wie der Titel schon sagt, frage ich mich, warum eine Consumerkamera mit einem kleinen Chip eine größere Schärfentiefe hat, als ein Profigerät mit 3 größeren Chips! ;-)
Meine Theorie widerspricht dem nämlich: Je größer der Chip, desto kleiner ist bei "gleichem Bild" die Brennweite. Bsp. was ich meine: Das, was bei einem 18mm-Film weitwinklig 50mm Brennweite ist, ist bei einem 35mm Film schon ein Teil im Zoom (Tele).
Das Zweite, was mir klar ist: Dass die Schärfentiefe je weiter man im Telebereich ist (größere Brennweite), immer geringer wird. Als Beispeil wieder: Möchte ich den Hintergrund unscharf haben, hab ich die Möglichkeit zu zoomen.(natürlich muss das Objekt weiter weg und der Hintergrund ist kleiner, aber das soll nur ein Beispiel sein!)
Wenn also bei zunehmender Brennweite die Schärfentiefe abnimmt, und ein kleiner Chip eine größere Brennweite hat, müsste es nach meiner Theorie umgekehrt sein: Je kleiner der Chip, desto kleiner die Brennweite!Was ja falsch ist!!
Vielleicht liegt der Denkfehler darin, dass es um die Brennweitenerhöhung geht: Wird die Brennweite verdoppelt, so wird die Schärfentiefe geringer (als Beispiel).
Das mit Film eine geringere Schärfentiefe möglich ist, als mit einem kleinen Consumergerät mit 1 Chip, ist mir klar!
Kann mir jemand vielleicht mit leicht phsyikalischen Hintergrund anhand einer Fotolinse erklären, wieso es so ist? Bzw. wieso ich bei Film eine geringere Schärfentiefe hinbekomme als bei einem kleinen Chip?
Oder wieso schon bei offener Blende die Schärfentiefe geringer wird?
Viele, liebe aber auch verzweifelte Grüße ;-)
Constantin
Antwort von Bernd E.:
was ich meine: Das, was bei einem 18mm-Film weitwinklig 50mm Brennweite ist, ist bei einem 35mm Film schon ein Teil im Zoom (Tele)
Wenn ich das richtig interpretiere, was du meinst, dann ist es in Wirklichkeit genau andersrum: Ein 50mm-Objektiv an einer 35mm-Kamera ist weitwinkliger als ein 50mm-Objektiv an einer 16mm-Kamera. Das kannst du dir leicht an Beispielen aus dem Fotobereich ansehen: Bei Kleinbild gilt das 50mm-Objektiv als Normalbrennweite, beim größeren 6x6-Mittelformat ist es ein Weitwinkel, an einer kleinen Pocketkamera wäre es ein starkes Tele.
Gruß Bernd E.
Antwort von Blackeagle123:
Hey Bernd,
bist du dir da ganz sicher? hab heute gehört: "Bei unseren großen 1/2-Zoll 3-Chippern im ZDF sind wir mit einem 50mm Objektiv schon im Telebereich. 18mm ist weitwinklig!" Also doch andersherum!
Viele Grüße
Constantin
Antwort von Bernd E.:
was bei einem 18mm-Film weitwinklig 50mm Brennweite ist, ist bei einem 35mm Film schon ein Teil im Zoom (Tele).Bei unseren großen 1/2-Zoll 3-Chippern im ZDF sind wir mit einem 50mm Objektiv schon im Telebereich. 18mm ist weitwinklig!
Da hast du aber zwei Dinge arg durcheinandergeworfen! Bei deinem ersten Beitrag ging ich davon aus, du vergleichst zwei 50mm-Objektive – einmal an einer "18mm"-Kamera (was ich in Ermangelung einer solchen als 16mm gedeutet habe) und einmal an einer 35mm-Kamera. Dein ZDF-Zitat bezieht sich auf etwas ganz anderes: Bei jeder Kamera ist die kürzere Brennweite (hier 18mm) weitwinkliger als die lange (hier 50mm). Nur hat das an sich überhaupt nichts mit der Schärfentiefe zu tun...
Gruß Bernd E.
Antwort von Blackeagle123:
Ja, aber bei einem 50mm Festbrennweite Objektiv habe ich bei meiner analogen Spiegelreflexkamera einen weitwinkligen Ausschnitt. Bei dieser ZDF-Kamera allerdings nicht!
