Frage von Krull:Liebe Alle,
ich teste gerade Möglichkeiten Videotechnik ad absurdum zu führen. Man könnte das irgendwo in den Bereich der Videokunst einordnen, also etwas mit den Videoformaten machen, das sie beschädigt (wenn ich zurückdenke, hatte man zum Beispiel früher starke Magneten an Fernseher herangeführt, sodass das Bild stark gestört und verzerrt wurde etc.)
Es geht also nicht um das Konvertieren, sondern um die Veränderung der Formate und Codecs durch das Eingreifen in den Algorithmus. Hat das schon mal jemand ausprobiert oder irgendwelche Erfahrungen, Hinweise?
Dankeschöön
Antwort von ennui:
Klar kann man Dateien bewusst beschädigen. Aber beschädigte Dateien funktionieren dann einfach nicht mehr. Was höchstens ganz interessant sein könnte, wäre, die selbe Datei x mal durch einen Encoder zu jagen, bis es nur noch Artefakte sind, oder bei der Enkodierung absurde (sehr niedrige) Werte für Parameter zu wählen. Ich würde mir davon aber hinsichtlich Videokunst nicht allzuviel versprechen, und an den Magneten kommt es auch nicht ran.
Antwort von Alf_300:
gibts nicht von Digieffecs entsprechende Plugins ?
Damage, Delirium ect.
Antwort von ennui:
Aber das wäre ja "Videotechnik benutzen" und nicht "Videotechnik ad absurdum führen".
Antwort von coke:
... oder spiel die Videos doch mal in absurden Bildformaten aus.
Mach mal aus 1920x1080 z.B 6000x345, oder noch extremer...
coke
Antwort von Frank Glencairn:
Adabsurde Idee.
Antwort von kurzfilmwoche:
Schau Dir mal die interaktive Installation Blocknoise an:
http://pixelistik.de/projekte/block-noise/
Das Projekt wurde bei uns vor 2 Jahren aufgebaut und was soll ich sagen: War ein enormer Spaß!
Auf der Projektseite sind auch Theorie und ein Link zu github zu finden.
Antwort von Frank Glencairn:
"Gewisse Bilder werden in diesem Rahmen unmöglich, sie sind nicht mehr fassbar. Die Videoinstallation "Block Noise!" lässt das Regime der Codecs zerfallen und konfrontiert sie in Echtzeit rekursiv mit ihrem codierten Ergebnis."
Bullshitbingo Deluxe.
Antwort von kurzfilmwoche:
nope.
Antwort von carstenkurz:
Was man öfter mal sieht bei allen interframe codecs sind Brüche in den Intra- und Interframeanteilen. Hat jeder schonmal bei gestörten SAT oder DVB-T Verbindungen, beim Senderwechsel, oder bei kaputten Dateien gesehen. Ein Bild wird über Bewegungsvektoren fortgeschrieben, die garnicht zum eigentlichen Bild gehören. Sieht sehr interessant aus. Aber ich wüsste auch nicht, wie man sowas gezielt erzeugen können sollte. Die Codecstrukturen selbst geben das sicher her, aber vermutlich ist es einfacher, das mit einem der zahlreichen Imageprozessoren selber zu schreiben.
- Carsten
Antwort von kurzfilmwoche:
Das war auch in einigen Musikvideos ein netter Effekt. Bei Blocknoise wird das Datamoshing gezielt eingesetzt und durch die zeitlich variabel eingespeiste Rekursion wird das gemoshte Signal als Ausgangsmaterial wieder neu gemosht. Und damit entsteht ein pastellartige Aquarell-Ästhetik.
Das PDF auf der Homepage erläutert genau das vorgehen und die verwendeten Tools.
Antwort von Frank Glencairn:
Das war auch in einigen Musikvideos ein netter Effekt. Bei Blocknoise wird das Datamoshing gezielt eingesetzt und durch die zeitlich variabel eingespeiste Rekursion wird das gemoshte Signal als Ausgangsmaterial wieder neu gemosht. Und damit entsteht ein pastellartige Aquarell-Ästhetik.
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Wenn ich daran denke, daß für sowas meine Steuern verwendet werden, stehen mir die Haare zu Berge.
Antwort von kundesbanzler:
Wenn ich daran denke, daß für sowas meine Steuern verwendet werden, stehen mir die Haare zu Berge.
