Das versendet sich...

// Könnte man sagen, daß diffuses Licht die Rettung ist, wenn man ein bewegliches Motiv leuchten muß? Denn das dürfte doch mitunter recht schwer sein, wenn es viel Bewegung im Motiv gibt, das ausgewogen zu beleuchten.



Also das extremste, was es da gibt, ist eigentlich eine Kamerafahrt, wenn sich die Blickrichtung der Kamera verändert. Das allerschwierigste ist natürlich eine Kreisfahrt -- ein Darsteller steht in der Mitte des Raums und drumherum ist eine Schiene gelegt in 360 Grad, und die Kamera fährt immer und immer wieder im Kreis um ihn herum. Da darf logischerweise nie eine Lampe im Bild sein, und trotzdem mußt du das ja leuchten. Da hast du nur eine Chance, wenn du das Licht von oben baust, daß die Kamera immer unter den Scheinwerfern durchschaut, wobei du trotzdem eine natürliche Lichtführung haben mußt, und die Aufhellung. Letztere muß dann leider mitlaufen mit der Kamera. Das muß man so geschickt hinbekommen, daß man keine Lichtveränderung wahrnimmt, und es muß glaubhaft sein.



// Eine ganz schöne Herausforderung...



Da muß man aber auch letztendlich pragmatisch sein, und sich fragen: was sieht denn der Laie überhaupt noch, und was ist nur noch Kameratechnik-Gefutzel. Das heißt dann immer so schön: Das versendet sich. Das mag zwar nicht technisch völlig perfekt sein, aber das perfekt zu lösen steht in keinem Verhältnis zu der Zeit, die man hat, und dem Aufwand, den man betreiben müßte. Da nimmt man das eben billigend in Kauf.



// Was wären Fehler, die man auf keinen Fall machen darf, die sich nicht „versenden“?



Da gibt es zum Beispiel Schatten in Gesichtern, die sehr unschön sein können, die sich aus der Lichtrichtung auch nicht wirklich erklären. Manchmal ist auch einfach zu wenig ausgeleuchtet, wo dann Sachen absaufen und nur noch ein Rauschen fabrizieren. Das ist ja auch manchmal ein Problem: wenn man an einer Stelle kein Licht setzt, ist das dann nicht einfach schwarz, sondern kann sehr störend sein. Wenn ein Gesicht in einer Hälfte schwarz ausläuft und dann im Schwarz landet, das ist nicht so toll.



// Aber das kann doch sehr reizvoll aussehen?



Würde aber noch schöner aussehen, wenn das Gesicht sehr, sehr dunkel wird, aber noch nicht ganz schwarz, und sich dann leicht in der Kontur von einem wirklich schwarzen Hintergrund trennt. Oder es läuft ganz schwarz aus, aber der Hintergrund ist eben nicht schwarz, sondern dunkel-dunkelgrau. Da geht es ja manchmal um diffizilste Zwischentöne, wo man viel Erfahrung haben muß, wenn man nicht gerade digital arbeitet, wo man das ja gleich überprüfen kann. Filmmaterial wird ja unterschiedlich belichtet, je nach Lichtmenge natürlich, aber auch abhängig davon, wo die Lichtmenge auftrifft -- ist das eine weiße Wand, eine schwarze Wand, ein dunkles Braun? Ist das eine Fläche die reflektiert, kann man da noch was mit Reflexen herausarbeiten in der Unschärfe...



// Das ist dann das, was im Endeffekt den Unterschied ausmacht -- wenn man hier die Kontrolle hat, bekommt man ein richtig gutes Bild hin.



Ja, zudem gibt es im Bild ja auch ein Licht-Gleichgewicht. Mit Film läßt sich ein gewisser Kontrastumfang darstellen, und den sollte man auch bedienen, sowohl in den Weißtönen als auch in den Schwarztönen. Das ist ja nicht schön, wenn du in manchen Gesichtsteilen einen Totalreflex hast, der vollkommen weiß ist, außer du drehst irgendwelche Kunstfilme. Und das schwarz sollte schwarz sein, und nicht rauschen.



Licht hat seine eigene Logik / Teil 2: Arbeiten mit Licht : 2light2





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