Bei 18mm ist 50mm Brennweite weitwinklig, bei 35mm ist 50mm Brennweite schon leichtes Tele.
stimmt das so?
Viele Grüße
Constantin
Antwort von Blackeagle123:
Hallo nochmal,
vielleicht hilft es, etwas weiter vorne anzufangen: Es wäre total nett, wenn mir jemand physikalisch mit einer Linse so bissche erklären könnte, was wie und weshalb Einfluss auf Schärfentiefe nimmt und weshalb bei kleinem Chip große Schärfentiefe, bei großem Chip oder Film geringe Schärfentiefe erreicht wird!
Viele Grüße
Constantin
Antwort von Schleichmichel:
Hallo, Constantin!
Das hier wird helfen. Bei allen anderen Fragen ist das Internet eine weit ausführlichere Hilfe.
Antwort von Bernd E.:
bei einem 50mm Festbrennweite Objektiv habe ich bei meiner analogen Spiegelreflexkamera einen weitwinkligen Ausschnitt. Bei dieser ZDF-Kamera allerdings nicht!
Da kommen wir der Sache schon näher! Ein Objektiv von 50mm Brennweite gibt an einer Kleinbild-Spiegelreflex einen Bildeindruck wieder, wie ihn ungefähr auch das Auge sieht. Nach der Definition gilt diese Brennweite hier als Normalbrennweite zwischen Weitwinkel und Tele. Wobei die Normalbrennweite immer (jedenfalls auf ein paar Millimeter hin oder her) der Diagonalen des Aufnahmeformats entspricht – egal ob Silberfilm oder Digitalsensor.
Damit ist nun auch klar, dass ein Objektiv von ebenfalls 50mm Brennweite an einer 1/2-Zoll-Videokamera einem Teleobjektiv entspricht, weil das Aufnahmeformat wesentlich kleiner ist als bei einer KB-Reflex. Die Normalbrennweite wäre hier gerade einmal rund 10mm Brennweite - und erst alles darunter gilt dann als Weitwinkel. Eine 18mm-Einstellung an deiner ZDF-Kamera ist also streng genommen immer noch ein Tele, wenn auch ein deutlich schwächeres als das 50mm auf der gleichen Kamera. Typische Brennweitenbereiche bei Zooms für das 1/2-Zoll-Format bewegen sich übrigens (über den Daumen gepeilt) im Bereich von 5 bis 90mm.
Gruß Bernd E.
Antwort von Blackeagle123:
Hallo,
vielen Dank für die Informationen. Bis hierhin macht alles noch Sinn: Je kleiner der Chip, desto kleiner die "Normalbrennweite"!
Aber: Wieso ist es so, dass ich bei einem kleineren Chip nicht die geringe Schärfentiefe bekomme, die ich bei einem großen Chip oder Film bekomme?
Viele Grüße
Constantin
Antwort von Bernd E.:
Wieso ist es so, dass ich bei einem kleineren Chip nicht die geringe Schärfentiefe bekomme, die ich bei einem großen Chip oder Film bekomme?
Das ergibt sich zwangsläufig aus dem oben Gesagten. Lassen wir dabei mal die anderen Faktoren, die sich auf die Schärfentiefe auswirken (wie Blende und Entfernung) außer acht, damit das Ganze nicht zu kompliziert wird. Dann ist es einfach gesagt so, dass ein kurzbrennweitiges Objektiv eine größere Schärfentiefe hat als ein langbrennweitiges.
Wenn du nun mit den beiden Kameras von oben den jeweils gleichen Bildausschnitt aufnehmen willst, dann wählst du entsprechende Optiken - bleiben wir für das Beispiel bei der Normalbrennweite. Dieses Objektiv hat bei der 1/2-Zoll-Videokamera bekanntlich 10mm Brennweite, das Gegenstück an der Kleinbildkamera aber 50mm! Und da wir gerade festgestellt haben, dass eine kurzbrennweitige Optik eine größere Schärfentiefe liefert, ist jetzt auch klar, warum – wieder vereinfacht gesagt – die Schärfentiefe zunimmt, je kleiner das Aufnahmeformat ist.
Gruß Bernd E.
