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Infoseite // TV-Tip: Welt am Draht



Newsmeldung von slashCAM:


Welt am Draht Freitag 20:15 8.Juni 2012 / Arte

Anläßlich des 30. Todestages wird es demnächst viel Fassbinder zu sehen geben:
Es schönes Schmankerl in der Fassbinder-Reihe auf arte ist zB. dieser Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1973.

Ist die Realität nur eine Simulation? Die eigene Existenz nur ein Trugbild, vorgetäuscht von einem Supercomputer?

Die Story kommt einem ja irgendwie bekannt vor. Allerdings kamen die Wachowski-Brüder, Cronenberg und Proyas erst gut 26 Jahre später auf die Idee, diese Thematik in den Filmen “Matrix“, “eXistenZ“ und “Dark City“ umzusetzen. Alle stammen aus dem Jahr 1999 in dem auch “The 13th Floor“ von Joseph Rusnak entstand. Letzterer bezieht sich, wie Fassbinder, direkt auf den Roman “Simulacron-3“ von Daniel F. Galouye.

Cyber-SF mal ohne wildes Rumgeballer und spektakuläre Kulisse, dafür mit exzellenter Kamera von Michael Ballhaus und mehr Tiefgang.
/jpr

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Antwort von thos-berlin:

Ein wirklich toller Film !

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Antwort von Schleichmichel:

Ja, die Restauration ist wirklich gelungen. Es wurde überhaupt höchste Zeit, dass der Film mal wieder ausgebuddelt wird. Man hatte ja nur die Möglichkeit, eine teure Archivkopie anzufordern, oder mit der Version im Netz vorlieb zu nehmen. Beide waren gekürzt.

Und so etwas lief damals im ÖR zur Haupt-Sendezeit!!! Das muss man sich mal vor Augen halten und mit dem jetzigen Stand vergleichen! Überhaupt war zB das ZDF früher tatsächlich an vielen Produktionen beteiligt, die Heute eher dem Underground zugeordnet würden...und die Redakteure sahen es als ihre Aufgabe, extrem polarisierende Beiträge zu machen.

Weiter ist das auch ein schönes Beispiel von Fassbinders Oevre. Die meisten haben (anders als zB in Frankreich oder USA) hierzulande gar keinen Draht zu Fassbinder, weil sie entweder nur "Lili Marleen", "Veronika Voss" und eben die Melodramen kennen. Eben die, die einigermaßen regelmäßig im TV laufen. Ohne die jetzt abzuwerten...die waren auch gut. Aber ich für meinen Teil find Filme, wie "Satansbraten", "Warnung vor einer heiligen Nutte" oder "Die 3. Generation" irgendwie schöner.

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Antwort von Jörg:

besseres ist im deutschen Umfeld schwer zu finden.

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Antwort von ennui:

Wahre Worte, Schleichmichel. Ein Trauerspiel.

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Antwort von handiro:

Wenn ich mir den Generation-farcebook Nachwuchs in den Redaktionen ansehe, wird mir übel!
RWF durfte noch sowas machen weil die Redakteure vor 40 Jahren noch anders tickten. Heute hechelt das ZDF schon fast Plagiats ähnlich RTL hinterher. Die kaufen sich dafür den Wallraff, verklöppelte Welt.

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Antwort von ruessel:

Hat jemand mal die Zigaretten im Film gezählt? ;-)

Hölzern kann man eigentlich nicht spielen, oder? Das waren noch Zeiten...

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Antwort von Schleichmichel:

Hölzern kann man eigentlich nicht spielen, oder? Dir ist schon klar, dass...

achtung spoiler

...das gerade der Gag an dem Film ist? Stiller lebt selbst in einer Simulation und deshalb wirkt das alles so künstlich und gestellt (in deren Simulation - wo Gottfried John den Einstein spielt - geht es ja noch maskenhafter zu).

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Antwort von ruessel:

Bringt es eigentlich auf den Punkt:
Die Personen bei Fassbinder gewinnen im Laufe eines Filmes nicht an Kontur, sie und ihr Schicksal bleiben mir wurscht bis zum Ende. Das liegt daran, daß Fassbinders Schauspieler nicht "spielen". Sie plappern gelassen den Text, bewegen sich nur angedeutet. Erste Probe, grobe Skizze. Das Geschehen labbert vor sich hin, ohne rechtes Leben. Irgendwelche Anteilnahme am Geschehen will sich nicht einstellen. Rainer Werner Fassbinder ist für mich der meistüberschätzte Blender der 70er. http://www.theodor-rieh.de/heinrich/Fassbinder.html

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Antwort von ennui:

Ja eben, kein Overacting, keine gefühlstriefenden Soap-Heucheleien, keine Klischees, stattdessen Verfremdung durch Improvisation und sehr zurückgenommenes Spielen. Wer dann beim Händler der vier Jahreszeiten oder bei Warum läuft Herr R. Amok findet, dass sich da bei ihm keine Anteilnahme einstellt, der hat ja im TV genügend Alternativen, wo dann wieder overacted, geheuchelt und triefender Schleim verbreitet wird, bis die Tränen fließen und der Arzt kommt, unterlegt mit schmierigen Orchestersamples und Klangbibliotheken.

