Test Blackmagic Design Pocket Cinema Camera Handling, Praxis & Fazit

Blackmagic Design Pocket Cinema Camera Handling, Praxis & Fazit

Furioser hätte der Einstand der Blackmagic Design Cinema Camera nicht sein können: Einserseits Traum-Messergebnisse bei Auflösung und Moiréverhalten und andererseits Probleme mit Sensorblooming bei hellen Reflexionen. Doch wie verhält sich die Blackmagic Design Pocket Cinema Camera in der Praxis und was für Bilder produziert dieser Kampfzwerg bei Außenaufnahmen und wie lautet unser abschließendes Fazit?

// 12:10 Di, 3. Sep 2013von

Furioser hätte der Einstand der Blackmagic Design Cinema Camera nicht sein können: Einserseits Traum-Messergebnisse bei Auflösung und Moiréverhalten und andererseits Probleme mit Sensorblooming bei hellen Reflexionen. Doch wie verhält sich die Blackmagic Design Pocket Cinema Camera in der Praxis und was für Bilder produziert dieser Kampfzwerg bei Außenaufnahmen und wie lautet unser abschließendes Fazit?



Blackmagic Design Pocket Cinema Camera
Blackmagic Design Pocket Cinema Camera


Man kann es einfach nicht oft genug wiederholen: Super 16 Sensor, 10 Bit ProRes, Cine-Log, demnächst RAW, Wechseloptik, nahezu Moiré-frei und das Ganze in einem Gehäuse von der Größe eines iPhones unter 1.000,- Dollar. Blackmagic zeigt mit der Pocket Cinema Camera, was möglich ist und worauf wir schon lange gewartet haben: Eine kompakte Wechseloptik-Kamera mit großem Sensor und einem nur leicht komprimierendem Codec zu einem mehr als erschwinglichen Preis.



Während die etablierte Konkurrenz nur dann zu genau kalkulierten Zugeständnissen bereit zu sein scheint, wenn andere mit tatsächlich bemerkenswert neuen Funktionen auftrumpfen, begibt sich Blackmagic Design in genau jene Rolle des produktiven Herausforderes. Das gefällt uns sehr gut und allein dafür gebührt Blackmagic Design unser voller Respekt.





Handling

Beim ersten In die Hand Nehmen der Pocket Cam fällt ihre überraschend robuste Verarbeitung gepaart mit einem angenehmen Gewicht auf. Kein Plastik Leichtgewicht sondern ein Solidität ausstrahlendes Gehäuse. Für das angenehme Handgewicht dürfte der umlaufenden Metalrahmen sowie der massive, ebenfalls in Metal ausgeführte M43 Objektivanschluss verantwortlich zeichnen.



Die Handausformung für die rechte Hand, mit der das Hauptgewicht der Kamera gehalten wird, ist auch für grössere Hände ergonomisch sinnvoll entworfen und mit dem Daumen lassen sich ohne allzu große Verrenkungen die wichtigsten, alle auf der rechten hinteren Gehäuseseite befindlichen Tasten bedienen.



 BMD Pocket Cinema Camera mit Super 16 Sensor CMOS Sensor
BMD Pocket Cinema Camera mit Super 16 Sensor CMOS Sensor


Die Blackmagic Design Cinema Pocket Camera verfügt über zwei in den Metallrahmen eingelassene Schraubgewinde, dessen untere für die Montage auf ein Stativ und die obere für Zubehör vorgesehen ist. Bei der Platzierung des unteren Gewindes hat Blackmagic Design insofern gut mitgedacht, als sie leicht nach links versetzt wurde und somit bei montierter Stativplatte (bei unserem Test eine Sachtler Touch & Go = 62 x 45 mm) ein Batterie- oder Kartenwechsel problemlos (auch auf dem Stativ) möglich ist.



Blackmagic Design hat uns für diesen Test das sehr gute Panasonic Lumix G X Vario 2,8/12-35 mm ASPH. Power O.I.S beigelegt, das vom Objektivdurchmesser allerdings minimal über den Kameraboden hinausragt. Bei Stativköpfen mit planer Fläche lässt sich so der Zoomring der Optik nicht korrekt bedienen. Abhilfe schafft ein Distanzstück zwischen Kameraboden und Stativplatte – das sollte man bei der Bedienung der BMD Pocket Cam im Hinterkopf behalten.





Die rückseitige Bedienung der BMD Pocket Cinema Camera ist angenehm einfach gehalten und erfolgt über die Schalter Iris, Focus, Menue, On/Off sowie ein Tastenkreuz für die Menünavigation sowie die Blendensteuerung (Up/Down). Ein Klick auf „Iris“ schließt die Blende automatisch, ein Klick auf „Fokus“ aktiviert einmalig den Autofokus, ein Doppelklick auf Focus aktiviert grünes Peaking, ein Doppelklick auf die mittige OK Taste des Tastenkreuzes aktiviert die Suchervergösserung, die sich leider jedoch nicht verschieben lässt, sondern stets mittig vergrössert.



