Bildeindruck
Die geringe Objektivabstand bei allen Modellen sorgt für eine gewisse Papierschnitt-Anmutung gegenüber professionellen 3D-Rig-Aufnahmen. Geübte Augen sehen schnell, dass hier die Tiefe vor allem durch die digitale Verschiebung der Aufnahmen entsteht. Dies funktioniert für das menschliche Gehirn dennoch grundsätzlich ganz gut, auch wenn Objekte dadurch etwas flächiger wirken, weil die einzelnen Objekte eben „weniger seitlich“ aufgenommen und die frontalen Objekt-Ansichten für beide Bildkanäle dadurch sehr ähnlich sind. Der Trick funktioniert jedoch nicht mehr, sobald sich gleichzeitig Objekte sehr nahe und weiter entfernt vor dem Objektiv versammeln. Diese sind dann im Bildversatz so stark auseinandergedriftet, dass das Hirn kein Gesamtbild mehr aus beiden Eindrücken errechnet. Dies bemängelt dann auch umgehend die Automatik. Filmt man beispielsweise aus einem Fenster, so stoppt die Automatik, sobald am Rande auch der Fensterrahmen ins Bild kommt. Eben aus genau dem angeführten Grund. Und das ist ja auch im Sinne einer guten stereoskopischen Bildkomposition.
Analysiert man das Material der beiden FullHD-Kameras im 2D-Modus, so fallen gelegentliche, leichte Artefakte auf, die im 2D-Modus nicht vorhanden sind. Bei echter 3D-Ansicht sind diese jedoch nicht mehr erkennbar. Eine Erklärung: Das Gehirn interpoliert offensichtlich Bildfehler, die nicht parallel in beiden Bildkanälen vorhanden sind. Einen ähnlichen Effekt gibt es ja auch bei der Schärfe. Der subjektive 3D-Eindruck der Aufnahmen ist jedenfalls erstaunlich gut. Gerade im direkten Vergleich mit der Panasonic sehen auch ungeübte Augen den Schärfezugewinn der JVC und der Sony deutlich. Bei gutem Licht schenken sich JVC und Sony dabei in der Schärfe wenig. Die Farben der JVC sind allerdings für unseren Geschmack etwas zu knallig, die Sony gefällt uns hier mit ihrer neutraleren Einstellung besser. Außerdem gelang dem Weißabgleich der JVC in unserem Low-Light Testaufbau keine neutrale Einstellung.
Bearbeitung
Am wenigsten Sorgen bereiten die SidebySide-Formate von JVC und Panasonic. Denn diese Form des 3D-Schnitts beherrschen schon viele Schnittprogramme. Jedoch wird hierbei prinzipbedingt die Auflösung halbiert (JVC) bzw. geviertelt (Panasonic).
Die Aufzeichnung in MVC ist dagegen sehr zeitgemäß, bzw. seiner Zeit sogar etwas voraus, denn momentan können nur Sonys Schnittprogramme dieses Format lesen, bzw. bearbeiten. Dabei werden zwei Ströme in einen MTS- bzw. MP4 Container geschrieben, wobei der der Strom des linken Auges mit hoher Bitrate aufgezeichnet wird und der des rechten Auges mit geringerer Bitrate dazugepackt wird. Schnittprogramme die dieses MVC 3D noch nicht (er)kennen, sehen nur einen 2D Strom des linken Auges und können diesse als 2D-Files importieren. Bei beim taufrischen Vegas 10.0d landen dagegen tatsächlich die (nicht normgerechten) Sony AVCHD/MVC-Files als 3D-Clips in der Timeline. Das anschließende Editing kann dann direkt in 3D erfolgen. Auch die neuen, integrierten 3D-Effekte lassen sich direkt auf die Clips anwenden und die Preview ist ebenfalls in diversen Formaten möglich. Bei den JVC-Files, die ja eigentlich der spezifizierten BluRay-Norm entsprechen, klappte das jedoch nicht. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...
Wer JVC-Files mit Sony Vegas schneiden will, muss also mit der TD1 in AVCHD als SidebySide aufnehmen, was die Auflösung dummerweise halbiert. Andere Softwarepakete, die MVC direkt unterstützen sind uns noch nicht bekannt. Hier muss wohl noch etwas Zeit vergehen, bis die Software-Hersteller in die Gänge kommen (sofern sie denn überhaupt wollen). Es ist jedoch abzusehen, dass andere Schnittprogramme mittelfristig beide MVC-Dialekte unterstützen werden.