Ist das für dich entartete Kunst?
Antwort von Frank Glencairn:
Das ist in meinen Augen überhaupt keine Kunst, sondern eine relativ uninspirierte technische Spielerei auf einem - eher bescheiden - technischen Level, mit einer lausigen Begründung für das Ganze. Klassische "Medienwissenschaft" eben.
Das ganze ist ja auch nicht an einer Kunsthochschule entstanden sondern im Rahmen eines MA-Studiengangs Europäische Medienwissenschaft.
Antwort von kundesbanzler:
Was, wenn ich dir sagen würde, dass die allermeisten Projekte an Kunsthochschulen weder inspirierter noch auf höherem technischen Level stattfinden? Wobei ich anhand deiner Reaktion mal davon ausgehe, dass dir zum Kerngedanken dieser Installation - so strittig man ihn auch finden mag - ohnehin der Zugang fehlt.
Grundsätzlich hat jeder seine ganz eigene Meinung zum Sinn und Unsinn der Benutzung öffentlicher Gelder (von denen sicherlich auch so einige auf deinem Konto landen) - unterm Stricht kann man glaube ich sagen dass in diesem Fall die Ausgaben vergleichsweise gering und das Ergebnis vergleichweise fassbar war.
Antwort von Krull:
Kunst braucht also eine Autorität wie eine Kunsthochschule um Kunst genannt werden zu können. Ich wollte hier keine Ansichten und Meinungen über Verwertbarkeit oder Nutzen, sondern gerade jegliche Art von Hinweis und Spielerei.
Und scheinbar gibt es nicht besonders viel, aber wenigstens erste Versuche. Block Noise ist doch super, aber nicht ganz so wie ich es mir vorstelle. Ich denke ich muss direkt an den Apparat. Vielen Dank erst mal
Antwort von Frank Glencairn:
Wobei ich anhand deiner Reaktion mal davon ausgehe, dass dir zum Kerngedanken dieser Installation - so strittig man ihn auch finden mag - ohnehin der Zugang fehlt.
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Ja klar, das ist ja vorhersehbar wie das Amen in der Kirche, wenn man es wagt an so was Kritik zu üben "dir fehlt halt der Zugang" - nette Art zu sagen "du bist halt zu blöd für wahre Kunst".
Mir "fehlt da nicht der Zugang", sondern mir fehlt der Anspruch. Ich hab schon ne Menge faszinierender Installationen gesehen, aber das hier gehört halt nicht dazu.
Kunst braucht also eine Autorität wie eine Kunsthochschule um Kunst genannt werden zu können. l
Ja, das ist der allgemeine Standard, entspricht aber nicht meiner Ansicht.
Zunächst mal ist nicht alles was schräg ist, automatisch Kunst, meistens ist es einfach schräg.
Zweitens gab es bei dieser Installation seitens der Macher - soweit ich aus dem PDF entnehmen kann - keinerlei Kunstanspruch. Dieser ist aus dem Reflex entstanden das es offensichtlich schräg ist - ergo offensichtlich Kunst sein muß.
Was deine "Autorität" betrifft: Meiner persönlichen Meinung nach, steht Kunst für sich alleine und bedarf nicht des Künstlers. Im Gegenteil, der Vorgang des künstlerischen Schaffens gebiert den Künstler erst - und das immer wieder auf's neue, bei jedem neuen Werk. Es reicht nicht aus einmal etwas bedeutendes geschaffen zu haben, und danach ist alles was man macht große Kunst.
Beispiel: Ein Klempner malt ein Bild - wenn es gut ist, wird dadurch aus dem Klempner ein Künstler.
Leider ist es in unserer gegenwärtigen "Kunstlandschaft" so, das ein gutes Bild nicht ausreicht (wie man meinen sollte) sondern es bedarf außerdem eines ausgewiesenen Künstlers, damit das Bild als Kunst anerkannt wird.
Sprich, wen Klempner und Künstler das selbe Bild malen ist das eine bestenfalls Hobby das andere automatisch Kunst - was wiederum meinem persönlichen Kunstbegriff zu wieder läuft, bei dem allein das Werk zählt.
Antwort von kundesbanzler:
Nun ja, den Eindruck einer interaktiven Installation mittels eines Webvideos beurteilen zu wollen - das lasse ich mal unkommentiert. Ich denke mal, du hast es dir nicht vor Ort angeschaut.
