln. In der Praxis gibt es auch nur Modi mit 24 oder 25 Vollbildern (720p25 oder 720p24). Auch echte Filmkameras zeichnen nur mit 24 Bildern/s auf, wodurch viele Anwender meinen, dies käme dem sogenannten Filmlook zugute. Ohne diese Diskussion hier führen zu wollen, seien nur zwei Dinge angemerkt: Bewegungen wirken durch 24/25 Bilder immer ruckelig und entsprechend viel Erfahrung muss bei der Motiv- und Szenengestaltung vorhanden sein, um diesen Effekt nicht in der Vordergrund treten zu lassen.



Um flüssige Bewegungsabläufe ohne viel Gehirnschmalz zu erreichen sind 50 Vollbilder definitiv erstrebenswerter, zumal man später ja immer noch – zwecks Filmlook- auf 25 Bilder/s herunterkonvertieren kann. Doch 50p-Kameras sind momentan noch unbezahlbar.






Der kleine Unterschied

Schauen wir nun daher noch einmal genau auf den Unterschied zwischen 720p25 (HDV1) und 1080i50 (Sonys HDV2-Interlaced-Format):



Ein Vollbild von HDV1 besitzt 1280 x 720 Pixel = 921.600 Pixel


Ein Halbbild von HDV2 besitzt 1440 x 540 Pixel = 777.600 Pixel



Auf dem Papier ist die Bildauflösung von einem HDV1-Vollbild also nur ca. 18 Prozent größer als die Bildauflösung eines HDV2-Halbbilds. Lässt man einmal Datenraten und Kompressionsmethoden außer acht, könnte man eine 1080i25 Kamera unter diesem Aspekt auch als Vollbild-Kamera mit 1440 x 540 Pixeln betrachten, dafür aber mit 50p!!!


Nun gut, ich bin sicherlich nicht der erste, der diese Sicht der HDV-Dinge vertritt und ich möchte auch an dieser Stelle nicht alle 720p-Gläubigen gegen mich aufbringen. Doch immerhin wirkt unter diesem Aspekt das HDV2-Format doch zumindest deutlich interessanter, oder?



Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich gerne die etwas geringere Auflösung gegen echte 50p eintausche. Stellt sich nur die Frage, wie man das HDV2-Material in der Praxis behandeln muss, um in den Genuss der 50p-Variante zu kommen.





Die Theorie

Als Gedankenspiel möchte ich folgende Vorgehensweise vorschlagen:



1.Man splitte die 1080i50 in etwas was ich in der Folge gerne 540p50 nennen möchte, also 1440 x 540 Pixel x 50 Vollbilder.


2.In einem nächsten Schritt rechnet man jedes Halbbild mit bikubischer Interpolation (oder mit noch besseren Algorithmen) auf 1080 Zeilen hoch und speichert diese in einem hochqualitativen Zwischen-Codec mit 1080p50.


3.Nun schneidet man seinen Film mit vollen 1080p50.


4.Zum Schluss kann man sich immer noch entscheiden, ob man den Film auf 24/25 FPS herunterrechnet.








Praktische Probleme

Auf den ersten Blick scheint dieses Verfahren sehr einfach und gleichzeitig verlockend. Schließlich kommt man hierbei sogar um aufwändiges Deinterlacing herum. Jedoch sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Ein 50p-Videostrom mit HDV2-Auflösung, am besten noch niedrig komprimiert in einem Zwischencodec überfordert beim Schnitt (und auch beim Abspielen) fast jeden aktuellen PC.



Außerdem ist unsere Lösung nicht sonderlich elegant: Denn die Hälfte der gespeicherten Daten sind interpolierte Daten, die man auch viel später dem Film hinzufügen könnte, und die im frühen Produktionsprozess nur unnötig Speicherplatz und Rechenleistung fressen. Also müsste eine Alternative her. Und die könnte so aussehen, dass ein Schnittprogramm (z.B. durch entsprechende Presets) die HDV2-Videoclips als 540p50 interpretiert und beim Schnitt entsprechend skaliert und ausgibt. Dies wäre sicherlich eine passable Zwischenlösung bis bezahlbare 1080p50-Kameras auf dem Markt sind. Allerdings muss man sich diese Einstellungen selber erkämpfen, was oftmals alles andere als trivial ist. Schon die Einstellung des entsprechenden Pixel-Seitenverhältnis gelingt z.B. in Premiere nicht.



 Ziemlich traurig - In Premiere lässt sich nicht einmal ein freies Pixel-Seitenverhältnis eingeben. Die vorgegebenen Presets reichen für 540p50 nicht aus.
Ziemlich traurig - In Premiere lässt sich nicht einmal ein freies Pixel-Seitenverhältnis eingeben. Die vorgegebenen Presets reichen für 540p50 nicht aus.


In Sonys Vegas ist diese Eingabe dagegen möglich, dafür ist bei der Arbeit mit komprimierten Videos nicht an ein flüssiges Arbeiten zu denken. Auch eine richtig skalierte Ausgabe an einem zweiten angeschlossenen Vorschau- (Computer-) Monitor bereitet Kopfzerbrechen. Wir tüfteln jedoch bereits an diversen Lösungen, die wir -falls alles so klappt wie gedacht- dann auch an dieser Stelle vorstellen werden. Auch über entsprechende Diskussionsbeiträge würden wir uns dementsprechend freuen.


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