Die Kombination aus farbigem Peaking und Suchervergrösserung empfanden wir für manuelles Scharfstellen als befriedigend, zumal das Peaking recht sensibel reagiert. Mit einem weiteren Klick auf die OK Taste kehrt man in die Gesamtansicht zurück.



Die Menüscreens der BMD PCC gruppieren sich in vier Hauptmenüs, die sich wie folgt strukturieren:



Camera Settings
Camera Settings


Audio Settings
Audio Settings


Recorder Settings
Recorder Settings


Display Settings
Display Settings




Wer Projektnamen für seine Clips inkl. Reel, Scene, Shot, Take und Angle Angaben dokumentiert wissen möchte, klickt einmal auf die OK Taste und gelangt so in das Metadatenmenue.



Das alles funktioniert recht gut, doch ein Paar weitere Tastatur-Shortcuts haben uns dennoch bei der Bedienung gefehlt: Weder lassen sich ASAs noch Verschlußwinkel einstellen, ohne das entsprechende Menü aufzurufen. Da diese Parameter für die Belichtung jedoch nicht unwesentlich sind, hätten wir uns hier einen schnelleren Zugang gewünscht. Dies sollte sich jedoch mit einem Firmwareupdate relativ einfach realisieren lassen. Auch die Aussteuerung des Audiosignals kann nur über das Aufrufen des Menüs erfolgen – auch hier hätten wir uns eine externe Tastenlösung gewünscht.



Letzteres ist jedoch eher verschmerzbar, da der Ton der Pocket Camera in den meisten Fällen extern aufgenommen und gepegelt werden dürfte. Und da wir gerade beim Wunschkonzert für zukünftige Firmware-Updates sind: Eine Restanzeige des verfügbaren Kartenplatzes und die Möglichkeit, die SD Karten in der Kamera zu formatieren stehen ebenfalls weit oben auf unserer Liste.



Das Bild der Blackmagic Design Pocket Cinema Camera lässt sich, wie man den Menüs entnehmen kann, nicht weiter einstellen - sieht man einmal von der Kelvineingabe für die Farbtemperatur und die Unterscheidung zwischen „ProRes Film“ und „Video“ ab: Keine Farbmatrix, kein Gamma, kein Kontrast, kein Black Knee etc. Da Blackmagic Design ein RAW-Update für die Pocket Cinema Camera angekündigt hat, lässt sich das Fehlen von entsprechenden Bildparametern verschmerzen – auch bieten die 10 Bit ProRes eine Menge Spielraum in der Postproduktion. Cool wären trotzdem eigene, ladbare Profile für schnelle Setups gewesen.



Das Display der Blackmagic Design Cinema Camera bietet mit seinen 3.5" eine stattliche Fläche – auch wenn die Auflösung mit 800 x 480 Pixeln nicht an die Auflösung aktueller Video-DSLR heranreicht. Immerhin arbeitet das Display der Pocket Camera mit der gleichen Auflösung wie das der BMD Cinema Camera. Das matt gehaltene Display empfanden wir bei hellem Umgebungslicht bei Außenaufnahmen (Sonnenlicht) als recht schwer ablesbar.



Auf der Oberseite der Kamera befinden sich neben dem zweiten Gewinde die für die Videopreview nötigen Tasten (Start / Stop, nächster Clip, vorheriger Clip).



 BMD Pocket Camera Schnittstellen
BMD Pocket Camera Schnittstellen


An der linken Außenseite befinden sich die Schnittstellen der Pocket Camera, zu denen Remote, Micro HDMI-Out, zwei 3,5mm Miniklinken für Kopfhörer und externes Mikro sowie der Stromanschluss zählen. Über letzteren wird die wechselbare EN-EL20 Batterie (baugleich mit Nikon J1 Batterien) geladen.



Das Thema Batterie und Ladung ist bei der Pocket Cinema Camera etwas zwiespältig. Einerseits begrüssen wir die Möglichkeit, die ziemlich günstigen Nikon Batterien an der Pocket Cinema Camera nutzen zu können, andererseits kamen wir mit einer Batterieladung kaum eine Stunde weit. Entweder besorgt man sich also jede Menge Extra-Akkus oder eine externe leistungsstärkere Akku-Lösung. Beides muss, ebenso wie eine entsprechende Mikrofonierung zum Preis der Pocket Cinema Camera hinzugerechnet werden. Ebenso wie entsprechende Optiken die mit dem Crop von einem knappem Faktor 3 (auf FF gerechnet) zurechtkommen - womit wir beim Sensor der Blackmagic Design Pocket Cinema Camera angekommen wären.



