Die Kosten- / Nutzenfrage...
Bleibt also die Frage, ob sich lohnt, diesen ganzen Aufwand zu betreiben, um ein Projekt in 3D zu realisieren – allerdings nicht in diesem Fall, denn der Film wurde im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten 3D-Forschungsprojektes PRIME realisiert, und war von anfang an als „Showcase“ angelegt. Dadurch hatten die Studenten nicht nur Zugang zu neuester Technik, auch standen dem Regisseur Félix Koch und seinem Team jede Menge fachkundige Hilfe zur Seite, beispielsweise vom Fraunhofer HHI -- beides ohne das Budget zu belasten. Dieses belief sich dadurch nur auf ca. 25.000 Euro anstelle einer höheren Summe im 6-stelligen Bereich. Generell schätzen die Produzenten, daß etwa 25% Mehrkosten bei einem Großprojekt (30-40% bei kleinen Projekten) bei stereoskopischem Produzieren einkalkuliert werden müssten – unter anderem auch, weil das Drehen aufgrund des aufwändigem Einrichten der Kameras länger dauert.

Für uns war es auf jeden Fall sehr interessant, stereoskopische Echtbilder auf großer Leinwand zu sehen, vor allem auch da es sich um recht „natürliche“ Aufnahmen handelt, verglichen mit dem üblichen 3D-Effektkino. Wie oft betont wird, müssen ja bei 3D nicht nur die Filmemacher, sondern auch das Publikum dazulernen, da eine andere Orientierung in den Filmbildern nötig ist; unsere Beobachtungen zum Film sind also gezwungenermaßen subjektiv (und möglichweise konservativ..). So haben uns beispielsweise vor allem jene Einstellungen sehr gut gefallen, die der Leinwand einen Relief-Charakter verleihen (etwas ragt hinaus, anderes hinein) – sie verleihen dem Film ein scheinbar haptisches Moment, das die Gesamtillusion nicht stört. Größere Kamerafahrten dagegen können unserer Meinung nach leicht den Raumeindruck sprengen, wenn sich Dinge plötzlich in Luft auflösen, bevor sie an einem vorbeiziehen konnten. Reine Gewohntheitssache? Gut möglich, die Zeit wird es zeigen... Ebenfalls nicht so ganz leicht ist es mit den langen Brennweiten: wir hatten bei einigen Einstellungen beinahe das Gefühl, eine Rückprojektion zu sehen, so krass erschien uns der Sprung zwischen den vorderen und hinteren Bildebenen.

Während man bei einer Echtbild-Produktion also permanent aufpassen muß, sich im Rahmen einer realistischen Raumdarstellung zu halten (sofern eine solche -- zum Wohle des Betrachters -- angestrebt ist natürlich), damit Abweichungen nicht als Fehler wahrgenommen werden, hat man bei Animationen dagegen freie Hand. Das wird schön sichtbar bei sowohl Vor- als auch Nachspann des Films: hier wirbeln die Objekte und Perspektiven nach Herzenslust durcheinander, was im Vergleich zum zwangsläufig eher statischen Film ziemlich befreit wirkt.
Für uns zumindest lautet das Fazit: 3D kann auch im Realfilm durchaus eine ästhetische Bereicherung sein, denn es lassen sich tatsächlich sehr interessante Filmbilder mit der Stereoskopie produzieren. Wir sind daher gespannt auf weitere Versuche, insbesondere auch auf Experimente, wie sich der neue „Filmraum“ narrativ und kreativ nutzen lassen kann. Dennoch ist es nach wie vor absolut entscheidend, daß auch die anderen Parameter des Produktion stimmen: Drehbuch, Regie, Casting – denn 3D ist ja kein Ersatz für eine gute Geschichte. Obwohl also eine erhebliche, technische Mehrarbeit auf ziemlich unbekanntem Territorium geleistet werden muß, sollte man darauf achten, genug Sorgfalt auch für die übrigen und üblichen Aufgaben bei der Filmproduktion aufzubringen.
Mehr Infos zum Film hier – unter anderem gibt es zahlreiche Interviews mit der Crew sowie ein aufschlussreiches Werkstattgespräch.
Wer sich für 3D interessiert und auch gerne Echtbildaufnahmen sehen möchte, kann übrigens bei Moviac.de „Topper gibt nicht auf“ als Wunschfilm markieren. Finden sich genug interessierte in einer Region, läßt sich möglichweise ein Kinobetreiber überreden, den Film einmal vorzuführen.