Ich finde den Vorwurf wirklich völlig unangemessen, denn gerade diese Art des Spielens ist (neben Ballhaus Kamera) etwas, an dem sich all die Jüngeren eher mal wieder ein Beispiel nehmen sollten. Es ist nämlich, bischen wie auch bei Loriot, sehr fein dem hiesigen Alltag abgeguckt, und in seiner Ambivalenz weitaus interessanter als der meiste Kitsch, der hierzulande sonst so aktuell als "künstlerisch wertvoll" angesehen wird. Die Berliner-Schule-Leute haben sich bei ihm (neben Rohmer) auch einiges abgeguckt, die wissen schon, warum.

Ich finde längst nicht alle Sachen von ihm gut, die überdrehten Komödien/Tragödien, die Gangstersachen oder Sachen wie Die dritte Generation sagen mir auch nicht so viel. Aber die Filme, die ich mag (zb. auch Warnung vor einer heiligen Nutte, Martha oder Chinesisches Roulette) sind wirklich meisterhaft gemacht.

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Antwort von Schleichmichel:

@ Rüssel: Das ist eine Meinung...aber wenn man mal Fassbinder-Filme mit heutigen Arthaus-Strömungen in der deutschen Filmlandschaft (zB die "Berliner Schule") vergleicht, dann muss man doch zugeben, dass so ein Fassbinder mit seinen plakativen Figuren doch näher am Menschen war, als jetzt ein Hochhäusler oder Petzold mit ihren Spagatversuchen zwischen Realismus, Tristesse und dann irgendwie doch metaphysischen Einschlägen und subjektivierten Betrachtungen vermögen. Zumindest braucht man im Schnitt 3 Anläufe, um so einen Film mal komplett wach zu sehen oder gerade in der Stimmung dafür zu sein.

...okay, auch Fassbinder hatte solche Filme im Repertoire. Aber wie gesagt...unbedingt mal die etwas cooleren Filme von ihm schauen. Und WELT AM DRAHT gehört eindeutig dazu :)

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Antwort von ennui:

@Schleichmichel

Naja, solange die Alternativen Bully, Boll oder Donnersmarck heißen, nehme ich auch die Berliner Schule. Aber stimmt schon, auch da fehlt irgendwie immer was an Leidenschaft, Risikobereitschaft und Radikalität, was sie sich früher eher noch geleistet haben. Man muss aber auch sehen, dass Fassbinder und seine paar Kollegen zu der Zeit eine überschaubare Truppe waren, die alle (satten) Fördergelder abgriffen, während der Rest Edgar Wallace-Filme oder Alpensoftpornos produzierte. Heute ist weniger Geld da und viel mehr Leute wollen auch sowas machen und Karrieren haben, das macht es dann alles eher stromlinienförmig, selbst das "Arthouse" (ich mag den Begriff nicht, weil das so eine Kraut-und-Rüben-Kategorie ist). Alles auf Fördergremien und sozialkritische Relevanz und Themen getrimmt, selten mal jemand, der einfach so sein Ding durchzieht wie Werner Herzog es noch macht. Ist aber in anderen Ländern auch ähnlich, Frankreich zb. ist ja auch ganz traurig geworden, was die da so produzieren. Und die ganzen Amateure/Semipros und Undergroundfilmer schielen dann auch immer nach Hollywood, statt aus ihren begrenzten Mitteln was zu erschaffen, was näher an ihrer Realität ist (was das auch immer wäre).

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Antwort von ruessel:

@ Rüssel: Das ist eine Meinung... Ja, das stimmt. Wollte auch keinen Streit vom Zaun brechen. Ich persönlich kann mit seinen frühen Werken gar nix anfangen. Welt am Draht habe ich damals großartig gefunden (war 1973 noch Schüler), es war aber damals schon die Idee dahinter, nicht der in die Länge gezogene Film.