Den Kunstbegriff in diesem Kontext auseinanderzunehmen halte ich für müßig. Auch hast du dich schließlich mehr über den Erläuterungstext geäußert, als über die Installation selbst. Die darin referierten Thesen und Gedanken sind vergleichsweise banal und alt. Einschreibung herrschaftlicher Zwecke und Interessen in Technologie im Moment ihrer Erschaffung, Förderung bzw. Verunmöglichung von Wahrnehmungsprozessen, damit verbundene gesellschaftliche Inklusion bzw. Exklusion und Schaffung sozialer Strukturen etc. Ich hätte verstanden wenn du "veraltet", "strittig", "thematisch unpassend" o.ä. geschrieben hättest. Aber wenn dir außer "Bullshitbingo" nichts dazu einfällt, dann heißt das letztlich dass dir da zum einen die entsprechende Vorbildung fehlt und zum anderen das Abstraktionsvermögen dich davon unabhängig darauf einlassen zu können, oder zu wollen.
Antwort von Frank Glencairn:
Oder daß ich keine Lust habe selbst Bullshitbingo zu spielen,
aber wenn du es sagst...
Antwort von kundesbanzler:
Wenn sich das Denkmodell auf Komplexitäten der Art "ich dreh hier am regler, dann wird es da blau" beschränkt, dann kann man wohl nichts machen.
Antwort von dirkus:
Das Problem mit der Störung oder Zerstörung digitaler Codecs ist, dass die beschädigte Datei dann meist überhauptnichtmehr abspielbar ist. Jedenfalls nicht mit üblichen Playern und Mitteln.
Typische digitale Bildstörungen sind Pixelbildung (Auflösung des Bildes in Pixeln) oder hängenbleiben/ausreissen eine Bildes oder Teilbereichen davon.
Ob man soetwas künstlerisch nutzen kann oder möchte...?...keine Ahnung.
Ein digitales Bild künstlich zu verschlechtern, verzerren oder auf analog, alt usw zu trimmen ist ja mit Plugins jederzeit möglich. Daneben gibt es noch die Möglichkeit aussergewöhnliche Bildveränderungen mit extremen Parametern zu erzielen (z.b. anheben von Kontrasten bis das Bild ausfleddert, mehrfaches überlagern von Effekten oder Plugins bis nur noch Pixelmatsch übrig bleibt...etc)
Ich würde erstmal versuchen damit Effekte zu erzielen.
Ansonsten kann man eventuell mal versuchen, mit bestimmten Playereinstellungen zu experimentieren und die erzwungenen Bildstörungen dann vom Monitor abfilmen.
Antwort von Frank Glencairn:
Wenn sich das Denkmodell auf Komplexitäten der Art "ich dreh hier am regler, dann wird es da blau" beschränkt, dann kann man wohl nichts machen.
Aber sicher - jeder der eine von deiner Meinung abweichende Meinung hat, kann nicht einfach nur eine abweichende Meinung haben, er muß zwingend beschränkt sein und zu blöd, deine Meinung als die erhabene ewige Wahrheit zu erkennen, weil der Beschränkte ja aufgrund seiner Beschränktheit die eigene Beschränktheit nicht als solche zu erkennen vermag.
Du bist der Größte.
Antwort von kundesbanzler:
Aber sicher - jeder der eine von deiner Meinung abweichende Meinung hat, kann nicht einfach nur eine abweichende Meinung haben, er muß zwingend beschränkt sein und zu blöd, deine Meinung als die erhabene ewige Wahrheit zu erkennen, weil der Beschränkte ja aufgrund seiner Beschränktheit die eigene Beschränktheit nicht als solche zu erkennen vermag.
Du hast allerdings keine abweichende Meinung geäußert, sondern nur "Bullshitbingo" was wohl dein elaborierter Ausdruck für "Häh?" ist. Und das noch verbunden mit der Forderung, dass für sowas doch bitte kein Geld ausgegeben werden soll.
Welche Ironie. Du wünschst dir eine Welt, in der alles was du nicht verstehst und begreifen kannst, abgeschafft wird (also alles außer ZDF TV-Events) und wirfst mir dann vor, ich würde abweichende Meinungen nicht akzeptieren.