Antwort von HeikoS:
Unter folgendem Link findest du die entsprechenden Formeln und Erklärungen zu deiner Frage.
das würde doch bedeuten, dass ich mit einer Consumerkamera, die einen wesentlich kleineren Chip hat, Bilder bekomme, die von der Schärfentiefe deutlich geringer sind! Stimmt so aber nicht. Mit der 1/2 Zoll Chip Kamera vom ZDf bekommt man den Hintergrund deutlich unschärfer...
-Warum?
Viele Grüße
Constantin
Antwort von HeikoS:
Ich zitiere aus dem pdf:
"Aus dieser Formel lassen sich für die
Schärfentiefe einige wichtige
Erkenntnisse herleiten:
• Die Schärfentiefe nimmt bei
langen Brennweiten stark ab,
weil die Brennweite im Quadrat
im Nenner steht und bei großen
Nennern der Bruch klein wird.
Bei sonst gleich bleibenden
Parametern wächst der Nenner
mit zunehmender Brennweite
stärker als der Zähler. Umgekehrt
gilt: Je kürzer die Brennweite,
desto größer ist die Schärfentiefe."
Ergo: je kleiner der Chip, umso kleiner die Brennweite (in Bezug auf den selben Bildausschnitt) und umso GRÖSSER die Schärfentiefe.
Antwort von Bernd E.:
das würde doch bedeuten, dass ich mit einer Consumerkamera, die einen wesentlich kleineren Chip hat, Bilder bekomme, die von der Schärfentiefe deutlich geringer sind! Stimmt so aber nicht.
Klar stimmt das nicht, weil in diesem Vergleich die Halbzoll-Kamera die längere Brennweite (=geringere Schärfentiefe) hat. Eine Consumerkamera mit vielleicht nur 1/6-Zoll-Sensor braucht ja eine deutlich kürzere Brennweite für den gleichen Bildausschnitt und erzeugt damit eine größere Schärfentiefe.
Gruß Bernd E.
Antwort von HeikoS:
Um den Zusammenhang von Brennweite und Chipgröße nochmal klarzumachen:
Der Optik ist es erstmal egal, wie groß das Bildfenster (Chipfläche) ist. Nur wirst du bei fester Brennweite x auch eine feste Größe y des abgebildeten Gegenstandes erhalten. Jetzt stell dir den Aufnahmechip einfach als Rahmen vor, der logischerweise alles ausserhalb des Rahmens abschneiden wird. Alles ausserhalb des Rahmens wird nicht aufgenommen. Jetzt ist es leicht vorstellbar, was passiert, wenn ich den Rahmen verkleinere: Richtig, der Bildausschnitt wird kleiner. Und das hat zur Folge, dass das Bild auf dem Fernseher (denn die Bildschirmdiagonale bleibt ja immer gleich!) GRÖSSER wird.
Folge: Um den GLEICHEN Bildausschnitt zu erhalten, musst du bei einem KLEINEREN Aufnahmechip eine KÜRZERE Brennweite benutzen, denn je kürzer die Brennweite, umso kleiner wird y.
Antwort von Blackeagle123:
Hallo,
ich kam heute in Bus & Bahn auf dem Weg zu ZDF dazu, mir alles genau durchzulesen. Ich find es wirklich super beschrieben! Herzlichen Dank dafür. Apropos: Ich durfte es nicht mehr mit heim nehmen, weil die im ZDF genauso begeistert waren ;-)
Viele, liebe Grüße
Constantin
Antwort von digitalCat:
Hallo,
ich kam heute in Bus & Bahn auf dem Weg zu ZDF dazu, mir alles genau durchzulesen. Ich find es wirklich super beschrieben! Herzlichen Dank dafür. Apropos: Ich durfte es nicht mehr mit heim nehmen, weil die im ZDF genauso begeistert waren ;-)
Viele, liebe Grüße
Constantin
Ich frage mal ganz vorsichtig: Wer im ZDF war begeistert? Die juristische Abteilung / Fensterputztruppe / Intendanten / Schlagersternchen / Komparsen oder sonstige Techniklaien?
Eine derartige Naivität -was optische Grundlagen anbelangt- ist für mich unvorstellbar bei Leuten, die professionell mit Kameras zu tun haben.
Kopfschüttelnd Hans-Dieter
Antwort von Markus:
@ Hans-Dieter: Constantin ist kein Newbie mehr, auch wenn manche Fragen diesen Eindruck erwecken mögen... ;-)