Ballhaus hat eine sagenhafte Arbeit abgeliefert, besonders bewundernswert die Kamera in den ganzen spiegelnden Szenen zu "verstecken". Bis auf das Fensterglas und im Autolack konnte ich gestern nebenbei keine Teamreste (Mikrofon, Kamera etc.) sehen. Auch waren die Kamerabewegungen für die damalige Zeit schon etwas besonderes.

Was mich noch gewundert hat, der Film wurde doch neu digital überarbeitet bei ARRI, warum hat man nicht die ganzen Filmfuseln am Bildrand gleich mit entfernt?

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Antwort von Schleichmichel:

Dazu kannst Du Michael Ballhauses Statement zu Filmrestaurationen auf der Doppel-DVD von Arthaus hören. Er sagt, man muss nicht jeden Fussel wegmachen. Es ist halt ein alter Film und solange der Fussel nicht größer ist als die Köpfe, würde das keinen normalen Zuschauer jucken. Einige haben sie dann doch entfernt, weil sie zu dominant waren.

@ennui... ja, da ist mir die Berliner Schule auch lieber. Trotzdem...ich will was anderes!

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Antwort von domain:

Etwas hölzern und fast noch amateurhaft (speziell im Ton) kam mir dieser Film von R.W. Fassbinder aus heutiger Sicht auch vor, wobei man nicht vergessen sollte, dass er als leidenschaftlicher Amateurfilmer begonnen hatte.
Deshalb bin mir nicht sicher, ob ein wirklich durchgehend künstlerisches Regiekonzept oder nur eine noch gewisse Unfähigkeit dahintersteckt.
Eindeutig ist jedenfalls die Leistung von Ballhaus. Der hatte damals schon begriffen, welch dominate Bedeutung abenteuerliche Kamerafahrten und Groß- bis Größtaufnahmen haben, mal ganz abgesehen von toller Beleuchtung und souveräner Kadrage.
Irgendwie erinnerte mich der Stil des Filmes an den Komponisten Thomas Bernhard. Sich ständig wiederholende Stilmittel in Bild und Ton, die emotionale Seite überlegt einsetzend, aber in ein Stil-Korsett gepresst, immer ein wenig mehr an Aussage und Variation hinzufügend, genauso wie Bach oder Mozart.
Bernhard sagte mal selbst von sich, dass seine Sprache eigentlich Musik sei und so kann ein Film im Grunde auch Musik sein.

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Antwort von Schleichmichel:

Etwas hölzern und fast noch amateurhaft (speziell im Ton) kam mir dieser Film von R.W. Fassbinder aus heutiger Sicht auch vor (...)
Deshalb bin mir nicht sicher, ob ein wirklich durchgehend künstlerisches Regiekonzept oder nur eine noch gewisse Unfähigkeit dahintersteckt. Dann guck Dir zum Vergleich vorhergehende und nachfolgende Filme von ihm an, wie anders die Schauspieler dort agieren und reagieren (zB eben "Warnung vor einer heiligen Nutte"...da ist nichts hölzern - also am können solls schon mal nicht gescheitert sein).

Im ernst...allein die Szene, in der Siskins Stiller ein Getränk auf seiner "Party" ordert, wie plump der Kellner dort Bestellung entgegennimmt und das Getränk anbietet geht gar nicht mehr reduzierter und planarer darzustellen...und in der Simulation greift Stiller schon ohne sich umzuschauen nach seinem servierten Drink. Es ist mehr als offensichtlich, dass das konstruiert wirken soll. Reales und irreales Schauspiel hat Fassbinder ganz sicher als Analogie zur simulierten Wirklichkeit gesehen.

Aber auch die Schauspieler haben mittlerweile mehrfach in Interviews über die Stilisierungen und auch die Inszenierung Auskunft erteilt, eben dass es so gedacht war.

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Antwort von Tiefflieger:

Ehrlich ich kann mit dem Film nichts anfangen.
Nach 30 Minuten habe ich beide Aufnahmen gelöscht.
Von den Film-Aufnahmen her, macht es Spass "Fehler" zu suchen (Langeweile).
Da wären "Beine" der Filmcrew in Spiegelungen, Schattenwurf der Kamera....

Nichts für mich.

Gruss Tiefflieger

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Antwort von Holger1969:

thos-berlin hat geschrieben:
Ein wirklich toller Film !
Stimmt, Welt am Draht ist ein sehr guter Film. Es geht um Philosophie und Psychologie. Hinzu kommt Platons Höhlengleichnis aus der Antike, auch die lebensecht wirkenden Figuren des Dädalos aus der griechischen Mythologie. Nehmen wir wirklich die Realität wahr? Insgesamt ist der Faktor Mindfuck beim Film Welt am Draht sehr hoch:

https://info-allerlei.de/welt-am-draht.html

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