Der 12.52mm x 7.41mm CMOS Sensor der BMD PCC produziert erstaunlich viel Wärme im Betrieb. Hierzu trägt die passive Kühlung der BMD PCC bei, die vermutlich den umlaufenden Metallrahmen als Wärmeleiter nutzt. Trotz der recht hohen Temperaturen lief die Kamera jedoch in ihrer Aufnahmefunktion bei unseren Tests völlig stabil – das passive Wärmemanagment funktioniert also gut. Positiver Nebeneffekt der passiven Wärmeabfuhr ist das völlige Fehlen von Lüftergeräuschen. Die Pocket Cinema Camera ist ein echter Leisetreter.



Bevor wir zu weiteren Aufnahmen der Pocket Cinema Camera kommen, hier einmal in der Übersicht die unserer Meinung nach wichtigsten PROs und CONTRAs der BMD Pocket Cam:




PRO:



- derzeit günstigste 10 Bit Video-Cam


- 10 Bit ProRes Codec inkl. Filmgamma Modus


- aktiver MFT Mount


- gute Auflösung


- bald RAW


- extrem kompakt


- 10 Bit 4:2:2 HDMI-Out ohne Overlays


- Farbiges Peaking




CONTRA:



- Cropfaktor 2.88


- Stärke des Peakings nicht einstellbar




- Ausschnittvergrösserung nicht frei wählbar sondern immer nur mittig


- Keine Restanzeige des Kartenplatzes


- Kein Formatieren in der Kamera möglich


- Kein Histogramm


- Blooming Artefakte bei hellen Lichtern/Reflexen


- kein Steuern des Verschlußwinkels via Tastaturshortcuts (man muss hierfür ins Menü tauchen)


- Audio Pegeln nur via Menü






Das wahre Leben

Über die Blooming Artefakte, die wir in der freien Wildbahn bei der Pocket Cinema Camera vorgefunden haben, wurde bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet – ebenso über die sehr guten Luminanz-Auflösungswerte. Doch wie sehen reale Bilder aus? Die kurze Antwort: Verdammt gut.



Alle Aufnahmen wurden mit einer von BMD gestellten 64 GB Sandisk Extreme Class 10 (45 MB/s) SD Card aufgenommen, die ohne Aussetzer mit ProRes HQ funktionierte sowie dem Lumix G X Vario 2,8/12-35 mm ASPH. Power O.I.S.



Hier unser klassischer Schwenk im maximalem Weitwinkel, mit folgenden Kameraeinstellungen: ProRes Film, f9.5, 45° Verschlusswinkel, ASA 200 und 5600 Kelvin. Bereits hier in Filmlog Modus lässt sich der gute Dynamkumfang der Pocket Cinema Camera erahnen:






Hier nochmal drei feste Kameraeinstellungen im Vergleich. Einmal im ProRes Film Modus aufgenommen:






Einmal von uns schnell farbkorrigiert, was unserer Sicht der Dinge am nächsten kommt und sowohl das Auflösungspotential als auch den Dynamikumfang der BMD Pocket Camera recht gut verdeutlicht. Solche Zeichnung im Himmel sowie in den Schattenbereichen sind mit gewöhnlichem 8 Bit Material kaum möglich:






Und einmal in Davinci mit der REC 709 LUT draufgelegt, (die erfahrungsgemäß recht knallig zu Werke geht):










Fazit

Wir könnten das Fazit zur Blackmagic Design Pocket Cinema Camera recht kurz halten indem wir sagen:



In der Preisklasse unter 1.000 Euro bietet die Pocket Cam das derzeit beste Bild. Punkt.



Doch es gibt Einschränkungen: Das Sensor Blooming Problem bei hellen Reflexionen muss noch in den Griff bekommen werden und der Cropfaktor von 2.88 schränkt die Auswahl an Optiken durchaus ein. Für zentrale Bildparameter muss man in das Menü tauchen – für Situationen in denen man schnell reagieren muss (ASA, Weißabgleich, Tonpegel) ist die Pocket Cam entsprechend nicht erste Wahl. Szenisches Arbeiten kommt der Pocket Camera hingegen stark entgegen und hier stellt sie tatsächlich ein beeindruckendes Kraftpaket dar. Vor allem wenn die RAW-Aufnahme erst einmal zur Verfügung steht.



Derzeit raten wir allerdings noch allen Interessierten abzuwarten, wie sich das „Sensor Blooming“ Thema weiter entwickeln wird. BMD steht unserer Einschätzung nach hier durchaus unter Zeitdruck. Sollte ein DSLR-Hersteller plötzlich eine APS-C Video-DSLR mit RAW-Recording oder einem 10-Bit-Video-Codec auf den Markt bringen, kann es sich schnell „ausgepocket“ haben – derzeit jedoch darf die BMD Pocket Cinema Camera die Krone in der 1.000 Euro Klasse tragen (ausgenommen Sensor Blooming).



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